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Pirandello entwirft ein verzwicktes Szenario mit einem ausgefeimten Komödienpersonal, Leute, die bauernschlau dreimal um die Ecke denken, um ihren Vorteil zu ergattern, wobei einer nach dem anderen das Nachsehen hat. Sehr komisch und sehr sizilianisch!

Produktbeschreibung
Pirandello entwirft ein verzwicktes Szenario mit einem ausgefeimten Komödienpersonal, Leute, die bauernschlau dreimal um die Ecke denken, um ihren Vorteil zu ergattern, wobei einer nach dem anderen das Nachsehen hat. Sehr komisch und sehr sizilianisch!
Autorenporträt
Luigi Pirandello, geboren 1867 in der Nähe von Girgenti (dem heutigen Agrigento) in Sizilien, studierte Jura und Literatur an den Universitäten Palermo und Rom. Er war Lyriker, Novellist, Romancier und Dramatiker. 1934 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Er starb 1936.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Auch wenn Luigi Pirandellos Novelle "Einer nach dem anderen" bereits 1902 das erste Mal veröffentlicht wurde, ist die Liebesgeschichte und die Komik, mit der sie erzählt wird, noch immer aktuell, notiert eine begeisterte Rezensentin Maike Albath. Pirandello erzählt die derbkomische Geschichte einer junge Frau, die von ihrem Vater mit einem 72-jährigen Greis verheiratet wird, und das alles in der entsprechenden Tonart. Das schnelle Hin- und Herspringen zwischen kurzen Dialogen und der Wiedergabe der Gedanken der Protagonisten macht die Lektüre laut Albath zu einem kurzweiligen Vergnügen. Auf satirische Weise schaffe Pirandello nebenbei das Porträt eines typischen sizilianischen Dorfes, in dem leidenschaftlich geklatscht und getratscht wird.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.06.2006

Wie man sich im Hörnerwald verirrt
Luigi Pirandellos Erzählung „Einer nach dem anderen”
Luigi Pirandello, Nobelpreisträger des Jahres 1934, ist bekannt vor allem als Erneuerer des Theaters in der Moderne. Darauf käme man nie, wenn man sich die Novelle anschaut, die jetzt der Wagenbach-Verlag in seiner „Salto”-Reihe herausgebracht hat: „Einer nach dem anderen” heißt sie, italienisch „Il Turno”; und sie folgt, ganz wie der Titel es verheißt, in Stoff, Tempo und Temperament dem Vorbild der Commedia dell‘Arte. Zuverlässig findet man hier den alten Gecken, den seufzenden jungen Liebhaber, den geriebenen Advokaten und natürlich die junge Schöne, um die alles kreist.
Stellina heißt sie, sagt kaum was, aber ihr Lachen betört alle. Wer es sieht, lächelt wie ein Spiegel mit. Ihr Vater, Marcantonio Ravì, hat den unglückseligen Einfall, sie an den 72jährigen Don Diego verheiraten zu wollen, denn der ist reich, hat vielleicht noch zwei, drei Jahre vor sich - und wenn es solang wartet, kann das Töchterlein ja immer noch einen jungen Mann nach ihrem Herzen wählen, das schmucke Muttersöhnchen Pepè Alletto zum Beispiel, der sich immerhin für sie ins Duell gestürzt hat.
Das kam so: ein ortsnotorischer Grobian hatte Stellina auf ihrem Hochzeitsfest wegen der Brautnacht mit diesem Kadaver bedauert, Pepè ihm dafür das Wort „Schwein!” entgegengeschleudert, dieser ihn daraufhin getreten, er diesen geohrfeigt; und schon setzt es im Morgengrauen einen Säbelhieb von der linken Schulter zur rechten Hüfte, der mit vierundsechzig Stichen genäht werden muss. Don Diego seinerseits hat bereits vier Frauen zu Grabe getragen, verfügt noch über genau eine Locke und sucht die lustige Gesellschaft junger Leute, damit er nicht nachts allein im Haus mit anhören muss, wie die Geister seiner verstorbenen Gattinnen zanken, welcher von ihnen die Ehre der wahren Hausfrau gebühre; viel Geschirr geht darüber zu Bruch.
Das Durcheinander der Planeten
Eifersucht und Berechnung sind die Motoren der Handlung, die sich bald noch viel mehr verkompliziert. Einer nach dem anderen, in der Tat, wobei man den düpierten Brautvater wohl mitrechnen muss; es kommen noch der Advokat Ciro Coppa und, nachdem dieser während einer Gerichtsverhandlung cholerischerweise das Tintenfass nach dem Richter geworfen hat und gleich darauf am Schlag gestorben ist, der schüchterne Stutzer Pepè zum Zug. Die Hörner, die Hörner! Sie sind das mittelmeerische Lustspielmotiv Nummer Eins, namentlich in Sizilien; die Novelle spielt in Pirandellos Heimatstadt Agrigent, bis heute ebenso berühmt für seine griechischen Tempel wie berüchtigt als Mafianest. Das alles lässt sich, so amüsant und geschwind wie es vor sich geht, gar nicht erzählen. Nicht einmal von Pirandello selbst, der darum den Modus des Dialogs bevorzugt.
Das klingt dann so: „Es lässt mich gleichgültig, ich sage es noch einmal. . . Außerdem, einer mehr, einer weniger. . . Don Pepè, ich sehe das philosophisch! Bei fünf Frauen, verstehen Sie! Stellen Sie sich bloß den Hörnerwald auf meinem Kopf vor. An manchen Abenden, als Sie gedankenverloren und sehnsüchtig dort auf dem kleinen Balkon standen, ich sehe es noch vor mir, und dann fühle ich sie wachsen, hoch wachsen, hoch hinauf bis zum Himmel. . . wachsen, wachsen. . . Eine Kopfbewegung, scheint mir, und ich brächte mit den Spitzen das ganze Planetensystem durcheinander. . . In hundert Jahren, wenn ich ins Gras beiße, werden Sie mir als Leiter dienen. Wie ein Eichhörnchen klettert meine Seele dann auf den Stufen dieser unermesslichen Hörner bis hinauf ins Paradies, während auf der Erde alle Glocken ein Ehrengeläut veranstalten. . . Schlafen Sie, Don Pepè?” Mit welcher Anmut spricht sich hier der einmal Zwangsgeschiedene, viermalige Witwer und unendlich oft Betrogene aus!
Fasson in der Niederlage, und darin verquerer Triumph, das ist die Lektion der Komödie. Don Diego wird, damit endet das Buch, demnächst noch ein sechstes Mal heiraten - schließlich ist er, seit er Stellina zum Altar führte, nur um ein einziges Jahr gealtert, nicht wahr? Die junge Frau und der alte Mann, sie beide nähern sich nach je ihrem eigenen Gesetz der irdischen Unendlichkeit.
BURKHARD MÜLLER
LUIGI PIRANDELLO: Einer nach dem anderen. Aus dem Italienischen von Sabine Schneider. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2006, 115 Seiten, 12,90 Euro.
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