Marktplatzangebote
14 Angebote ab € 2,30 €
  • Gebundenes Buch

Eindeutige Antworten gibt es nicht in Achmat Dangors magischer, grandios erzählter Familiengeschichte aus Südafrika. Es ist die Zeit nach der Apartheid, eine Zeit von Veränderungen, Identitätsproblemen und Metamorphosen.
Die sanfte, schöne Anna, deren Familie zu den englischen Zuckerbaronen gehört, hat sich in den jüdischen Architekten Oscar Kahn verliebt, in seine leicht getönte Haut, seinen Lockenkopf, seine hübsche, gebogene Nase - alles Züge, die er seiner holländischen Großmutter Katryn verdankt. Dass diese Großmutter allerdings das einzige "weiße" Element in Oscars Stammbaum ist, kann…mehr

Produktbeschreibung
Eindeutige Antworten gibt es nicht in Achmat Dangors magischer, grandios erzählter Familiengeschichte aus Südafrika. Es ist die Zeit nach der Apartheid, eine Zeit von Veränderungen, Identitätsproblemen und Metamorphosen.


Die sanfte, schöne Anna, deren Familie zu den englischen Zuckerbaronen gehört, hat sich in den jüdischen Architekten Oscar Kahn verliebt, in seine leicht getönte Haut, seinen Lockenkopf, seine hübsche, gebogene Nase - alles Züge, die er seiner holländischen Großmutter Katryn verdankt. Dass diese Großmutter allerdings das einzige "weiße" Element in Oscars Stammbaum ist, kann Anna nicht wissen; auch nicht, dass Katryn damals aus Liebe ihre Familie, ihre Rasse und ihren christlichen Glauben hinter sich ließ, und dass aus dem Burenmädchen die Muslimin Ouma Kulsum wurde. Und genauso wenig weiß Anna, dass auch ihr Mann eine solche Grenze überschritten hat, allerdings in umgekehrter Richtung: Als Omar Khan wurde er in eine farbige, muslimische Familie hineingeboren, und er ist nicht in einem weißen Vorort, sondern in schwarzen Townships aufgewachsen. Sein Motiv für seine Metamorphose war nicht die Liebe, sondern das Bedürfnis, einer Welt zu entkommen, die ihm keine Möglichkeiten bot. Dassr dabei auch noch die Liebe fand, machte sein Glück nur umso größer. Doch dieses Glück und damit Oscars schöne neue Welt zerbricht, als eines Tages sein Bruder Malik vor der Tür steht. Er gehört dem tonangebenden, neuen politischen Establishment an und gibt sich schon allein durch sein Äußeres, durch das Tragen der Dscheballa, als konservativer Muslim zu erkennen. Malik ist gekommen, um Omar zu holen: Die Mutter ist gestorben, die Söhne müssen sie bestatten. Annas Familie, die ihre Distanz Oscar gegenüber nie ganz aufgegeben hatte, fühlt sich bestätigt: Er war nie einer von uns. Die ersten Spuren von Oscars Krankheit zeigen sich in der Nacht nach dem Tod seiner Mutter: schwerer Atem, eine körperliche Steifheit, eine borkige Stelle auf seiner Haut. Sein "Zustand" verschlechtert sich zusehends, die Ärzte sind ratlos. Zu Annas Entsetzen werden Oscars Atemprobleme fast unerträglich, und die Erkenntnis, dass die Krankheit ihn zur Umkehrung seiner Atemtechnik zwingt, kommt wie ein Schock: Oscar atmet Kohlendioxid ein und Sauerstoff aus - so wie Pflanzen atmen. Anna verlässt ihren Mann. Sie zieht zu ihrem Bruder Martin, der mit seiner Frau und zwei Töchtern ebenfalls in Johannesburg lebt. Oscars Krankheit könne durchaus psychische Ursachen haben, meint der Psychologieprofessor Martin: "Kafkas Fluch". Die Gefühle zwischen Martin und Anna sind zweischneidig, unbestimmt und von verdrängten Erinnerungen beherrscht. Als seine inzestuösen Neigungen nicht mehr zu verheimlichen sind, zerbricht die Familie. Ehe Anna mit ihrer kleinen Nichte Diana das Haus verlässt, erzählt sie Oscars Lieblingsgeschichte, die Legende von dem Gärtner, der mit Bäumen und Blumen redete und allein durch seinen Atem die Pflanzen zum Wachsen brachte, der mit einer Prinzessin fliehen wollte und deshalb in einen Baum verwandelt wurde ... Als Anna mit Diana in ihr altes Haus zurückkehrt, findet sie es zu ihrer Überraschung gepflegt vor. Die Polizei hatte sie gewarnt ...
Autorenporträt
Achmat Dangor wurde 1948 (dem Geburtsjahr der Apartheid) in Johannesburg geboren. Als Mitglied der Gruppe „Black Thoughts“ war er von 1973 bis 1979 als unerwünschte Person des Landes verwiesen. Er arbeitete als Literaturdozent in New York. Dangor hat mehrere Gedicht- und Erzählbände veröffentlicht und wurde vielfach ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Südafrika.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Angela Schader ist ein wenig enttäuscht: Hinter dem auf den ersten Blick viel versprechenden Werk des südafrikanischen Autors verbirgt sich dann doch kein Meisterwerk. Erst einmal wirkt alles recht komplex: es gibt Anspielungen auf Kafka und Dostojewski, Ton und Stil erinnern an Salman Rushdie und die Apartheid wird mit einem "indischstämmigen Muslimen" als Helden interessant reflektiert. Dieser Held wird - hier spielt ein indischer Mythos ebenso eine Rolle wie Kafkas "Verwandlung" - liebesunglücklich zum Baum und das ist wohl das Hauptproblem des Buches. Von da an nämlich verliert sich "Kafkas Fluch" in "lose ineinander greifende Episoden", die ganze schöne Komplexität ist dann, bedauert die Rezensentin, bald perdu. Alles in allem also: "eine bunte, bewegte Oberfläche", hinter der nicht viel steckt.

© Perlentaucher Medien GmbH