Marktplatzangebote
16 Angebote ab € 7,00 €
  • Gebundenes Buch

Nichts macht uns neugieriger als das, was berühmte Männer oder Frauen geschrieben haben, ohne zu ahnen, dass es einmal veröffentlicht werden könnte: ihre Briefe, Manuskripte, Zeichnungen, signierten Photographien und anderen Autographen. Rubens liefert dem spanischen König einen Spionagebericht aus Italien, Goethe bestellt wieder einmal eine Menge Wein, Richard Wagner schreibt Bettelbriefe, Baudelaire träumt von Wagner, Einstein hält Freuds Psychoanalyse für eine gefährliche Mode, Mata Hari muss wieder einmal Hals über Kopf verschwinden, Trotzki erweist sich als Verehrer von Frida Kahlo ...…mehr

Produktbeschreibung
Nichts macht uns neugieriger als das, was berühmte Männer oder Frauen geschrieben haben, ohne zu ahnen, dass es einmal veröffentlicht werden könnte: ihre Briefe, Manuskripte, Zeichnungen, signierten Photographien und anderen Autographen. Rubens liefert dem spanischen König einen Spionagebericht aus Italien, Goethe bestellt wieder einmal eine Menge Wein, Richard Wagner schreibt Bettelbriefe, Baudelaire träumt von Wagner, Einstein hält Freuds Psychoanalyse für eine gefährliche Mode, Mata Hari muss wieder einmal Hals über Kopf verschwinden, Trotzki erweist sich als Verehrer von Frida Kahlo ... 350 solcher Schriftstücke aus einer der schönsten und reichsten Sammlungen der Welt sind in diesem Band faksimiliert, transkribiert, übersetzt und erläutert
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2005

Lauter Notenschlüssel für die Melodie aus dem Unsichtbaren
Damals, als man sich noch Briefe schrieb: Petro Corréa do Lago sammelt eigenhändig verfaßte Schriftstücke prominenter Personen

Graphologen, vor allem wenn sie einen guten Tag haben, ziehen aus einem handschriftlichen Satz einen ganzen Menschen heraus. Laien, die Handschriften betrachten, schauen dabei erst einmal auf eine Art Elektrokardiogramm einer fernen Befindlichkeit, einer ins Schriftbild gerutschten seelischen Facon, die sich in steilen, spitzen, runden, harmonischen oder unregelmäßigen Schriftzügen gefällt. Autographen sammelt Petro Corréa do Lago seit fünfunddreißig Jahren. Er hat sich nicht auf bestimmte Jahrhunderte oder Wissensgebiete beschränkt. Ihn interessieren die handschriftlichen Zeugnisse "maßgeblicher Persönlichkeiten aus der Geschichte und Kultur des Westens seit 1500", wie er in seiner Einleitung schreibt.

Der Leiter der brasilianischen Nationalbibliothek besitzt heute rund dreißigtausend Handschriften. Sammler sind unersättliche Menschen. Eine kleine Auswahl seines Fundus, 350 Stück, hat do Lago für den vorliegenden opulenten großformatigen Bildband zusammengestellt und mit historischen Kommentaren zu jedem der abgebildeten Stücke versehen. Im Anhang findet man die Transkriptionen und die deutschen Übersetzungen.

Der Schriftsteller Stefan Zweig, der aus der untergegangenen Welt der Tintenfässer kam und selbst ein Sammler von Handschriften war, beschrieb einmal, warum ihm im Angesicht des Autographen ein Schauer über die Seele lief: "Jene geheimnisvolle Sekunde des Übergangs, da ein Vers, eine Melodie aus dem Unsichtbaren, aus der Vision und Intuition eines Genies durch graphische Fixierung ins Irdische tritt, wo anders ist sie ablauschbar, überprüfbar als auf den umkämpften oder wie in Trance hingejagten Urschriften der Meister?" Als sich die Genies an die Schreibmaschine setzen, zog sich die Urschrift zurück.

Das nebenstehend abgebildete Autograph, das zur Kategorie der ästhetisch anspruchsvollen Handschriften gehört, stammt von dem Schweizer Bildhauer Jean Tinguely (1925 bis 1991). In einem Café schrieb er auf einem Papiertischtuch einen Brief an den englischen Künstler Richard Hamilton. Er schrieb Französisch und Englisch. Der Brief lautet: "Lieber Richard Hamilton, danke für deinen Brief: Einverstanden mit Sonnabend (was ist mit Rosemarie?) Wenn ich nicht da bin, hinterlaß mir eine Nachricht, wo ich dich erreichen kann. Gruß: Jean Tinguely". Mehr erfahren wir nicht.

Andere Autographen in diesem Band stammen von Karl V., Rousseau, Rubens, Baudelaire, Darwin, Debussy, Mata Hari, Marcel Proust, Isadora Duncan, Strawinski, Miró, Borges, Walt Disney und so weiter - und im besten Falle, also wenn ein Brief vorliegt und der Brief interessant genug ist, schaut man, wenn man die Zeilen liest, wie durch ein ganz schmales Fenster in die damalige Zeit hinein. Auf diese Weise kommt man zu Madame de Pompadour, die schrieb, "daß durch die Räume von Versailles ein gewisser Milord Gordon läuft, der total verrückt ist . . . Es gibt keine Extravaganz, die er nicht begangen hätte. Ich sehe ihn nicht gern in der Nähe des Königs und hinter dem Dauphin, vor allem da er erklärtermaßen Geschmack daran findet, Menschenblut zu trinken . . ." Das Siegel des Briefes, auf dem die drei Türme ihres Wappens zu erkennen sind, leuchtet selber rot wie Blut. Zu den maßgeblichen Persönlichkeiten aus der Geschichte und Kultur des Westens zählen auch die Beatles, weshalb der Band mit einer signierten Fotografie der vier britischen Musiker schließt.

EBERHARD RATHGEB

Petro Corréa do Lago: "Schriftstücke. Autographen aus sieben Jahrhunderten". Mit einem Vorwort von Carlo Ginzburg. Aus dem Französischen von Eva Plorin. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2005. 288 S., zahlreiche Farb- u. S/W-Abbildungen, geb., 59,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Opulent" nennt Rezensent Eberhard Rathgeb diesen großformatige Bildband von Petro Correa do Lago. Der Leiter der brasilianischen Nationalbibliothek habe darin eine kleine Auswahl von Autographen, 350 Stück, aus seiner rund dreißigtausend Handschriften umfassenden Sammlung zusammengestellt und mit historischen Kommentaren versehen. Der Anhang biete zudem die Transkriptionen und die deutschen Übersetzungen. Rathgeb kann do Lagos Faszination für Autographen offensichtlich nicht so ganz teilen. Er bleibt relativ unbeeindruckt, zumal die Autographen - in diesem Band finden sich Stücke von Karl V., Rousseau, Rubens, Baudelaire, Darwin, Debussy, Mata Hari, Marcel Proust, Isadora Duncan, Strawinski, Miro, Borges, Walt Disney und anderen - oft nicht viel Erkenntnisgewinn ermöglichen. Im besten Falle, wenn ein Brief vorliege und der Brief interessant genug sei, resümiert der Rezensent, "schaut man, wenn man die Zeilen liest, wie durch ein ganz schmales Fenster in die damalige Zeit hinein".

© Perlentaucher Medien GmbH