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Beginnend am 6. April 1994, wurden in Ruanda innerhalb von hundert Tagen etwa 800 000 Menschen ermordet, Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, fast die Hälfte der Bevölkerung vertrieben. Die Hutu-Mehrheit des Landes schien jeden einzelnen Menschen der Tutsi-Minderheit töten zu wollen. Ein Pastor aus der Volksgruppe der Tutsi gebrauchte in einem Brief an seinen Kirchenpräsidenten den in seiner Formalität erschütternden Satz, der Gourevitch den Titel seines Buches gab. Der Völkermord von Ruanda im Jahre 1994 ist bis heute ein Menetekel, und Gourevitchs mit mehreren Preisen ausgezeichnetes Werk ist…mehr

Produktbeschreibung
Beginnend am 6. April 1994, wurden in Ruanda innerhalb von hundert Tagen etwa 800 000 Menschen ermordet, Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, fast die Hälfte der Bevölkerung vertrieben. Die Hutu-Mehrheit des Landes schien jeden einzelnen Menschen der Tutsi-Minderheit töten zu wollen. Ein Pastor aus der Volksgruppe der Tutsi gebrauchte in einem Brief an seinen Kirchenpräsidenten den in seiner Formalität erschütternden Satz, der Gourevitch den Titel seines Buches gab. Der Völkermord von Ruanda im Jahre 1994 ist bis heute ein Menetekel, und Gourevitchs mit mehreren Preisen ausgezeichnetes Werk ist ein Versuch, dem unfaßbaren Vorgang eine innere Logik zuzuschreiben. Gourevitch, der das traumatisierte Land mehrfach längere Zeit besuchte, erzählt "Geschichten" beteiligter Menschen, wobei er auf "wissenschaftliche Erklärungen verzichtet. Mit seinen Portraits von Ruandern aller Schichten geht er zugleich auf die psychologischen Nachwirkungen des Völkermordes ein. Dabei wird das Geschehen wenn nicht erklärbar, so doch nachvollziehbar. Kann eine Bevölkerung, die sich fast ausschließlich aus Tätern und Opfern zusammensetzt, wieder zu einem halbwegs funtionierenden Ganzen werden? So sehr sich Gourevitch auf Ruanda zu konzentrieren scheint, so weit geht das hier Geschilderte über die Grenzen des kleinen afrikanischen Landes hinaus und konfrontiert uns mit Fragen zu jedem geschichtlichen Völkermord - beunruhigende Fragen nach der Natur des Menschen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2000

Ungeschmälert

RUANDA. Erst sechs Jahre sind vergangen, seit eines der schlimmsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts, der Genozid an Tutsi und gemäßigten Hutu in Ruanda, die Welt erschütterte. Und doch hat man den Eindruck, dass dieses Ereignis im größten Teil der Welt nur mehr am Rande des kollektiven Gedächtnisses, wenn überhaupt, Platz findet. Es ist angesichts dessen ein Lichtblick, dass Philip Gourevitchs von der New York Times zu Recht als eines der besten Bücher des Jahres 1998 ausgezeichnetes Werk nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Denn Gourevitch beschränkt sich nicht auf eine Darstellung des Genozids und seiner Hintergründe, sondern behandelt auch besonders eindrucksvoll und in diesem Umfang immer noch konkurrenzlos die immensen Nachwirkungen und Folgeprobleme. Das leistet er in bester journalistischer Manier, wodurch sein Buch für ein breites Publikum sehr gut zugänglich ist. Der Schlusssatz der Besprechung des amerikanischen Originals (F.A.Z. vom 1. Februar 1999) gilt ungeschmälert: "Sein Buch ist, auch im Hinblick auf die Debatten zur deutschen Geschichte, sehr zu empfehlen." (Philip Gourevitch: Wir möchten Ihnen mitteilen, daß wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden. Berichte aus Ruanda. Berlin Verlag, Berlin 1999. 427 Seiten, 44,- Mark.)

FREDDY LITTEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Diese "Berichte aus Ruanda" des amerikanischen Journalisten Gourevitch, der als Reporter beim "New Yorker" arbeitet, sind ein "erschütterndes Buch", schreibt Michael Birnbaum. Obwohl der Autor keiner der vielen hundert Journalisten war, die jene 100 Tage des Völkermords an den Tutsis 1994 in Ruanda miterlebten und einer tatenlosen Welt davon berichteten, sondern sich erst nachträglich von Opfern und Tätern ihre Version erzählen ließ, findet Birnbaum Gourevitchs Bericht gewichtig genug, um zustimmend Wole Soyinka zu zitieren: "ein grimmiges Buch, eine schwere Last auf dem Gewissen der Welt". Die Versuche des Autors, gleichzeitig auch historische Zusammenhänge in diesem Teil Afrikas zu klären, hält Birnbaum allerdings für "oberflächlich"; er empfiehlt dafür bessere Arbeiten (Prunier, Uvin) und moniert ausserdem die Naivität des amerikanischen Reporters, optimistisch auf den neuen starken Mann Ruandas, Kagame, zu verweisen, obgleich auch dessen Regierung bereits allerlei Rechtsbrüche und undemokratische Gepflogenheiten nachzuweisen sind.

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