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Mit Schirm, Charme und Verstand Die deutsche Romantik ist wieder ein Thema - und mit ihr Leben und Schicksal von fünf ebenso gescheiten wie attraktiven Göttinger Töchtern, die ihre Angelegenheiten mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit und Willenskraft in die eigenen Hände genommen haben - gepaart mit einem bemerkenswerten Charme. Dorothea Schlözer zum Beispiel, die als erste Frau in Europa den Titel eines Doktors der Philosophie gewann, ihr Diplom aber nicht in Empfang nehmen konnte, weil Frauen die heiligen Räume der Universität nicht betreten durften. Oder ihre Freundin Therese Heyne, die…mehr

Produktbeschreibung
Mit Schirm, Charme und Verstand Die deutsche Romantik ist wieder ein Thema - und mit ihr Leben und Schicksal von fünf ebenso gescheiten wie attraktiven Göttinger Töchtern, die ihre Angelegenheiten mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit und Willenskraft in die eigenen Hände genommen haben - gepaart mit einem bemerkenswerten Charme. Dorothea Schlözer zum Beispiel, die als erste Frau in Europa den Titel eines Doktors der Philosophie gewann, ihr Diplom aber nicht in Empfang nehmen konnte, weil Frauen die heiligen Räume der Universität nicht betreten durften. Oder ihre Freundin Therese Heyne, die noch recht jung den Weltumsegler Georg Forster heiratete, ihn aber später zugunsten des Schriftstellers Ludwig-Ferdinand Huber verließ. Nach dessen Tod leitete sie sieben Jahre lang die Redaktion von Cottas"Morgenblatt"; vermutlich war sie nicht nur in Deutschland die erste Frau, die ein journalistisches Amt von solchem Einfluß versah. Oder Caroline Schlegel, geborene Michaelis, der in der entstehenden jungen Romantik eine bedeutende Aufgabe zufiel. Dorothea Schlözer, Therese Heyne, Caroline Michaelis, Meta Forkel und Philippine Gatterer: In fünf eindrucksvollen Porträts entwirft Eckart Kleßmann mit Elan und voller Liebe die Bilder einer Galerie der frühen Emanzipation und dokumentiert ein wichtiges, ernstes und zugleich amüsantes Kapitel der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte, das erst unsere Zeit ganz zu würdigen vermag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2008

Und am Abend dann der Liebhaber
Göttinger Schein: Eckart Kleßmann schildert das Dilemma gebildeter Aufklärerinnen zwischen Selbstbestimmung und Arrangement

Göttingen war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine aufstrebende Universitätsstadt. Hier lehrte eine Vielzahl noch heute bekannter Universitätsprofessoren, deren berühmtester Georg Christoph Lichtenberg ist, auch wenn er den Zeitgenossen eher als Kuriosum galt. Hier nahm aber auch die Biographie einiger der interessantesten Frauen der Epoche zwischen Aufklärung und Romantik ihren Anfang - "Universitätsmamsellen", Professorentöchter allesamt, deren sich vielfach kreuzende Lebenswege Eckart Kleßmann nun in einem interessanten Kompendium nachgezeichnet hat.

Caroline, die Tochter des Orientalisten Michaelis, ist sicherlich die Bekannteste von ihnen. Als spätere Frau von August Wilhelm Schlegel und Joseph Schelling, als Gastgeberin des Jenaer Frühromantikertreffens und Schillers "Dame Luzifer" ist sie in der Literaturgeschichte hinlänglich verankert. Für ihre Nachbarin aus Kindheitstagen, Therese Heyne, besser bekannt als Therese Huber, gilt ein Gleiches. Die Ehefrau von Georg Forster und Ludwig Ferdinand Huber, die Romanschriftstellerin und spätere Redakteurin von Cottas "Morgenblatt für gebildete Stände" taucht in den verschiedensten Kontexten auf, wenngleich ihr der Ruf einer intriganten und klatschsüchtigen Person anhaftet, den Kleßmanns Buch eher bestätigt denn korrigiert.

Als zweite deutsche Frau überhaupt, die einen Doktortitel erwarb, genießt Dorothea Schlözer eine gewisse Berühmtheit. Ihr Vater, ein angesehener Historiker, ließ das offensichtlich hochbegabte Mädchen von Anfang an in allen möglichen Wissenschaften und Sprachen unterrichten, so dass die glänzend bestandene Doktorprüfung wie eine logische Folge dieser Erziehung erscheint. Unbekannter sind Philippine Gatterer, eine Lyrikerin, die ihre erste Prägung durch den Göttinger Hainbund und Gottfried August Bürger erfuhr, sowie die als Übersetzerin hervorgetretene Meta Wedekind, die den Musikwissenschaftler und Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel heiratete und zeitlebens enge Kontakte zu Therese und Caroline unterhielt.

Wie Eckart Kleßmann die Lebensfäden dieser so unterschiedlichen Frauenfiguren parallel entwickelt und miteinander verwebt, wie dabei zugleich ein luzides Porträt der bewegten Zeitläufte zwischen Revolution und Restauration und der Literaturgeschichte der Zeit entsteht, ist bewundernswert. Der hohe Grad an Bildung und die vielfach bekundeten emanzipatorischen Töne haben übrigens keine der Frauen vor dem üblichen Schicksal, ihrer nahezu ausschließlichen Bestimmung zur Ehefrau und Mutter, die fortan im Schatten ihrer Männer zu stehen haben, bewahrt. Ihr Umgang mit solchen Gegebenheiten fällt freilich unterschiedlich aus. Ist vor allem Caroline für ihre offenherzige Kritik dieser Zustände berühmt, so hat sich Therese die Maximen der Zeitgenossen selbst zu eigen gemacht, ihre Romane unter dem Namen ihres Mannes veröffentlicht und über mangelnde häusliche Fähigkeiten ihrer Geschlechtsgenossinnen scharf geurteilt. Selbst die gelehrte Dorothea Schlözer sieht ihre Zukunft illusionslos und hofft, durch Geistesgaben und Bildung ihren späteren Mann wenigstens unterhalten zu können, den sie "nicht anders als aus Vernunft" heiraten möchte. In der Praxis indes sicherten sich sämtliche der Frauen mit Ausnahme von Philippine Gatterer zumindest zeitweise einen gewissen Freiraum. Ehescheidungen, Liebhaber und Hausfreunde tauchen in allen Biographien auf und deuten auf Möglichkeiten hin, die Konventionen nur formal einzuhalten oder auch mit ihnen zu brechen - wenn auch um den Preis eines skandalösen Rufs, wie ihn Caroline und Meta Forkel bezahlt haben, war doch sexuelle Libertinage ein ausschließliches Vorrecht der Männer.

In seinen Urteilen ist Kleßmann, anders als in früheren Publikationen, auffallend zurückhaltend. Er stellt eher dar, statt zu werten, zeigt biographische Einzelschicksale auf, deren strukturellen Zusammenhang der Leser selbst herstellen muss. Nicht zuletzt in dieser Zurückhaltung besteht jedoch einer der Vorzüge von Kleßmanns gänzlich unprätentiöser Weise, Kulturgeschichte zu schreiben. Nur ein Register vermisst man hier schmerzlich.

THOMAS MEISSNER

Eckart Kleßmann: "Universitätsmamsellen". Fünf aufgeklärte Frauen zwischen Rokoko, Revolution und Romantik. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008. 335 S., geb., 32,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kulturgeschichte unprätentiös, begegnet dem Rezensenten auf den Seiten von Eckart Kleßmanns Buch. Wie der Autor die Biografien bedeutender Frauen im Göttingen des späten 18. Jahrhunderts, von Therese Heyne bis Philippine Gatterer, nachzeichnet und sich miteinander kreuzen lässt, hat Thomas Meissner imponiert. Nicht nur ergibt sich für ihn ein Porträt der Zeit zwischen Aufklärung und Romantik, Meissner erkennt auch die Möglichkeiten dieser Frauen, mit den strengen Konventionen ihrer Zeit zu spielen beziehungsweise sie zu brechen. Dass der Autor sich mit Urteilen zurückhält, schätzt der Rezensent sehr. Schmerzlich vermisst hingegen hat er ein begleitendes Register.

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