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Im leidenschaftlich geführten Streit um Rekonstruktion und Nutzung des Berliner Schlosses ist die Frage nach der originalen Ausstattung bislang nicht gestellt worden. Der nun vorliegende reich bebilderte Band bietet einen ersten Überblick über hervorragende Gemälde, Skulpturen sowie Objekte der angewandten Kunst, die alle den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, und macht mit zahlreichen historischen, teils unveröffentlichten Raumaufnahmen deutlich, wo sich die Stücke zuletzt im Berliner Schloss befanden.

Produktbeschreibung
Im leidenschaftlich geführten Streit um Rekonstruktion und Nutzung des Berliner Schlosses ist die Frage nach der originalen Ausstattung bislang nicht gestellt worden. Der nun vorliegende reich bebilderte Band bietet einen ersten Überblick über hervorragende Gemälde, Skulpturen sowie Objekte der angewandten Kunst, die alle den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, und macht mit zahlreichen historischen, teils unveröffentlichten Raumaufnahmen deutlich, wo sich die Stücke zuletzt im Berliner Schloss befanden.
Autorenporträt
Dr. Guido Hinterkeuser, Kunsthistoriker und einer der besten Kenner des Berliner Schlosses, ist Autor zahlreicher Publikationen zur brandenburgisch-preußischen Residenzbaukunst
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Kilb begrüßt Guido Hinterkeuser Buch über die Geschichte der Innenausstattung des Berliner Schlosses. Die Studie rekonstruiert nicht nur die Innenausstattung anhand von Inventar-Verzeichnissen von 1920, sondern nennt auch die Standorte und Depots, wo sich die erhaltenen Gemälde, Wandteppiche, Möbel, Skulpturen heute befinden. Für Kilb stellt sich damit die Frage, wie es mit der Wiederherstellung der historischen Räumlichkeiten im Schloss aussieht. Ein Punkt, der seines Erachtens in der Schlossdebatte bisher unterbelichtet blieb und nach Hinterkeusers Studie von den Beteiligten endlich wirklich diskutiert werden muss.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2012

Für Napoleon sollte hinter Berliner Barockfassaden doch noch ein Platz zu finden sein
Was das Haus Hohenzollern noch zum Humboldtforum beitragen könnte: Guido Hinterkeuser erzählt die Geschichte der Innenausstattung des Berliner Schlosses

Als das Berliner Schloss nach dem Tagangriff der amerikanischen 8. Luftflotte am 3. Februar 1945 ausbrannte, ging nur ein Teil seiner kostbaren Innenausstattung in Flammen auf. Die meisten Objekte, die vor dem Zweiten Weltkrieg in den einstigen Wohn- und Repräsentationsräumen der Hohenzollern gestanden hatten, waren rechtzeitig ausgelagert worden - darunter vor allem die Bestände des Kunstgewerbemuseums, das seit 1920 in dem Schlossbau untergebracht war, aber auch gut dreizehnhundert Werke, die in einem handschriftlichen Inventar aus demselben Jahr verzeichnet sind: Gemälde, Wandteppiche, Möbel, Skulpturen, Glas, Silber und Porzellan.

An diesem Verzeichnis setzt Guido Hinterkeusers Studie an. Hinterkeuser will damit eine Wissenslücke schließen, die in der Diskussion über die zukünftige Nutzung des Schlosses Epoche gemacht hat. Als Anfang des Jahrtausends die Expertenkommission Historische Mitte Berlin über den möglichen Wiederaufbau beriet, war von der noch vorhandenen Innenausstattung nämlich nicht die Rede. Im ersten, vor 2002 entstandenen Konzept für das Humboldtforum taucht das Thema ebenso wenig auf wie in allen weiteren Überlegungen zur Gestaltung des Gebäudes. Die Frage, ob einzelne jener "Paradekammern", in denen sich die bewegliche kunsthistorische Substanz des Hohenzollernschlosses gesammelt hatte, in dem Neubau rekonstruiert werden sollten, ließ sich auf diese Weise geschickt ausblenden. Man hatte nichts, man wusste von nichts, und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die den Großteil des ehemaligen Mobiliars der Hohenzollern verwaltet, konnte sowieso kein Stück entbehren.

Hinterkeuser nennt nun Namen und Fakten und zeigt die dazugehörenden Bilder. Aus dem Verzeichnis von 1920, dem sogenannten S-Inventar, haben ungefähr vierhundert Positionen, also ein knappes Drittel, den Krieg überstanden. Dazu gehören allerdings Hauptwerke wie das Große Silberbuffet aus dem Rittersaal, die Kurfürsten-Statuen von Bartholomäus Eggers aus Schlüters Treppenhaus, Christian Daniel Rauchs "Betendes Mädchen" und seine Büste Friedrich Wilhelms IV., der Zyklus der vier Erdteile von Augustin Terwesten, Antoine Pesnes Porträt der Tänzerin Barbarina und das Reiterbild Bonapartes von David aus der Gemäldesammlung des Schlosses. Auch einzelne Möbel haben sich erhalten: die Thronbank Friedrichs I., ein Kabinettschrank von David Roentgen, Uhren, Sessel, Vasen und Leuchter. Das alles steht und hängt heute größtenteils in Charlottenburg, Oranienburg oder in den Potsdamer Immobilien der Schlösserstiftung - wenn es nicht, wie Christian Friedrich Tiecks griechischer Figurenzyklus, ins Depot verbannt ist. Zudem hat das Kunstgewerbemuseum den Kern seines Bestands vor der Zerstörung retten können (oder aus alliierter Kriegsbeute zurückerhalten) - den Welfenschatz etwa, das Lüneburger Ratssilber oder die Silbergefäße aus der kurfürstlichen Kunstkammer. Aber auch diese Kostbarkeiten sind auf verschiedene Standorte am Kulturforum und im Köpenicker Schloss (wo auch das Silberbuffet gezeigt wird) verteilt. In der jetzigen Planung für das Humboldtforum tauchen sie nicht auf; und während die für den Bau zuständige Stiftung mit der Idee eines Schlossmuseums im Erdgeschoss liebäugelt, ist von der Wiederherstellung historischer Räume keine Rede. Das, findet Hinterkeuser, darf nicht das letzte Wort sein. Wenn schon die drei Barockfassaden und die Kubatur des Schlossbaus rekonstruiert würden, müsse sich dieser Impuls auch im Inneren fortsetzen: "function follows form". Es ist der Punkt, um den sich seit Jahren die Debatte dreht, das Argument, an dem sich Befürworter und Gegner des Humboldtforums in seiner jetzigen Form scheiden. Dabei ließe sich beides, die Schlossgeschichte mit dem Kunstgewerbemuseum und die Präsentation der Weltkulturen, durchaus unter einen Hut bringen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz müsste nur darauf verzichten, ihre Hälfte des ersten Hauptgeschosses mit Fachbibliotheken und -archiven zu belegen, die für das große Publikum weitgehend unzugänglich sein werden. Und die Stadt Berlin müsste sich überlegen, ob sie an Stelle einer überdimensionierten Außenstelle der Landesbibliothek nicht lieber einen historischen Museumstrakt hätte, der eine Brücke von der Dauerausstellung zur deutschen Geschichte im Zeughaus bis hinüber zu den Kulturschätzen der Museumsinsel schlagen könnte.

Auch die ständig wiederholte Beteuerung der Kuratoren von der Potsdamer Schlösserstiftung, man könne "angesichts der Kriegsverluste" kein Bild und kein Möbelstück entbehren, erscheint nach der Lektüre von Hinterkeusers Buch hinfällig. Das Berliner Schloss selbst war ein Kriegsverlust - wenn auch eher einer des Kalten Kriegs als der Bombennächte. Seine Wiedererrichtung hebt den Proporz auf, der sich zwischen den Verwaltern des preußischen Kulturerbes seit 1990 eingependelt hat. Gerade in dieser Neuverteilung aber steckt eine gewaltige Chance, die weder die beiden Stiftungen noch die Politik bisher ganz begriffen haben. Und vielleicht müssten die Hüter von Charlotten- und Oranienburg ja gar nicht allzu viele ihrer kostbaren Originale dafür hergeben. Was unentbehrlich ist, lässt sich rekonstruieren. Wie das Schloss.

ANDREAS KILB.

Guido Hinterkeuser: "Das Berliner Schloss". Die erhaltene Innenausstattung: Gemälde, Skulpturen, dekorative Kunst.

Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2012. 176 S., Abb., br., 14,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.11.2012

Wie viel ist nicht erhalten geblieben! Das Berliner Stadtschloss und seine Innenausstattung
ABBILDUNG AUS DEM BESPROCHENEN BAND
Der Meinungskampf für das Berliner Stadtschloss, wie er sich bald nach dem Mauerfall entwickelte, ging und geht um ein städtebauliches Zeichen. Von der Residenz einer untergegangenen Dynastie sprachen allenfalls die Gegner des Vorhabens. Die Zurückhaltung in diesem Punkt hatte politisch-taktische Gründe. Sie wurde aber auch von der Meinung gestützt, das Innere des alten Baus sei nun mal unwiederbringlich verloren.
  Doch ganz so ist es nicht, wie der Architekturhistoriker Guido Hinterkeuser in einem schönen Buch über die Innenausstattung des Berliner Schlosses zeigt. Rund ein Drittel des Inventars, wie es 1939 noch im Schloss anzutreffen war, hat sich erhalten. Wandteppiche, Silber und Gemälde haben zu mehr als der Hälfte überlebt, bei den Möbeln sieht es weniger gut aus. Unser Bild zeigt eine Thronbank von 1690/95, die heute im Schloss Charlottenburg steht.
  Das Berliner Schloss stand schon in den letzten Jahrzehnten der Monarchie in Teilen zur Besichtigung offen. Nach der Novemberrevolution zog das Kunstgewerbemuseum ein und nutzte gut siebzig der historisch wertvollen Räume, daneben waren etwa zwanzig „Historische Wohnräume“ zu besichtigen. Ein Inventarband des Kunstgewerbemuseums erlaubt es, zwischen den 1921 eingebrachten Stücken des Museums und der historischen Ausstattung des Schlosses zu unterscheiden, allein die Letztere beschäftigt Hinterkeuser. Manches, was den Krieg überstand, ist von provinzieller Ungeschicklichkeit, doch auch das ist als Zeugnis brandenburgisch-preußisch-deutscher Geschichte interessant. Anderes ist von höchstem Rang und stünde im Stadtschloss nicht schlechter als im Museum, das Augsburger Silberbuffet etwa oder Möbel David Röntgens.  
  Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses als Humboldt-Forum ist beschlossene Sache. Doch mit den Ausstattungsstücken, die erhalten blieben und nun in Schlössern Berlins und Brandenburgs oder im Kunstgewebemuseum stehen, ließe sich in einem kleinen Teil des rekonstruierten Baus ein Eindruck seiner alten Bedeutung, seiner Kultur, Politik und Gesellschaft zurückgewinnen. „Befremdlich“ findet Hinterkeuser, die verlorene Hülle des Schlosses mit großem Aufwand zu rekonstruieren und das Innere zu übergehen oder sogar absichtsvoll herauszuhalten, „als gelte es, böse Geister zu bannen“.
  In den letzten Tagen hat das Buch eine gewisse Aufregung ausgelöst, der Chef des Hauses Hohenzollern klagte dagegen, allerdings, wie gerade bekannt wurde, vergeblich. Hinterkeuser behauptet, wenn auch nur nebenbei, Watteaus Gemälde „Die Einschiffung nach Kythera“ sei bereits 1926/27 durch Ankauf ins Eigentum des preußischen Staates übergegangen, womit der Kaufvertrag mit dem Haus Hohenzollern 1983, als Bund, Berlin und private Förderer 15 Millionen Mark aufbrachten, gegenstandslos wäre. Belege, die es gibt, stellt der Autor hier allerdings nicht vor.
STEPHAN SPEICHER
  
Guido Hinterkeuser: Das Berliner Schloss. Die erhaltene Innenausstattung, Gemälde, Skulpturen, dekorative Kunst. Herausgegeben von der Gesellschaft Berliner Schloss. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2012. 176 Seiten, 14,95 Euro.
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