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Die Verknüpfung von Sex und Macht war in der Bonner Republik Alltag. Der Regierungssprecher, der auf Dienstreise Frauen seine Zimmernummer aufdrängte. Der hochrangige Sozialdemo krat, für den jedes weibliche Wesen ein »Schätzchen« war und der annahm, seine Macht genüge für eine gemeinsame Nacht. Oder der CDU-Mann, der bei Kolleginnen in eine Art Kindersprache verfi el: Ihre Ge schichten zeigen, was es bedeutet, wenn Männer das Land allein regieren. Es ist der bislang verborgene Hintergrund heutiger Debatten - etwa über die Frauenquote -, den Ursula Kosser hier liefert. Denn viele der…mehr

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Produktbeschreibung
Die Verknüpfung von Sex und Macht war in der Bonner Republik Alltag. Der Regierungssprecher, der auf Dienstreise Frauen seine Zimmernummer aufdrängte. Der hochrangige Sozialdemo krat, für den jedes weibliche Wesen ein »Schätzchen« war und der annahm, seine Macht genüge für eine gemeinsame Nacht. Oder der CDU-Mann, der bei Kolleginnen in eine Art Kindersprache verfi el: Ihre Ge schichten zeigen, was es bedeutet, wenn Männer das Land allein regieren. Es ist der bislang verborgene Hintergrund heutiger Debatten - etwa über die Frauenquote -, den Ursula Kosser hier liefert. Denn viele der geschilderten Männer und Frauen wirken heute aktiv und in hohen Positionen an der Politik dieses Landes mit. Als junge Spiegel-Journalistin ging Ursula Kosser Anfang der achtziger Jahre nach Bonn. Sie erlebte zwanzig Jahre lang mit, was Politiker und Journalisten taten, um »den jungen Hühnern das Gefi eder zu stutzen«. Doch nicht nur sie erzählt pointiert und ironisch von jenen Jahren. Prominente Zeitzeugen haben für diesen Band in ihren Tagebüchern geblättert oder sich selbstkritisch hinterfragt. Sie berichten allesamt, wie Frauen nicht nur diskriminiert, sondern auch massiv belästigt wurden. Mit Originalbeiträgen von: Rita Süssmuth Claudia Roth Rupert Scholz Franz Müntefering Norbert Blüm Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Autorenporträt
Ursula Kosser, 1958 in Bonn geboren, studierte Geschichte und evangelische Theologie. Sie arbeitete über zwanzig Jahre als Journalistin in Bonn. Neun Jahre lang war sie im Bonner Büro des Spiegel als politische Redakteurin tätig. Seit zehn Jahren ist sie Chefin vom Dienst bei RTL und n-tv in München, wo sie mit ihrem Mann und ihrer 18-jährigen Tochter lebt. 2011 erschien ihr Buch 'Stell auf den Tisch die letzten Rosen', 2012 'Hammelsprünge. Sex und Macht in der deutschen Politik' (DuMont).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hanebüchene Skandalgeschichten liest Dorion Weickmann in diesem Buch der ehemaligen Bonner Spiegel-Korrespondentin Ursula Kosser. Wie sie sich als Frau ihren Platz inmitten der Krawattenelite von Redakteuren und Politprominenz erkämpfte und hielt, welche Anmaßungen sie aushalten und welche Widerstände sie und ihresgleichen aufbieten mussten, kann Weickmann hier nachlesen. Und kommt aus dem betroffenen Staunen nicht raus über die Gockeleien der Bonner Würdenträger, aber auch darüber, wie etwa Petra Kelly den tragischen Kontrapunkt dieser Farce bildete und dafür mit Leben zahlte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2012

Große Männer an Salat
Die Journalistin Ursula Kosser nimmt
den Supermachismo der Bonner Republik aufs Korn
Es war einmal eine ehrgeizige junge Frau, die sich dem Journalismus verschrieben hatte. Also zog sie gen Bonn, um die eine oder andere Hauptstadt-Redaktion zu entern. „Ich hatte“, schreibt sie, „die naive Vorstellung, dass ich die Fremdartigkeit, in diesem Beruf eine Frau zu sein, mit einer guten Ausbildung, mit Können und Fleiß wettmachen könnte.“ Gravierende Fehleinschätzung, denn wo immer Ursula Kosser aufkreuzte, hielten Männer das Zepter fest in der Hand und dachten nicht daran, eine Machtpause einzulegen.
In den 1980er Jahren besetzten Krawattenträger neunzig Prozent aller Bonner Korrespondentenstellen, neunzig Prozent aller Plätze in der Bundespressekonferenz und fühlten sich in ihrer geschlechtsexklusiven „Stammesgesellschaft“ pudelwohl. Ihr liebstes Ritual bestand darin, sämtliche „Büro-Küken“ nach Attraktivität und „Bettgängigkeit“ zu listen und daraus die Top Ten zu ermitteln – unter der Headline: „Diese Mädels vernaschen wir vor Redaktionsschluss.“
Angesichts solcher Gockeleien mögen etliche Presse-Novizinnen das Weite gesucht haben. Nicht so Ursula Kosser. Zwanzig Jahre blieb sie in Bonn, die Hälfte davon beim Spiegel , und tat sich mit einer Handvoll ebenfalls durchhaltewilliger Schreibschwestern zusammen. Unter dem Titel „Hammelsprünge“ erzählt Kosser nun die hanebüchen komische Geschichte dieses Widerstands und lässt dafür Augenzeugen von Rita Süssmuth bis Franz Müntefering aufmarschieren. Außerdem hat sie nicht weniger als eine Skandal-Geschichte des legendären „Bundesdorfs“ verfasst.
Zur Sicherung ihrer Informationspfründe hatten die Herren stillschweigend vereinbart, in Kungelrunden unter sich zu bleiben. Weshalb Kossers Kollegin Charlotte Wiedemann im Hinblick auf einschlägige, lukullisch aufgemotzte Veranstaltungen das Bonmot prägte: „Ah, große Männer an Salat!“ Mit Handkuss schöpften Vorgesetzte trotzdem jede delikate Neuigkeit ab, die weibliche Angestellte von traulichen Tête-à-têtes mit Bonner Würden- und Geheimnisträgern anschleppten.
Politkavaliere gab es zuhauf. Als Schwerenöter war Willy Brandt nur der Primus inter pares bei der SPD; auch Parlamentarier der C-Parteien vergaßen gern das sechste Gebot, wenn ein verführerisches Dekolleté vorbeirauschte. In weiser Abwägung der Lage tat der schleswig-holsteinische FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki seinerzeit kund, er meide Bonn, weil er weder seine Frau betrügen noch Alkoholiker werden wolle.
Techtelmechtel, die der Nachrichtenakquise dienten, wurden für die flirtfreudigen Journalistinnen indes zu Pyrrhus-Siegen. Selten schaffte es eine Liaison in Schröder-Köpf-Manier vor den Traualtar. Normalerweise galt: Servierte der Liebhaber die Pressevertreterin ab, tat deren Redaktionsleiter das Gleiche. In der Öffentlichkeit landeten solche Affären nur ausnahmsweise. Die meisten Ex-Bonner, die Kosser zitiert, loben deshalb rückblickend das diskrete „Treibhausklima“ der rheinischen Tiefebene. Dass in der Berliner Bunte - Bild - Gala -Kloake auch hohe Herren heute vermehrt die Hosen herunterlassen müssen, missfällt den Volksvertretern sehr.
Phänomenologisch betrachtet, zerfiel das Lager der Schreiberinnen seit etwa 1980 in drei Teile. Am einen Ende rangierten jene Damen, die ihre Reize in Form satter Recherchehonorare zu versilbern wussten, am anderen die Emanzen, und mittendrin saßen gepiesackte Allerweltsfrauen. Die eine bekam aus der Poststelle des Bundeshauses einen Vibrator geschickt, die nächste konnte gerade noch dem Porsche ihres aufdringlichen Redaktionsbosses entfliehen, und bei der Dritten machte sich ein Ministerpräsident anheischig, ihrem kinderlosen Dasein abzuhelfen. Warum muckten sie nicht auf? „Es war“, schreibt Ursula Kosser, „die Scheu, vor sich selbst und anderen Schwächen einzugestehen.“
An dieser Stelle kommt Petra Kelly ins Spiel. Sie bildet das Gegenstück zu den mehr oder minder erfolgreichen Powerfrauen in Publizistik und Politik, die bisweilen auch über den eigenen Liebeshunger stolperten. Die dünnhäutige Petra Kelly scheiterte am eigenen maximalmoralischen Anspruch wie an der Liebe und zahlte mit dem Leben dafür. Ihr Tod ist die Anti-Tragödie aller Bonner Bett-Farcen und macht auch zwanzig Jahre später noch betroffen.
Kellys Abgang setzt den Kontrapunkt in Kossers im Übrigen pointenseliger Philippika wider die Herrenreiter im Redakteursrang. Für ihre Tochter ist die Frauenbewegung ohnehin Schnee von gestern: „Mama, Feminismus lerne ich wie Willy Brandt und Konrad Adenauer. Kenne ich beide nicht. Alles Geschichte.“ Alles Geschichte? Schön wär’s.
DORION WEICKMANN
URSULA KOSSER: Hammelsprünge. Sex und Macht in der deutschen Politik. DuMont, Köln 2012. 256 S., 18,99 Euro.
Die Journalistin Dorion Weickmann lebt in Berlin.
Eine Frau bekam aus der
Poststelle des Bundeshauses
einen Vibrator zugeschickt.
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"Ein eleganter Weg, pikante Geschichten zu erzählen."
BERLINER, FR, KSTA und KÖLNISCHE RUNDSCHAU-Beilage

"Hanebüchen komische Geschichten des Widerstands (und) pointenselige Philippika wider die Herrenreiter im Redakteursrang."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

"Unverbissen und von großer Intelligenz."
Dorion Weickmann, SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

"Mehr als eine hübsch zu lesende Erinnerung an eine vergangene Epoche (...) Ein Plädoyer dafür, dass mehr Frauen nach der Macht greifen, in jeder Art von politischer Öffentlichkeit."
DEUTSCHLANDRADIO KULTUR

"Amüsant, noch gar nicht lange her, aufschlussreich. Es kommen auch bekannte Namen zu Wort wie Rita Süssmuth, Franz Müntefering, Ursula Engelen-Kefer usw. Unbedingt lesen!"
WIR FRAUEN

"Eine unterhaltsame aber auch aufschlussreiche Lektüre. Besonders jüngere Leserinnen können vergleichen und selbst entscheiden, ob sich die Verhältnisse bis heute tatsächlich grundlegend verbessert haben."
MATHILDE

"Entstanden ist ein keineswegs einseitiges, sondern ebenso interessantes wie außergewöhnliches Porträt der 70er und 80er Jahre.
DONAUKURIER

"Ursula Kossers Buch liest sich wie ein süffiger Enthüllungsroman und ist doch eine ziemlich ernüchternde Untersuchung über die Bonner Herrenrepublik, in der junge Journalistinnen mehr oder weniger Freiwild waren."
BONNER GENERAL-ANZEIGER