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Seit Wochen freuen Johan und die anderen Jungen sich auf das Sommerlager auf der abgeschiedenen Insel im Fjord. Sie werden baden, rudern, zelten, Geländespiele machen, am Lagerfeuer sitzen. Und das Beste: Sie werden Segeln lernen! Was wie ein harmloses Ferienabenteuer beginnt, nimmt jedoch bald einen unerwarteten Verlauf. Die älteren Jungen kommandieren die Neulinge herum und schikanieren sie. Vor allem auf Johan und seinen Freund Markus haben sie es abgesehen. Und das Schlimmste kommt erst noch: In der letzten Nacht haben die Anfänger schreckliche Prüfungen zu bestehen. Es ist die Rede von…mehr

Produktbeschreibung
Seit Wochen freuen Johan und die anderen Jungen sich auf das Sommerlager auf der abgeschiedenen Insel im Fjord. Sie werden baden, rudern, zelten, Geländespiele machen, am Lagerfeuer sitzen. Und das Beste: Sie werden Segeln lernen! Was wie ein harmloses Ferienabenteuer beginnt, nimmt jedoch bald einen unerwarteten Verlauf. Die älteren Jungen kommandieren die Neulinge herum und schikanieren sie. Vor allem auf Johan und seinen Freund Markus haben sie es abgesehen. Und das Schlimmste kommt erst noch: In der letzten Nacht haben die Anfänger schreckliche Prüfungen zu bestehen. Es ist die Rede von einem Abgrund und einem Seil, von Blut und von Narben, die zurückbleiben werden. Und für Johan scheinen sie sich etwas besonders Gemeines ausgedacht zu haben. Doch er lässt sich nicht unterkriegen. Eines Nachts gelingt ihm die Flucht auf eine unbewohnte Insel ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2003

Mordsspäße im Ferienlager
Erik Eriksson erzählt von den Abgründen der Pfadfinderei

Gegen Ende von Erik Erikssons finsterem Roman - es geht längst auf Mitternacht zu - hängt der zwölf Jahre alte Markus mit verbundenen Augen an einem Seil in der Luft und zittert um sein Leben. Das Seil schaukelt hin und her, Markus' Hände werden taub, er denkt voller Panik an den tiefen Abgrund mit den aufragenden spitzen Steinen. Er hangelt sich noch etwas weiter und hat dabei nicht die geringste Chance, die andere Seite sicher zu erreichen. Als er das Seil schließlich losläßt, packt ihn die eiskalte Überzeugung, dem Tod entgegenzustürzen. Pfadfinder haben miteinander einen mordsmäßigen Spaß.

Eigentlich fängt alles ganz schön an: Die Sommerferien haben begonnen, die Lehrer sind schon vergessen; das bißchen Regen ist für Schweden vermutlich normal. Die Jungen aus Lidingö freuen sich auf die Wochen im Lager draußen am Meer, wo aus den Wölflingen endlich echte Pfadfinder werden sollen oder "gesalzene Burschen", wie es im Meutenspruch der Möwen so kernig heißt. Die Mutter hat Markus' Kluft noch gebügelt, Kalle und Per-Anders kleben zusammen wie Dick und Doof. Als Johan sich auf den Weg zum letzten Meutentreff vor dem Sommerlager macht, läßt er den Regenmantel absichtlich zu Hause. Johan ist der Held in Erikssons Roman. Er war der erste von den Jungs, der vom Fünfmeterbrett sprang.

Der 1937 in Stockholm geborene Erik Eriksson, ein ehemaliger Journalist und Fernsehproduzent, erzählt sein Ferienabenteuer gar nicht mal schlecht. Er bringt die Figuren zügig ins Spiel und weiß die unterschiedlichen Temperamente der Wölflinge und ihrer spätpubertären Anführer Roffe und Stefan anschaulich zu schildern, ohne dabei mit aufwendiger Psychologie das Tempo zu drosseln. Er weckt sogar in Lesern, die kaum in die Sonne gehen, Vorfreude aufs Zeltlager und baut langsam Spannung auf, indem er schon recht früh Gerüchte über die geheimnisvolle "Nacht der Lagerpferde" einstreut, die am Ende der dritten Woche auf die Wölflinge wartet. Weil Pfadfinder von Natur aus keine Feiglinge sind, ist in dieser Nacht wohl ordentlich was los.

Im Zeltlager lernen Johan und die anderen von Anfang an mehr als abends das Feuer auszupinkeln, obwohl auch das zu den Dingen gehört, die jeder Pfadfinder können muß. Segeltraining steht auf dem Programm, Kartenlesen und Geländespiele; es wird gerudert, bis den Kindern die Hände bluten. Als Kalle zu weit in die Bucht hinausschwimmt und Johan ihn gerade noch retten kann, ziehen sich über dem Lager zum erstenmal dunkle Wolken zusammen. Eriksson war als Junge selbst bei den Pfadfindern und weiß, wie es zugeht. Wenn man an "Die Nacht der Wölflinge" etwas bemängeln wollte, wäre es ganz genau das.

Man merkt es dem Roman an, daß jemand es den Pfadfindern hier mal so richtig heimzahlen will und "mit den vielen Gemeinheiten abrechnet", wie es in Erikssons Vorwort heißt, "unter denen ich damals gelitten habe". Mit den ewigen Wettkämpfen, den Schikanen und Gruselgeschichten, die der grausame Roffe und seine Handlanger für die arglosen Wölflinge parat haben, kommt deshalb leider auch ein wenig Bitternis ins Buch. Stimmt es, daß den Wölflingen in der "Nacht der Lagerpferde" mit einem Messer Schnittwunden zugefügt werden, wie Roffe den Jüngeren erzählt? Daß Salz in die Wunden gerieben wird? Hängen die Wölflinge am Ende der Prüfung tatsächlich verzweifelt überm Abgrund am Seil? Von guten Taten jedenfalls fehlt weit und breit jede Spur.

In einer solchen Geschichte hat irgendwann auch der Held genug damit zu tun, erst mal den eigenen Kopf zu retten, bevor er sich um seine Freunde sorgt. Johan schleicht nachts aus dem Lager und versteckt sich auf einer benachbarten Insel, wo er ein bißchen wie Robinson unter den Bäumen lebt. Erst als ihm das Essen ausgeht, wagt er sich zurück und erfährt dabei zufällig, was es mit der "Nacht der Lagerpferde" in Wahrheit auf sich hat. Tote gibt es in Erikssons Buch selbstverständlich sowenig wie Mädchen, und auch Markus stürzt am Ende nur in einen Albtraum, der sein Leben lang anhält. Für einen gesalzenen Pfadfinder ist dieses Ende offenbar gar nicht mal schlecht.

THOMAS DAVID

Erik Eriksson: "Die Nacht der Wölflinge". Aus dem Schwedischen übersetzt von Gabriele Haefs. Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2003. 165 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht wirklich zufrieden ist Rezensent Thomas David mit diesem Jugendroman. Man merke, dass es hier jemand des Pfadfindern mal so richtig heimzahlen wolle: "mit den ewigen Wettkämpfen, den Schikanen und Gruselgeschichten", die der grausame spätpuberträre Pfadfinderführer Roffe für die arglosen Neuankömmlinge um Romanheld Johan parat hätten. Auch die damit ins Buch kommende "Bitternis" stören den Rezensenten empfindlich, der nach guten Pfadfindertaten vergeblich Ausschau hält. Dabei, räumt der Rezensent ein, würde Eriksson seine Feriengeschichte "gar nicht mal schlecht" erzählen. Er bringe seine Figuren zügig ins Spiel, und wisse deren unterschiedliche Temperamente anschaulich zu schildern, ohne dabei mit aufwendiger Psychologie das Tempo zu drosseln. Er wecke sogar Vorfreude und Spannung beim Leser, die er dann aber offensichtlich vor lauter Abrechnung mit dem Pfadfinderwesen als solchem nicht ganz eingelöst findet. Dabei bleibt die Frage offen, ob's wirklich am Buch oder vielleicht doch am Rezensenten liegt, der lieber ein anderes Buch gelesen hätte.

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