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Neun Erzählungen von Frauen und ihren existentiellen Erfahrungen: Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit, Leidenschaft und Tod, die Angst vor Nähe und die Angst vor Gewalt und Verletzungen. Bei einer Beerdigung treffen sie scheinbar zufällig wieder aufeinander: die Frau und der Mann, die eine zerstörerische, aber unwiderstehliche Anziehung aufeinander ausüben ... Nach einer kurzen, aber intensiven Beziehung sucht eine Frau nach angemessenem Ersatz: Die aus dem Freundeskreis vorgeschlagenen Männer erscheinen ihr langweilig, und die Schönheitsanwendungen schützen auch nicht davor, ihren Körper aus…mehr

Produktbeschreibung
Neun Erzählungen von Frauen und ihren existentiellen Erfahrungen: Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit, Leidenschaft und Tod, die Angst vor Nähe und die Angst vor Gewalt und Verletzungen.
Bei einer Beerdigung treffen sie scheinbar zufällig wieder aufeinander: die Frau und der Mann, die eine zerstörerische, aber unwiderstehliche Anziehung aufeinander ausüben ...
Nach einer kurzen, aber intensiven Beziehung sucht eine Frau nach angemessenem Ersatz: Die aus dem Freundeskreis vorgeschlagenen Männer erscheinen ihr langweilig, und die Schönheitsanwendungen schützen auch nicht davor, ihren Körper aus Einsamkeit verkümmern zu lassen. Da nimmt sie die Dienste eines Masseurs in Anspruch ...
Eine Amerikanerin verliebt sich in einen Serienmörder, bringt mit ihm gemeinsam ihren Mann unter die Erde und schreibt einen Brief an ihre Kinder, um alles zu erklären ...
Autorenporträt
A. L. Kennedy, geb. am 22. Oktober 1965 im schottischen Dundee, gehört seit ihrer ersten Aufnahme in die legendäre Granta-Anthologie Best of Young British Writers (1993) zu den meistbeachteten Autorinnen Großbritanniens und gewann zahlreiche Preise. A. L. Kennedy wurde u.a. mit dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet. Die Autorin, Dramatikerin und Filmemacherin lebt in Glasgow und meldet sich mit Beiträgen im Guardian auch politisch zu Wort, u.a. als engagierte Gegnerin des Irak-Krieges. Sie erhielt 2008 den Internationale Eifel-Literatur-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2003

Hat nichts zu tun mit Liebe
Erzählungen von A. L. Kennedy als Vorabdruck in der F.A.Z.

Mit der Zeit, schreibt A. L Kennedy in einer der sieben Erzählungen, mit deren Vorabdruck wir heute beginnen, werde auch eine sehr gute Lüge so fadenscheinig, daß kein vernünftiger Mensch sie noch ernstnehmen könne. Dasselbe läßt sich von der Liebe sagen, wie sie hier beschrieben wird: Wenn sie ihre Kraft verloren hat, verwandelt sie sich in etwas Unwirkliches, von dem man nicht weiß, ob es je real war. Dann ist es nicht mehr weit bis zu jenem Zustand, in dem die Liebe unwahr scheint, schließlich fadenscheinig wird und sich in Staub verwandelt. Von der Lüge trennt die Liebe nur ein Zungenschlag. Aber was passiert mit den Menschen, wenn sie ihren Lügen nicht mehr glauben können, wenn ihnen die Liebe unter den Händen zerfallen ist wie vor der Zeit brüchig gewordener Samt?

Das ist die Frage, der die schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy in ihrem neuen Erzählungsband mit dem Titel "Hat nichts zu tun mit Liebe" nachgeht. Was eigentlich so schrecklich schiefgelaufen ist, wer wann welchen Fehler gemacht hat, warum die Dinge sich so und nicht anders entwickelt haben und wer die Hauptschuld daran trägt - die üblichen Fragen im mühevollen Geschäft der Trauerarbeit von Verlassenen interessieren diese Autorin nicht. Die Mechanik des Unglücks gilt ihr als banal, es sind finale Seelenzustände, die sie erkunden will, nicht der Weg, der zu ihnen geführt hat.

Daß die Leere der Gegenwart unbarmherzig gegen das Glück der Vergangenheit anrennt, gehört zu den traurigen Einsichten, die dieses Buch erlaubt. Trost wird nicht gewährt. Die Frau, die auf der Totenfeier für jemanden, den sie kaum kannte, ihre Beziehung beerdigt, die habituelle Geliebte, die stets zu den unmöglichsten Treffpunkten gerufen wurde und nun allein solche Orte aufsucht, sie haben den letzten Tropfen Nektar aus ihren Erinnerungen gesogen. Nun bleibt nichts mehr außer einer Gegenwart, die vor allem aus der Angst vor der Zukunft besteht. Kein Glück, nirgends? Doch, in der Erzählung mit dem Titel "Die liebe Familie" schreibt eine Mutter ihrer Tochter einer Brief, in der sie ihr erklärt, was es mit dem Stiefvater des Mädchens auf sich hat. Er ist der einzige Mann in diesem Buch, rücksichtsvoll und zärtlich, treusorgend und zuverlässig, der zu einer langfristigen Beziehung fähig ist. Das hat seinen makabren Grund, von dem hier nur so viel verraten werden soll: Robert McConnery Coons ist ein Mann mit festen Gewohnheiten, der zu Wiederholungen neigt, bedrohlich und lächerlich zugleich, wie so viele der männlichen Figuren im Werk der 1965 geborenen Schottin. Seit dem Erzählungsband "Ein makelloser Mann", der Erzählung "Gleißendes Glück" und ihrem großen Roman "Alles, was du brauchst" (F.A.Z vom 8. Oktober 2002) zählt A. L. Kennedy zu der Handvoll wichtiger Autoren ihrer Generation. Aber es ist gibt keine zweite Stimme in Europa, die so schonungslos und eindringlich über die Liebenden zu Beginn eines neuen Jahrtausends schriebe: sexbesessene Erlösungssüchtige vor dem zerfallenen letzten Tor zur Transzendenz.

HUBERT SPIEGEL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Ich denke an Dich, Du Wasserflasche
Nur nicht zuviel denken: Neun Erzählungen von A.L.Kennedy haben nichts zu tun mit Liebe
„Not Anything to do with love.” Kategorischer könnte man sich einen Titel kaum vorstellen – nicht das geringste zu tun mit Liebe. Ja, um Gottes willen, wie sehen denn die Bewohner oder hier, in diesen Erzählungen von A.L. Kennedy, vor allem: Bewohnerinnen dieser Gefühlslandschaft aus? Krank, müde, mit Magenkrämpfen und Migräne, befallen von einer vorübergehenden Schwäche oder lang anhaltenden Traurigkeiten. Es geht ihnen allen nicht gut in dieser Liebesarmut, das lässt sich in jedem Fall sofort feststellen. Wie sollte es auch anders sein, denn diese Gefühlslandschaftsbewohnerinnen sind Mängelwesen. Aber sie versuchen alles, um sich wenigstens schrittweise einem Zustand der Liebe zu nähern. Sie alle bergen in sich etwas Bewegliches, etwas, das sie nicht anhalten oder etwa verzweifeln lässt, sie geben sich dem Lauf des Lebens hin.
Bei diesen Wesen dürfen wir uns in A.L. Kennedys Erzählungen eine zeitlang aufhalten, dürfen ihnen zuhören, ihnen für Bruchteile ihres Lebens zusehen, um sie bald wieder zu verlassen, kurz vor dem Ende, um uns bei der nächsten Frau unterzuhaken, der nächsten Mutter, Tochter oder Dame. Ohne wirklich größere Vorkommnisse, wie das Leben eben so vergeht. Die Erzählungen, einzelne Portraits, Ausschnitte, Skizzen beschreiben in Variationen ein und dieselbe Geschichte: wie sich eine Figur aufmacht, in diesem Fall sind es fast immer Frauen, und wie sie stolpert, über einen anderen und meistens über sich selbst. Wohin man blickt, dieselbe Diagnose: „total schiefgegangen”.
Großartig die titelgebende Erzählung, die Begegnung eines ehemaligen Paares auf einer Beerdigung. Frau und Mann, beide sehr bewegt von längst verblasster Vertrautheit – die entfernte Erinnerung an diese eine heiße Stelle tief unten an seinem Rücken, „es war eine Freude, darauf zu stoßen”, und am Ende haben sie doch nicht mehr zu tun, als sicher zu gehen, niemals voneinander zu lassen, um sich gegenseitig weh zu tun. Oder: eine trostlose Szenerie in irgendeinem Hotelzimmer, in irgendeiner Stadt, in jedem Fall allein, „Einzelauslastung” – der einzige Kontakt zur Außenwelt ist die telefonische Bestellung von zwei Flaschen Wasser über den Zimmerservice.
Oder: ein alter Mann und eine junge Frau („sie hatte ihm geholfen, sich jünger zu fühlen – hatte er gesagt”) - und immer so weiter und immer so weiter gehen die Geschichten, und wenn von der Liebe gesprochen wird, dann wird es gefährlich, dann wird es offensichtlich, dann kommt es zutage. Das Wort „öffnet einen seltsamen Raum” zwischen den Menschen, macht sie durchlässig, bis sie sich wieder verschließen, einander fremd werden und sich ihr Ausdruck ins Neutrale verwischt.
„Ich denke an dich” wird zu einem jämmerlichen und unverbindlichen Satz. „Jetzt sind wir Fremde”, heißt es dazu passend, „aber wir brauchen die Gesellschaft des anderen.” Das alles sind Zeugnisse missglückter und verrutschender Begegnungen, und nur daneben, an den äußeren Rändern, lesen wir den Traum von dem, was anders sein könnte, müsste oder sollte. Egal wo, in der Kleinstadt oder in der Großstadt und in der Familie sowieso: „Ihr Vater war listiger gewesen. Er war eines Nachmittags von der Straße her durchs Fenster geklettert und hatte sich ihr wie zufällig gezeigt. (...) Er lächelte sie an und ließ seine Hose hochrutschen.”
Überall ist es besser, wo wir nicht sind? Ist das wirklich so? Wenn wir A.L. Kennedy folgen möchten, ist das genau so. Schrecklich. Nur manchmal ein leichter Schimmer von Hoffnung, Ersatz-Befriedigungen, die „vage Reibung in Menschenmengen”. Ein Einüben in einen neuen Zustand, der erst noch erfunden werden muss: andere Formen der Genügsamkeit, eine neue Form des Glücks, kein gleissendes Glück diesmal (wie es A.L. Kennedy einmal als Leerstelle beschrieben hat), vielmehr ein sehr vages, brüchiges, eines von kurzer Haltbarkeit. Aber besser als gar nichts, nicht wahr. So arrangieren sich alle mit irgendetwas, „das besser ist als nichts, denn nichts ist überhaupt nicht gut”.
Der Band ist in der Reihe „Frauen erzählen über Frauen” erschienen. Oh nein!, da sind wir also mal wieder in die Zielgruppenlektüre geraten, was so manchen geneigten Leser sofort abschrecken könnte. Umso wichtiger, darauf hinzuweisen, dass diese Erzählungen keineswegs einer bestimmten Zielgruppe zugedacht sind. Wir können uns ganz frei bewegen in dieser literarischen Landschaftsbetrachtung am Anfang des neuen Jahrtausends, in diesen Erzählungen von einem tiefsitzenden Lebensgefühl, das sich in allen Bereichen festgebissen hat. Jemand wie Robbie Williams singt wohl auch davon, a new generation: „I scare myself to death that´s why I keep on running” und: „before I fall in love I‘m preparing to leave her” – irgend etwas ist schwieriger geworden, denkt man. Aber, Achtung, lieber nicht zu viel denken, denn „wenn das Herz denken könnte, würde es stillstehen”. Ein berühmter Satz, vermutlich sehr wahr und jedenfalls schrecklich zutreffend.
YVONNE GEBAUER
A.L. KENNEDY: Hat nichts zu tun mit Liebe. Erzählungen. Aus dem Englischen von Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2003. 144 Seiten, 9.90 Euro.
Müde Mängelwesen in kalter Gefühlslandschaft zwischen Magenkrampf und Migräne
Foto: f1online
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die Rezensentin Angela Schader hat zwei Sommerlektüren für den Schaukelstuhl parat: Dorothy Parkers "New Yorker Geschichten" und A. L. Kennedys "Hat nichts mit Liebe zu tun". Beide, so die Rezensentin, versuchen "die Untiefen der Liebe und andere Dimensionen weiblicher Erfahrungswelten" auszuloten, und die weibliche Welt erscheint bei beiden recht "eng bemessen". In Kennedys Erzählungen, die im Original zwischen 1994 und 2002 veröffentlicht wurden, kann die Rezensentin keine Anzeichen dafür erkennen, dass sich im Verhältnis zwischen den Geschlechtern grundlegend etwas geändert hätte. Es herrsche die "weibliche Solostimme" vor, jedoch auf wohltuende Weise "frei von Gefühl und Tremolo". Nicht immer wohltuend allerdings, findet Schader, denn sobald Kennedy in den "Bereich der Satire" vorstößt, gerät sie in "forcierte Komik".

© Perlentaucher Medien GmbH