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Björn Kuhligk ist einer dieser seltenen gewalttätigen Dichter, die ihr Publikum sofort in einen Zustand gespannter Wachheit versetzen. Er erzielt diesen Effekt nicht durch die Form seiner Gedichte, diese ist von besänftigender, ruhiger Schönheit - aufrüttelnd ist vielmehr die Gnadenlosigkeit, mit der er die Welt aufrastert und jede falsche Gelassenheit aufhebt. Mit seiner kraftvollen, anschaulichen und ungezwungenen Metaphorik führt er den Leser in Gebiete, in denen sich im Alltäglichen plötzlich die Türen zu den Passionsgeschichten des Lebens öffnen. In Lyrikerkreisen längst kein Unbekannter…mehr

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Produktbeschreibung
Björn Kuhligk ist einer dieser seltenen gewalttätigen Dichter, die ihr Publikum sofort in einen Zustand gespannter Wachheit versetzen. Er erzielt diesen Effekt nicht durch die Form seiner Gedichte, diese ist von besänftigender, ruhiger Schönheit - aufrüttelnd ist vielmehr die Gnadenlosigkeit, mit der er die Welt aufrastert und jede falsche Gelassenheit aufhebt. Mit seiner kraftvollen, anschaulichen und ungezwungenen Metaphorik führt er den Leser in Gebiete, in denen sich im Alltäglichen plötzlich die Türen zu den Passionsgeschichten des Lebens öffnen. In Lyrikerkreisen längst kein Unbekannter mehr, wird Björn Kuhligk vor allem für seine zeitdiagnostische Schärfe geschätzt. In diesem Gedichtband wagt er sich erstmals in die poetische Gefahrenzone des erotischen Liebesgedichts vor. Voller Bewunderung stellt man fest: Björn Kuhligks zielgenaue Lakonik erobert auch die Haut der Geliebten und es entstehen verstörende Kalligraphien des Begehrens. Leidenschaft wird als säkularisierte Passionsgeschichte lesbar, vergleichbar mit den frühen Werken Pasolinis.
Autorenporträt
Kuhligk, BjörnBjörn Kuhligk wurde 1975 in Berlin geboren. Seit 2006 leitet er die Lyrikwerkstatt open poems der literaturWERKstatt Berlin. Nach »Es gibt hier keine Küstenstraßen« (2001) und seinem Gedichtband »Am Ende kommen Touristen« (2002) erschienen zuletzt die Lyrikbände »Großes Kino« (2005) und »Von der Oberfläche der Erde« (2009).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.06.2002

Erotische Luftspiegelung
Was Björn Kuhligk zu einem gelungenen zweiten Debüt fehlt
Unter den jungen Schriftstellern der Berliner Literaturszene ist Björn Kuhligk bereits so etwas wie ein Star. Sobald der 27- Jährige auf einem literaturverdächtigen Event auftaucht, umringt ihn eine ansehnliche Schar von Bewunderern, Zeichen einer ersten Popularität, die ihren Grund hat: Kuhligks Gedichte sind bereits mehrfach prämiert, 1997 zum Beispiel war er Preisträger des Berliner open-mike-Wettbewerbs, einer der wichtigsten Talentschauen für deutsche Nachwuchsautoren. Nach diversen Veröffentlichungen in Kleinverlagen feiert Björn Kuhligk mit der nun im angesehenen Berlin-Verlag erschienenen Gedichtsammlung „Am Ende kommen Touristen” eine Art zweites Debüt.
Flucht aus dem Nachtschrank
Zu sechs Abschnitten gruppiert, drehen sich die Gedichte um Liebe, Sexualität, Geburt, Tod, Trinken, Reisen, Berlin, Musik, Medien, Krieg und Gewalt(fantasien). Beginnend mit der umfangreichsten, ersten Textgruppe wird in den Band eine Spur gelegt, die der Verlag „Gefahrenzone des erotischen Liebesgedichts”, das Berliner Literaturhaus „erotische Poesie” und der Autor selbst „vermeintliche Liebesgedichte” nennt.
Wer von den dreien auch immer Recht haben mag, unter dem Titel „Am Ende der Schulterblätter” liest sich das zum Beispiel so: „Wenn sich die Berührungen/ in Begriffen wiederfinden/ und sich die Heimat, die ich/ wünschte zu begehen/ zwischen Haut und Haut/ zusammenzieht, bin ich/ Fluchtversuch, ein Nachtschrank/ oder besser: eine Variable”.
Neben Texten dieser Art nehmen Reise- und Städtegedichte – wie schon in früheren Veröffentlichungen Björn Kuhligks – eine prominente Stellung ein. Im Resonanzraum des städtischen Äußeren suchen sie einen Widerhall des individuellen Inneren zu erzeugen.
Doch wenn dabei „Boston im Herbst” nur zum nebulösen Ort wird, „wo ich rauche und schreibe und Angst hab”, kann das ebenso wenig überzeugen wie Berlin-Passagen, deren aufgesetzte Seziermesserästhetik häufig schlicht geschmacklos ist: „ein an die Erde/ gefrorener Penner ist kein Gedicht/ mehr wert”.
Bestimmend für die meisten Texte des Bandes ist eine Collagetechnik, die Bildfetzen, Gedankensplitter, Sinnesmomente und einzelne Wörter in schnellen Schnitten aneinander setzt. Der Zusammenhang dieser Sequenzen lässt sich jedoch oft nicht erschließen; auch die deutlich signalisierte Intention zum Nicht-Zusammenhang – das Zerteilen, Zerschneiden, Zersplittern ist eine der am häufigsten vorkommenden Metaphern – wird letztlich nicht schlüssig umgesetzt.
Die evozierten Bilder vermögen es so gut wie nie, sich von der Assoziationskette zu lösen, auf der sie aufgereiht sind. Personen, Handlungen, Momente entfremden sich dem trotz Shortcut-Stils eigentümlich anwesenden lyrischen Sprecher nicht, er präsentiert sie bereits entfremdet: „In jenem Hausflur/ grub ich mich dir ein und/ entlockte deinem Mund/ die Vögel, die ich/ zwischen meine Finger nahm.”
Mit dem Lift
Dem Beschriebenen bleibt die Audienz in Augenhöhe mit dem lyrischen Ich verwehrt – eine Haltung, die man im Umgang mit Menschen abschätzig oder arrogant nennen würde. In Kuhligks Gedichten erscheint sie in der Pose des kühlen, distanzierten Beobachters, der beim Blick in den Spiegel gerne Rolf Dieter Brinkmann oder Edward Hopper wiedererkennen würde.
Im Vergleich zu Autoren wie Brinkmann fehlt Kuhligks Texten jedoch viel, vor allem: der innere Antrieb. Eugenio Montale, italienischer Lyriker, beschrieb diesen Schriftstellertypus einmal so: „Sie kommen/ mit Machenschaften daher, ohne die Stufen zu steigen,/ sie benutzen den Lift”. THOMAS WILD
BJÖRN KUHLIGK: Am Ende kommen Touristen. Gedichte. Berlin Verlag, Berlin 2002. 107 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Unter den jungen Schriftstellern der Berliner Literaturszene ist Björn Kuhligk bereits so etwas wie ein Star, weiß Rezensent Thomas Wild. Ihn beeindruckt das allerdings wenig, findet er doch Kuhligks neuen Gedichtband wenig gelungen. Wie Wild ausführt, folgen die meisten Gedichte, die sich um Liebe, Sex, Geburt, Tod, Trinken, Reisen, Berlin und Musik drehen, dem Prinzip der Collagetechnik, "die Bildfetzen, Gedankensplitter, Sinnesmomente und einzelne Wörter in schnellen Schnitten aneinander setzt". So weit, so gut. Nur lässt sich der Zusammenhang dieser Sequenzen nach Ansicht von Wild oft genug nicht erschließen. Auch die deutlich signalisierte Intention zum Nicht-Zusammenhang werde letztlich nicht schlüssig umgesetzt. Was Wild aber am meisten an Kuhligks Gedichten stört, ist, dass sie dem Beschriebenen eine "Audienz in Augenhöhe mit dem lyrischen Ich" verwehren. Er erblickt darin eine Haltung, "die man im Umgang mit Menschen abschätzig oder arrogant nennen würde". Wild mutmaßt, dass Kuhligk beim Blick in den Spiegel gerne einen Rolf Dieter Brinkmann wiedererkennen möchte. Davon ist er nach Ansicht Wilds allerdings weit entfernt: "Im Vergleich zu Autoren wie Brinkmann fehlt Kuhligks Texten jedoch viel", resümiert der Rezensent, "vor allem: der innere Antrieb".

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