Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 3,10 €
  • Gebundenes Buch

Sie begehren auf gegen vorgestanzte Lebensmuster. Sie provozieren, irritieren, stören. Sie trinken und lügen. Sie setzen alles aufs Spiel. Padgett Powells Figuren eint der tägliche Kampf gegen den Absturz, gegen Wahnsinn und Delirium. Ein Mann, der auf einer Mauer patrouillierend den Schrottplatz gebrochener Herzen bewacht; ein zwölfjähriger Knirps, der der reifen, gelangweilten Mrs Hollingworth unziemliche Avancen macht; der Dachdecker Wayne, der Frau und Kinder verlässt und sich im weiten amerikanischen Süden zu verlieren droht. "Das Leben ist Flaute", heißt es in einer Story, doch nichts…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Sie begehren auf gegen vorgestanzte Lebensmuster. Sie provozieren, irritieren, stören. Sie trinken und lügen. Sie setzen alles aufs Spiel. Padgett Powells Figuren eint der tägliche Kampf gegen den Absturz, gegen Wahnsinn und Delirium. Ein Mann, der auf einer Mauer patrouillierend den Schrottplatz gebrochener Herzen bewacht; ein zwölfjähriger Knirps, der der reifen, gelangweilten Mrs Hollingworth unziemliche Avancen macht; der Dachdecker Wayne, der Frau und Kinder verlässt und sich im weiten amerikanischen Süden zu verlieren droht. "Das Leben ist Flaute", heißt es in einer Story, doch nichts stimmt weniger für Powells trotzige Helden. Das Leben ist Aufruhr, und niemand könnte besser davon erzählen, rotzig, neurotisch, abgrundtief komisch, als Padgett Powell.
Autorenporträt
Harry Rowohlt, geboren 1945 in Hamburg, lebte als Autor, Übersetzer und begnadeter Vortragskünstler in Hamburg Eppendorf. Er brillierte unregelmäßig als Penner Harry in der Fernsehserie 'Lindenstraße'. 1999 erhielt er den "Johann-Heinrich-Voß-Preis" der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Im Januar 2001 erhielt er den Satirepreis "Göttinger Elch". Harry Rowohlt verstarb im Juni 2015.

Padgett Powell wurde 1952 in Gaines - ville, Florida, geboren, wo er auch heute noch lebt. Bekannt wurde er durch Veröffentlichungen in THE NEW YORKER, ESQUIRE und HARPER'S MAGAZINE. Powell erhielt etliche Auszeichnungen: den Prix de Rome der American Academy of Arts and Letters, den Whiting Writers' Award und eine Nominierung für den National Book Award.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Zoe Hagen war es eine echte Herausforderung, Padgett Powells Erzählungen in "Schrottplatz der gebrochenen Herzen" ihren Sinn abzuringen, denn der Autor verzichtet über Sätze hinweg auf "landläufige Logik", schreibt Unsinn und verliert sich in grotesken Spielereien, erklärt die Rezensentin. Normal ist an Powells Erzählungen nichts, so Hagen, und das macht zwischendurch einen Heidenspaß, kann aber auch anstrengen, denn die kleinste Unachtsamkeit beim Lesen vermag den Leser dauerhaft in Verwirrung zu stürzen, warnt die Rezensentin. Der Übersetzung Harry Rowohlts ist es zu verdanken, dass all die nuancierten Spiele auch im Deutschen funktionieren, lobt Hagen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2014

Hallo, hässlicher Vogel
Padget Powell erzählt vom „Schrottplatz der gebrochenen Herzen“
„Wayne ist Wayne, und Wayne ist weg. Stein.“ Das verstehen Sie nicht? Gut. Damit sind Sie wohl nicht alleine. Vielleicht hilft es, noch einmal zu lesen. Nun denn: „Wayne ist Wayne, und Wayne ist weg. Stein.“ Immer noch nichts? Machen Sie sich nichts draus. Andere verstehen es bestimmt auch nicht.
  Andererseits, was heißt das denn schon? Warum sollte es Sie beruhigen, wenn andere nicht begreifen. Verständliche Zweifel. Berechtigte Zweifel. Verständlich berechtigte Zweifel. Sie finden diesen Text komisch? Bizarr? Fragen sich, was er soll? Verständlich. Berechtigt. Und dennoch lesen Sie offensichtlich weiter, oder ist es vielleicht gerade deswegen? Man weiß es nicht oder tun Sie es etwa? Man könnte Wayne fragen, aber „Wayne ist Wayne, und Wayne ist weg. Stein.“
  Es sind irrsinnige Satzkonstruktionen, die den Leser in Padgett Powells „Schrottplatz der gebrochenen Herzen“ erwarten. Irrsinnige Satzkonstruktionen mit noch irrsinnigeren Protagonisten, die dort in acht Kurzgeschichten als starre Helden mal mehr, aber eigentlich eher weniger erfolgreich in trotziger Manier ihren Alltag und diese Erzählungen zu bestreiten versuchen. Erzählungen, die vor Absurdität und dem Fehlen landläufiger Logik geradezu strotzen.
  Da ist eben Wayne, der seine Sätze gerne mit dem Wörtchen „Stein“ beendet, eine Frau wegen ihrer fast grotesk weißen Oberschenkel begehren und gleichzeitig mit „Hallo, hässlicher Vogel“ begrüßen kann, der aus irgendeinem unerfindlichen Grund als süß wahr genommen wird, obgleich seine Zähne faulen, er raucht und trinkt und ziemlich viel Unsinn redet, den der Leser und vermutlich er selbst nur schwer begreifen kann.
  Powells Figuren sind keine Helden. Er interessiert sich nicht für die Schönlinge, die Guten oder Verständnisvollen. Getreu Oscar Wilde, der einst sagte: „nicht die Vollkommenen, sondern die Unvollkommenen verdienen unsere Liebe“, sind auch seine Protagonisten vom Leben gezeichnet. Sie sind einsam, wahnsinnig, melancholisch und gestört.
  Da gibt es Mr. Albemarle, der Tag für Tag aus unerfindlichen Gründen immer den Wachturm entlang spaziert, solange bis er auf die „Fremdlinge der Zuneigung“ trifft, merkwürdige Wesen deren Name nichts als ein Euphemismus ist, denn ihre letztendliche Aufgabe ist das Entfremden von Zuneigung und das Brechen von Herzen, die sich unter dem Wachturm auf dem „Schrottplatz der gebrochenen Herzen“ türmen und, wie er nun weiß, von Mr. Albemarle Tag für Tag bewacht werden.
  Gleichzeitig wohnt jedoch jeder Geschichte auch eine gewisse Komik inne, mal durch Äußerlichkeiten, wie dem Jungen, dessen Gesicht an einen Kürbis erinnert, oder die Absurdität der Szenarien gesetzt, wie wenn eben jener einer bereits in die Jahre gekommenen Frau Avancen macht, sie als „Bonnie“ und sich als „Clyde“ bezeichnet, wohl wissend, dass sie sich auf sein Spiel eingelassen hat, aber nicht ahnend, welchen Spaß ihr das bereitet. Bei aller Komik und der Liebe zum Wort, die Powells Geschichten zweifellos inne wohnen, ist es eine immense Anforderung an den Leser, den zum Teil nicht bloß absurden, sondern schlichtweg unsinnigen, sich über mehrere Zeilen erstreckenden Sätzen zu folgen, den Handlungsstrang nicht aus den Augen zu verlieren und auch bloß im Ansatz zu begreifen, worauf genau Powell denn eigentlich hinaus möchte. Das mindert zwar nicht die Qualität der Erzählungen, strengt jedoch auf Dauer an, da auch nur ein Moment des ungenauen Lesens eine gefühlte halbe Ewigkeit des Unverständnisses hervorrufen kann. Eine halbe Ewigkeit, die durch Satzkonstruktionen und Wortkreationen in einer herrlich verquirlten, spielerischen Sprache zumindest versüßt, wenn auch nicht unbedingt verstanden wird.
  Dass diese zwischenzeitlichen Energiekicks wirken, ist auch der überaus geglückten Übersetzung Harry Rowohlts zu zuschreiben. Es gelingt ihm, die Worte zu finden, die das Komische in das Tragische in das Poetische in den Irrsinn reißen.
  Dass Padgett Powell einen Hang zur etwas anderen Art der Erzählung hat, ist spätestens nach seinem „Roman in Fragen“ in dessen Fall der Titel wirklich Omen für den Inhalt ist, kein Geheimnis mehr. Dennoch gelingt es ihm auch hier zu amüsieren, verwundern und zum Nachdenken anzuregen.
  Einzig und das sei als Warnung oder auch Lockmittel angemerkt, dies ist ein Buch für stille, sehr, sehr lange Stunden, für Menschen mit Zeit und Sätzen, die diese fordern. Es darf gestaunt, geschmunzelt, es sollen einzelne Passagen wieder und wieder gelesen werden, nur um es am Ende doch nicht zu begreifen. Aber der Weg ist das Ziel und auch das kann Spaß machen. Stein.
ZOE HAGEN
„Wayne ist Wayne,
und Wayne ist weg. Stein.“
  
  
  
Padgett Powell:
Schrottplatz der gebrochenen Herzen. Storys. Aus dem Englischen von Harry Rowohlt. Berlin Verlag, Berlin 2013. 304 Seiten, 19,99 Euro, E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Es darf gestaunt, geschmunzelt, es sollen einzelne Passagen wieder und wieder gelesen werden, nur um es am Ende doch nicht zu begreifen. Aber der Weg ist das Ziel und auch das kann Spaß machen.", Süddeutsche Zeitung, Zoe Hagen, 04.01.2014