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Ein Verkehrsunfall entzündet eine transatlantische Liebesaffäre zwischen einem verheirateten israelischen Diplomaten in New York und einer jungen Studentin in Jerusalem. Mit dieser Geschichte einer unmöglichen Liebe ergründet Shalev die Gesetze der Anziehung und zeigt, warum Liebe nicht immer im Himmel gemacht wird.
Adam, israelischer Diplomat in New York, fährt während eines Besuchs in Jerusalem eine Joggerin an. Eva. Russische Emigrantin und Studentin der Astrophysik. Sie ist nur leicht verletzt. Doch Adam besteht darauf, sie ins Krankenhaus zu bringen. Sie sehen sich wieder, und was als
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Produktbeschreibung
Ein Verkehrsunfall entzündet eine transatlantische Liebesaffäre zwischen einem verheirateten israelischen Diplomaten in New York und einer jungen Studentin in Jerusalem. Mit dieser Geschichte einer unmöglichen Liebe ergründet Shalev die Gesetze der Anziehung und zeigt, warum Liebe nicht immer im Himmel gemacht wird.
Adam, israelischer Diplomat in New York, fährt während eines Besuchs in Jerusalem eine Joggerin an. Eva. Russische Emigrantin und Studentin der Astrophysik. Sie ist nur leicht verletzt. Doch Adam besteht darauf, sie ins Krankenhaus zu bringen. Sie sehen sich wieder, und was als pflichtschuldige Fürsorge begann, wird zu fataler erotischer Anziehung. Eine Amour fou, die Adams geordnetes Leben als verheirateter Mann aus den Fugen geraten lässt. Nach seiner Rückkehr nach New York schreiben er und Eva sich E-Mails, dringlich und begierig, die Bindung wird immer enger und intimer. Schließlich kommt Eva nach New York, und sie treffen sich heimlich in einem Hotel am Washington Square. Betrug, Begehren und eine transatlantische E-Mail-Romanze, Shalev hat einen ungewöhnlichen Roman geschrieben, der den Leser sofort gefangen nimmt. Als Mathematiker und Schriftsteller gelingt es ihm, Fiktion mit allegorischen Bildern aus der Welt der Astrophysik zu verschränken. Er vermisst so punktgenau die
Gefühle und das Begehren seiner Figuren, er erkundet die Gesetze der Anziehung und Abstoßung, die Gesetze der Liebe.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tragisch erscheint Rezensent Florian Welle an Aner Shalevs Roman "Dunkle Materie" weniger die Affäre zwischen Adam, einem in New York verheirateten israelischen Diplomaten, und der zwanzig Jahre jüngeren Astrophysikerin Eva als die "literarische Armut dieses Liebesromans". Er mokiert sich über die "symbolische Penetranz" der Namen der Protagonisten und des Titels: Eva studiert dunkle Materie, und dunkel ist auch die Materie ihrer Liebe zu Adam, voller "mysteriöser Flieh- und Anziehungskräfte". Adam hat sie kennen gelernt, als er sie in Israel beinahe über den Haufen gefahren hätte, und bis zu einem Treffen in New York, das den erzählerischen Rahmen des Romans darstellt, kommuniziert das Paar nur übers Internet. Für Florian Welle ist der Roman ein Beweis dafür, dass aus der E-Mail, diesem für ihn so seelenlosen Wesen, das die Sprache verarmt und die Liebe banalisiert, nie Literatur werden kann. Wenngleich er sich noch Nichtssagenderes denken könnte: den SMS-Roman.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Liebe in Zeiten leerer Akkus
Wenn die Schreibkultur niederkommt, gebiert sie Nullsätze: An Aner Shalevs Roman „Dunkle Materie” lässt sich ablesen, warum die elektronische Post nicht literaturfähig ist
Die E-Mail schafft es nimmermehr, eine eigene Literaturgattung hervorzubringen, so wie dies dem Brief im 18. Jahrhundert gelang, zur Zeit der Empfindsamkeit. Im Briefroman konnten die Schreiber ihr Gefühlsleben offenlegen, sprachlich opulent, differenziert in der Argumentation – eine eigenständige Gesprächs- und Seelenkultur. Den E-Mail-Roman hingegen wird es nicht geben.
Aner Shalevs neuestes Buch – das insgesamt dritte des israelischen Mathematikers – zeigt eindrücklich, warum das noch junge Medium der E-Mail nicht literaturfähig ist. Zumindest dann nicht, wenn man es zwischen zwei Buchdeckel presst. „Dunkle Materie” erzählt die Liebe zwischen dem israelischen Diplomaten Adam und der russischen Astrophysikerin Eva. Die beiden haben sich in Jerusalem kennengelernt, wo die junge Dozentin lehrt. Er fuhr sie mit dem Auto an – ein leichter Zusammenstoß mit gravierenden Folgen. Er ist verheiratet, lebt in New York, und bis Eva ihn für eine Woche in Amerika besuchen kommt, bleibt dem Paar nur das Internet. Shalev stellt der gemeinsamen Zeit in New York die Mails gegenüber, die die Liebenden bis zu ihrer Begegnung ausgetauscht hatten. Wobei der Leser hauptsächlich Evas elektronische Post zu lesen bekommt; was Adam antwortet, muss er aus ihren Schreiben rekonstruieren. Ein Schattenmann.
Liebe in Zeiten des World Wide Web klingt wohl so banal wie in diesen Mails, in denen die Koordinaten einer unmöglichen Beziehung diskutiert werden. „Aber meine Fundamente sind nicht so stabil, sie sind zerbrechlich, ich bin fast zwanzig Jahre jünger als du”, heißt es einmal, ein anderes Mal: „Nach allem, was passiert ist, weiß ich nicht, was ich denken soll. Ich mache mir eine Tasse Tee.” Noch häufiger sind wahre Nullsätze wie „Mein Akku ist bald leer” und „Ich bin noch online”. Sie sind dem Medium geschuldet.
Insofern könnte man Shalev als getreuen Schilderer unserer verarmten Sprache der Liebe bezeichnen. Die Jetztzeit des Internets gebiert Belanglosigkeit, tötet jegliches Sehnen. Wenn man nicht das unbedingte Gefühl hätte, der Autor wolle eine ernsthafte, und das heißt in letzter Konsequenz: tragische Liebesgeschichte erzählen. Wie seine Hauptfigur hat auch Shalev ein Faible für unübersehbare Symbolik. Nicht von ungefähr trägt sein Paar die Namen Adam und Eva. Nicht von ungefähr will Eva über dunkle Materie promovieren. Natürlich steht diese für die Liebe, ist ebenso geheimnisvoll und rätselhaft. Da wie dort gibt es mysteriöse Flieh- und Anziehungskräfte.
Gerade die symbolische Penetranz offenbart die literarische Armut dieses Liebesromans. Weniger inspirierend dürfte nur noch die Hereinnahme von Handybotschaften in die Literatur sein. Es gibt sie schon, die Romane, in denen per SMS-Nachrichten kommuniziert wird. Für sie gilt erst recht, was Eva in einer ihrer E-Mails schreibt: „Diese Woche ist es mir schwergefallen, die richtigen Worte zu finden.” FLORIAN WELLE
Aner Shalev
Dunkle Materie
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Berlin Verlag, Berlin 2007. 288 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2008

Unser konservatives Unbewusstes

Mann und Frau passen vielleicht zusammen, aber sie sind Paralleluniversen, zwischen denen dunkle Materie steht, die alle Wahrheit aufsaugt: Aner Shalevs Parabel auf vertrackte Beziehungen.

Von Ingeborg Harms

Dunkle Materie" ist auf den ersten Blick eine schlichte Seitensprunggeschichte, im buchstäblichen Sinne: Ein israelischer Diplomat fährt auf dem Heimaturlaub eine Joggerin an. Ein aggressiver Hintermann und ein ungeschicktes Ausweichmanöver, die Erklärung des Unfalls scheint einfach. Adam fährt Eva ins nächste Krankenhaus, wo Röntgenaufnahmen ergeben, dass ihre Knochen heil geblieben sind. Der Unfall verwandelt sich in einen Glücksfall für die biblischen Protagonisten, sie sind von der ersten Minute an ineinander verliebt. Doch während sie sich näherkommen und am Rande der Wüste mit einer Flasche Wodka auf den guten Ausgang anstoßen, entdecken sie, dass sie gemeinsame Bekannte haben, ja, dass sie über Liebespartner, die ihrerseits eine Affäre hatten, längst biographisch miteinander verstrickt sind.

Eva reagiert mit einem Weinkrampf, was zunächst übertrieben scheint. Doch am Ende behält die junge Astrophysikstudentin recht. In einer der nach Adams Rückkehr zwischen New York und Israel hin- und hergehenden Mails berichtet sie ihm von der Entdeckung einer dunklen Materie im Weltraum, die viel mehr Platz einnimmt als das der Wissenschaft Bekannte. Was man für die Wirklichkeit hält, macht "vielleicht vier Prozent" des Ganzen aus. "Und den Rest, die dunkle Materie, sehen wir nicht, wir verstehen sie nicht, wir sind nicht in der Lage, sie zu entschlüsseln. Der größte Teil der Welt ist ein Geheimnis."

Eva ist die aus Russland ausgewanderte Tochter eines Kosmonauten, der von einer Mission im All nicht mehr zurückgekehrt ist. Ihr Autor gibt ihr nicht nur die Neugier für die Rückseite des Mondes, sondern auch für die Schattenseite menschlicher Beziehungen mit. Die Doktorandin schließt, rechnet hoch, analysiert, was ihr an Details aus Adams Leben zugänglich wird, und sie lässt sich bereitwillig auf seine Forderung ein, keine Minute ihres Lebens vor ihm zu verbergen. Doch während sie in den mikroskopischen Bereichen ihrer physikalischen Forschung mit "supersymmetrischen" Teilchenpartnern zu tun hat, entdeckt sie bald, dass Adam sich unsymmetrisch zu ihrer Offenheit verhält. Als sie ihm von einer Affäre mit ihrem Chef berichtet, der wie ihr New Yorker Liebhaber verheiratet ist, macht Adam ihr Vorwürfe und versucht, in ihr Handeln einzugreifen. Eva hat Adam schon aufgegeben, als ein überraschender Umstand sie dazu bewegt, doch in der Thanksgiving-Woche zu Adam nach New York zu fahren.

Der Roman beginnt mit Adams verlogenem Abschied von seiner Gattin Ruth. Er täuscht eine Geschäftsreise nach Washington vor, mietet sich jedoch in einem Hotel am Washington Square ein, das, wie wir nach und nach erfahren, ein bewährtes Liebesnest für seine Affären ist. Der in Jerusalem lehrende Mathematikprofessor Aner Shalev erzählt die Geschichte aus Adams Perspektive, weil sich nur so die fehlende Symmetrie zu Evas offenherzigen Mails herstellen lässt, die im Rückgriff auf die Vergangenheit kapitelweise eingestreut werden. Während sie die undurchsichtige Welt ihres Geliebten mit wissenschaftlichem Elan zu ergründen trachtet, glaubt Adam ans Geheimnis: "Es gibt uns die Individualität zurück in einer Welt, in der sich zu viele Informationen zu schnell und kritiklos verbreiten", denn "den Segen findet man nur in den Dingen, die dem Auge verborgen sind".

Adams allzu menschlicher Denkfehler liegt darin, dass er sein egoistisches Verhalten zwar vor den Augen interessierter anderer verbergen, selbst aber den Überblick über deren Handeln behalten möchte. Auf diese Weise kann niemand an seinen Hilfskonstruktionen rütteln, mit denen er etwa entschuldigt, dass er kurz vor Evas Ankunft noch mit Ruth geschlafen hat: "Nein, er war keiner, der fremdging, grundsätzlich war er treu, nur dass er jeden Tag einer anderen Frau treu war." Als Eva aus dem Hotel verschwindet, kokettiert Adam mit einer Stippvisite bei seiner Frau, doch dann entdeckt er in einem Internetcafé eine Nachricht von Tanja, einer weiteren Geliebten, die in schöner Symmetrie zu Evas Affäre mit ihrem Chef die Frau des Adam vorgesetzten Konsuls ist. Die Mail ruft sofort intensive Sehnsucht in Adam ab. Die monotone Liste des Begehrens setzt sich fort, sie unterscheidet sich kaum vom Lobpreis der Reize seiner anderen Geliebten.

Sich selbst gesteht Adam ein, dass er von Evas Besuch eine "Wiederholung der Woche mit Tanja" erwartet und schon in der joggenden Fremden am Straßenrand eine Tanja-Doppelgängerin gesehen hatte. Der Unfall war also kein Unfall, sondern eine gezielte Aktion des konservativen Unbewussten, das die Wiederholung vertrauter Muster anstrebt. Eva ahnt von Anfang an die mythische Verstrickung, die sich daraus ergibt, dass Tanja die Geliebte ihres Exfreunds Sascha war. Sie hat nur ein Mittel, um dem Verhängnis zu entkommen: "Die Wahrheit ist die unkonventionellste Waffe, die ich besitze, und deshalb die gefährlichste." Gegen die Neigung des zwei Jahrzehnte älteren Adam, den Schein aufrechtzuerhalten und die immergleiche Geschichte mit wechselnden Frauen zu leben, versetzt Eva ihn in eine Versuchsanordnung, die eine klare Entscheidung von ihm erzwingt. Bis zum Schluss begreift Adam nicht, was von ihm verlangt wird. "Eva, die ihn immer auf die Probe stellte, ihn die ganze Zeit kontrollierte, beobachtete und beurteilte, er war nach zwei Tagen mit ihr schon völlig erschöpft." Bei einem Parkspaziergang hockt Adam sich im Schneidersitz nieder und ist nicht mehr von der Stelle zu bewegen. "Plötzlich erfüllte ihn die Sehnsucht nach etwas Unklarem, von dem er gehofft hatte, es diesmal zu bekommen, anscheinend vergeblich." Für einen Moment sieht es so aus, als würde der Zusammenbruch ihn aus seiner existentiellen Passivität befreien; das Paar steigt auf das World Trade Center und erlebt ein kleines Wunder, denn es beginnt zu schneien. Beide empfinden das als Gnade und Chance eines Neuanfangs. Sie sind dem Weltraum näher als sonst und damit auch der dunklen Materie, die in den Flocken für einen Augenblick transparent wird. Die Wahrheit, die sich ihnen offenbart, hat mit der Anerkennung von Kälte und Einsamkeit als Grundbedingungen einer Existenz zu tun, die einen fast aussichtslosen Kampf gegen gewohnheitsmäßige Verblendungen führt.

Aner Shalevs Roman ist auf lakonische Art sehr symbolisch. Das Scheitern des Aufbruchs deuten eine zerbrechende Champagnerflasche an und eine Ameisenkolonie, die sich über den verschütteten Sekt einen Pfad ins Bett bahnt: schwarze Materie, in der das Verdrängte auf dämonische Weise triumphiert. Shalevs Buch ist weniger eine Sündenfallerzählung als eine Parabel über die Paralleluniversen von Mann und Frau. Im Zeitalter der Informationsexplosion versucht Adam seine Individualität durch den Rückzug in die Höhle eines anonymen Hotelbetts zu retten. Vier Prozent Wahrheit sind ihm für glücklichen Sex mehr als genug. Eva hingegen versteht die Liebe als Abschussbasis in den Kosmos der restlichen sechsundneunzig Prozent des Weltgeheimnisses. Ihr Interessenkonflikt ist uralt und bis heute die Matrix von Katastrophen.

- Aner Shalev: "Dunkle Materie". Roman. Aus dem Hebräischen übersetzt von Mirjam Pressler. Berlin Verlag, Berlin 2007. 286 S., geb., 29,90 [Euro].

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"Unaufhaltsam wird der Leser in dunkle Materie gezogen, die Schwerkraft wird außer Kraft gesetzt!"(The Jerusalem Report)
"Aner Shalevs Roman lässt den Leser nicht los. Auch dann nicht, wenn man das Buch zugeschlagen hat." (Deutschlandradio Kultur)