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Produktdetails
  • Wagenbachs andere Taschenbücher (WAT) Nr.541
  • Verlag: Wagenbach
  • Seitenzahl: 91
  • Deutsch
  • Abmessung: 8mm x 121mm x 190mm
  • Gewicht: 118g
  • ISBN-13: 9783803125415
  • ISBN-10: 3803125413
  • Artikelnr.: 20779448
Autorenporträt
Keith Ridgway, 1965 in Dublin geboren, lebt in London. Übersetzungen seiner Bücher erschienen in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Belgien, Holland und den USA.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.08.2006

Drum frisch den Rappen gezäumt, die Brust im Gefechte gelüftet
Aber warum eigentlich trägt der Reiter keine Schuhe? Keith Ridgway erfindet in „Wolkenpferde” mehr Rätsel, als er löst
Ein altes Spiel in literarischen Seminaren geht so: Die Seminarteilnehmer müssen einen Text, ohne Angabe von Autor, Verlag oder ähnlichem, trivialer oder ernsthafter Literatur zuordnen. Oft entstehen hierbei die größten Wirren, landet Weltliteratur bei den Groschenromanen und umgekehrt. Aus diesem Spiel lässt sich viel lernen, über Genregrenzen etwa und über Leseerwartungen. Bei manchen Texten hingegen herrscht Einigkeit darüber, wo sie hingehören, welcher Kategorie sie zuzuordnen sind. Doch was, wenn ein solcher Text sich in seriösem Gewand präsentiert? Ratlosigkeit.
Vielleicht handelt es sich bei Keith Ridgway wirklich um einen großen Autor. Schließlich hat der Ire seit seiner ersten Veröffentlichung vor neun Jahren fast alle wichtigen Literaturpreise seiner Heimat gewonnen. Seine Bücher werden von sämtlichen großen britischen Zeitungen besprochen und dabei meist auch gelobt. Alle Anzeichen sprechen also dafür, mit der Übersetzung von Ridgways Debüt, nun bei Wagenbach unter dem Titel „Wolkenpferde” erschienen, einen großen Autor nach Deutschland gebracht zu haben. Nach der Lektüre jedoch stellt sich ein anderes Gefühl ein, eben jene bereits erwähnte Ratlosigkeit. Ridgways Novelle ist eine grob geschusterte Liebesgeschichte, die bis kurz vor dem Ende ebenso gut ein Kriminalfall oder ein Gesellschaftsporträt hätte werden können, so richtungslos ist die Handlung. Die Charaktere bleiben indessen allesamt Stereotypen. Es gibt einen Pfarrer, der in jeder erdenklichen Situation betet, einen Polizisten, den es ständig zum Ermitteln und Verdächtigen drängt, und einen Arzt, der nicht wirklich überrascht, wenn er sich um seine Patienten sorgt.
Dennoch ein kurzer Blick auf das Szenario: Ein kleiner Ort in Irland am Rand der Berge wird zum Schauplatz eines Verbrechens. Ein Brandstifter hat sein Unwesen getrieben und die Scheune des Arztes Dr. Brooks angezündet. Leider sind auch die Pferde von Tochter Helen Poppy, Gepetto und Mountain Star Opfer der Flammen geworden, und nun verharrt das Mädchen in stiller Trauer und Verzweiflung in ihrem pferdelosen Dasein. Wer nur könnte diese grauenhafte Tat begangen haben? Der einzige Mensch, der dies zu beantworten weiß, ist der geistig zurückgebliebene Dorfsonderling Mathew, der damit auch gleich zur Zielscheibe der Verbrecher wird. Verwirrend auch, dass Mathew im Dorf als heimliches Genie angesehen wird. Belege hierfür finden sich jedenfalls keine.
Am Ende der Novelle ist weder die Frage nach dem Motiv des Brandstifters geklärt, noch weshalb dieser sich schließlich das Leben genommen hat. Stattdessen treffen sich Helen und Mathew auf regennassem Feld und umarmen sich, die Außenseiter haben also zusammengefunden. Doch war dies überhaupt die Absicht dieser Geschichte? Ein Blick auf den Buchrücken schafft manchmal Klarheit. Hier jedoch ist nur zu lesen: „Ein empfindsamer Roman über eine Gewitternacht, einen unberechenbaren Teenager und einen Mann ohne Schuhe.” Nicht mehr und nicht weniger also. Aber kann es wirklich noch weniger sein? Ratlosigkeit.
FALK LENKE
KEITH RIDGWAY: Wolkenpferde. Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Schneider. Wagenbach Verlag, Berlin 2006. 92 Seiten, 9,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Falk Lenke zeigt sich vom literarischen Debüt des von der britischen Kritik gefeierten irischen Autors Keith Ridgeway irritiert. Durch den großen Erfolg Ridgeways auf große Literatur eingestellt, ärgert sich der Rezensent über stereotype Charakterzeichnung, schmonzettenhafte Motive und im Dunklen verharrende Motivation der Handlung und hat insgesamt den Eindruck, der Autor habe bis zum Schluss nicht gewusst, was er eigentlich schreiben wollte: Liebesgeschichte, Krimi oder Porträt eines kleinen irischen Ortes in den Bergen. Am Ende dieser Novelle bleiben viele Rätsel ungelöst, beschwert sich Lenke, dem diese Geschichte schlicht zu derb gestrickt ist.

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