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Auch in seinem neuen Fotoband fängt Walter Niedermayr akribisch, fast archäologisch die Spuren ein, die der Tourismus in die alpine Landschaft eingraviert hat.
Once again, Walter Niedermayr has documented the traces of tourism engraved in the alpine landscape with the meticulous precision of the archeologist in this new book of photographs.
Auf insgesamt 40 mittelformatigen Farbfotografien schickt uns Walter Niedermayr ( 1952 in Bozen) in die Welt des ewigen Eises: auf den über 3000 m hoch gelegenen Schweizer Titlis-Gletscher, der sich stolz über die Begrenzung von Raum und Zeit erhebt.
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Produktbeschreibung
Auch in seinem neuen Fotoband fängt Walter Niedermayr akribisch, fast archäologisch die Spuren ein, die der Tourismus in die alpine Landschaft eingraviert hat.

Once again, Walter Niedermayr has documented the traces of tourism engraved in the alpine landscape with the meticulous precision of the archeologist in this new book of photographs.
Auf insgesamt 40 mittelformatigen Farbfotografien schickt uns Walter Niedermayr ( 1952 in Bozen) in die Welt des ewigen Eises: auf den über 3000 m hoch gelegenen Schweizer Titlis-Gletscher, der sich stolz über die Begrenzung von Raum und Zeit erhebt. Nur die Menschen, die sich in bunter Freizeitkleidung in der entrückt wirkenden Landschaft bewegen, zeugen von einem zivilisatorischen Eingriff. Sie transformieren den alpinen Raum - ehemals Paradigma einer Ästhetik des Erhabenen - in einen trivialen Freizeitort, der von den Gesetzen des Konsums bestimmt wird.
Niedermayrs Kamera fängt exemplarisch die Aura einer Berglandschaft ein, die zum Mythos verklärt wird. Klischierte Vorstellungen und die plakative Idealisierung der Natur okkupieren den Erlebnisraum der marionettenhaft wirkenden Touristen so sehr, dass subjektives Empfinden und Wahrnehmen zum bloßen Gemeinplatz werden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2003

Von den bleichen Bergen kommen wir
Umfassender Whiteout: Dieser Schnee blendet. Die Schrecken der hochalpinen Helligkeit und des Eises, alte Kant’sche Erhabenheits-Topoi, sind die Themen des Fotografen Walter Niedermayr, von dem derzeit in der Wiener Kunsthalle eine Werkschau zu sehen ist, die anschließend nach Hannover weiterreist (noch bis 27. April). Wobei der Schauder der Einsamkeit, der noch den Königsberger Philosophen auf seinen imaginären Bergreisen befallen hatte, heute durch wuchtige Sessellift-Masten und Schneepflug-Frischlinge in uniformer Schutzkleidung erheblich herabgemildert ist. Leitsysteme und Orientierungshilfen schrumpfen die grauweißen Bergwüsten mittlerweile zu Flanierzonen, in denen man gefahrlos am Rande von Gletscherspalten spazierengehen kann. Die Wüste wächst heute von den Stadträndern ins Unwirtliche hinaus, nicht umgekehrt: Pisten, Korridore oder Tunnels zerstückeln den Raum in urbane Übergangszonen und Reservate.
Niedermayr erschafft mehrteilige Tableaus, deren Ästhetik der Überbelichtung aus touristischen Kolonien wieder das trübe, wattige und blind machende Nichts macht, das sie einmal waren. Doch diese Topografien der Kälte sind nichts weniger als natürlich. Digitaltechnik synthetisiert sie zu handzahmen, reproduzierbaren Flächen-Einheiten; wie nachträglich appliziert wirken die Menschlein, die sich auf ihnen tummeln. Das hat allerdings auch was von Photoshop-Spielerei, vom ursprünglichen Faszinosum des Mausklicks: Nichts ist wirklich zwingend in diesen Bildern. In Wien legt die unvorteilhafte Deckenbeleuchtung außerdem noch hässliche Zebrastreifen über die großformatigen Aufnahmen und eliminiert so den letzten Rest von Illusion. Probleme, die dem Ausstellungskatalog freilich fremd sind: Hier herrscht einzig das Flächen-Diktat von Klebung und Format.
HOLGER LIEBS
KUNSTHALLE WIEN (Hrsg.): Walter Niedermayr. Zivile Operationen. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2003. 168 Seiten, 49,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Daniel Kothenschulte ist sich nicht ganz sicher, ob man die Fotografiegeschichte tatsächlich auf die Entwicklung von der Kunstfotografie zur Fotokunst reduzieren darf. Denn wie, fragt er, habe man dann den Umstand zu interpretieren, dass sich einige Künstler neuerdings wieder mit dem "alten Piktoralismus" und den "Verlockungen malerischer Aura" befassten und sich damit in die Tradition der Jahrhundertwende stellten? Zu diesen Künstlern gehören laut Kothenschulte der Deutsche Elgar Esser mit seinen Postkartenlandschaften und der Italiener Walter Niedermayr, der die pathetische Bergfotografie für sich entdeckt hat. Niedermayrs gewaltige Formate ersetzten ein anderes Medium des 19. Jahrhundert, analysiert Kothenschulte: das Panorama. Der Schweizer Titlisgletscher, den Niedermayr fotografiert hat, ist heute ein bequemer Erlebnispark, weiß der Rezensent, wo man der Natur "ein virtuelles Panorama" errichtet habe. Indem Niedermayr sich dessen bediene, verschwinde das stolze Bergpanorama seltsamerweise in konturenlosem wattigen Weiß, stellt Kothenschulte erstaunt fest: der einstige stolze Rahmen der Malereitradition entfalle damit.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Eine unpathetische Kritik an der Verwandlung der Berge in einen Stadtpark.« (Der Bund)