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Kaum hatte Goethe sich im amerikanischen Revolutionsjahr Jahr 1776, diesem Aufbruch zu angewandter Aufklärung, entschlossen, in Weimar zu bleiben und selbst dort aufklärend zu "regieren!!!" wie er ins Tagebuch schrieb, da gehörte sogleich auch das Theater zu seinem ehrgeizigen Bildungsprojekt. Zunächst als "Liebhabertheater", für das er verschiedene Stücke schrieb und aus Leipzig eine Star-Schauspielerin, Corona Schröter, engagierte, dann wurde das Theater einer privaten Schauspieltruppe übertragen und 1791 schließlich das Herzogliche Hoftheater gegründet. Direktor: Geheimrat Goethe. Er blieb…mehr

Produktbeschreibung
Kaum hatte Goethe sich im amerikanischen Revolutionsjahr Jahr 1776, diesem Aufbruch zu angewandter Aufklärung, entschlossen, in Weimar zu bleiben und selbst dort aufklärend zu "regieren!!!" wie er ins Tagebuch schrieb, da gehörte sogleich auch das Theater zu seinem ehrgeizigen Bildungsprojekt. Zunächst als "Liebhabertheater", für das er verschiedene Stücke schrieb und aus Leipzig eine Star-Schauspielerin, Corona Schröter, engagierte, dann wurde das Theater einer privaten Schauspieltruppe übertragen und 1791 schließlich das Herzogliche Hoftheater gegründet. Direktor: Geheimrat Goethe. Er blieb es für 26 Jahre - länger als jeder deutsche Intendant vor oder nach ihm - und war in dieser Zeit für mehr als viertausend Aufführungen verantwortlich, einschließlich Opern, wobei er besonders die seines berühmten Zeitgenossen Mozart förderte: 82 mal wurde in Weimar die Zauberflöte, 68 mal Don Giovanni, 49 mal die Entführung gegeben, teilweise sogar in der Originalsprache. Und Goethe war, wie
diese Textsammlung u.a. aus den "Tag- und Jahresheften" und Tagebüchern dokumentiert, alles andere als ein über der praktischen Bühnenarbeit stehender Direktor, vielmehr leitete er direkt und oft bis ins Detail der Kostümierungen, bearbeitete populäre Stücke, kümmerte sich aktiv um eine professionelle, nicht zuletzt sprecherzieherische Schauspielerausbildung, schrieb zur Eröffnung oder auch zum Abschluß der Saison sowie zu einzelnen Stücken Prologe und Epiloge, die "Theaterreden", von denen einige hier vorgestellt werden, er fertigte Theater-Architekturzeichnungen an und probte intensiv mit seinen Schauspielern - kurz: Goethes gesellschaftspolitisches Engagement beschränkte sich mitnichten nur auf die (noch immer viel zu wenig be- und anerkannte) Ministerrolle, sondern dazu gehörte auch ganz zentral eine "theatralische Sendung." Theater hieß für Goethe Aufklärung und Bildung eines öffentlichen Bewußtseins in dem Sinne, wie im klassischen Griechenland die Tragödie zur Schulung politisch selbstbestimmter Bürger erziehen wollte: "Der höchste Vorteil des Theaters bleibt die Ausbildung des Urteils indem jeder Zuschauer unbewußt als Mitglied eines geschwornen Gerichtes da zugegen sei." Das schrieb er in einem Entwurf zur Eröffnung des neuen Hamburger Schauspielhauses.Es gibt vieles, man kann auch sagen: alles neu zu entdecken in diesen aus sehr unterschiedlichen Anlässen geschriebenen und hier erstmals systematisch zusammengestellten Aufsätzen, epischen Gedichten, Reden, Gesprächen zum Theater, den Berichten von der Probenarbeit (auch mit Schiller), den Regeln für Schauspieler, der Chronik der Weimarer Bühne unter Goethes Direktion. Sie sind angesichts der heutigen Identitätskrise des Theaters und der Regie ob ihrer herausfordernden Normativität und den hohen Ansprüchen, die Goethe sowohl an die Theatermacher als auch an ein zu erziehendes Publikum stellt, von großer Aktualität (wobei er in der Praxis immer darauf bestand, daß 'die Kasse stimmen' müsse und die Menschen auch ein Recht auf vergnügliche Unterhaltung hätten): "Man kann dem Publikum keine größere Achtung bezeigen, als, indem man es nicht wie Pöbel behandelt." Die Texte werden abschnittsweise kommentiert und ihnen vorangestellt ist eine Einleitung über "Goethes theatralische Sendung". Peter Stein hat zu dem Buch ein Geleitwort geschrieben.
Autorenporträt
Ekkehart Krippendorff, geb. 1934, lehrte bis zu seiner Emeritierung (1999) Politikwissenschaft an der FU Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Überfällig findet Rezensent Manfred Osten die Edition von Goethes Texten zur Theaterpraxis, deren Bedeutung seiner Ansicht nach immer noch unterschätzt wird. In diesem Zusammenhang stellt besonders der einleitende Essay von Herausgeber Ekkehart Krippendorf für Osten ein "erhellendes Plädoyer" für eine "erneute Beschäftigung" mit Goethe als Theaterdirektor dar. Auch das Vorwort von Peter Stein wird vom Rezensenten gewürdigt. Besonders Goethes "Parameter einer Sprecherziehung" können aus seiner Sicht bis heute als "Qualitätskriterien" Gültigkeit beanspruchen.

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