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Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein "großes amerikanisches Sittenbild" erblickt Wilhelm Trapp in Gay Taleses 1981 erschienenem Buch über die sexuelle Revolution in den USA, das nun auf deutsch vorliegt. Es ist für ihn nicht einfach eine rückblickende Geschichte dieses gesellschaftlichen Wandels, sondern eine Reportage, für die der Autor über Jahre nicht nur recherchierte, sondern geradezu "in die Sache eintauchte". Talese habe etwa einen Massagesalon geleitet, in Sexkommunen gelebt und unzählige Interviews mit Akteuren der Liberalisierung - Pornoprodouzenten, Nacktstars und promisken Eheleuten - geführt. Dadurch wirkt das Buch für Trapp unmittelbar und spannend, wobei er unterstreicht, dass der Autor trotz seiner Nähe zum Geschehen stets mit Distanz über sein Thema schreibt. Dass Talese nicht die tieferen Ursachen der Befreiung zur Lust erforscht, empfindet Trapp eingedenk der historisch-theoretischen Sexualforschung von Freud bis Foucault eher als wohltuenden Vorzug. Zumal Talese bei aller dokumentarischen Stringenz höchst literarische Gestaltung ein "reicheres, aussagekräftigeres Tableau" biete, "als es jede Ursachenspekulation könnte". Deutlich wird für Trapp nicht zuletzt, dass die neu erkämpften Freiheiten rasch wieder von Geschäfstsinn, Vermarktung und Konvention eingeholt wurden.

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