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Produktdetails
  • Verlag: Schirmer/Mosel
  • Sonderausg.
  • Seitenzahl: 112
  • Deutsch
  • Abmessung: 17mm x 304mm x 378mm
  • Gewicht: 1740g
  • ISBN-13: 9783829600262
  • ISBN-10: 3829600267
  • Artikelnr.: 02301531
Autorenporträt
Cees Nooteboom wurde 1933 in Den Haag geboren. Der Romanautor, Lyriker und Reiseschriftsteller zählt heute zu den international renommiertesten europäischen Schriftstellern. Sein vielbeachtetes, preisgekröntes Werk umfasst zahlreiche Bücher, die wiederholt auf den Besten- und Bestsellerlisten auftauchen. 2010 wird ihm der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung verliehen. Mit der Auszeichnung wird die politisch und kulturell europäische Dimension in seinem Gesamtwerk gewürdigt.
Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2001

Entrückt: Kastiliens Burgen von Reinhart Wolf

Sind das wirklich Burgen, fragt man sich beim Blättern in dem prächtigen, großformatigen Band "Castillos" des Fotografen Reinhart Wolf, einem Klassiker seit zwanzig Jahren, lange Zeit vergriffen und nun wieder aufgelegt. Die Antwort legt im Nachwort Hermann Schreiber dem Fotografen in den Mund: "Meine Stimmung, mein Schönheitsdurst, mein romantisches Gemüt" seien in den Aufnahmen gebannt. Zehn Jahre lang hatte sich Reinhart Wolf Fassaden gewidmet: den Gesichtern von Gebäuden, wie er sie nannte. Anfangs den Backsteinmauern von Schlachthöfen und Kathedralen in Deutschlands Norden, das war Ende der sechziger Jahre. Zehn Jahre später den obersten Geschossen der Wolkenkratzer von New York: Häuser auf Häusern, nein, eher noch: Paläste auf Türmen. So muß es heißen. Was Wolf dort oben, in luftiger Höhe, an verschwenderischer Architektur entdeckt hat, an Ehrfurcht gebietenden Landsitzen und verspielten Märchenschlössern, davon hatten nicht einmal die New Yorker eine Ahnung. Es war, als sei Manhattan erst durch Reinhart Wolf überhaupt entdeckt worden. Und dann die kargen Landschaften Kastiliens? Zwar war es eine Auftragsarbeit für ein Magazin. Dennoch zeugt jedes der Bilder von persönlichen Engagement, fast schon von einer persönlichen Suche, als wollte Wolf weniger den Burgen als der Welt selbst ein Geheimnis entreißen. Seine Bilder sind keine Architekturaufnahmen. Und sie sind keine Länderimpressionen. Trotz der Präzision der Großbildkamera, die das kleinste Detail offenlegt und das Auge zu Spaziergängen über felsige Höhenrücken und entlang zerbröckelnder Zinnen einlädt, entrückt Wolf die Burgen in eine Sphäre jenseits von Raum und Zeit. Diese Bilder sind Werke über das Werden und Vergehen. Wie Pflanzen sprießen manche der Kastelle aus dem Boden, organisch geradezu, und wie welke Blumen fällt manche Ruine zurück in den Staub. Es sind Bilder der Melancholie und der Sehnsucht: vollendete Reisefotos. - Unsere Abbildung zeigt die Burg von Valencia de Don Juan in der Provinz León.

F.L.

*

"Castillos" von Reinhart Wolf. Mit einem Vorwort von Cees Nooteboom und einem Essay von Fernando Chueca Goitia. Schirmer/Mosel Verlag, München 2001. 112 Seiten, 32 Farbtafeln. Gebunden, 98 Mark. ISBN 3-8296-0026-7.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2001

Die steinernen Archive auf den Hügeln
Wer einmal die Weiten Spaniens durchquert hat, dem haben sie sich wie Urbilder eingeprägt: die maurisch- mittelalterlichen Burgen und Kastelle, die in kubischer Klarheit wie Kristalle aus den Bergspitzen sprießen und den oft wüstenhaft kahlen Landschaften herrische Gesten einbeschreiben. Dass diese absoluten Architekturen, die nur der Wehr, nicht dem Wohnen dienten, also kompromisslos sich vor der Welt verschließen, für Reinhart Wolf, den Visionär und Dramatiker unter den Architekturfotografen des 20. Jahrhunderts, eine Herausforderung darstellten, macht der nach dem Tod Wolfs wieder aufgelegte großformatige Bildband „Castillos” eindrucksvoll deutlich. (Schirmer/Mosel Verlag, München 2001. 112 Seiten mit 32 Farbabbildungen, 98 Mark.)
Schon bei seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1982 hatten die luministisch fast gewaltsam in Szene gesetzten, menschenleeren Architektur- und Landschaftsporträts höchste Aufmerksamkeit erregt. Cees Nooteboom, der seine Wahlheimat Spanien wie kaum ein anderer kennt, hat damals im „Cultureel Supplement” des NRC Handelsblad eine begeisterte Würdigung des Buches und der bildnerischen Arbeit von Wolf veröffentlicht. Sie ziert nun als Vorwort die Neuausgabe.
Unsere Abbildung zeigt das Kastell Molina de Aragón in der Provinz Guadalajara, das schon in maurischer Zeit als Meisterwerk der Wehrarchitektur gefeiert wurde und dann bei den Kämpfen zwischen Aragón und Kastilien im 14. Jahrhundert eine entscheidende Rolle gespielt und immer wieder den Besitzer gewechselt hat. Auf dem Hügel im Hintergrund erhebt sich der gewaltige Aragón- Turm, der von hohen Mauern, Wall und Graben umgeben ist; im Vordergrund am Abhang dehnt sich das riesige Mauerrund, das um die Kernburg herumläuft.
So wie Reinhart Wolf die Burgen und Kastelle Spaniens interpretiert hat, kann man gut verstehen, dass diese Bauten dem phantasiebegabten, aber kurzsichtigen „Ritter von der traurigen Gestalt” Don Quijote das Gefühl gaben, dass er in einer längst untergegangenen wilden Zeit lebe.
G.K.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Lang und breit, um nicht zu sagen: ein wenig geschwätzig, lässt sich Gerhard R. Koch über Burgen als solche ("Burgen lassen gleichermaßen Mythen, Sagen und Märchen, ferne Geschichte wie erregend unmittelbare Geschichten assoziieren") und besonders dann über die in Kastilien aus, bevor er auf den eigentlichen Anlass, den Fotoband von Reinhart Wolf zu sprechen kommt. Wolf ist, so Koch, mit seinen Aufnahmen ganz fraglos der "auratischen Suggestion" der Castillos erlegen, als Vorwurf ist das aber gar nicht gemeint. Mit den Fotografien, die so entstanden sind, scheint der Rezensent sehr einverstanden, er lobt die "Bilder von archaischer Wucht" und fühlt sich an Dalí und Disneys Fantasia erinnert. Zu den Essays von Cees Nooteboom und Fernando Chueca Giotia, die dem Band beigegeben sind, hat er nicht mehr zu sagen, als dass sie "vorzüglich" sind.

© Perlentaucher Medien GmbH