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Der hiermit vorliegende erste Band der Lebens-Poietischen Philosophie: Gesamtansatz - Grundlinien, hatte eine lange Entstehungszeit: von den ersten Skizzen 1990 bis zu seiner Fertigstellung im Dezember 2007. Dies hat(te) zwei Gründe: Zum einen kommen sonst nicht nur nicht zusammen behandelte, sondern auch in den Ansätzen selbst disparate Themen zur Sprache, die getrennt zu erarbeiten und sodann allererst zu vermitteln waren, zum anderen entstanden in besagter Zeit ca. 90 % meines dreibändigen Hauptwerks 'Prinzip Subjektivität'1 sowie der weitaus größte Teil des zweiten und dritten Bandes der…mehr

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Produktbeschreibung
Der hiermit vorliegende erste Band der Lebens-Poietischen Philosophie: Gesamtansatz - Grundlinien, hatte eine lange Entstehungszeit: von den ersten Skizzen 1990 bis zu seiner Fertigstellung im Dezember 2007. Dies hat(te) zwei Gründe: Zum einen kommen sonst nicht nur nicht zusammen behandelte, sondern auch in den Ansätzen selbst disparate Themen zur Sprache, die getrennt zu erarbeiten und sodann allererst zu vermitteln waren, zum anderen entstanden in besagter Zeit ca. 90 % meines dreibändigen Hauptwerks 'Prinzip Subjektivität'1 sowie der weitaus größte Teil des zweiten und dritten Bandes der Praktisch-Politischen Philosophie.2
Über die Einordnung der Lebens-Poietischen Philosophie, ihren Gesamtaufbau sowie über das Verhältnis der drei Teile des vorliegenden ersten Bandes gibt die Gesamteinleitung hinreichenden Aufschluß.
Autorenporträt
Manfred Wetzel, geb. 1937 in Nürnberg, lehrt in Hamburg und Berlin. Bei K&N bereits von ihm erschienen:Prinzip Subjektivität. Allgemeine Theorie. 2 Bde - 2001: Ding und Person, Dingbezugnahme und Kommunikation, Dialektik - 2005: Natur, Gesellschaft, konkrete Subjektivität Praktisch-Politische Philosophie. 3 Bde 2004- Bd. 1: Allgemeine Grundlagen - Bd. 2: Natur und Gesellschaft - Bd. 3: Gesellschaft und Politik
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.09.2008

Die Softies lassen sich einseifen
System und Polemik: Manfred Wetzel setzt an zu einer „Lebens-Poietischen Philosophie” und streitet wider den Feminismus
„Der Wille zum System”, sagt Nietzsche, „ist der Wille zur Lüge.” Indes verfährt gerade die Lüge eher unsystematisch, opportunistisch – wo der Vorteil des Lügners hinfällt, da fällt auch sie hin. Vielleicht also ist das intime Verhältnis zur Wahrheit, das Systeme des Denkens seit je für sich beansprucht haben, doch mehr als bloße Reklame. Von dieser Überzeugung geleitet, entfaltet Manfred Wetzel seit Jahrzehnten ein System der Philosophie, im Umfang einiger tausend Druckseiten. Kernstück und Hauptwerk ist das „Prinzip Subjektivität”, zwischen 1997 und 2005 in drei Bänden erschienen. Drei weitere Bände füllt die „Praktisch-Politische Philosophie” von 2004.
Zwischen 1990 und 2007 entstand der erste Band einer „Lebens-Poietischen Philosophie” Wetzels. „Die Lebens-Poietische Philosophie hat es mit dem Wohl und Wehe, dem Glück und der Not, mit Freud und Leid, mit Alltäglichem wie Außerordentlichem im guten wie im schlechten Sinn, insgesamt mit den Möglichkeiten und Notwendigkeiten für das einzelne Subjekt zu tun.” Wetzel möchte sich philosophisch klar darüber werden, wie es zugeht, dass einer sich als das bestimmte Individuum versteht, das er wird und ist, und dass er als dieses Individuum ein Leben führt. Dazu schöpft der Autor aus der philosophischen Tradition, aus der Psychoanalyse, aus der Literatur. Zentral für eine Philosophie des individuellen Lebens ist die Frage der Identität: „‚Wer bin ich?‘, ‚Wer kann ich sein?‘, ‚Wie kann ich zu dem werden, der ich sein will?‘, – dies sind Fragen, die sich jeder Mensch zumindest einmal, nicht selten öfters, in bestimmten Lebensphasen vielleicht fortwährend stellt.”
Da Leben ein Vorgang in der Zeit ist, bestimmt sich Identität aus dem Zusammenspiel der Erinnerung an vergangenes und der Vorwegnahme künftigen Lebens. Was da vor sich geht, wird, so argumentiert Wetzel, aus der Perspektive einer Identitätsforschung, die sich als empirische Sozialwissenschaft versteht, prinzipiell verfehlt. Identitäten lassen sich nicht, Dingen gleich, von außen beschreiben und so objektivieren. Sie konstituieren sich, indem einer seine Lebensgeschichte so beschreibt, wie nur er sie beschreiben kann. „Jeder ist selbst sein eigener Biograph und Interpret”, postuliert Wetzel. Dass damit nicht behauptet ist, die Perspektive der ersten Person sei täuschungsfrei, versteht sich für einen Philosophen, der so nachdrücklich an Freud anknüpft, von selbst.
Mit Freud teilt Wetzel auch die Überzeugung, die Geschlechtlichkeit berühre den Kern der Identität und des individuellen Lebens. Indes sieht Wetzel sich bei diesem Thema einer Position gegenüber, die es zu Freuds Zeiten noch nicht gab: dem Feminismus. Sobald er auf diesen zu sprechen kommt, schlägt Wetzel in seiner „Lebens-Poietischen Philosophie” jenen Ton an, den Thomas Steinfeld vor Jahren den „groben” genannt hat. Der Grobianismus, in der Philosophie seit Diogenes von Sinope lautstark rumorend, achtete nie die Trennung von Person und Sache, die der Stolz der Gelehrtenrepublik war und ist.
Wo Wetzel teils noch antifeministisch, teils schon misogyn hobelt, da fällt so manches, das Späne zu nennen eine gelinde Untertreibung wäre: „ein Flittchen wie Ingeborg Bachmann”, „hysterische Pseudo-Emanzen”, „die Vorliebe mäßig attraktiver mitteleuropäischer Blondinen für Araber, Afrikaner und Lateinamerikaner”. Besonders erbittert Wetzel, seine männliche Mitwelt nehme kaum wahr, was ihm offensichtlich dünkt: „die Softies lassen sich einseifen”. Nicht zuletzt in der Hochschule.
Sehnsucht nach dem Macho
Dabei sei, so Wetzel, gerade der akademische Alltag Anschauungsunterricht jener Machenschaften, deren Decouvrierung beträchtliche Teile seines Buch gewidmet sind: „Es sind dies insonderheit die Halb-Emanzen, die in Hochschulgremien frauenpolitische = männerfeindliche Sprüche klopfen, zugleich aber auf Machos abfahren oder gar dem Sextourismus fröhnen: ‚Hier‘ werden die Männer offiziell als ‚Herren‘, ‚Chauvis‘, ‚Patriarchen‘ abgetan, ‚dort‘ sind es die baumlangen Senegalneger, die fundamentalpatriarchischen Araber und last not least die latein-amerikanischen Machos, denen das Begehren gilt.” Nicht dass sie Provokation sind, ist diesen Sätzen anzukreiden. „Provocare” heißt „hervorrufen” – was Nennenswertes hervorrufen würde, hätte schon darin eine Qualität. Von Wetzels Sätzen ist indes schwer vorstellbar, sie würden anderes hervorrufen als was sie betreiben: Verdächtigungen, die sich an privaten Motiven festmachen, Spekulationen über das Sexualleben anderer, flagrante Verbalinjurien.
Die großen Systematiker, von Hegel bis Luhmann, waren auch Polemiker von Rang, gerade weil sie die Polemik zu kontrollieren und dosieren wussten. Wetzel aber gerät sie außer Kontrolle. Die Polemik beherrscht ihn mehr, als dass er sie zu beherrschen wüsste, und wird so zur Entgleisung. Weder ist sie mit dem System vermittelt, noch setzt sie ihm als Aperçu Lichter auf.
Allerdings verfügt Wetzel auch über eine einschlägige systematische These, nämlich die, „daß Frau im geistig-künstlerischen Schaffen absolut wie statistisch eindeutig hinter dem Mann zurück ist”. Die These hängt ab von einem Analogieschluss von Biologie auf Geist: „auch in geistigen Dingen muss Frau vom Mann empfangen, wenn sie selbst etwas hervorbringen will”. Denn: „Zeugen ist evolutionsgeschichtlich nun mal des Mannes, Empfangen aber der Frau, weshalb es – und das ist nirgends so schön zu sehen wie in der Musik – sehr wohl dem Manne äquivalent reproduktive, also ‚empfangende‘ Musikerinnen gibt, aber keine, jedenfalls den ganz herausragenden Komponisten äquivalent produktive, mithin ‚zeugende‘ Musikerinnen = Komponistinnen!”
Doch das Argument ist brüchig. Dass die weibliche Eizelle passiv, empfangend sei, ist kein Tatbestand, sondern eine tendenziöse Deutung. Das Ovum „tut” immerhin einiges, gewiss nicht weniger als die männliche Samenzelle. Und selbst wenn jene Deutung sich verteidigen ließe, bewiese sie nichts über künstlerische Kreativität. Immerhin komponiert kein Mensch mit seinen Ei- oder Samenzellen: sondern mit seinem Gehirn. Manchmal wissen Philosophen in einem Winkel ihres Geistes von der Brüchigkeit des Arguments, das sie am heftigsten vertreten; wüste Polemik kann Indiz solchen Wissens sein, da sie es betäubt. Wetzels Lebensprojekt, ein System der Philosophie zu entfalten, hängt daran, ob es dem Autor gelingen wird, sich insofern einer nüchternen und vielleicht ernüchternden Selbstprüfung zu unterziehen.
ANDREAS DORSCHEL
MANFRED WETZEL: Lebens-Poietische Philosophie. Erster Band: Gesamtansatz - Grundlinien: Leben/Dasein und Reflexion. Psychoanalyse und Sublimation. Lebensgeschichte und Identität. Königshausen & Neumann, Würzburg 2008. 458 Seiten, 39,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einen kritischen Blick wirft Rezensent Andreas Dorschel auf den ersten Band von Manfred Wetzels "Lebens-Poietischer Philosophie", mit dem der Autor sein Großprojekt, ein System der Philosophie zu entfalten, weiterführt. Den Fokus des Autors sieht er im vorliegenden Werk auf dem Individuum, seinem Dasein und seiner Identität. Besonders hebt er Wetzels an Freud anknüpfende Auffassung hervor, die Geschlechtlichkeit berühre den Kern der Identität. Sauer stößt ihm allerdings die Art und Weise auf, wie sich der Philosoph in diesem Zusammenhang auf den Feminismus einschießt. Die Äußerungen Wetzels hierzu findet er teils antifeministisch, teils geradezu grob "misogyn". Ein paar Beispiele, die Dorschel aus dem Buch zitiert: 'ein Flittchen wie Ingeborg Bachmann', 'hysterische Pseudo-Emanzen', 'die Vorliebe mäßig attraktiver mitteleuropäischer Blondinen für Araber, Afrikaner und Lateinamerikaner'. Als Polemik kann Dorschel das nicht mehr durchgehen lassen, sondern spricht von "Entgleisungen" des Autors, der die Kontrolle verloren habe.

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