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Mark wird nicht mit der Uni fertig, weil er sich laufend in den unendlichen Weiten der Internetpornografie verliert. Keith ist Sohn russischer Einwanderer und hat trotz Harvard-Studium keinen Schimmer, wo sein Platz im Leben ist. Sam träumt vom "Großen Zionistischen Roman", der ihm zum Durchbruch verhelfen soll. Leider hat der charmante Dampfplauderer keine Ahnung von jüdischer Kultur. Als er schließlich doch nach Israel reist, flieht er nur vor einer Frau.
Alle drei sind sie gefangen in der Zwischenhölle der späten Zwanziger und frühen Dreißiger. Keine Jungs mehr und noch keine Männer,
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Produktbeschreibung
Mark wird nicht mit der Uni fertig, weil er sich laufend in den unendlichen Weiten der Internetpornografie verliert. Keith ist Sohn russischer Einwanderer und hat trotz Harvard-Studium keinen Schimmer, wo sein Platz im Leben ist. Sam träumt vom "Großen Zionistischen Roman", der ihm zum Durchbruch verhelfen soll. Leider hat der charmante Dampfplauderer keine Ahnung von jüdischer Kultur. Als er schließlich doch nach Israel reist, flieht er nur vor einer Frau.

Alle drei sind sie gefangen in der Zwischenhölle der späten Zwanziger und frühen Dreißiger. Keine Jungs mehr und noch keine Männer, driften sie durchs Niemandsland zwischen Uni und Berufsleben, rösten in ihrem ganz persönlichen Fegefeuer der Eitelkeiten.

Keith Gessen zeichnet seine tragischen Helden mit leichter Ironie, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Das Ergebnis ist ein großer Roman in zehn Geschichten, eine hochkomische Expedition in die Tiefen und Untiefen der männlichen Seele, bei der gerade Leserinnen vielleicht mehr erfahren, als sie wissen wollten: eine Mischung aus Sex and the City - jetzt mal für Kerle - und Philip Roth.
Autorenporträt
Keith Gessen wurde 1975 in Russland geboren und wuchs in Massachusetts auf. Er veröffentlichte Artikel in New Yorker, New York Times Book Review und New York Magazine und ist Übersetzer des preisgekrönten Buches 'Voices from Chernobyl'. Gemeinsam mit Benjamin Kunkel gründete er die Literarische Zeitschrift 'n+1'. Stephan Kleiner, geboren 1975, lebt als freier Lektor und Übersetzer in München. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen T. C. Boyle, Keith Gessen, Chad Harbach, Michel Houellebecq und Hanya Yanagihara.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2009

Drei Männer und ihre Bücher

Der amerikanische Autor Keith Gessen hat einen politischen Generationenroman geschrieben: über Al Gore, Literatur und Frauen als Weltretter.

Von Tobias Rüther

Vielleicht werden Historiker die Jahre der Regierung Bush d. J. eines Tages beschreiben als eine Zeit, in der sich das politische Bewusstsein auch in der amerikanischen Literatur neu formatierte. Es fällt jedenfalls auf, dass unter vielen jüngeren Autoren Weltflucht oder eine kultivierte Art des Unbeteiligtseins keinen Reiz mehr hat. Dave Eggers mit seinen Erste-Welt-Romanen kann man zu diesen Jüngeren gerade eben noch zählen. Nick McDonell wiederum, der sein Debüt "Zwölf" mit siebzehn schrieb und dafür als neuer Bret Easton Ellis gefeiert wurde, hat gerade mit "An Expansive Education" ein fulminantes drittes Buch geschrieben, das alles in einem ist: Elitenkritik, Spionagethriller und campus novel, ein durchrecherchierter, kühler, politischer Roman über einen Augenblick in der Geschichte, in dem es, weil das Ancien Régime desavouiert ist, an den Jüngeren ist, das Land in die Hand zu nehmen.

Der russischstämmige Debütant Keith Gessen wirkt, auch wenn er selbst noch keine fünfunddreißig ist, gegen den zehn Jahre jüngeren McDonell wie ein Routinier des Betriebs. Er schreibt schon seit Jahren für die großen amerikanischen Zeitschriften und hat selbst das Literaturmagazin "n+1" mitgegründet, das, in guter Manifest-Tradition, mit der nächstälteren Generation aufräumte und Dave Eggers als langweiligen Ironiker verspottete. Dagegen machen die Autoren um "n+1" eine neue akademische Ernsthaftigkeit stark. Auch Keith Gessens erster, nun auf Deutsch erschienener Roman hält sich an diese Maßgabe.

Der Titel "All die traurigen jungen Dichter" spielt auf Fitzgeralds Erzählungsband "All The Sad Young Men" an; das Buch versammelt eine Handvoll studierter Intelligenzbestien von der Ostküste, die mit ihrem Kopf und ihren Büchern etwas machen wollen aus sich und der Welt, an der Liebe aber scheitern. Und daran, die Ideale, die sie in ihren Köpfen ausgebrütet haben, in Einklang zu bringen mit dem komplizierten Leben als Erwachsener und zu zweit.

Gessen hat in seinem Roman die Perspektiven aufgeribbelt. Die Fäden laufen hin und wieder zusammen, verknoten sich aber nur lose: Sam glaubt, er müsste Israel vor sich selbst schützen, indem er den neuen zionistischen Roman schreibt, er verplempert seine Vorschüsse, räumt und besiedelt seine Frauen, die ihn alle verlassen, bis er sich mit der Realität arrangiert. Keith, das russische Einwandererkind, arbeitet für linke Magazine, sortiert seine Ambitionen neu und schafft das am Ende, möglicherweise. Mark, der sich ewig mit seiner Doktorarbeit über die russische Revolution quält, hält sich in Liebesdingen für Karl Liebknecht und an Busbahnhöfen für Tolstoi.

"All die traurigen jungen Dichter" beginnt in der Spätphase Clintons, durchmisst die Ära Bush und endet 2008, ohne je den Kandidaten, der dann neuer Präsident wurde, zu nennen. Dafür taucht, als Gespenst vertaner Chancen, ein kaum getarnter Al Gore auf, an einer Straßenecke New Yorks und begleitet von seiner Tochter, die, so will es der Roman, mit Keith in Harvard studierte. Beide "hatten sie die gleichen sanften Gesichtszüge und die gleiche sinnliche Weichheit in der Mundpartie, und sie waren auf eine ähnliche Weise gutaussehend und auch ein wenig königlich und schienen beide etwas zu groß für ihre Körper".

So streift dieser autobiographische Roman immer wieder die Gegenwart, was überaus clever wirkt, wie überhaupt Gessens Ton bemerkenswert sicher ist, beinah arrogant präzise, aber oft - und da spürt man den Kritiker und Journalisten im Autor - auf Pointen angelegt. Die Frauen, die Gessens junge Männer verwirren, sind zum Beispiel solche Pointen: eine Zionistin, eine Erwachsene, eine Debütantin. Mark erkennt irgendwann, dass der Wunsch, von Frauen gerettet zu werden, nur ein alter Männertraum ist. Den Traum aber, mit Büchern in der Hand und im Kopf die Welt retten zu können, haben er und seine Freunde Keith und Sam längst nicht ausgeträumt.

Keith Gessen: "All die traurigen jungen Dichter". Roman. Dumont, Köln 2009. 288 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2010

Krise ist, wenn du nicht auffällst
Keith Gessens Romandebüt „All die traurigen jungen Dichter”
Sam hat ein Identitätsproblem: Sein Google schrumpft. Bei 22 Einträgen ist er mittlerweile, „Tendenz fallend”. Man könnte etwas dagegen unternehmen, etwas tun, womit man im Netz wieder auffällig wird. Sam aber wählt einen anderen Weg – er beschwert sich bei Google. Erfolglos, versteht sich. Sams Problem und sein Lösungsansatz sind charakteristisch für die innere Verfasstheit der Protagonisten in Keith Gessens Debütroman: drei Männer, alle etwa Ende zwanzig, gut ausgebildet, mit hochfliegenden Plänen, Angehörige der intellektuellen jüdischen Ostküstenelite, vermeintlich am Beginn einer Karriere, in Wahrheit am Ende ihrer Illusionen. Anders ausgedrückt: Aufgeblasene Egozentriker mit einer Tendenz zur Weinerlichkeit und einem ausgeprägten Sexualproblem.
Sam, dessen Vorfahren aus Polen eingewandert sind, hat für sein zionistisches Romanprojekt einen Vorschuss kassiert, das Buch jedoch nie geschrieben. Mark hat bereits seine erste Scheidung hinter sich, plagt sich seit Jahren mit seiner Dissertation über die Menschewiki, verflucht seine Existenz an der heruntergekommenen Universität von Syracuse und fühlt sich angesichts seines, wie er es empfindet, fortgeschrittenen Alters (28 Jahre) im Fitnessclub vor jüngeren Studentinnen lächerlich. Keith schließlich, der eigentlich Kostja heißt, Sohn russischer Einwanderer, zieht im College brav auf die Couch, wenn sein Mitbewohner serienweise Frauen abschleppt, ist von politischem Idealismus beseelt, hatte beinahe eine journalistische Karriere vor sich und schlägt sich nun mit Gelegenheitsjobs durch.
Es ist zum Teil harte Boulevard- und Lifestyle-Kost, die Keith Gessen (34 300 Google-Einträge), in Russland geborener und in Massachusetts aufgewachsener Herausgeber der Zeitschrift n + 1, hier zusammenrührt: Das erste Kapitel ist eine im Holden-Caulfield-Ton erzählte Collegezeit als Sexualgeschichte; Weltpolitik im Gewand des privatistischen Bettgeflüsters. Es ist die Zeit des Wahlkampfes im Jahr 2000; alle hoffen auf Al Gore, und als Keith seine Freundin fragt, ob sie ihn heiraten wolle, garniert diese ihr Jawort mit der Bemerkung: „Vor allem, wo wir jetzt einen umweltbewussten Präsidenten haben, der dafür sorgen wird, dass unsere Kinder eine Zukunft haben.” Dann kam George W. Bush, und erst im Fortgang des Romans wird deutlich, dass Keith Gessen seinen Figuren derartigen Blödsinn aus purem Zynismus in den Mund legt. Das allerdings ist nur wenig beruhigend, weil es den literarischen Wert dieser Prosa nur unwesentlich steigert.
Blödsinn reden bringt nichts
Sicher, die rein oberflächengesteuerte, weil den allgemeinen Diskurs bejahende Art und Weise der Weltbetrachtung, die die drei Erzählstimmen (die kaum auseinanderzuhalten sind, auch für den Autor nicht, der sie selbst hin und wieder verwechselt) eint, mag Programm sein. Doch wohin führt diese Form des hysterischen, um sich selbst kreisenden Individualismus, den Gessen in flockigem Kolumnenstil vorführt, außer dazu, dass kichernde Leserinnen sich möglicherweise an männlichen Verkrampfungen und Versagensängsten erbauen können?
Die Angst vor der eigenen Entwertung – gesellschaftlich, physisch, intellektuell – ist es, die Keith, Sam und Mark umtreibt. Die Utopie, sich als verändernde oder gestaltende Kräfte etablieren zu können, ist mit der Jugend verflogen. Nicht umsonst erweist Gessen mit dem Titel „All die traurigen jungen Dichter” F. Scott Fitzgeralds Erzählungen „All the Sad Young Men” seine Referenz. Doch der Ennui, der Gessens Figuren ergriffen hat, ist ein hausgemachter, entwachsen dem bloßen Narzissmus, und er frisst den Text selbst mehr und mehr auf, bis nichts weiter übrig bleibt als aufgeblasenes Salongeplauder.
Selbst dann, als es tatsächlich ernst werden könnte, kann man das nicht ernst nehmen: Sam, der gescheiterte Zionisten-Romanschreiber, der noch nie in Israel war, fährt nach Jerusalem und in die von den Palästinensern umkämpften Siedlungsgebiete. Als er endlich einen Panzer sieht, fühlt er sich beinahe erlöst. Keith wiederum wird von seiner Freundin mit einer möglichen Schwangerschaft konfrontiert. „Und wir würden ein Baby in die Welt setzen”, so denkt er, „in diese Welt? Natürlich liebte ich Babys. Aber man hätte mir erst eine andere Welt besorgen müssen.” Es ist der blinde Fleck von Keith & Co., nicht bemerken zu können, dass es keine bessere Welt geben wird; erst recht nicht, solange Menschen wie sie an und in ihr arbeiten. Ja, sie leiden, ganz bestimmt. Aber Mitgefühl haben sie nicht verdient.CHRISTOPH SCHRÖDER
KEITH GESSEN: All die traurigen jungen Dichter. Roman. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. DuMont Verlag, Köln 2009. 286 Seiten, 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tobias Rüther kommt der junge Debütant schon so sicher wie ein Routinier vor. Die neue akademische Ernsthaftigkeit die Keith Gessen als Mitbegründer des Magazins "n+1" stark macht, findet er auch in seinem autobiografischen Roman. Laut Rüther dreht sich das Buch um ein paar solcher Menschen wie Gessen selbst, "Intelligenzbestien von der Ostküste", die die Welt retten wollen, denen aber Liebe und andere Kleinigkeiten in die Quere kommen. Die lose geschnürte multiperspektivische Geschichte, die von der späten Clinton-Zeit bis ins Heute reicht, besticht laut Rüther durch einen "arrogant präzisen", doch "auf Pointen angelegten" Ton.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Keith Gessen hat einen hoch amüsanten Roman über die Tücken des Erwachsenwerdens geschrieben." ZEIT ONLINE

"Ein grandioser Debütroman." KULTURNEWS

"Seine Männer leiden so herzzerreißend, dass es eine wahre Freude ist, ihnen dabei zuzuhören." DAS MAGAZIN