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Ein faszinierendes Spektrum an Fotografien von Gletschern und Polareis vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Das immense Entwicklungspotenzial der Fotografie, das sich bereits kurz nach ihrer Erfindung erahnen ließ, zeigte sich ganz besonders in Serien über Gletscher und arktische Landschaften. Schon seit den 1860er-Jahren verband sich hier der Aspekt der (räumlichen) Ausdehnung mit jenem der (zeitlichen) Veränderung: Bei Arktisexpeditionen etwa konnten durch komplementäre Nah- und Fernsichten Eindrücke von der Tiefe und Weite der polaren Landschaft gewonnen werden. Die Gletscherkunde…mehr

Produktbeschreibung
Ein faszinierendes Spektrum an Fotografien von Gletschern und Polareis vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Das immense Entwicklungspotenzial der Fotografie, das sich bereits kurz nach ihrer Erfindung erahnen ließ, zeigte sich ganz besonders in Serien über Gletscher und arktische Landschaften. Schon seit den 1860er-Jahren verband sich hier der Aspekt der (räumlichen) Ausdehnung mit jenem der (zeitlichen) Veränderung: Bei Arktisexpeditionen etwa konnten durch komplementäre Nah- und Fernsichten Eindrücke von der Tiefe und Weite der polaren Landschaft gewonnen werden. Die Gletscherkunde wiederum benötigte Jahr um Jahr Aufnahmen, die über Wachstum oder Schrumpfen des Eises objektiv Auskunft gaben. Faszinierend waren auch Stereobilder mit ihren durch zwei gleichzeitige, leicht verschobene Aufnahmen hergestellten 3-D-Effekten: Durch sie ließen sich die unüberblickbaren Ausdehnungen des Eises wie direkt körperlich erfahren. Nicht zuletzt darauf antworten zeitgenössische künstlerische Positionen: Langzeitbelichtungen bei Nacht von Darren Almond, Luftaufnahmen von Olafur Eliasson oder die Panoramen Walter Niedermayrs.
Mit rund 100 herausragenden Werken zeigt die Publikation der Albertina ein beeindruckend breites Spektrum unterschiedlicher Positionen der Gletscherfotografie von 1860 bis heute. (Englische Ausgabe ISBN 978-3-7757-2253-7)
Ausstellung: Albertina, Wien 22.8. 23.11.2008 Ein faszinierendes Spektrum an Gletscherbildern von der Pionierzeit der Fotografie bis in die jüngste Gegenwart
Wertvolle Dokumente über die stille, erhabene Schönheit der Landschaften aus Eis und Schnee und deren Gefährdung
Autorenporträt
Monika Faber, geb. 1954 in Wien, studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie. Seit 1979 als Kustodin der Graphik- und Photographie-Sammlung am Museum Moderner Kunst in Wien tätig, seit 1993 auch als Lektorin für Photographiegeschichte an der Universität Wien. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, vor allem zur österreichischen und internationalen Photographie der Zwischenkriegszeit. Lebt in Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.01.2009

Psychogramm der Gletscher
Kalt ist es: Ein Bildband erforscht die Fotografie in Arktis und Alpen von 1860 bis heute
Landschaft wird zum Ornament in diesen Bildern aus den Schnee- und Eisregionen der Welt, die Bewegung friert ein. Das nimmt die Situation der frühen Fotografie im 19. Jahrhundert auf, mit ihren langen Belichtungszeiten, den statuarischen, zum Stillstand genötigten Objekten. Zeit kristallisiert, diese Bilder faszinieren vor allem durch eine unglaubliche Klarheit. Der Band „Die Weite des Eises” erzählt vom Kampf um diese Klarheit, den technischen wie den ästhetischen Umwälzungen (Arktis und Alpen 1860 bis heute. Hrsg. von Monika Faber. Hatje Cantz, Ostfildern 2008. 111 Seiten, 29,80 Euro). Er geht auf eine Ausstellung in der Albertina in Wien im vorigen Jahr zurück, die, kurz bevor die diesmal wahrlich eisige Jahreszeit begann, wieder schloss.
Fotografie wollte malerisch sein zu Beginn, sie setzte sich mit der Malerei und ihren Standards auseinander. In den Bildern aus den Gletscherregionen hatten die Gesetze der klassischen Perspektive kaum noch Geltung, es sind Bilder ohne Horizont. Sie sind näher dran als die Landschaftsmaler und -fotografen sonst, sodass die Gipfel bedrohliche Dominanz gewinnen, die Abhänge den ganzen Bildraum füllen. Den Bildern ist ihre mühsame, gefährliche Entstehung eingeschrieben, aber die Schrecken des Eises, wie sie auf Arbeitsfotos zu spüren sind, werden gemildert durch eine natürliche Tendenz zur Abstraktion. Landschaft wird Ornament, aber zugleich gibt es eine Bewegung heraus aus dem Bild – die Berg- und Gletscherfotografie hat intensiv mit Stereoverfahren experimentiert.
Von Anfang an war der wissenschaftlichen Arbeit eine poetische beigeschaltet. Friedrich Simony, einer der frühen Glaziologen aus Österreich, war ein Freund von Adalbert Stifter, die Figur des Heinrich Drendorf im „Nachsommer” ist nach Simony gestaltet. In „Nachkommenschaften”, 1863, hat Stifter von einem Maler erzählt mit dem Ziel, so zu malen, „daß man den gemalten und den wirklichen Berg nicht mehr zu unterscheiden vermöge”. Es ging da schon um die Revolution des Sehens, die das 19. Jahrhundert erschütterte, als die technische Reproduzierbarkeit die Vorstellungen vom Kunstwerk radikal veränderte. Um den Konflikt von Malerei und Fotografie, zwischen Treue zum Objekt und künstlerischer Freiheit, Anschauung und der Spekulation.
In den Alpen wurden die neuen fotografischen Techniken erprobt, aber erste Erfahrungen kamen aus der Polarregion, von frühen Expeditionen. Es gab enorme Probleme mit den nassen Kollodionplatten, man testete Trockenverfahren. Die Trockenplatten brauchten allerdings eine weitaus längere Belichtungszeit. Die Glaziologen wollten über den singulären Augenblick hinaus, waren auf Langzeitbeobachtung aus; Simony hat sich am Dachstein eine eigene Kammer eingerichtet – ein „Charakterbild des Dachstein” wollte er schaffen. Ein Vorhaben, das auch heute noch fasziniert, Olafur Eliasson hat es mit seinem Museum der Gletscher wieder versucht – er sieht es als ein Psychogramm Islands, eine „Kartografie, die vor allem die narrativen Qualitäten einer Landschaft zeigt”. göt
Vermessungsarbeiten an der oberen Kante des Eissturzes am Rhonegletscher, Atelier Birfelder, Bern, um 1875 Abbildung aus dem besprochenen Band
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Aufschlussreich findet der Rezensent Fritz Göttler in seiner kurzen Notiz diesen Band vor allem für die Geschichte der Fotografie. Dass sie in ihren Anfängen - und der Band setzt im Jahr 1860 ein - die Malerei als Vorbild vor Augen hatte, erkenne man auch hier. Ansonsten aber gibt es auch Ungewöhnliches: die große Nähe der Fotografen zu ihrem Objekt zum Beispiel, was zu "bedrohlicher Dominanz" der Alpengipfel und zur Auflösung hergebrachter Perspektivvorschriften führt. In welchem Verhältnis genau der Glaziologe Friedrich Simony, ein Freund Adalbert Stifters, zum besprochenen Band steht, wird nicht ganz klar. Diese und weitere Abschweifungen haben aber mehr mit Abschweifungslust des Rezensenten zu tun und nichts damit, dass Göttler das Buch gelangweilt hätte. Ganz im Gegenteil.

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