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"Dieses Buch ist durchdrungen von tiefster Menschlichkeit." Jonathan Safran Foer
Aleksandar Hemon gehört zu den herausragenden Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Die Erfahrungen seines Lebens, das geprägt ist von einer Kindheit im bosnischen Sarajewo, vom Verlust dieser Wurzeln und von einem zweiten Leben in der Neuen Welt, hat er nun in autobiographischen Erzählungen verarbeitet. Sie lassen ahnen, welche Bedeutung das eigene Erleben für seine Imagination spielt. An keiner Stelle verhehlt der Autor, dass Leidenschaft, Trauer oder Zorn die Motoren seines Schreibens sind; doch…mehr

Produktbeschreibung
"Dieses Buch ist durchdrungen von tiefster Menschlichkeit." Jonathan Safran Foer

Aleksandar Hemon gehört zu den herausragenden Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Die Erfahrungen seines Lebens, das geprägt ist von einer Kindheit im bosnischen Sarajewo, vom Verlust dieser Wurzeln und von einem zweiten Leben in der Neuen Welt, hat er nun in autobiographischen Erzählungen verarbeitet. Sie lassen ahnen, welche Bedeutung das eigene Erleben für seine Imagination spielt. An keiner Stelle verhehlt der Autor, dass Leidenschaft, Trauer oder Zorn die Motoren seines Schreibens sind; doch diese Gefühle sind immer gefiltert durch profundes Mitgefühl und scharfe Intelligenz.

Autorenporträt
Aleksandar Hemon wurde 1964 in Bosnien geboren. Als 1992 die Belagerung Sarajevos begann, hielt er sich im Rahmen eines Kulturaustauschs in den USA auf und beschloss, im Exil zu bleiben. Heute lebt er in Chicago. Seine Erzählungen wurden in zahlreichen literarischen Magazinen und Sammelbänden veröffentlicht, darunter in den "Best American Short Stories 1999."
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2013

Schach und Schweigen
Prosaischer Einwanderer-Blues: „Das Buch meiner Leben“ des amerikanischen Autors Aleksandar Hemon
Obwohl er viel zu erzählen hätte, spricht Peter nicht viel. Oder vielleicht gerade deswegen: Laut Walter Benjamin sind ja die deutschen Soldaten deswegen im Wortsinne sprachlos aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, weil sie dort so vieles erlebt hatten, für das ihnen die beschauliche Literatur der Kaiserzeit keine Formulierungen zur Verfügung gestellt hatte. Je mehr man also erlebt, desto unwahrscheinlicher wird es, dass man es auch erzählen kann.
  Und Peter hat viel erlebt: Er ist als Assyrer in Belgrad geboren, weil seine Eltern knapp dem türkischen Massaker in Armenien entkommen sind, im Irak aufgewachsen, wo er mit dem Sohn des Premierministers aneinandergeraten ist und deshalb nach Iran fliehen musste, wo sein eigener Sohn während der islamischen Revolution mit Marihuana in der Jeanstasche erwischt und auf der Stelle erschossen wurde. Und jetzt sitzt Peter also in Rogers Park in Chicago, spielt schweigend Schach und fährt nur einmal aus der Haut, nämlich als irgendwelche Kids auf der Bank neben ihm nicht aufhören wollen zu reden.
  Wir erfahren das alles aus zweiter Hand, denn ein paar Mal spielt Peter im Rogers Park gegen Aleksandar Hemon, einen der großen Stilisten der nordamerikanischen Gegenwartsliteratur. Im Schach hat Hemon keine Chance, aber zwischen den Matches sprechen sie und im Formulieren ist Hemon besser. Als Hemon erzählt, dass er selbst in Sarajewo geboren und aufgewachsen ist, fasst Peter so viel Verständnis, Verbundenheit und Empathie in drei einfache Worte, dass einem unmittelbar bewusst wird, wie viel tatsächlich überall gesprochen wird, nur um eben kein Mitleid aufbringen zu müssen. Peter sagt also nur das hier: „Tut mir leid.“ Dann wieder Schach und Schweigen. Die Bemerkung ist ausreichend ungenügend, jedes weitere Wort wäre noch ungenügender. In diesem Moment versteht Hemon, „warum mir Peter so nahe war: Er gehörte ebenfalls zum Stamm der Heimatlosen“.
  Aleksandar Hemon ist 1992 im Alter von 28 mit einem Schriftstellerstipendium in die USA gekommen. Während seines einmonatigen Aufenthaltes begann die serbische Armee mit der Belagerung Sarajewos, Hemon erhielt politisches Asyl und verfolgte fortan auf CNN den Untergang seiner Heimatstadt. Dabei fühlt er sich so: „Wenn mein Verstand und meine Stadt dasselbe waren, war ich dabei, den Verstand zu verlieren.“ Er begann auf Englisch zu schreiben und veröffentlichte in zehn Jahren vier Prosabände, die ihm das Tor zum Pantheon der amerikanischen Literaturkritik eröffneten. Weil er in Chicago lebt, wurde er mit Saul Bellow, weil er erst als Erwachsener Englisch gelernt hat, mit Joseph Conrad und Nabokov verglichen. Und nebenbei hat er in Zeitschriften immer wieder autobiografische Essays veröffentlicht, die jetzt unter dem Titel „Das Buch meiner Leben“ als Sammlung erschienen sind.
  Die große Qualität dieser Texte liegt nicht nur in ihrer sprachlichen Brillanz, sondern vor allem in der aufwendigen Genauigkeit ihres Blickes. Hemon könnte es sich einfacher machen: Im Balkankrieg und in der unfreiwilligen Emigration hat ihn ein Thema gefunden, das für drei Schriftstellerleben reichen würde. In seinen autobiografischen Essays schreibt Hemon allerdings immer genau den einen Millimeter an den vertrauten Erzählmustern des politischen Exils vorbei, der wirklich etwas bedeutet.
  Er schreibt über die Schachspiele gegen seinen Vater, über faschistische Performance-Partys im sozialistischen Sarajewo, über „Kramer“ und „Skinny Fuck“, die Hunde seiner heruntergekommenen Vermieterin in Chicago. Über Fußball in den USA, die Gedichte von Radovan Karadzic und immer wieder über seine Frauen: Mütter, Töchter, Schwestern, Geliebte, Ehefrauen. In jeder seiner Figuren spiegelt sich das Motiv der Heimatlosigkeit, das Gefühl des Verlustes ist das Grundrauschen dieser Texte. Allerdings ist diese Heimatlosigkeit bei Hemon kein migrationspolitischer Sonderfall, sondern die freudianische Schlüsselmetapher menschlicher Existenz. Die implizite Frage, die sein prosaischer Blues stets mit sich herumträgt, lautet: Wieso eigentlich sind wir trotzdem immer noch da, wenn wir doch letztlich alle hoffnungslos verloren sind? Und vor allem: Wie kommt es, dass wir manchmal sogar glücklich sind, einfach so, in den unmöglichsten Momenten?
  Zum Beispiel wenn wir an dem Mann vorbeilaufen, der in einem Park in Chicago immer „Killing me softly“ auf der Tuba spielt. Oder wenn wir sehen, „wie sich die Leute im Winter auf dem U-Bahnhof Granville unter den Laternen drängen wie Küken unter einer Wärmelampe“. In diesen Hemonschen Momenten kommt es vor, dass uns das Glück, gegen jede Wahrscheinlichkeit, doch noch übermannt.
FELIX STEPHAN
Wie kommt es, dass wir manchmal
glücklich sind, einfach so, in
den unmöglichsten Momenten?
    
    
      
Aleksandar Hemon: Das Buch meiner Leben. Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Knaus Verlag, München 2013. 224 Seiten, 19,99 Euro, E-Book
15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die existenzielle Verlorenheit, die Heimatlosigkeit des Migranten ist das Lebensthema des in Sarajewo geborenen und in Chicago lebenden Autors Aleksandar Hemon, weiß Felix Stephan. Auch "Das Buch meiner Leben", eine Sammlung zuvor in Zeitschriften veröffetlichter autobiografischer Essays, handelt davon, aber präziser, ergreifender und wahrhaftiger als in derlei Texten üblich, versichert der Rezensent, weil jene Hemons mit ihrer "sprachlichen Brillanz" und der "aufwendigen Genauigkeit ihres Blickes" deutlich aus der Masse herausstechen.

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"Ein erschütterndes Buch, das gleichzeitig traurig macht und Kraft gibt." Dresdner Morgenpost am Sonntag