Marktplatzangebote
9 Angebote ab € 6,50 €
  • Gebundenes Buch

Inseln im Meer stehen für Freiheit und Unabhängigkeit, bieten Exil oder Rettung nach dem Schiffbruch. Mancher wünscht sich weit fort auf eine Insel, sucht dort Erholung und findet Einsamkeit. Inseln sind seit jeher auch Orte der Gefangenschaft. Halb gehören sie dem Land, halb dem Meer. Sie bergen die Geheimnisse von Schmugglern und Piraten. Und manchmal nur Sand und Steine.Simone Perotti ist im gesamten Mittelmeerraum zu Hause und hat per Segelschiff zahlreiche Inseln erkundet - bekannte wie Djerba und Lampedusa und ganz kleine, unbekannte wie Malu Entu und Kythnos. Er besucht die Menschen…mehr

Produktbeschreibung
Inseln im Meer stehen für Freiheit und Unabhängigkeit, bieten Exil oder Rettung nach dem Schiffbruch. Mancher wünscht sich weit fort auf eine Insel, sucht dort Erholung und findet Einsamkeit. Inseln sind seit jeher auch Orte der Gefangenschaft. Halb gehören sie dem Land, halb dem Meer. Sie bergen die Geheimnisse von Schmugglern und Piraten. Und manchmal nur Sand und Steine.Simone Perotti ist im gesamten Mittelmeerraum zu Hause und hat per Segelschiff zahlreiche Inseln erkundet - bekannte wie Djerba und Lampedusa und ganz kleine, unbekannte wie Malu Entu und Kythnos. Er besucht die Menschen dort, lauscht ihren Geschichten oder denen der Natur, erfährt von Geflüchteten und Gestrandeten aus allen Zeiten, erzählt alte Mythen und heutiges Strand-leben - und schillerndes Seemannsgarn, das ihn einspinnt, wenn er zu lange auf einer Insel war ...Doch sind Perottis Inseln keine Traumwelten: Man findet sie auf seinen nautischen Karten, dank GPS-Daten und vielfältigem historischen und geographischen Wissen. Leinen los, wir segeln hin!
Autorenporträt
Simone Perotti, geboren 1965, ist Schriftsteller und Segler. Er schreibt Romane und Essays und hat in Italien zahlreiche Bücher publiziert. Seit 2014 ist er mit einem Segelschiff im Mittelmeerraum unterwegs: www.progettomediterranea.com. Der »Atlas der Mittelmeerinseln« ist sein erstes Buch auf Deutsch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.09.2018

Die Welt als Vorstellung
Ein Atlas versammelt viele kaum bekannte Inseln im Mittelmeer. Der Autor versieht jede mit einer besonderen Geschichte
Passionierte Bürokraten und überhaupt jedwede Ordnungsfanatiker können niemals gute Segler sein. Davon ist Simone Perotti felsenfest überzeugt. Etwas, das „unfassbar und frei“ sei, lasse sich nicht einhegen, argumentiert der italienische Autor in seinem „Atlas der Mittelmeerinseln“: Er, ein begeisterter Segler, hält nichts davon, Inseln zu Archipelen zusammenzufassen, ihnen eine gemeinsame Nationalität zuzuschreiben, nur weil sie geografisch beieinander liegen.
Diese stupide Ordnung, exerziert von „Register- und Listenmenschen“, werde der Realität nicht gerecht. Ibiza beispielsweise nehme keine Notiz von Espardell, obwohl das Inselchen in Sichtweite liegt. Kythira gehöre seiner Mentalität nach weder zu den Ionischen Inseln noch zu den Kykladen – „und doch fügt sie beiden Inselgruppen etwas hinzu, das ihnen schon immer gefehlt hat“. Wer für die Eigenarten einer Insel kein Gespür habe, der mag zwar behände mit einem Segelboot umgehen können. Aber sobald er anlande, begreife er nicht mehr, wo er eigentlich sei. Wobei gerade, wer sich „die Landung mit der Mühsal des Segelns verdient“ hat, zuvor „voller Staunen ihre Küstenlinien gestreichelt hat und behutsam in intime Buchten vorgedrungen ist“, eine besondere Beziehung zu einer Insel aufbauen, ihre Engel oder ihre Dämonen kennenlernen könne.
Simone Perotti nennt die geografische Ordnung „eine Heuchelei und Unsinn“, er schlägt eine andere Ordnung vor: Wenn man die Inseln des Mittelmeeres schon gruppieren wolle, dann über ihr gemeinsames Schicksal: zu Inseln der Glückseligkeit, des Wahnsinns, der Verbannung, des Handels, der Legenden, der Hoffnung, des Wortes und des Schweigens.
Dazu müsse man etwas wissen über die Inseln, das über die eigene Anschauung hinausreiche. Etwas, das man nicht in Reiseführern findet – diese Art von touristischer Literatur verabscheut Perotti: „Sie sind kalte Register nutzloser Museen, leere Speisekarten ungenießbarer Mittagessen.“ Wie überhaupt die Literatur, auch die ernst zu nehmende, wiederum nur einen Teil der Faszination von Inseln ausmache. Perotti begreift nicht diejenigen, die einen Ort besuchen, „ohne ihn vorher auf einer Landkarte oder zwischen den Seiten eines Buches gesucht (und ihn sich dort vorgestellt)“ haben – aber auch nicht diejenigen, die einen Atlas der tatsächlichen Reise vorziehen. „Die einen leben nur in der Fantasie; die anderen einzig in der Realität. Wer sie nur physisch bereist, wird sie niemals sehen, und wer sich nur hinwünscht, auch nicht.“
Nun legt Simone Perotti selbst einen Atlas vor. Das Buch kann und will nicht mehr sein als eine Ideensammlung, die den Leser keinesfalls der Chance einer eigenen Orientierung berauben möchte, sondern ihn im Gegenteil dazu ermuntert. Und in einigen Fällen, zumal bei den bekannteren Inseln, fügt sich Perottis Eindruck zu dem Wissen und dem Bild, das der Leser ohnehin womöglich bereits hat: Das gilt sicherlich für Lampedusa, Ithaka, Djerba und die Ile d’If. Letztere, vor Marseille gelegen, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Tatsachen und Fiktionen sich zu einer neuen Realität vereinen. Das Château d’If war eine Gefängnisinsel, der prominenteste Insasse (und Flüchtling) ist jedoch eine literarische Figur: Edmond Dantès aus Alexandre Dumas’ „Der Graf von Monte Christo“.
Das stellt Simone Perotti von Anfang an klar: Um über Inseln zu schreiben, müsse er erfinden. Sie seien in der Regel Orte voller Mythen und Legenden, da komme man mit einer rein rationalen Haltung nicht weit. Perottis Idealvorstellung ist, dass die Kartografie zur Psychografie wird und die Geografie zur Geosophie.
Nun orientiert sich Marco Zung bei seinen Illustrationen für den „Atlas der Mittelmeerinseln“ an kartografischen Maßstäben, gerade das jedoch ermöglicht Perotti zusätzlich erzählerischen Freiraum. So gibt es auf Alborán im westlichen Mittelmeer drei Gräber, von denen eines – das wird jedenfalls erzählt – die Ruhestätte eines deutschen Piloten sei. Perotti erfindet dessen Absturz und schafft es, in knappen Zeilen ein Charakterbild des unbewohnten Felsens zu entwerfen.
Die wahre Schönheit Ithakas liegt für ihn in der Geschichte des Odysseus, der sich – so sieht Perotti das – von ihr in Wirklichkeit immer weiter entfernen wollte, während er den Heimweg suchte. Ithaka bediene eben beide Sehnsüchte: die, sich zu verlieren, und die, sich wiederzufinden.
STEFAN FISCHER
Simone Perotti: Atlas der Mittelmeerinseln. Aus dem Italienischen von Julika Brandestini. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2018. 144 Seiten, 34 Euro.
REISEBUCH
Wer das Wesen einer Insel, in
diesem Fall von Kalymnos, erfassen möchte, muss sich in Karten vertiefen – und danach selbst hinreisen. Am besten per
Segelboot.
Illustration: Marco Zung / Zungdesign
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Es gibt Inseln, von denen man nicht einmal geträumt hätte. Ein wundervoll illustriertes Buch. Ein Geschenk für alle, die ein Geschenk verdienen - angefangen bei uns selbst." Valeria Parrella "Zwischen Seeräubern, Weltenbummlern und imaginären Inseln enthüllt uns Simone Perotti, Schriftsteller und Segler, die Geheimnisse des Mittelmeers. Wer schöne, illustrierte Bücher schätzt, die die Phantasie ein bisschen kitzeln, wird diesen Atlas lieben." La Stampa "Man beneidet Simone Perotti. All die Inseln, die er in diesem schönen Buch beschreibt und deren Mythen er erzählt, hat er selbst bereist. Es sind mal bekannte, mal unbekannte, mal geheimnisvolle Geschichten, die einem nur der Meereshorizont schenken kann." Il Sole 24 Ore "Leinen los! Ein Juwel von einem Buch voller wunderschöner Seekarten, die Herz und Auge verzaubern." Gioia
Die Welt als Vorstellung

Ein Atlas versammelt viele kaum bekannte Inseln im Mittelmeer. Der Autor versieht jede mit einer besonderen Geschichte

Passionierte Bürokraten und überhaupt jedwede Ordnungsfanatiker können niemals gute Segler sein. Davon ist Simone Perotti felsenfest überzeugt. Etwas, das „unfassbar und frei“ sei, lasse sich nicht einhegen, argumentiert der italienische Autor in seinem „Atlas der Mittelmeerinseln“: Er, ein begeisterter Segler, hält nichts davon, Inseln zu Archipelen zusammenzufassen, ihnen eine gemeinsame Nationalität zuzuschreiben, nur weil sie geografisch beieinander liegen.

Diese stupide Ordnung, exerziert von „Register- und Listenmenschen“, werde der Realität nicht gerecht. Ibiza beispielsweise nehme keine Notiz von Espardell, obwohl das Inselchen in Sichtweite liegt. Kythira gehöre seiner Mentalität nach weder zu den Ionischen Inseln noch zu den Kykladen – „und doch fügt sie beiden Inselgruppen etwas hinzu, das ihnen schon immer gefehlt hat“. Wer für die Eigenarten einer Insel kein Gespür habe, der mag zwar behände mit einem Segelboot umgehen können. Aber sobald er anlande, begreife er nicht mehr, wo er eigentlich sei. Wobei gerade, wer sich „die Landung mit der Mühsal des Segelns verdient“ hat, zuvor „voller Staunen ihre Küstenlinien gestreichelt hat und behutsam in intime Buchten vorgedrungen ist“, eine besondere Beziehung zu einer Insel aufbauen, ihre Engel oder ihre Dämonen kennenlernen könne.

Simone Perotti nennt die geografische Ordnung „eine Heuchelei und Unsinn“, er schlägt eine andere Ordnung vor: Wenn man die Inseln des Mittelmeeres schon gruppieren wolle, dann über ihr gemeinsames Schicksal: zu Inseln der Glückseligkeit, des Wahnsinns, der Verbannung, des Handels, der Legenden, der Hoffnung, des Wortes und des Schweigens.

Dazu müsse man etwas wissen über die Inseln, das über die eigene Anschauung hinausreiche. Etwas, das man nicht in Reiseführern findet – diese Art von touristischer Literatur verabscheut Perotti: „Sie sind kalte Register nutzloser Museen, leere Speisekarten ungenießbarer Mittagessen.“ Wie überhaupt die Literatur, auch die ernst zu nehmende, wiederum nur einen Teil der Faszination von Inseln ausmache. Perotti begreift nicht diejenigen, die einen Ort besuchen, „ohne ihn vorher auf einer Landkarte oder zwischen den Seiten eines Buches gesucht (und ihn sich dort vorgestellt)“ haben – aber auch nicht diejenigen, die einen Atlas der tatsächlichen Reise vorziehen. „Die einen leben nur in der Fantasie; die anderen einzig in der Realität. Wer sie nur physisch bereist, wird sie niemals sehen, und wer sich nur hinwünscht, auch nicht.“

Nun legt Simone Perotti selbst einen Atlas vor. Das Buch kann und will nicht mehr sein als eine Ideensammlung, die den Leser keinesfalls der Chance einer eigenen Orientierung berauben möchte, sondern ihn im Gegenteil dazu ermuntert. Und in einigen Fällen, zumal bei den bekannteren Inseln, fügt sich Perottis Eindruck zu dem Wissen und dem Bild, das der Leser ohnehin womöglich bereits hat: Das gilt sicherlich für Lampedusa, Ithaka, Djerba und die Ile d’If. Letztere, vor Marseille gelegen, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Tatsachen und Fiktionen sich zu einer neuen Realität vereinen. Das Château d’If war eine Gefängnisinsel, der prominenteste Insasse (und Flüchtling) ist jedoch eine literarische Figur: Edmond Dantès aus Alexandre Dumas’ „Der Graf von Monte Christo“.

Das stellt Simone Perotti von Anfang an klar: Um über Inseln zu schreiben, müsse er erfinden. Sie seien in der Regel Orte voller Mythen und Legenden, da komme man mit einer rein rationalen Haltung nicht weit. Perottis Idealvorstellung ist, dass die Kartografie zur Psychografie wird und die Geografie zur Geosophie.

Nun orientiert sich Marco Zung bei seinen Illustrationen für den „Atlas der Mittelmeerinseln“ an kartografischen Maßstäben, gerade das jedoch ermöglicht Perotti zusätzlich erzählerischen Freiraum. So gibt es auf Alborán im westlichen Mittelmeer drei Gräber, von denen eines – das wird jedenfalls erzählt – die Ruhestätte eines deutschen Piloten sei. Perotti erfindet dessen Absturz und schafft es, in knappen Zeilen ein Charakterbild des unbewohnten Felsens zu entwerfen.

Die wahre Schönheit Ithakas liegt für ihn in der Geschichte des Odysseus, der sich – so sieht Perotti das – von ihr in Wirklichkeit immer weiter entfernen wollte, während er den Heimweg suchte. Ithaka bediene eben beide Sehnsüchte: die, sich zu verlieren, und die, sich wiederzufinden.

STEFAN FISCHER

Simone Perotti: Atlas der Mittelmeerinseln. Aus dem Italienischen von Julika Brandestini. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2018. 144 Seiten, 34 Euro.

REISEBUCH

Wer das Wesen einer Insel, in
diesem Fall von Kalymnos, erfassen möchte, muss sich in Karten vertiefen – und danach selbst hinreisen. Am besten per
Segelboot.
Illustration: Marco Zung / Zungdesign

DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

…mehr