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Alle Welt redet über chinesische Kunst, denn die Preise für Werke aus dem Reich der Mitte sind in astronomische Höhen geklettert. Zahlreiche Ausstellungen zum Thema China wecken die Neugier, etwas über die Künstler und ihre Arbeiten zu erfahren.Welcher Künstler ist ein moderner Meister, welcher nur eine Eintagsfliege? Schon die Namen der Künstler klingen für hiesige Ohren alle gleich. Die Gemälde, Skulpturen und Fotografien sind zwar ansehnlich, aber was ist nur gutes Kunsthandwerk und was ein echtes Kunstwerk?Diese erste umfassende Übersicht über die aktuelle Kunstszene in China präsentiert…mehr

Produktbeschreibung
Alle Welt redet über chinesische Kunst, denn die Preise für Werke aus dem Reich der Mitte sind in astronomische Höhen geklettert. Zahlreiche Ausstellungen zum Thema China wecken die Neugier, etwas über die Künstler und ihre Arbeiten zu erfahren.Welcher Künstler ist ein moderner Meister, welcher nur eine Eintagsfliege? Schon die Namen der Künstler klingen für hiesige Ohren alle gleich. Die Gemälde, Skulpturen und Fotografien sind zwar ansehnlich, aber was ist nur gutes Kunsthandwerk und was ein echtes Kunstwerk?Diese erste umfassende Übersicht über die aktuelle Kunstszene in China präsentiert die 80 bedeutendsten und einflussreichsten zeitgenössischen Künstler, inklusive der Shootingstars von morgen. Auf jeweils sechs Seiten wird jeder Künstler vorgestellt: mit einem Text von einem international renommierten Kritiker, einem Porträt, einem Zitat, vielen Abbildungen seiner Schlüsselarbeiten sowie einer Auswahl seiner wichtigsten Ausstellungen und Publikationen.
Autorenporträt
Uta Grosenick, geb. 1960, Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Theaterwissenschaften, lebt seit 1996 als freie Herausgeberin und Autorin in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Der neue Lange Marsch bedeutet für uns, eine Moderne zu finden, die zu uns gehört
Alle mal lachen
Das „China Art Book” stellt 80 Künstler vor
Der aufsehenerregendste Akt künstlerischer Subversion in China erfolgte aus Frust über eine unglücklich verlaufene Liebesaffäre. 1989, im Jahr des Massakers am Tiananmenplatz in Peking, schoss die damals 27-jährige Künstlerin Xiao Lu auf ihre eigene Installation, die aus zwei Telefonzellen bestand, besetzt mit je einem Mann und einer Frau. Dazwischen prangte ein Spiegel, und da die Künstlerin also gleichsam auf sich selbst abfeuerte, wurde ihr Akt als symbolischer künstlerischer Selbstmord interpretiert. Doch weil der Gebrauch von Waffen in China verboten ist, wurde die wegweisende Ausstellung „China-Avantgarde” in Pekings staatlicher Nationalgalerie, in der auch Xiao Lus Telefonzellenarbeit stand, nach der Performance geschlossen.
Der staatliche Eingriff gilt heute als Symbol der Beendigung des ersten Kunstbooms in China nach dem Ende der Kulturrevolution 1979. In den neunziger Jahren jedoch wurden zeitgenössische Künstler aus China im Ausland immer erfolgreicher – und nun, vor den Olympischen Spielen in Peking, bilden nicht nur die Kunstschaffenden eine neue Oberklasse, welche protzige Limousinen kutschiert und riesige Lofts bewohnt, in denen sie die enorme Kunstproduktion sozusagen gleich von der Staffelei weg verhökert. Es ist auch und vor allem der Staat, welcher die Kunst fördert, indem er landesweit 1000 neue Museen gründet. Peking und Shanghai haben Biennalen ins Leben gerufen, und weltweit reißen sich Sammler um „China Art”. Im Herbst 2006 wurde Xiao Lus Kunstwerk, das sie aus Liebeskummer selbst demoliert hatte, wie sie später gestand, für 200 000 Dollar in einem chinesischen Auktionshaus versteigert.
Im „China Art Book”, das nach eigenen Angaben „die 80 bekanntesten chinesischen Künstler” versammelt, ist Xiao Lu rätselhafterweise nicht vertreten. Dennoch bietet das Kompendium einen Ariadnefaden durch das Dickicht der schier unüberschaubaren Menge an Gegenwartskunst aus Fernost. Nicht nur die wichtigsten Gestalten aus dem Riesenreich, also Documenta-Vertreter Ai Weiwei, Cai Guoqiang, Yang Fudong, Zhang Huan oder Zhang Xioagang, werden vorgestellt – letzterer versteigerte eins seiner „Bloodline”-Gemälde unbewegter Gesichter, die alle einer großen traurigen Familie zu entspringen scheinen, im März bei Sotheby’s für gut zwei Millionen Dollar. Auch hierzulande unbekanntere Künstler, die freilich in China selbst zum Teil schon legendären Status genießen, sind in dem Brevier aufgelistet.
Für das westliche Auge sieht vieles, was an künstlerischer Produktion sichtbar wird, eher epigonal und austauschbar aus. Figürliches und starkfarbige Porträtkunst dominieren; Massenszenen mit grotesk Uniformierten verweisen allerorten auf chinesische Spezifika. Anleihen an westliche Kunst, von Warhol bis Mattheuer oder Grützke, sind Legion; neben den äußerst populären Lachfratzen Yue Minjuns finden sich auch so viele Mao-Abbildungen, dass man kaum glauben mag, dass dessen Darstellung in China immer noch ein Tabu ist.
Erkenntnisreicher als die manchmal recht naiven, weil arg hymnischen Erläuterungstexte sind Zitate wie das des Künstlers Qiu Zhijie: „Der neue Lange Marsch bedeutet für uns tatsächlich eine eigene Initiative, eine Moderne zu finden, die zu uns gehört. Wir suchen die Moderne, die wir wollen.” So muss man denn wohl auch die Qualitäten der zeitgenössischen Kunst aus China vor allem in einer kollektiven nationalen Suche nach künstlerischer Selbstvergewisserung und nach Selbstbewusstsein im Rahmen der globalen Kunstgeschichte sehen. HOLGER LIEBS
Uta Grosenick, Caspar H. Schübbe (Hrsg.)
China Art Book
DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2007. 669 Seiten mit 800 Farbabbildungen, 39,90 Euro.
Kalligraphie als Körperkunst: Qiu Zhijies Fotografie „Tattoo II” aus dem Jahr 1994 Abb.: aus dem besprochenen Band
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Informativ scheint Rezensent Holger Liebs diesen von Uta Grosenick und Caspar H. Schübbe herausgegebenen Band zu finden, der die 80 wichtigsten chinesischen Künstlerinnen und Künstler vorstellt. Liebs berichtet Interessantes über die chinesische Kunstszene, die momentan, auch von staatlicher Seite gefördert, einen großen Boom erlebe. Das "China Art Book" bietet in seinen Augen einen hilfreichen Überblick über das schier unübersehbare Feld der chinesischen Gegenwartskunst. Neben auch im Westen bekannten Künstlern wie Ai Weiwei, Zhang Huan oder Zhang Xioagang findet er zahlreiche Namen, die in China bereits legendär, hierzulande aber noch unbekannt sind. Was die Kunst angeht, verhehlt er nicht, dass er vieles "eher epigonal und austauschbar" findet. Liebs erkennt jedenfalls zahllose Anleihen bei der westlichen Kunst von Warhol bis Grützke. Die Erläuterungstexte scheinen ihm bisweilen ein wenig naiv, aufschlussreicher findet er aber die O-Töne der Künstler.

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