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Der Maler und Mosaizist Cimabue gilt als Lehrer Giottos und schon aus diesem Grund als wegweisend für die Kunst der italienischen Renaissance. Er überwand die statuarische Darstellungsweise der byzantinischen Malerei zugunsten von mehr Lebendigkeit und naturalistischen Details. Giotto verfeinerte und perfektionierte diesen Stil und versuchte sich als erster Künstler in der Perspektive. Vasari berichtet, dass Giottos Heilige den Kirchenoberen missfielen, da sie ihnen zu menschlich - also zu weltlich - erschienen. Als leitender Baumeister am Dom in Florenz wurde Giotto schon zu Lebzeiten zu…mehr

Produktbeschreibung
Der Maler und Mosaizist Cimabue gilt als Lehrer Giottos und schon aus diesem Grund als wegweisend für die Kunst der italienischen Renaissance. Er überwand die statuarische Darstellungsweise der byzantinischen Malerei zugunsten von mehr Lebendigkeit und naturalistischen Details. Giotto verfeinerte und perfektionierte diesen Stil und versuchte sich als erster Künstler in der Perspektive. Vasari berichtet, dass Giottos Heilige den Kirchenoberen missfielen, da sie ihnen zu menschlich - also zu weltlich - erschienen. Als leitender Baumeister am Dom in Florenz wurde Giotto schon zu Lebzeiten zu einem der führenden Künstler seiner Epoche. Pietro Cavallini hingegen half Rom als wichtiges Kunstzentrum zu etablieren. Er schuf Fresken und Mosaike in der Tradition der Kosmaten; in jüngerer Zeit sind mehrere zuvor übermalte Fresken von seiner Hand in römischen Kirchen freigelegt worden.
Autorenporträt
Cenni di Pepo, genannt Cimabue, wurde 1240 geboren und starb 1302. Er schuf unter anderem die Maestà di Santa Trinita (Florenz, Uffizien) und das Kruzifix von Santa Croce in Florenz. Giotto di Bondone wurde 1266 in Vespignano bei Florenz geboren und starb 1337 in Florenz. Zu seinen Hauptwerken zählen der Campanile des Doms zu Florenz, die Fresken der Scrovegni-Kapelle in Padua und die sogenannte Ognissanti-Madonna (Florenz, Uffizien). Pietro Cavallini wurde um 1250 in Rom geboren und starb dort 1330. Er ist unter anderem bekannt für die Fresken und Mosaike in den Kirchen Santa Cecilia und Santa Maria in Trastevere in Rom.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Valeska von Rosen freut sich über den Abschluss der Edition von Giorgio Vasaris Lebensbeschreibungen bedeutender Künstler. Der von Victoria Lorini neu übersetzte und kommentierte abschließende Band über Cimabue, Giotto und Pietro Cavallini führt der Rezensentin zwar vor Augen, inwieweit Vasari und seine Zuarbeiter ihre Kunstgeschichte konstruieren mussten, um eine fortschreitende Entwicklung zu erhalten, der Lektürelust tut das laut von Rosen jedoch keinen Abbruch. Dafür sorgt auf ersten Ebene die argumentative Stringenz des Textes und auf zweiter Ebene eine gelungene Quellenforschung und die textnahe und gut lesbare Übertragung, erklärt die Rezensentin. Ein Glossar auf Italienisch und eine digitale Edition wünscht sich von Rosen für die Zukunft.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2015

Mit Michelangelo war alles erreicht

An seiner Geschichte der bildenden Kunst im Biographieformat hatten die Nachfolger noch lange zu beißen: Die deutsche Ausgabe von Giorgio Vasaris "Viten" ist komplett.

Von Valeska von Rosen

Am Ende erreicht sie den Anfang. Mit dem Erscheinen der Viten der Maler Cimabue und Giotto ist die Edition von Giorgio Vasaris "Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten" des Wagenbach-Verlags nun abgeschlossen. 107 Künstlerbiographien wurden übersetzt, umfassend kommentiert, großzügig illustriert und in 45 Einzelbänden publiziert.

Dabei hat sich das Herausgeberteam um Alessandro Nova kontinuierlich nach vorn gearbeitet: Vor elf Jahren, als das Projekt noch unter studentischer Beteiligung an der Frankfurter Universität beheimatet war, standen die Viten der großen Meister des sechzehnten Jahrhunderts um Raffael und Michelangelo im Vordergrund - jene "Epoche" also, in der nach Vasari "die Kunst alles erreicht hat". Nach dem Umzug der Herausgeber an das Kunsthistorische Institut in Florenz folgte die mittlere maniera, deren Protagonisten Masaccio und Lorenzo Ghiberti "nur wenig zur Vollkommenheit fehlte".

Beendet ist das ambitionierte Unternehmen nun mit der Vervollständigung der ältesten Epoche, in der die Künstler um Giotto die Finsternis des Mittelalters vertreiben, mit göttlicher Hilfe die Sonne in der Toskana aufgehen lassen und sich alles zum Guten, das heißt zum kontinuierlichen Fortschritt "der" Kunst wendet. Für Vasari galt es in den Gründungsviten von Cimabue und Giotto aufscheinen zu lassen, wie sich die Malerei ausgehend von den Werken dieser beiden Künstler entwickelt, und zugleich mit der "Nachahmung der Natur" und der "Zeichnung" (disegno) die hierfür relevanten Kategorien einzuführen. Er hatte aber auch deutlich zu machen, worin die Defizite dieser frühen Maler lagen. Schließlich fehlte den Künsten im Trecento nach Vasaris linearem Geschichtsverständnis, das "Perfektion" nur im Singular denken kann, "noch viel zu jener Vollendung, die ihnen zustand."

Dem Kommentator des Bandes, Fabian Jonietz, ist es in seinen Analysen der ersten Viten gelungen, sowohl den einzelnen Biographien als auch deren Funktion in einer Erzählung Rechnung zu tragen. Er macht plausibel, dass Vasari Cimabue zum Lehrer Giottos machen musste, um bereits früh ein lineares Fortschreiten konstruieren zu können. Damit einher ging die Notwendigkeit, die tatsächlichen Schüler und Mitarbeiter Cimabues zu verschweigen. So feiert Vasari das Großprojekt der Freskierung von San Franscesco in Assisi als Leistung eines einzelnen großen Mannes und negiert zugleich den Charakter der Baustelle als Schmelztiegel, in dem jahrzehntelang neben toskanischen auch römische und nordalpine Künstler arbeiteten.

Solche fiktiven Verdichtungen zu benennen und ihren Sinn durch die Erhellung des Stellenwerts der einzelnen Vita im Gesamtwerk aufzudecken, ist mehr als gute Quellenforschung, die den Band ebenfalls auszeichnet. Zugleich zeigt Jonietz, wie gering der Erkenntnisgewinn ist, unterstellt man in solchen Passagen Vasari einfach blühende Phantasie, wie es jahrelang überwiegend angelsächsische Mode war.

Ein schmaler Supplement-Band gibt den Lesern zusätzliche Einblicke in die Werkstatt der Editoren. Eindringlich stellt Allesandro Nova in ihm die sprachhistorische Bedeutung von Vasaris Entscheidung heraus, den technischen Wortschatz der Werkstattsprache in das Alltagstoskanisch einzuführen, auf die "feine Sprache der Schriftsteller" aber zu verzichten. Und Victoria Lorini, der die exzellente, weil textnahe und zugleich gut lesbare Übertragung aller Viten ins Deutsche zu verdanken ist, schildert anschaulich ihre Überlegungen, ob Vasaris gelegentlich heftige Redundanzen elegant geglättet oder mutig, aber nicht immer vorteilhaft für den Autor, belassen werden sollten - wofür sie sich letztlich entschied.

Gern hätte man nach ihrer langen Beschäftigung mit Syntax, Termini und Sprachduktus der Viten auch ihre Einschätzung hinsichtlich der Frage gehört, wie viele Vasaris es eigentlich gab. Haben wir uns tatsächlich unter dem Autorennamen ein Team vorzustellen, das Texte zusammen montierte, wie es die kunsthistorische Forschung jahrelang diskutierte? Dass Vasari auf die Zuarbeit und Hilfe von Literaten und Lektoren angewiesen war, um solche Textmengen zu produzieren, steht außer Frage, ebenso dass in einer vom Gespräch bestimmten Kultur nicht jede der in den Viten entwickelten Ideen als originär seine zu lesen ist. Die argumentative Stringenz gerade in diachroner Hinsicht, die viele Vitenkommentare der neuen Edition so prägnant aufzeigen konnten, spricht aber doch dafür, einen Masterautor zu postulieren, der die Fäden in der Hand hatte, auch wenn er die Abfassung der einen oder anderen Biographie delegiert haben mag.

Wenn wir mit so viel exzellentem Vasari bedacht werden, sei auch die Äußerung von Wünschen gestattet: ein Glossar, das Vasaris Termini nicht auf Deutsch, sondern auf Italienisch reiht, und auch eine digitale Ausgabe der Edition in der von Vasari intendierten Anordnung der Viten entsprechend den drei "Epochen". Erst sie machte die Architektur einer Fortschrittsgeschichte tatsächlich auch sichtbar. Denn Vasari war eben nicht nur Biograph, sondern auch Kunsthistoriograph, dessen großes Anliegen es war, eine Entwicklung der Kunst mit letztlich teleologischer Dimension zu konstruieren, in der "alle Sachen ihren Ort" haben.

Dieses Konstrukt ist es, das seine Zeitgenossen und künftige Generationen vor die schwierige Aufgabe stellte, wie eine bereits als vollendet apostrophierte Kunst weiter zu führen und ihre Geschichte zu schreiben war. Und nur Vasaris Wahrheitsanspruch erklärt die teils heftigen Aggressionen, die von Annibale Carracci bis Carlo Cesare Malvasia zahlreiche Praktiker und Theoretiker zu Annotationen unschöner Kraftausdrücke animierte, weil sie erkannten, wie bitter Vasaris lineares Fortschreiten für die nicht toskanische-römische Welt erkauft war. Eine solche digitale Edition des ,ganzen' Vasari ließe sich schließlich auch aufs Fahrrad schnallen. Was dem Verleger Klaus Wagenbach einst nicht gelungen sein soll, weshalb er früh plante, die Viten in handliche Einzelbände zerlegt auf den Markt zu bringen.

Aus Florenz gibt es überdies gute Nachrichten: Die Herausgeber arbeiten mit der Übersetzung der ersten, kürzeren Torrentina-Edition der "Viten" von 1550 bereits an einer Fortsetzung. So ist das Ende, bei aller Freude über das Vorliegende, doch noch nicht erreicht.

Giorgio Vasari: "Supplement zu den Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten.

Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2015. 88 S., Abb., br., 10,90 [Euro].

Giorgio Vasari: "Das Leben des Cimabue, des Giotto und des Pietro Cavallini".

Neu übersetzt und kommentiert von Victoria Lorini. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2015. 288 S., Abb., br., 16,90 [Euro].

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