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Das meint die buecher.de-Redaktion: Wie schon in ihrem preisgekrönten Roman Wölfe , bleibt Hilary Mantel in Brüder ihrem sachlichen Stil treu. Hier rauschen nicht Gewänder, hier blitzen scharfsinnige Gedanken. Hilary Mantel gelingt es, die großen Köpfe der französischen Revolution - Robespierre, Danton und Desmoulins - als Menschen von Fleisch und Blut zu zeichnen. Detailgenau recherchiert, aber niemals faktenhuberisch formuliert - ein ausgezeichneter historischer Roman.
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Produktbeschreibung
Das meint die buecher.de-Redaktion: Wie schon in ihrem preisgekrönten Roman Wölfe, bleibt Hilary Mantel in Brüder ihrem sachlichen Stil treu. Hier rauschen nicht Gewänder, hier blitzen scharfsinnige Gedanken. Hilary Mantel gelingt es, die großen Köpfe der französischen Revolution - Robespierre, Danton und Desmoulins - als Menschen von Fleisch und Blut zu zeichnen. Detailgenau recherchiert, aber niemals faktenhuberisch formuliert - ein ausgezeichneter historischer Roman.
>Brüder< folgt drei sehr unterschiedlichen jungen Männern in die Wirren der Französischen Revolution. Da ist Georges Danton: ehrgeizig, energisch, hoch verschuldet. Maximilien Robespierre: klein, gewissenhaft und furchtsam. Und schließlich Camille Desmoulins: ein Rhetorikgenie, charmant und gutaussehend, aber auch wankelmütig und unzuverlässig. Während diese drei Helden in den berauschenden Sog der Macht geraten, macht jeder für sich die Erfahrung, dass Ideale auch eine dunkle Seite haben. Gemeinsam entfesseln sie einen Schrecken, dem sich niemand entziehen kann. >Brüder< ist zu gleichen Teilen packende Erzählung und faszinierend akkurates Panorama eines der erschütterndsten Ereignisse der Weltgeschichte. Mit spitzer Feder zeichnet Hilary Mantel ihre Charaktere, legt ihnen jene scharfzüngigen Dialoge in den Mund, für die sie die Leser von >Wölfe< zu Recht lieben, und lässt Geschichte so auf unnachahmliche Weise lebendig werden.
Autorenporträt
HILARY MANTEL, geboren 1952 in Glossop, gestorben 2022 in Exeter, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für ihre Romane ¿Wölfe¿ (2010) und ¿Falken¿ (2013) wurde sie jeweils mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Bei DuMont erschien außerdem u. a. die Autobiografie ¿Von Geist und Geistern¿ (2015) und zuletzt der dritte Band der Tudor-Trilogie ¿Spiegel und Licht¿ (2020). SABINE ROTH ist seit 1991 als Übersetzerin tätig. Zu den von ihr übersetzten Autor*innen gehören Jane Austen, Henry James, Agatha Christie, John Le Carré, V. S. Naipaul, Elisabeth Strout, Lily King und Barbara Pym. Kathrin Razum übersetzte u. a. T. C. Boyle, John le Carré, Agatha Christie, Vikram Chandra, V. S. Naipaul, Edna O'Brien und Susan Sontag. Sie lebt in Heidelberg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Tobias Döring ist froh, dass die Hilary Mantel sich als Autorin historischer Romane so gut entwickelt hat. Mit Spannung erwartet er schon den nächsten Teil der Tudor-Saga, für den Mantel gerade mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet wurde. Welchen Weg genau Mantel als Schriftstellerin inzwischen zurückgelegt hat, kann Döring nun anhand eines ihrer frühen Romane, der vor zwanzig Jahren erschienenen Lebensgeschichte der Revolutions-Brüder Robespierre, Danton und Desmoulins studieren. Das Setting im Paris der revolutionären Jahre füllt die Autorin laut Döring durchaus bereits mit frei fabulierten Erfindungen, mitunter jedoch erinnern ihn die Umtriebigkeiten der jungen Revolutionäre an Vorabendserienhelden. Nicht weniger ermüden den Rezensenten die von Mantel überakribisch zusammengetragenen Daten und Fakten. Das Wimmelbild der Revolution bleibt wider Erwarten blass, schreibt er enttäuscht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2012

Entscheidend ist immer, was davor geschah

Gute historische Romane geben jedem einzelnen Moment seine Kontingenz zurück: Darin ist Hilary Mantel eigentlich eine Meisterin, nur in ihrem Roman "Brüder" gelingt es nicht.

Es soll ja Leute geben, die bei jedem neuen Roman, den sie in die Hand bekommen, erst mal die letzten Seiten lesen, um zu sehen, wie er endet. Das schont Nerven, Lebenszeit und Fingernägel und mag insbesondere bei Krimis wirklich hilfreich sein. Bei historischen Romanen aber bringt solche vorausgreifende Lektüre nichts. Denn das Schöne an Historienschinken ist ja, dass man fast immer weiß, wie sie ausgehen. Besonders wenn sie von welterschütternden Ereignissen erzählen, von Kriegen, Krisen, Umstürzen und deren Akteuren, wird uns der Ausgang ihrer Handlung kaum je überraschen. Dass beispielsweise die Französische Revolution im Blutrausch endet, ist bekannt. Und so kann ein Roman über diese Schwellenzeit der Weltgeschichte - und sei er über tausend Seiten lang - im Grunde nur das Altbekannte noch einmal in neuen Farben ausmalen. Warum aber wollen wir das noch lesen?

Das Spannungsmoment liegt hier - gerade umgekehrt zum Krimi - auf dem Anfang. Wer oder was hat das bekannte Ende eigentlich herbeigeführt? Wie konnte es in Frankreich überhaupt zu einer solchen Schreckensherrschaft kommen? Wie war es möglich, dass die hehren Ideale, die Aufklärungsideen wie die Menschenrechte, die Freiheitssehnsucht und Befreiungskämpfe alle geradewegs zum Fallbeil führten? Hinterher, so heißt es, ist man immer klüger. Doch die Klugheit wirklich kluger historischer Romane liegt just darin, dass sie niemals besserwisserisch den Finger heben und die Überlegenheit des Rückblicks gegen die Verworrenheit des Augenblicks ausspielen, sondern jedem einzelnen Ereignis die Offenheit des ungewissen Fortgangs wiedergeben. Gerade weil wir wissen, wie es endet, lesen wir umso gespannter, womit alles überhaupt begann, wie eins zum andern kam und auch ganz anders hätte kommen können. Jedem einzelnen Moment, bevor er zur Geschichte wird, seine Kontingenz zurückzugeben: das ist das wahrhaft spannende Projekt historischer Romane. In dieser Kunst ist die englische Autorin Hilary Mantel die Meisterin.

Das wissen wir aus ihren beiden jüngsten und wirklich großen Romanen über die frühe Tudor-Zeit, angesiedelt am Hof Heinrichs VIII. mit seinen Ränkespielen, Machtdemonstrationen und tödlichen Intrigen, dem ausschweifenden Lebensstil des selbstbewussten Herrschers, der erst sein Reich zu Pracht und Größe führt und dann, weil er Anne Boleyn begehrt, großmächtig sogar mit dem Papst bricht. Dass er sich sämtlicher seiner Ehefrauen skrupellos entledigen wird, weiß man. Doch niemals hat uns diese altbekannte Sache derart hingerissen wie in Mantels Roman "Wölfe", 2009 herausgekommen und gleich mit dem Booker-Preis ausgezeichnet, wo wir die englische Reformationsgeschichte aus Sicht einer ihrer Schlüsselakteure, Heinrichs Sekretär, Minister und langjährigem Intimus Thomas Cromwell, buchstäblich wie neu erleben. Im Mai erschien Mantels Fortsetzung der Geschichte, die den Fall von Anne Boleyn erzählt und nächstes Frühjahr bei uns unter dem Titel "Falken" herauskommt. Soeben hat die Autorin dafür wiederum den Booker-Preis erhalten, die erste Frau, der diese Doppelehrung überhaupt zuteil wird. Ein dritter Band der Serie, der von Cromwells Tod erzählt - denn auch er wird schließlich auf dem Schafott enden -, ist in Arbeit und wird von der Lesegemeinde längst erwartet. Währenddessen wenden wir uns einem ihrer früheren Romane zu.

"Brüder", so der deutsche Titel, erschien im Original vor zwanzig Jahren, geht in seiner Entstehungsphase aber noch viel weiter auf die Anfänge von Mantels Arbeit als Autorin in den siebziger Jahren zurück. Er spielt im Paris der Revolutionsjahre und will uns vor allem die bekannten Revolutionäre - die titelgebenden "Brüder" sind Robespierre, Danton und Camille Desmoulins, deren Lebensgeschichte ausgebreitet wird - als treibende Kräfte zeigen und ihre schier unerhörte Selbsterfindungsmacht vor Augen führen. Darin liegt ja auch der Vorteil von historischen Romanen gegenüber Chroniken und Dokumentationen: dass sie der Erfindungsgabe rechtmäßigen Raum geben.

Robespierre beispielsweise starb mit 36 Jahren unter der Guillotine. Mit 31 Jahren wurde er in die Versammlung der Generalstände gewählt. Über die drei Jahrzehnte zuvor ist aus seinem Leben nur wenig bekannt, und womöglich blieb er auch, als er längst die Galionsfigur des Tugendterrors war, ein Unbekannter. Das drängt förmlich zur Fiktionalisierung: "Er sah sich in Robespierres Zimmer um. Es war schlicht und recht klein, mit dem harten Bett eines Menschen, dem an Schlaf nicht viel liegt, und einem einfachen akkurat aufgeräumten Weißholztisch, der Robespierre als Schreibtisch diente. Ein einziges Buch lag darauf - das kleine Exemplar von Rousseaus ,Gesellschaftsvertrag', das Robespierre immer in der Innentasche seines Rockes stecken hatte. Heute hatte er es vergessen. Er war aus dem Takt geraten."

Die Szene ist charakteristisch. Sie spielt 1792; der Besucher hier ist Desmoulins und wird von der Erzählerin als zeitgenössischer Beobachter genutzt, um stellvertretend für die Nachwelt und anhand von dürftigen Indizien, die verbürgt sind, die Wesensart des großen Weltbewegers zu rekonstruieren. In einem Aufsatz für die "London Review of Books" hat Hilary Mantel von ihrem eigenen Besuch in diesem Zimmer einst berichtet und eine Selbsterkenntnis formuliert, die sie dort gewann: "Um über Robespierre zu schreiben, muss man den Mut finden, sich Fehler zu gestatten. Was immer man über ihn sagt, sagt man über sich selbst."

Bei ihrem frühen Roman aber liegt das Problem darin, dass sie sich viel zu wenig Fehler zu gestatten traut. Mit ungeheurer Akribie und Mühe trägt sie hier zusammen, was immer die Geschichtsbücher hergeben, sie zitiert Dokumente, referiert die Zeitlage, informiert über die Preisinflation zwischen 1785 und 1789, nennt Zahlen, Daten, Fakten, dokumentiert Flugschriften und Briefe, protokolliert Reden und Debatten - natürlich fabuliert sie auch nach Herzenslust dazu und erfindet gottlob jede Menge Dinge. Sie spannt große Bögen, verwickelt die Revolutionäre in komplizierte Beziehungsgeschichten und verquickt das große politische Geschehen immer wieder kalkuliert mit kleinen oder kleinlichen Familien- und Privatgeschäften, denen sie so eifersüchtig wie Vorabendserienfiguren nachgehen. Das ist zuweilen amüsant, zumeist aber ermüdend.

Insgesamt wirkt dieser sehr lange Roman wie gelähmt von seinem hehren Vorsatz, historische Ereignisse in lebenspraller Fülle zu vergegenwärtigen. Doch das Wimmelbild, das so entsteht, bleibt blass. Als Trost bleibt: Alle, die wir Mantels Tudor-Werke lieben und die ungeheure Eleganz bewundern, mit der sie uns dort gleichermaßen raffiniert wie sanft ins düstere Labyrinth der Geschichte lockt, können an ihrem Revolutionsmonstrum studieren, wie sie als historische Romanautorin anfing. Solange wir nur bald die Fortsetzung bekommen, geht das in Ordnung. Wir wissen ohnehin, wie stark es endet.

TOBIAS DÖRING

Hilary Mantel: "Brüder". Roman.

Aus dem Englischen von Katharina Razum und Sabine Roth. DuMont Buchverlag, Köln 2012. 1104 S., geb., 22,99 [Euro].

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"Meisterin des anspruchsvollen Romans." WDR 5 "Maximilien Robespierre, Georges-Jacques Danton, Camille Desmoulins - Hilary Mantel ist ihre Schwester im Geiste." Thomas David, WDR 3 "Der turbulente Paris-Roman steigert sich nach ruhigem Auftakt beinahe zum Thiller (...). Mantel bleibt eng am historischen Ablauf, schöpft starkes Fantasiepotential aber aus dem Privaten, aus Liebe, Familienleben, sexueller Gier, Freundschaft, dem Hang zu Geld. (...) Sie verbindet Erzählung und Analyse, nie wird ihr der historische Roman zum Kostümstück." KSTA "Faszinierend!" BRIGITTE DONNA "Mantel konfrontiert ihre drei Helden mit der dunklen Seite ihrer Ideale (und) (...) zeichnet ein detailreiches Panorama dieses bedeutsamen Ereignisses." BUCHREPORT "Es ist schier phänomenal, wie diese Autorin es bewerkstelligt, penibel recherchierte historische Fakten mit 'wohlbegründeten Vermutungen' zu verbinden und daraus eine Prosa zu schaffen, deren literarische Brillanz ihresgleichen sucht." SCHNÜSS BONNER STADTMAGAZIN