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Produktdetails
  • Verlag: Ueberreuter
  • Seitenzahl: 275
  • Altersempfehlung: 12 bis 15 Jahre
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 605g
  • ISBN-13: 9783800020836
  • ISBN-10: 3800020831
  • Artikelnr.: 11363890
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Ein historischer Mädchenroman aus der Zeit der Mainzer Republik 1793
Daphne bedeutet in der griechischen Sprache Lorbeer, aber wahrscheinlich haben sich die Eltern bei der Namensgebung ihrer Tochter nicht vorgestellt, dass diese sich 14 Jahre später nichts sehnlicher wünscht, als diesen Lorbeer im Theater zu erringen, schließlich ist das kein Leben für ein bürgerliches Mädchen im 18. Jahrhundert.
Doch die Zeiten sind im Umbruch, 1792 in Mainz, als sich dessen Bürger der Französischen Revolution anschließen und die erste Republik auf deutschem Boden ausrufen. Als Daphnes Mutter stirbt, bleibt sie allein zurück mit dem Vater, und wird wie er, der sich den Jakobinern anschließt, eine glühende Anhängerin der Französischen Revolution. Ihr erster Theaterbesuch, Schillers Räuber, versetzt sie in schwärmerische Begeisterung. Von jetzt an will sie am neugegründeten Bürgertheater die Ideale von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit als Schauspielerin vertreten.
Die Autorin Dörte Damm stellt in ihrem historischen Mädchenroman Daphne Wildermuth eine junge Frau in den Mittelpunkt, deren ungestümer, starker Charakter sie zur idealen Chronistin dieser Epoche mit ihren tiefgreifenden sozialen und politischen Veränderungen macht. Da sie ihre Erzählung aber nie überfrachtet, die Heldin außerdem mit dem Verhalten eines noch sehr naiven unerfahrenen und freiheitsdurstigen Wesens ausstattet und sie eine Menge Abenteuer erleben lässt, fühlt sich auch die Leserin typischer Mädchenbücher angesprochen. Denn Daphne erlebt die politischen Wirren hautnah als eigene Familiengeschichte. Sie flieht mit dem abrückenden französischen Heer zur Familie der verstorbenen Mutter nach Weimar, als Mainz von den deutschen Fürsten zurückerobert wird. Hier trifft sie auf eine tyrannische Großmutter und einen Onkel, der als Angestellter des Herzogs die Ideale der Revolution hasst und das Mädchen als Störenfried in seinem Haus ansieht. Die Atmosphäre in der spießigen Kleinstadt beengt sie. Und obwohl sie in der Nähschule einer ehemaligen Schauspielerin auf eine verwandte Seele trifft, ergreift sie die Flucht und schließt sich einer fahrenden Schauspielertruppe an.
Dass die Abenteuer des Mädchens, verquickt mit der politischen Geschichte der Zeit und sehr viel Wissenswertem über das Theater im ausgehenden 18. Jahrhundert, so authentisch wirken, liegt an einem Kunstgriff der Autorin. Sie lässt in ihrer gut recherchierten Erzählung reale historische Persönlichkeiten auftreten. So hat Daphne Aussicht auf eine richtige Schauspielausbildung, nachdem sie bei Iffland vorgesprochen hat und er sie als Schülerin akzeptiert: „Talent haben viele. Ihre Tochter hat noch etwas anderes. Sie ist besessen, sie ist vollkommen verrückt und besessen. Und besessen muss man sein, wenn man zur Bühne will. Glauben Sie mir, es ist ein Hundeleben.”
Ein passendes Happy-end für eine junge Frau, die die traditionelle Frauenrolle ablehnt und statt eines Schnürmieders ein Chemisenkleid trägt, in dem sie sich frei bewegen kann. (ab 13 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS–BUDDE
Dörte Damm: Daphne Wildermuth. Die Tochter des Jakobiners. Ueberreuter Verlag 2003. 275 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Geschickt verknüpft die Autorin politische Geschichte mit dem persönlichen Schicksal einer Heranwachsenden, so dass die Erzählung trotz des präzisen historischen Kontextes nie überfrachtet wirkt, lobt Roswitha Budeus-Budde. Es ist die Zeit der Mainzer Republik, ausgerufenen von den politisierten Bürgern der Stadt im Gefolge der Französischen Revolution. Daphnes Vater ist ein Jakobiner, und Daphne wird sowohl vom politischen Eifer aber noch viel mehr von der Leidenschaft für das Bürgertheater mit seinen Idealen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit infiziert. Daphne heißt im übrigen auf griechisch Lorbeer, ergänzt Budeus-Budde, aber die Theaterlorbeeren hatten die Eltern wohl nicht im Sinn, als sie der Tochter diesen stolzen Namen gaben, sinniert die Rezensentin. Flucht aus Mainz, das Haus der Großeltern in Weimar, das Abenteuer einer fahrenden Schauspieltruppe lauten die Stationen von Daphnes Abenteuer, die auch Leserinnen typischer Mädchenbücher ansprechen sollten, meint Budeus-Budde. Dass diese nebenbei auch noch viel Wissenswertes über das ausgehende 18. Jahrhundert erfahren, liege im übrigen an dem Kunstgriff der Autorin, reale historische Persönlichkeiten in ihrem Buch auftreten zu lassen.

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