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Den Begriff "Fortschritt" brachte Walter Benjamin in Verbindung mit dem Begriff "Verfallszeit". Seinem Denken und dem Andenken an sein Schicksal widmete Dani Karavan eine Gedenkstätte in Portbou, im Norden Spaniens, wo sich Benjamin im September 1940 auf der Flucht vor dem Naziregime das Leben genommen hatte. An diesem Beispiel der Erinnerungskultur wird hier einerseits das architektonische und kulturelle Potential einer solchen Anlage für einen Ort abseits touristischer Zentren rekonstruiert, andererseits die ins Vergessen verdrängte Debatte zum Thema "Erinnern" reflektiert. Eine grundlegende…mehr

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Produktbeschreibung
Den Begriff "Fortschritt" brachte Walter Benjamin in Verbindung mit dem Begriff "Verfallszeit". Seinem Denken und dem Andenken an sein Schicksal widmete Dani Karavan eine Gedenkstätte in Portbou, im Norden Spaniens, wo sich Benjamin im September 1940 auf der Flucht vor dem Naziregime das Leben genommen hatte. An diesem Beispiel der Erinnerungskultur wird hier einerseits das architektonische und kulturelle Potential einer solchen Anlage für einen Ort abseits touristischer Zentren rekonstruiert, andererseits die ins Vergessen verdrängte Debatte zum Thema "Erinnern" reflektiert. Eine grundlegende Fragestellung betrifft die Vereinnahmung des Gedenkens durch politische Interessen und die Vereinbarkeit von Kultur- und Massentourismus. Die Kunst aber vermag nicht nur das Erinnern, sondern auch das Verdrängen, Vergessen und Verbrauchen zu thematisieren. Karavans Gedenkort in Portbou wird hier auf mehreren Wegen erfahrbar gemacht und intellektuell von verschiedenen Formen des Erinnerns begleitet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2011

Neu ausbetoniert

Was macht ein Denkmal mit einem Ort? Und was passiert mit einem Denkmal, wenn sich der Ort verändert? Diesen Fragen ist die Wiener Architekturtheoretikerin Sigrid Hauser in dem katalonischen Dorf Portbou auf der Spur. Hier, an der Costa Brava, nicht einmal tausend Meter von der spanisch-französischen Grenze entfernt, hatte sich Walter Benjamin auf der Flucht vor der Gestapo 1940 das Leben genommen. Wie für so viele Emigranten während des NS-Regimes wurde Portbou auch für den Berliner Philosophen zum Schicksalsort. In ihrem Buch verfolgt Hauser den Weg, den der herzkranke Benjamin in seinen letzten Tagen einschlug. Ausgangspunkt ist der von Dani Karavan konzipierte und 1994 eröffnete Gedenkort "Passagen": ein stählerner Korridor, der sich vom Friedhofsvorplatz teils unterirdisch durch die felsigen Klippen bis zum Meer erstreckt. Reich und farbig illustriert - von kleinen Triptychen bis zu doppelseitigen Bildern - beschreibt Hauser die Eindrücke und Gefühle, die sie beim Erkunden des Ortes überkommen. Hauser rollt den Weg des Philosophen von seinem Ende her auf, begibt sich zum überdimensionalen Bahnhof und in das einsame Tal westlich von Portbou, wo Benjamins Flucht endete. Das ehemalige Fischerdorf, heute von Arbeitslosigkeit geprägt, versucht mit dem "Monumento Walter Benjamin" Touristen anzuziehen. Und enttäuscht muss die Autorin feststellen, dass die neu ausbetonierte Bucht und der Bau einer Straße zum örtlichen Jachthafen die faszinierende Wirkung des Denkmals zu zerstören drohen. (Sigrid Hauser: "Der Fortschritt des Erinnerns". Mit Walter Benjamin und Dani Karavan in Portbou. Wasmuth Verlag, Tübingen 2010. 192 S., Abb, geb., 24,80 [Euro].)

grin

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Beeindruckt zeigt sich Rezensent Ludger Lütkehaus von Sigrid Hausers Buch über Dani Karavans Gedenkstätte für Walter Benjamin in Portbou, wo sich der Schriftsteller, Philosoph und Kritiker auf der Flucht vor den Nazis im September 1940 das Leben genommen hatte. Lütkehaus bescheinigt der Architekturtheoretikerin, Benjamins letzten Weg, die historischen und gegenwärtigen Bezüge des Ortes, das Kunstwerk von Karavan akribisch genau zu erschließen und auf höchsten Niveau zu reflektieren. Überhaupt lobt er die "kritische Reflexion" der Autorin sowie ihre vorbildlichen, überaus genauen Recherchen. Was die Beschreibung und Analyse ihres Gegenstandes angeht, scheint ihm Hausers Buch geradezu "singulär".

© Perlentaucher Medien GmbH