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Sardinien 1889: Als Michele Angelo und Mercede - er Schmied und sie Frau - sich begegnen, wird ihr erster Blick zu einem stummen Versprechen, das in die Ehe führt und ein Leben lang andauert. Michele Angelo und Mercede wollen Spuren hinterlassen; ihr Leben auf dieser archaischen Insel soll nicht vergeblich bleiben. Und so wirkt das neue Geschlecht der Chironi wie von paradiesischem Glück verwöhnt; nach den Zwillingen Pietro und Paolo kommen in den folgenden Jahren Gavino, Luigi Ippolito und Marianna zur Welt._Die Errungenschaften der Moderne erreichen die verschlummerte Kleinstadt Nuoro, der…mehr

Produktbeschreibung
Sardinien 1889: Als Michele Angelo und Mercede - er Schmied und sie Frau - sich begegnen, wird ihr erster Blick zu einem stummen Versprechen, das in die Ehe führt und ein Leben lang andauert. Michele Angelo und Mercede wollen Spuren hinterlassen; ihr Leben auf dieser archaischen Insel soll nicht vergeblich bleiben. Und so wirkt das neue Geschlecht der Chironi wie von paradiesischem Glück verwöhnt; nach den Zwillingen Pietro und Paolo kommen in den folgenden Jahren Gavino, Luigi Ippolito und Marianna zur Welt._Die Errungenschaften der Moderne erreichen die verschlummerte Kleinstadt Nuoro, der Schmied Michele Angelo bringt es zu neidvoll bewundertem Wohlstand. Doch wie schicksalhaft folgt dem Glück infernalischer Schrecken - eine sardische Tragödie._Mit meisterhafter poetischer Kraft kondensiert Marcello Fois die Geschichte Sardiniens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Verwurzelt in einer Epik des kargen und alltäglichen Lebens, wird aus dieser wie fluchhaften Geschichte der Familie von Michele Angelo und Mercede, ihrer Liebe, Hingabe und Trauer ein sprachliches Ereignis.
Autorenporträt
Marcello Fois wurde 1960 in Nuoro auf Sardinien geboren und lebt heute in Bologna.In Italien wurde er als Erfinder des Avvocato Bustianu, eines Anwalts und Dichters, bekannt. Mehrere seiner Krimis wurden auch ins Deutsche übersetzt.In der Anderen Bibliothek erschien als 318. Band Die schöne Mercede und der Meisterschmied.

Die Übersetzerin Monika Lustig ist eine ausgewiesene Kennerin der italienischen Literatur, eine handwerklich überzeugende Übersetzerin, eine treffsichere Wortschöpferin. Sie überträgt nicht Worte und Sätze von einer Sprache in die andere, sie lebt, sie fühlt, sie leidet die Wechselfälle im Leben der Protagonisten. Monika Lustig findet Worte, die den Duft von Erde und Meer, von sengender Sonne und geplagten Kreaturen entfalten. Sie versteht es meisterhaft, auch die im Italienischen und Sardischen unverzichtbare Körpersprache mitschwingen zu lassen. Ihre Sprache versteht sich auf Leidenschaft, ebenso wie auf das beredte Schweigen der Sarden. Sie erfasst das Pathos in den fast philosophisch anmutenden Gedanken von Michele Angelo und entwickelt Leichtigkeit, wenn von den Alltäglichkeiten der Hausfrau oder dem Essen die Rede ist. Mit kurzen, scheinbar unbedeutenden Füllworten veranschaulicht sie die blumige Ausdrucksweise, ohne mit ihrer Sprache antiquiert zu werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2011

Glimmer, Glanz und Glutaureolen
Marcello Fois verliert sich im Fabulieren über Aufstieg und Verfall einer sardischen Familie

Eine Familiensaga, behauptet der Verlag, kredenze Marcello Fois, verwoben mit einem halben Jahrhundert sardischer Geschichte. Das lässt aufmerken. Ein gewaltiges Vorhaben für dreihundert Seiten. Thomas Mann brauchte in den "Buddenbrooks" für rund zehn Jahre erzählter Zeit weniger deutlich mehr als das Doppelte an Seiten. Nun gibt es zum Glück kein Patentrezept, Umfang allein ist längst kein Garant für eine kräftige Speise. Außerdem ist Mann keineswegs ein sparsamer Erzähler, Sardinien nicht die kühle Hansestadt. Trotzdem drängt sich noch vor der Lektüre die Frage auf, wie Fois die Zutaten wohl mengt.

Er beginnt bei den Urgroßeltern, Michele Angelo und Mercede. Bei ihrer ersten Begegnung 1889 entflammen beide sofort in Liebe zueinander. Buchstäblich, denn beide strahlen, schimmern und glänzen aus sich heraus, dass es kaum zu überbieten ist. Ihr "gefällt das bernsteinfarbene Licht, das ihn umfließt", ihm das Haar der Frau, "glänzend wie frisch aufgepinselter Lack". Dieser erste Teil ist "Paradies" getitelt - und heiligenbildartiger könnten die Protagonisten, Waisen zumal, kaum daherkommen. Doch auch später, in "Hölle" und "Purgatorium", küssen Frauen gern die Aureolen der Söhne, und irgendwann, beim x-ten inneren Strahlen, glaubt man zumindest eine partielle Erklärung für die vielbeschworene Archaik Sardiniens zu erkennen: Auf Strom haben die Insulaner getrost verzichten können.

Doch zurück zum trauten Paar. Michele Angelo ist Schmied, Mercede Hausfrau, sie heiraten, das Geschäft floriert, Kinder werden geboren und sterben. In der Familienchronik der Buddenbrooks würde sich das vielleicht so lesen: Anno ... Pietro und Paolo geboren. Werkstatt erweitert. Totgeburt von Giovanni. Erwerb eines Weinbergs. Anno ... Ermordung der Zwillinge. Leider liest es sich in Fois' Roman nicht anders. Das führt zu einem unproportionierten Gemisch aus Erzählen im Schnelldurchlauf und in Zeitlupe, aus Faktenreihung und Salbadern zu den einschlägigen Themen Liebe, Geschichte, orale Erzähltradition und der Mensch an sich.

Gleich die Erstbegegnung von Michele Angelo und Mercede kommentiert der Erzähler mit den Worten: "Die Liebe dauert exakt einen vollkommenen Moment, und der Rest besteht daraus, diesen Moment immer wieder von Neuem wachzurufen. Jener Moment kann aber genügen, um mehr als einem Leben Sinn zu geben." Mag ja sein - aber einen Roman trägt er nicht. Der Mensch sei nichts anderes "als das Produkt einer Mischung aus bereits Gemachtem und etwas, das noch geschehen muss". Und so weiter und so fort.

Ein Abschnitt sei noch explizit erwähnt. "Da ist ein Himmel violettfarbener Wolken, aus denen sich dickes Blut aufs Feld ergießt. Und ein schreckliches Ineinander-Übergehen von Nichts und Allem findet statt ... Wie unser Bewusstsein, das im allzu deutlich Ausgesprochenen umherschweift, bis es nur noch Schweigen hervorbringt. Wie viele Dinge würden wir gern hören, und keiner sagt sie uns." Stimmt schon, man hätte gerne noch andere Dinge gehört - nur gefällt Fois dieser Passus so gut, dass er ihn später prompt wiederholt.

Es gibt wenige eingestreute Geschichten, vor allem jedoch einzelne Sätze, die ahnen lassen, was Fois hätte erzählen können. Wenn die Kinder unter Mussolini antreten müssen, ergehen die Kommandos an sie in zwei Sprachen, auf Italienisch und auf Sardisch, denn "sie sind zwar zu Italienern geworden, aber stehen dieser Tatsache noch skeptisch gegenüber". Das wäre das Potential gewesen, Geschichte und Familiensaga zu verweben. Wie verändert sich Sardinien nach der Einigung Italiens 1861? Wie erlebt es das "Hormon der Moderne", soziale Ideen, Ersten Weltkrieg, Faschismus, Zweiten Weltkrieg? Stattdessen nichts als Schwulst und Raunen.

Marcello Fois ist selbst 1960 auf Sardinien geboren worden. Bisher ist er mit Krimis hervorgetreten, darunter auch historische, die auf Sardinien spielen (und auch nicht zu den besten des Genres gehören). "Die schöne Mercede und der Meisterschmied" ragt also durchaus nicht wie ein "granitner Solitär" in seinem OEuvre heraus, wie die Übersetzerin Monika Lustig in ihrem Nachwort behauptet. Vielmehr ist es sein erprobter Stoff und Stil, des kriminalistischen Plots entkleidet.

Heute heißt es gern: "Show, don't tell!" Bei Goethe findet sich: "Bilde, Künstler! Rede nicht!" Die Form hat sich gewandelt, der Inhalt ist geblieben. Zu Recht. Wenn Fois seine Erzählung bei den Urgroßeltern beginnt, dann aber bei den Enkeln endet, sollte das ärgerlich aufstoßen. Wenn er seinen Roman mit Verweisen auf die Bibel, Dante und Michelangelo auflädt, als Autor selbst jedoch ein solches Unvermögen zeigt, sollte das ärgerlich aufstoßen. Tut es aber nicht, dazu hat er zu viel geredet. Die Personen interessieren nicht, die Geschichte fesselt nicht. Mit einem Wort: ein belangloser Roman.

CHRISTIANE PÖHLMANN

Marcello Fois: "Die schöne Mercede und der Meisterschmied". Roman.

A. d. Ital. von Monika Lustig. Eichborn Verlag, Frankfurt 2011. 310 S., geb., 32,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Glatter Verriss. Rezensentin Christiane Pöhlmann kann an diesem Roman überhaupt nichts finden. Sie findet nichts als Platitüden über die Liebe und das Leben, alberne Naturbeschreibungen und Desinteresse des Autors an der durchaus spannenden Geschichte Sardiniens. Und die eigentliche Handlung der Familiensaga liest sich wie eine Aufzählung von Ereignissen, ärgert sie sich. Kurz: "Nichts als Schwulst und Raunen."

© Perlentaucher Medien GmbH