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Bewertung von Frank

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7 Kundenbewertungen

Niemand, der damals am Tatort war, wird den Fall je vergessen. In einer heißen Augustnacht des Jahres 1966 wird in Frankfurt eine Prostituierte auf brutale Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der «zweiten Nitribitt» die Runde. Und wirklich: Auch im Fall Rosenherz bleibt der Täter unerkannt. Vierzig Jahre später. Ein nebliger Morgen im Stadtwald. Hauptkommissar Marthalers schwangere Freundin Tereza wird bei einem Überfall schwer verletzt. Und der Polizist erhält einen Tipp: Er soll den alten Fall noch einmal unter die Lupe nehmen. Doch damit legt Marthaler sich mit mächtigen Gegnern an,…mehr

Produktbeschreibung
Niemand, der damals am Tatort war, wird den Fall je vergessen. In einer heißen Augustnacht des Jahres 1966 wird in Frankfurt eine Prostituierte auf brutale Weise ermordet. Sofort macht das Wort von der «zweiten Nitribitt» die Runde. Und wirklich: Auch im Fall Rosenherz bleibt der Täter unerkannt.
Vierzig Jahre später. Ein nebliger Morgen im Stadtwald. Hauptkommissar Marthalers schwangere Freundin Tereza wird bei einem Überfall schwer verletzt. Und der Polizist erhält einen Tipp: Er soll den alten Fall noch einmal unter die Lupe nehmen. Doch damit legt Marthaler sich mit mächtigen Gegnern an, die ihre frühen Sünden vertuschen wollen. Die «Akte Rosenherz» soll geschlossen bleiben. Um jeden Preis.
«Psychologisch stimmig und hochspannend sind die Krimis von Jan Seghers. Absolut lesenswert!» Hamburger Morgenpost
Autorenporträt
Jan Seghers alias Matthias Altenburg wurde 1958 geboren. Der Schriftsteller, Kritiker und Essayist lebt in Frankfurt am Main. Nach dem großen Erfolg von «Ein allzu schönes Mädchen» und «Die Braut im Schnee» folgte «Partitur des Todes», ausgezeichnet mit dem Offenbacher Literaturpreis sowie dem Burgdorfer Krimipreis. Danach erschienen «Die Akte Rosenherz» sowie «Die Sterntaler Verschwörung» und «Menschenfischer». Seine Romane wurden für das ZDF verfilmt und von über 30 Millionen Menschen gesehen.Sein neuer Kriminalroman, «Der Solist», ist der erste Fall des eigensinnigen Ermittlers Neuhaus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.03.2010

Das Frankfurter Fieber
Von hessischen Dunkelmännern und stillen Ermittlern: Jan Seghers’ fulminanter vierter Kriminalroman „Die Akte Rosenherz”
Es war ein weiter Weg vom „Ballermann aus Bornheim” zum „deutschen Mankell”. Und nichts deutete daraufhin, dass der Frankfurter Schriftsteller Matthias Altenburg, der in den neunziger Jahren Romane und Novellen wie „Die Liebe der Menschenfresser”, „Die Toten von Laroque” oder „Landschaft mit Wölfen” vorgelegt hat, einmal derart reibungslos den Wechsel vom ambitionierten Belletristen zum erfolgreichen Autor minutiös recherchierter Krimis vollziehen würde. Denn Altenburg, der sich mit ebenso knalligen wie pointierten Essays und Kritiken für Konkret oder den Stern den Ruf eines Zeilenpistoleros erschrieben hatte, der gerne scharf schoss und Anfang der neunziger Jahre im Spiegel in einem Plädoyer für einen neuen, satteren Realismus dazu aufrief, der selbstreferentiellen Literatur den Kampf anzusagen, schien – ob als Kritiker oder Romancier – um das Genre Krimi stets einen großen Bogen zu machen.
Umso erstaunlicher erscheint das, was dem Autor seit dem Jahr 2004 unter dem Pseudonym Jan Seghers aus der Feder fließt: ziegelsteindicke, auf den Grundbausteinen des Genres errichtete Frankfurt-Krimis, die dem 52-Jährigen quasi über Nacht den Ruf des „deutschen Mankell” eintrugen. Ähnlich wie der Schwede, der dem mit immer mehr Blut und Serienkillern wuchernden Genre durch seine Figur des bisweilen geradezu betulich langsam ermittelnden Kurt Wallander die epische Ruhe zurückbrachte, setzt auch Seghers mit seiner Hauptfigur Robert Marthaler auf Langsamkeit, Unverwechselbarkeit und Glaubwürdigkeit. Dass darüber hinaus sowohl Wallander als auch Marthaler ausgemachte Opernliebhaber sind, eigenbrötlerische Sturköpfe, die gerne mal einen Schlenker um die offiziellen Ermittlungen machen, auf ihrer Suche nach der Wahrheit – das eint die beiden Autoren zudem.
Mag sein, dass im ersten, 2004 erschienenen Marthaler-Krimi „Ein allzu schönes Mädchen” noch allzu erkennbar Altenburgs Vorbild durchschimmerte und die Bücher des Schweden der gesamten Architektur des Romans eine gewisse Vorlage lieferten. Spätestens mit dem zweiten Fall des Frankfurter Kommissars aber, dem Roman „Die Braut im Schnee” von 2005, hatte Seghers zu seinem eigenen Ton gefunden: einem im unverwechselbaren Ortsgeist des Schauplatzes wurzelnden Erzählen, das die mitunter fiebrige Stimmung und die so ganz spezielle Atmosphäre Frankfurts so selbstverständlich und glaubwürdig evoziert, als hätte ihr Schöpfer nie etwas anderes getan, als – über seine Maschine gebeugt – in die zerrissenen Seelen hessischer Dunkelmänner zu spähen. Darin erinnern seine Bücher an die fabelhaften Mailand-Romane des hierzulande noch viel zu wenig beachteten „italienischen Simenon” Giorgio Scerbanenco.
Inzwischen versteht es Seghers mit beiläufiger Meisterschaft, Personen, Schauplätze, Gegenstände oder Organisationen zu beschreiben. Zudem fehlen bei ihm zum Glück – und auch dies demonstriert sein soeben erschienener vierter Frankfurt-Krimi „Die Akte Rosenherz” – jene pauschalierenden, wertenden Adjektive, welche gemeinhin die Faulheit eines Autors verraten. Vielmehr wird in jeder Zeile deutlich, in welch mühevoller Kleinarbeit dieser Autor seine Stoffe recherchiert; zumal, wenn es sich wie hier um einen bis heute ungelösten Fall deutscher Kriminalhistorie handelt: um den Mord an der Frankfurter Prostituierten Helga Matura aus dem Jahr 1966.
Ohne Fleischwolf keine Bulette
Es ist ein Fall, der die bundesdeutsche Öffentlichkeit seinerzeit ähnlich erregte wie die Vorgänge um die zehn Jahre zuvor, am 29. Oktober 1957, ebenfalls in Frankfurt getötete Rosemarie Nitribitt. Wie bereits in seiner 2008 erschienenen „Partitur des Todes” vereint Seghers abermals sehr gekonnt Vergangenheit und Gegenwart in einem Kriminalroman, der sich durchaus an den nordischen Meistern des Faches messen lassen kann. Denn der Autor, der im hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden monatelang die mehr als zehntausend Seiten umfassenden Gerichtsakten zum Fall Matura studierte, ehe er mit dem Schreiben begann, verzahnt in seiner Geschichte Fakten und Fiktion auf eine Weise, die seinen Roman stiller als seine Vorgänger und doch wie aus einem Guss erscheinen lässt. Ein Buch, in welchem er die unterschiedlichen Zeitebenen geschickt miteinander verbindet: hier die weit in die deutsche Kriminalhistorie zurückreichenden Ereignisse um die ermordete Helga Matura, welcher er im Roman den Namen Karin Niebergall gibt; dort der Diebstahl eines wertvollen Gemäldes während eines Überfalls auf einen Transporter im Frankfurter Stadtwald, bei dem Robert Marthalers hochschwangere Freundin Tereza lebensgefährlich verletzt wird. Als Marthaler aus den Untersuchungen ausgeschlossen wird, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln: Denn er will wissen, wer das ungeborene Kind seiner Freundin auf dem Gewissen hat.
Hin- und hergerissen zwischen seiner Angst um Tereza, um deren Leben die Ärzte kämpfen, und seinem Drang nach Vergeltung, taucht er immer tiefer in seine privaten Ermittlungen ein. Bis er von einem Kleinkriminellen den entscheidenden Tipp erhält und begreift, dass die Lösung des Falles untrennbar mit der Akte Rosenherz zusammenhängt: der Ermordung der Helga Matura.
Dabei – und das ist das Besondere an Seghers Frankfurt-Krimis – scheint es ihm nie nur um Kriminalfälle und ihre Auflösung zu gehen, sondern um Menschen und die Desaster, in die sie taumeln; er schreibt aber auch keine verkappten, ins Kriminalliterarische verlegten soziologischen Fallstudien, sondern eine illusionslos realistische, unsere gegenwärtigen Zustände authentisch einholende Literatur, deren zentrales Thema das eigentliche Thema aller ernsthaften Kunst ist: das Spannungsverhältnis von Schuld und Sühne. Dass ihm dabei obendrein hochkarätiges literarisches Entertainment gelingt, bei dem so mancher am Ende wüst auf der Strecke bleibt, ist nur ein weiterer Vorzug seiner Bücher.
„Man kann eben keine Buletten machen, ohne zuvor ein bisschen Fleisch durch den Wolf zu drehen”, heißt es einmal bei dem amerikanischen Hardboild-Schreiber Carroll John Daly. Seghers hat’s begriffen – und etwas ganz Besonderes daraus gemacht: einen Kriminalroman von europäischem Format!
PETER HENNING
JAN SEGHERS: Die Akte Rosenherz. Roman. Wunderlich Verlag, Hamburg 2010. 474 Seiten. 19, 95 Euro.
Wie Rosemarie Nitribitt (hier dargestellt von Belinda Lee in dem 1959 entstandenen Spielfilm „Die Wahrheit über Rosemarie”) war auch Helga Matura eine Frankfurter Prostituierte, deren mysteriöser Tod die Öffentlichkeit seinerzeit ähnlich beschäftigte. Jan Seghers greift in seinem neuen Kriminalroman den bis heute ungeklärten Mordfall auf und studierte bei seinen Recherchen die Gerichtsakten von damals. Foto: Cinetext
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2010

Marthaler zum Vierten

Ein halbes Jahrhundert nach dem Mord an der Prostituierten Helga Matura löst Jan Seghers den Fall - in seinem neuen Krimi.

VON HANS RIEBSAMEN

FRANKFURT. Zwei berühmte Frankfurter Objekte der Begierde fallen in Jan Seghers' Krimi "Die Akte Rosenherz" einem Verbrechen anheim: Die Prostituierte Helga Matura wird ermordet und das Städel-Gemälde "Paradiesgärtlein" geraubt. Den Raub hat der Autor Seghers, hinter dem sich der Schriftsteller Matthias Altenburg verbirgt, erfunden, den Mord hat er gefunden - im Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden in Form von Akten.

Der gewaltsame Tod der Lebedame Matura am 27. Januar 1966 in ihrer Wohnung an der Gutleutstraße 85 erregte damals die Öffentlichkeit genauso heftig wie jener der Rosemarie Nitribitt knapp zehn Jahre zuvor. Beider Mörder wurde nicht gefunden. Im Krimi darf es einen solchen ungeklärten Ausgang natürlich nicht geben. Hauptkommissar Robert Marthaler, den Seghers jetzt schon in einem vierten Fall auf Spurensuche durch Frankfurt jagt, klärt sowohl den Raub des "Paradiesgärtleins" als auch den Mord an seiner Matura, die im Roman Karin Niebergall beziehungsweise Karin Rosenherz heißt, mit Bravour auf.

Damit der eigenbrötlerische Hauptkommissar nicht noch sonderlicher wird, hat Seghers ihm in seinem neuen Marthaler-Band Anna Buchwald zur Seite gestellt, eine angehende Journalistin, die durch ihre freche und freie Art Marthaler wieder in die Balance bringt. Der ist aus dem Gleichgewicht geraten, weil seine schwangere Freundin Tereza - ein Liebling aller Seghers-Leser - beim Raub des Städel-Gemäldes schwer verletzt wurde und als Patientin auf der Intensivstation im Roman faktisch abwesend ist. Mit Anna Buchwald kommt ein zusätzliches psychologisches Spannungsmoment in die Geschichte, denn natürlich sorgt sich der Leser, ob Marthaler in seiner seelischen Depression nicht vielleicht leiblichen Trost bei ihr finden wird. Auch in der Personenfindung und -führung ist der Schriftsteller Seghers also ein Könner.

Der Überfall auf den Kunsttransport spielt in der Gegenwart, der Mord an der Prostituierten Rosenherz ist dagegen fast vergessene Vergangenheit, die Marthaler in der Akte Rosenherz wiederentdeckt, Seghers dagegen in der originalen Akte Matura. Der Krimiautor erweckt diese Vergangenheit in seinem Roman wieder zum Leben. Wie einst die Matura herrscht die Niebergall als ungekrönte Königin über die Frankfurter Nächte. Sie lockt wie jene die Herren aus besseren Kreisen in ihr Reich der Lüste. Und sie erfüllt wie die Matura die ausgefallensten Wünsche. Jenes Kurtchen etwa, Sohn eines Metzgers, das immer nackt auf allen vieren vor der Niebergall grunzend herumkrabbelt und ruft: "Fang das Schwein!", hat es tatsächlich gegeben. Weil Seghers den Polizeiprotokollen von damals so viele derartige Details entnehmen konnte, ist das Sittengemälde, das er von den sechziger Jahren zeichnet, auch so farbig und stimmig.

Es gehört ein gewisser Wagemut dazu, in einem Roman die sechziger Jahre des vergangenen mit den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts zu verbinden. Seghers glückt dieses Kunststück, der Krimi wirkt trotz der Zeitsprünge wie aus einem Guss. Er zählt zu jenen Büchern, die ob ihrer spannenden Handlung den Leser in sich hineinziehen. Man legt den Band erst wieder aus der Hand , wenn die Geschichte zu Ende und das Rätsel gelöst ist.

Wie sein Vorbild Henning Mankell, der schwedische Bestsellerautor, besitzt Seghers die Gabe, die Handlung in einer absolut stimmigen Umgebung anzusiedeln. Für Frankfurter bietet auch sein jüngster Krimi wieder den Extrareiz, dass sie viele der Schauplätze kennen und wiedererkennen. Das Alte Café Schneider etwa, nur wenige Meter vom Kaiserbrunnen entfernt, den die Matura damals im Kabrio umkreiste, um nach Freiern zu fischen. Dort treffen sich kurz vor dem Showdown Marthaler, Anna Buchwald und ein Zeuge aus alten Zeiten, um ihren letzten Schlag gegen den mutmaßlichen Mörder abzustimmen. "Ich nehme ein belegtes Brötchen mit Schinken. Ohne Butter, bitte! Und einen doppelten Espresso macchiato", gibt dort im Roman Marthaler und heute beim Interview der Autor Seghers seine Bestellung auf.

Gestoßen auf den Matura-Stoff, erzählt Seghers, ist er durch ein 1980 erschienenes Buch mit dem Titel "Hamlet oder die Liebe zu Amerika". Geschrieben hat es Peter Kuper, eine schillernde Frankfurter Figur, die zeitweise mit der Matura liiert war. Seghers hat sein mit dem pinkfarbenen Heck eines Cadillacs geschmücktes Grab ebenso in Augenschein genommen wie die Orte, an denen sich seine Romanhelden aufhalten oder auf die sie stoßen. Bevor er eine Szene niederschrieb, hat er zuvor den dazu gehörenden Schauplatz genau erforscht: das Mausoleum Gans auf dem Hauptfriedhof, in dem ein Zeuge ermordet wird; die Eintracht-Kneipe auf dem Oeder Weg, in der Marthaler den Staatsanwalt trifft, der einst an dem Fall Rosenherz gescheitert ist; das "Weiße Haus" an der oberen Günthersburgallee, in das die Mord-Ermittler sich schon in Seghers' erstem Krimi ausquartiert haben.

"Ich kann keine Orte erfinden, ich muss sie finden", sagt Seghers. Und so hat er Frankfurt auf seinem Rennrad bei seinen Recherchen schon unzählige Male durchquert und dessen verborgenste Winkel durchstöbert. Selbst nach Pietrabruna ist er gereist, in jenes ligurische Dorf, aus dem jene Italiener stammten, die die Leiche der Matura 1966 entdeckten.

Im Transportfahrzeug, in welchem das "Paradiesgärtlein" zum Flughafen transportiert werden soll, fragt ein Wachmann Tereza, was das Besondere an dem Bild sei. "Ich glaube, liegt daran, dass alles so rein wirkt", antwortet ihm Marthalers aus Prag stammende Freundin in ihrem nicht ganz korrekten Deutsch. Alles auf dem Bild erscheine so unschuldig. "Aber nicht wie bei die Engeln oder Heiligen, sondern wie bei die wirklichen Menschen." Hier hat Seghers einer seiner Figuren seine eigenen Empfindungen beim Betrachten seines Lieblingsbildes in den Mund gelegt. Aber auch seine Philosophie des Schreibens.

Seghers' Figuren müssen wirkliche Menschen sein, seine Schauplätze wirkliche Orte, seine Fälle wirkliche Verbrechen oder zumindest Verbrechen, die in der Wirklichkeit vorkommen können. Diese Bodenhaftung ist wahrscheinlich das Erfolgsgeheimnis seiner Krimis, die bisher alle zu Bestsellern avanciert sind. Es wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis es heißen wird: "Marthaler - demnächst in diesem Kino."

Jan Seghers, "Die Akte Rosenherz", Wunderlich-Verlag, 19,95 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Enthusiastisch lobt Peter Henning Jan Seghers fünften Frankfurt-Krimi als "hochkarätiges" Lesevergnügen. Jan Seghers ist das Pseudonym des "ambitionierten Belletristen" Matthias Altenburg, der sich 2004 überraschend auch dem Krimigenre zugewendet hat, verrät der Rezensent gleich zu Anfang. Nicht zu Unrecht wird der Autor mit Henning Mankell verglichen, meint Henning, dem allerdings positiv ins Auge gefallen ist, dass sich Seghers mittlerweile völlig von diesem Vorbild emanzipiert hat. In "Die Akte Rosenberg" verknüpft er den historischen Mord an der Prostituierten Helga Matura von 1966 mit einem Raubüberfall, bei dem die schwangere Freundin des eigenbrötlerischen Ermittlers Robert Marthaler schwer verletzt wird, lässt der Rezensent wissen. Über den grünen Klee lobt er die meisterhafte Figurenzeichnung, die ohne Plattheiten auskomme, er weist auf die akribische Recherche hin, für die der Autor über zehntausend Seiten Prozessakten gewälzt hat. Deutlich sei zu spüren, dass es Seghers nicht einfach um die Lösung eines Falls, sondern um die Menschen und ihre Schicksale gehe, ohne dass er seinen Lesern eine "verkappte Sozialstudie" unterjubele, so der Rezensent begeistert. Er sieht nicht nur das klassische Hauptthema des Genres, das "Spannungsverhältnis von Schuld und Sühne", sondern auch die Gegenwart authentisch dargestellt und beklatscht dieses Buch als Krimi von "europäischem Format".

© Perlentaucher Medien GmbH
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