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Denn sie wissen was sie tun: Das Vorspiel zum Dritten Weltkrieg? Wurde der 11. September instrumentalisiert? Wird die "westliche Wertegemeinschaft" unter Rivalität begraben? Werden Wut und Hass in anderen Erdteilen den Widerstand gegen die amerikanische Hegemonie bestärken und sich in neuen Block-Systemen manifestieren? Ist à la longue die Geburt Europas oder der Zusammenprall mit Amerika zu erwarten? Watrin skizziert die jüngste Entwicklung der USA unter George W. Bush, der arabischen Welt und der internationalen Beziehungen. Er zeigt das "neue Denken" von Amerikas alten Männern aus dem Geist…mehr

Produktbeschreibung
Denn sie wissen was sie tun: Das Vorspiel zum Dritten Weltkrieg?
Wurde der 11. September instrumentalisiert? Wird die "westliche Wertegemeinschaft" unter Rivalität begraben? Werden Wut und Hass in anderen Erdteilen den Widerstand gegen die amerikanische Hegemonie bestärken und sich in neuen Block-Systemen manifestieren? Ist à la longue die Geburt Europas oder der Zusammenprall mit Amerika zu erwarten?
Watrin skizziert die jüngste Entwicklung der USA unter George W. Bush, der arabischen Welt und der internationalen Beziehungen. Er zeigt das "neue Denken" von Amerikas alten Männern aus dem Geist des Kalten Krieges, seine unterschiedlichen Köpfe, die verworrenen Hintergründe des Irak-Konfliktes, den militärischen Aufmarsch am Golf und das ebenso spannende diplomatische Tauziehen in der Weltarena. Neben dem Krieg selber werden auch die "Vorbereitung" der Öffentlichkeit, Friedensmissionen wie die anti-amerikanische Spitze des Vatikan sowie die massenhaften Proteste und Probleme der Intellektuellen behandelt.
Watrin zeichnet ein vielschichtiges, facettenreiches Zeit-Feature - Momentaufnahme einer historischen Wendemarke, als der "Shock and Awe" um die Welt ging. Grundlage des ebenso wagemutigen wie riskanten Unternehmens "Iraqi Freedom", das auf eine Neuordnung des Pulverfasses Naher und Mittlerer Osten und das Austrocknen des "Terror- Parasiten" zielt, ist ein "Masterplan", der anhand einer Indizienkette beschrieben wird. Was aber wenige wohl ahnen, sind die Dimensionen dieses Masterplanes, der ihn zumindest in seinen Auswirkungen einem Dritten Weltkrieg nahe kommen lässt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Ab- und Aufschrecken
Die amerikanische Hegemonie - einmal plakativ, einmal kosmopolitisch gedeutet / Von Werner Link

Das Thema Vereinigte Staaten hat Hochkonjunktur auf dem Büchermarkt. Jedem wird das Seine angeboten - suum cuique! Die Lesergemeinde, die der deutsche Journalist Konrad Watrin im Auge hat, wird durch seinen spiegelesken Stil bereits erkennbar. Das Buch ist eine "journalistische Momentaufnahme". Es will "Schock und Einschüchterung" durch die amerikanische Weltpolitik am Irak-Fall "mosaikartig" skizzieren und deuten. Die Mosaiksteine werden aus Presse-Schnittarchiven und dem Internet gewonnen und dann im Rekurs auf ein linkes Theorem der sechziger Jahre gedeutet. Was damals der "militärisch-industrielle Komplex" gewesen sei, stelle sich heute - so die "zentrale These" - als "gewaltsam ausgreifende Verbindung von Militär, Energie- und Wirtschaftsinteressen (MEW)" dar; "mit den fundamentalistischen Neokonservativen" regiere es die Bush-Administration. Die Vereinigten Staaten hätten "aus Gier, schierem Übermut und mit einem großangelegten Täuschungsmanöver, wenn auch zugegebenermaßen einem grandiosen Masterplan", eine neue "Welt-Unordnung" geschaffen.

Der Irak-Krieg sei eine Etappe in einem neuen geostrategischem "Great Game" zur Sicherung des Zugangs zu den unermeßlichen Ressourcen und Märkten im Kaukasus, im Mittleren Osten und auf der Arabischen Halbinsel. Wird diese Politik erfolgreich sein? Watrin räumt ein, "erste Anzeichen" sprächen dafür, daß der Masterplan in der arabischen Region "durchaus Chancen" habe. Aber wahrscheinlicher sei eine regionale Destabilisierung. Mehr noch: Die Dimensionen dieses Masterplanes ließen ihn "zumindest in seinen Auswirkungen einem dritten Weltkrieg nahekommen". Zu den Alternativen zählt Watrin eine "Pazifizierung durch UN-Verwaltung" oder langwierige Prozesse nach dem sozialliberalen ostpolitischen Prinzip "Wandel durch Annäherung". Kann das "alte Europa" dabei Entscheidendes leisten? Einerseits hält Watrin das gespaltene Europa für zu schwach, andererseits setzt er - neben "innerer Umkehr" in den Vereinigten Staaten - doch auf den Widerstand der Europäer. Zugleich meint er aber: "Selbst ein 2004 neu gewählter US-Präsident wird die fundamentalen Divergenzen gegenüber Europa wie auch der asymmetrischen Bedrohung im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht aus der Welt schaffen." Damit dürfte er zweifellos recht haben.

Das Gegenstück zu Watrins plakativem Buch bietet Benjamin Barber, Professor für Zivilgesellschaft an der Universität von Maryland. Sein Buch richtet sich an den kosmopolitisch orientierten Bürger. Barber analysiert sorgfältig, argumentiert mit großem Atem und schreibt bei aller Wissenschaftlichkeit allgemeinverständlich. Seine analytische Kategorie ist "globale Interdependenz". Wohl um ein breiteres Publikum anzusprechen, operiert er mit zoologischen Metaphern. Adler und Eulen (statt der üblichen Falken und Tauben) sieht er in Washington konkurrieren, und er selbst steht auf der Seite der Eulen.

Die Hauptthese lautet, daß Hegemonie und globale Interdependenz in zahlreichen neuralgischen Punkten kollidieren. Kenntnisreich, scharfsinnig und sachlich-kritisch werden der amerikanische "Mythos der Unabhängigkeit" und dessen Verbindung mit dem Exzeptionalismus sowie die "neue" Doktrin des Präventivkrieges im Kontrast zur "alten" Doktrin der Abschreckung geschildert. So wird Bush jun. entdämonisiert. Zutreffend verweist Barber darauf, daß die Vereinigten Staaten bereits früher Präventivkriege geführt haben; daß die "neue" Doktrin keine Parteigrenzen kennt und mit Bushs nationaler Sicherheitsstrategie offiziell wurde: "Von Angst und Ungewißheit gespeist, ersetzt die Doktrin des Präventivkrieges die indikative Logik der Selbstverteidigung (,Wir sind angegriffen worden!') durch eine neue, konditionale Logik (,Jemand könnte gerade einen Angriff auf uns planen!')." Statt dessen fordert Barber, daß die Gefahr, die von einem Staate ausgehe, nach allgemein akzeptierten, überprüfbaren und empirisch fundierten Kriterien beurteilt und von internationalen Körperschaften wie dem UN-Sicherheitsrat verifiziert und anerkannt werden müßte.

Die eigentliche Alternativstrategie, die Barber als "politisches Bekenntnis" formuliert, ist jedoch radikaler - nämlich die Orientierung an einer Lex Humana (an einem "universellen, in der Gleichartigkeit der Menschen wurzelnden Recht") und an der "präventiven Demokratie" - im Innern ebenso wie zwischen den Nationen. Der Autor, der aktiv in der globalen Bürgerinitiative CivWorld mitarbeitet, wehrt sich gegen die Verwechslung der Ausbreitung von Freiheit mit der Ausbreitung von McWorld, und er argumentiert überzeugend, daß Demokratie nicht exportiert oder gar von einer wohlmeinenden Besatzungsmacht erzwungen werden kann. Das Maximalziel ist, daß Demokratie "überall und für alle" funktionieren und der innerstaatliche Gesellschaftsvertrag auf die internationale Ebene übertragen werden müsse - "eine Welt von Staatsbürgern, für die ein auf die Erde als ganze ausgedehnter Gesellschaftsvertrag zu einem Überlebenspakt der Menschheit geworden ist".

Die gravierenden Einwände gegen diese kosmopolitische Vision sind häufig genug vorgetragen worden. Barber selbst kann sich an einer Stelle der Einsicht nicht verschließen, daß er einer Utopie nachjagt: "Das Paradoxe ist, daß wohl nur globale Bürger jene globale Bildung, globale Zusammenarbeit, globale Justiz und globale Demokratie voranbringen können, von der wir erwarten, daß die ihrerseits den globalen Bürger hervorbringen." Der Autor räumt ein, daß große Geduld und ein sehr langer Atem notwendig seien. Daß derweil auf die Demut und Nichtarroganz des Übermächtigen gehofft werden könne, findet freilich weder in der Geschichte noch in der Gegenwart einen empirischen Grund. Wohl aber zeigt die Erfahrung, daß Macht (erst recht Übermacht) nur durch Macht beschränkt werden kann. So war ja auch die Erlangung der nuklearen Zweitschlagfähigkeit durch die Sowjetunion entscheidend dafür, daß die amerikanische Option eines Präventivschlages ausschied.

Benjamin R. Barber: Imperium der Angst. Die USA und die Neuordnung der Welt. Verlag C. H. Beck, München 2003. 260 Seiten, 19,90 [Euro].

Konrad Watrin: Shock and Awe. Olzog Verlag, München 2003. 256 Seiten, 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Konrad Watrins Unternehmen, die Hegemonie-Bestrebungen der USA am Beispiel des Irak-Kriegs zu deuten, löst bei Rezensent Werner Link alles andere als Begeisterung aus. Als zentrale These des Buches referiert er Watrins Neuauflage des linken Klassikers vom "militärisch-industriellen Komplex". Danach verfolge eine Verbindung von Militär, Energie- und Wirtschaftsinteressen zusammen mit den "fundamentalistischen Konservativen" der Bush-Administration das Ziel, den Zugang zu den unermesslichen Ressourcen im Kaukasus, im Mittleren Osten und auf der Arabischen Halbinsel zu sichern. Welche Leserschaft Watrin mit seinen Thesen im Auge hat, zeigt sich nach Meinung Links schon an dessen "spiegelesken Stil". "Jedem das Seine", findet Link, ihm jedenfalls erscheint Watrins Buch einfach zu "plakativ".

© Perlentaucher Medien GmbH