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Manfred hat es wirklich nicht leicht ... Und das liegt nicht nur an seinem Namen. Manfreds Familie ist so arm, dass er nicht mal eine neue Badehose bekommt. Sein Bruder wird bei einem Diebstahl erwischt, seine Mitschüler machen sich über ihn lustig. Zum Erstaunen aller aber schafft er es, zu den Klassenbesten zu gehören. Und es kommt noch besser, denn er lernt Gesine kennen. Gesine, die immer ein fröhliches Lachen hat und sogar ein eigenes Zimmer. Eigentlich traut er sich gar nicht, sie anzusprechen - aber Gesine hat keine Vorurteile!

Produktbeschreibung
Manfred hat es wirklich nicht leicht ... Und das liegt nicht nur an seinem Namen.
Manfreds Familie ist so arm, dass er nicht mal eine neue Badehose bekommt. Sein Bruder wird bei einem Diebstahl erwischt, seine Mitschüler machen sich über ihn lustig. Zum Erstaunen aller aber schafft er es, zu den Klassenbesten zu gehören. Und es kommt noch besser, denn er lernt Gesine kennen. Gesine, die immer ein fröhliches Lachen hat und sogar ein eigenes Zimmer. Eigentlich traut er sich gar nicht, sie anzusprechen - aber Gesine hat keine Vorurteile!
Autorenporträt
Karen-Susan Fessel, geb. 1964 in Lübeck, studierte Theaterwissenschaften, Germanistik und Romanistik und lebt als freie Journalistin und Schriftstellerin in Berlin. Sie hat bisher ein Dutzend Romane und Erzählbände für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2002

Einmal Asi, immer Asi?
Karen Susann Fessel schaut mit Sympathie hinter die Fassaden

Manfred ("Manne") Hannemann lebt mit seinen Eltern und drei älteren Brüdern in einer Umgebung, die trostloser nicht sein könnte. Das heruntergekommene Eigenheim ist eingeklemmt zwischen einem Autohaus und einem Supermarkt. Nachts steuern die Neonreklame des einen und das brummende Kühlaggregat des anderen Mannes Herzschlag im Vierbettzimmer. Tagsüber atmet er den Geruch der nahe gelegenen Kläranlage. Sozialhilfe und Drogen im weitesten Sinne sichern das Überleben der Familie. Die Mutter ist mit Strickzeug und Schnaps ruhiggestellt, der Vater mit Glotze und Glückspillen. Die älteren Brüder scheuen auch vor Diebstählen nicht zurück, um Markenkleidung tragen zu können.

Als Manne seine Lebensumstände mit denen seines Freundes Amal vergleicht, der mit seiner alternativen Mutter Bea in einer nur äußerlich ähnlichen Bruchbude wohnt, stellt er fest, daß es "freiwillige" und "unfreiwillige" Außenseiter gibt. Die einen sind stolz darauf, anders zu sein, die anderen nicht. Manne zählt sich zur zweiten Gruppe. Schneller noch, als er selbst begreifen kann, daß eigene Optionen möglich wären, belehrt ihn das Leben in Gestalt von hinterhältigen Mitschülern und übereifrigen Studienräten, daß es keinen Ausweg aus der auf Talfahrt programmierten Logik des Absturzes gibt. Einmal Asi, immer Asi.

Wer so tief drinsteckt, kann nicht mehr darüber reden. Schon deshalb gestaltet sich bei ständig laufendem Fernseher der Alltag der Familie Hannemann im wesentlichen nonverbal. Um so erstaunlicher, daß Karen-Susan Fessel Manne selbst erzählen läßt. Stellenweise liest sich das wie die holprige Kamerafahrt eines Gruselfilms, der erst allmählich in der Aneinanderreihung kleinster, unvermittelter und banaler Schritte den Blick aufs unheilvolle Ganze freigibt. Zwar erzählt Manne reduziert, lässig und umgangssprachlich, aber doch vernünftiger als erwartet. Damit droht das Buch seine Authentizität wieder zu verlieren, denn der prototypisch rüpelhafte "Asi", den man vor Augen hat, ein mickriger Junge in Billigklamotten, vor dem man sich vermutlich insgeheim genauso ekeln würde wie Bea, die Mutter seines besten Freundes, kann nicht der Manne sein, der da berichtet.

"Und wenn schon" ist keine aufklärerische Milieustudie, sondern eine sehr parteiische, eher romantische Sympathieerklärung für das wirklich Fremde und eine Ermunterung, auch hinter unattraktive Fassaden zu schauen. Manne Hannemann ist es wert, daß man ihn kennenlernt. Sogar, daß man sich, wie das behütete Ingenieurstöchterchen Gesine, in ihn verliebt - wenn er ganz er selbst ist, breitbeinig am Bahndamm steht und sein Ja zum Leben gegen den vorbeidonnernden Zug herausschreit, oder wenn er konzentriert kunstvolle Balanceakte auf seinem BMX-Rad vollführt. Es ist eine in solchen Bildern eingefangene Wahrheit jenseits der Sprache, die Manfreds Würde offenbart und ihm jene Authentizität verleiht, die Zweifel an der Art der Darstellung überflüssig machen.

INA LANNERT

Karen Susann Fessel: "Und wenn schon". Oetinger Verlag, Hamburg 2002. 144 S., geb., 9,90 . Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2003 in der Sparte Jugendbuch!

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Diese Geschichte über einen Jungen aus einem Milieu, das aus gutbürgerlicher Sicht gelegentlich als "asozial" beschrieben wird, hat für Rezensentin Ina Lannert vor allem die Qualität, eben keine "aufklärerische Milieustudie" zu sein. Das Buch sei vielmehr eine "sehr parteiische, eher romantische Sympathieerklärung für das wirklich Fremde" und eine Ermunterung, "auch hinter unattraktive Fassaden zu schauen". Zum Beispiel in jenes heruntergekommene "Eigenheim" zwischen Autohaus und Supermarkt, wo Manne und seine von Drogenhandel und Sozialhilfe lebende Familie beheimatet ist. Wer schon so tief im Elend steckt, könne meistens nicht mehr drüber reden, klärt uns die Rezensentin auf. Karen Susann Fessels jugendlicher Protagonist aber schon. Was er selbst von seiner Existenz erzähle, klinge stellenweise "wie die holperige Kamerafahrt eines Gruselfilms", der erst allmählich in der Aneinanderreihung kleinster banaler Details den Blick aufs unheilvolle Ganze freigebe. Manchmal freilich war er der Rezensentin "doch vernünftiger als erwartet" und die Geschichte drohte für sie, ihre Authentizität zu verlieren.

© Perlentaucher Medien GmbH