Produktdetails
  • Verlag: Klopp
  • Originaltitel: Hund i Himlen
  • Seitenzahl: 121
  • Altersempfehlung: 10 bis 12 Jahre
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 348g
  • ISBN-13: 9783781710207
  • ISBN-10: 3781710203
  • Artikelnr.: 09914482
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.11.2001

Geburtstagsgeschenk
von Nick
Ein Kinderbuch über eine besondere
Freundschaft
Ein großes weißes Haus. Dahinter ein Berg, wie ein schwarzer Riese mit Schneehut. Darin Schwestern in dunkler Tracht. Eine spricht das Machtwort: Lora, das Mädchen, darf rein – , ihr Hund nicht. Ausgerechnet Hund nicht, der das Kind immer begleitet hat, Tag und Nacht, die ganze Zeit, als Lora mutterseelen allein in kalten Kellern hauste, auf der Straße, gottverlassen. Es war die Hölle. Hund, der ihr im Schlaf den Bauch gewärmt und zur Begrüßung das Gesicht geleckt hat. Jetzt ist Hund weg. Totgemacht, da ist sich Lora sicher. Und fühlt sich einsamer denn je. Obwohl 99 blau-weiße Mädchen um sie herum schnattern und schnaufen und fünf Schwestern zeigen, wie man den Boden wäscht und Topflappen häkelt.
Wenn Hund tot ist, ist er im Himmel. Da geht es ihm gut. Viel besser als auf der Welt. Sagt Nick. Er ist der Sohn des Gemüseverkäufers und gerade eben Loras Freund geworden. Zur Schule geht er nicht, weil er die Buchstaben nicht unterscheiden kann, die Zahlen auch nicht. Weil er dumm ist. Meint er. In Wahrheit aber ist er sehr klug. Lebensklug. Und einer, der Lora hilft, ein Grab für Hund zu schaufeln. Damit sie ihm nah sein kann, um mit ihm darüber zu reden, ob es überhaupt einen Zweck hat, an Gott zu glauben (weil der eh nie da ist, wenn man ihn braucht); oder mit ihm ihren Geburtstag zu feiern, von dem sie nicht einmal weiß, wann er ist. Und als Lora, um Hund noch näher zu sein, sich selbst in einen Hund verwandelt, als sie auf allen Vieren durch die Gänge des weißen Hauses stolpert, das Essen ohne Hände vom Teller schlabbert, die Mädchen anknurrt, eine Schwester beißt und schließlich davonläuft zu Hunds Grab, um ihm, untrennbar, in den Himmel zu folgen – da findet Nick sie. Halb erfroren. Und holt sie zurück in diese Welt.
Hanne Kvist ist eine außerordentliche Erzählung für Kinder gelungen, in der kein Wort zu viel ist, keines zu wenig und nichts ohne Bedeutung (stimmungsvoll aus dem Dänischen übersetzt von Peter Urban-Halle). Mit reduziert-aussagekräftigen Illustrationen der Autorin. Mit Sprachbildern, die ganz unmittelbar zeigen, was Elend und Verlassenheit bedeuten: wenn ein kleines Mädchen (fast) alles tut, um einen Ort zu finden, wo es hingehört – und bis dahin winzigklein am Rande steht; wenn dieses Mädchen sich aufs Bett setzt und nicht weint – und damit mehr gesagt ist als mit allen Tränen. Mit Farben, die beschreiben, verfremden, Gefühle widerspiegeln: wenn der Mondschein den Hof in zwei Teile teilt, einen dunklen und einen silberweißen, und auch eine lange Nacht einmal ein Ende hat. Dann kommt schon der Tag. In literarischer Form, die kunstvoll komponiert ist wie ein Gedicht. In einem Ton, der archaisch ist und mit sehr viel Poesie für ungeheuere Wirklichkeit genauso wie für letzte Wahrheit des Lebens. Denn am Ende weiß Lora, dass Nick ihr ein Geburtstagsgeschenk gemacht hat: ein Puppenhaus, und das Versprechen eines Zuhauses auch für sie. Und er hat (einen) Hund gefunden um alles gutzumachen.
Damit ein kleiner Hund, schutzbedürftig, schließlich Zuflucht findet, und ein kleines Mädchen, leidgeprüft, nicht mehr allein sein muss. (ab 10 Jahre)
CHRISTINE KNÖDLER
HANNE KVIST: Hund im Himmel. Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. Mit Illustrationen der Autorin. Erika Klopp Verlag 2001. 128 Seiten, 24,80 Mark.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Annemarie Schickert schätzt das Unpathetische an dieser Waisenkindgeschichte: Wie die Autorin "aus Kindersicht in kurzen, schnörkellosen Sätzen" erzählt und damit eine Spannung erzeugt zwischen diesem leichten Ton und der Schwere des Sujets, wie sie das Geschehen durch "komödiantische Einlagen" und eine "bunte Farb- und Stilmixtur" aufheitert, ohne es zu verzerren. Dass Kvist ein Herz hat für Kinder ohne echte Chance im Leben, steht für Schickert stets außer Frage.

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