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Der Münchener Gold- und Silberschmied Gerd Rothmann interpretiert traditionelle Schmuckformen auf eine spielerisch intellektuelle Weise neu. Seit den siebziger Jahren gestaltet er Schmuckstücke mit Körperabdrücken, die meist von den Auftraggebern selbst oder von ihnen nahe stehenden Menschen abgenommen sind. So entstehen persönliche und unverwechselbare Schmuckobjekte wie beispielsweise die »Familienkette« aus dem Jahr 1998, in die Fingerabdrücke einzelner Familienmitglieder eingearbeitet sind; oder auch extravagante und vieldeutige wie die »Kaugummikette« von 1990, eine Halskette aus…mehr

Produktbeschreibung
Der Münchener Gold- und Silberschmied Gerd Rothmann interpretiert traditionelle Schmuckformen auf eine spielerisch intellektuelle Weise neu. Seit den siebziger Jahren gestaltet er Schmuckstücke mit Körperabdrücken, die meist von den Auftraggebern selbst oder von ihnen nahe stehenden Menschen abgenommen sind. So entstehen persönliche und unverwechselbare Schmuckobjekte wie beispielsweise die »Familienkette« aus dem Jahr 1998, in die Fingerabdrücke einzelner Familienmitglieder eingearbeitet sind; oder auch extravagante und vieldeutige wie die »Kaugummikette« von 1990, eine Halskette aus gekautem, in Gold gegossenem Kaugummi, der durch die Abformung zu einer gänzlich neuen Form von Schmuck veredelt wurde.
In dieser Monografie mit Arbeiten Gerd Rothmanns von 1976 bis heute sind die verschiedensten Stimmen von Liebhabern und Trägern der Schmuckstücke versammelt: Reflexionen, Aperçus, intime Kommentare und Fantasien. Zusammen mit Texten von Fachautoren verdichten sie sich zu einem lebendigen Diskurs über Rothmanns Schmuckkunst.
Zum Designer:

Gerd Rothmann 1941 in Frankfurt/Main. 1957 Lehre als Werkzeugmacher. 1961 Lehre als Gold- und Silberschmied; Studium an der Zeichenakademie, Hanau. Verschiedene Lehraufträge im In- und Ausland. 1991 Beginn einer fortlaufenden Heftreihe. Lebt und arbeitet in München.

Ausstellungen: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein, München 17.1.- 9.3.2002 · Museum für angewandte Kunst, Frankfurt/Main 21.3.- 28.4.2002 · Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 9.5.-14.7.2002
· Museum voor Sierkunst en Vormgeving, Gent 15.9.2002-15.1.2003
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2003

Die Sprache der Haut
Genetische Signaturen: Das bildnerische Werk des Goldschmieds und Schmuckkünstlers Gerd Rothmann
Ein Platz in der Geschichte der modernen Schmuckgestaltung dürfte ihm sicher sein. Der Münchner Goldschmied Gerd Rothmann hat die traditionellen Elemente des Körperschmucks von den formalen Zwängen und den krampfhaften Originalitäts-Versuchen des Designs befreit und wieder zurückgebunden an die Individualität des jeweiligen Trägers, wie es in den historischen Glanzzeiten der Goldschmiedekunst üblich war. Viele von Rothmanns Kreationen in den klassischen Genres der Schmuckkunst lassen sich formal zwar noch als Armreif, Halskette, Finger- oder Ohrring umschreiben, doch den vergleichsweise unaufgeregten, neutralen Grundformen sind Spuren einer individuellen körperlichen Physis eingeprägt. Jedes Schmuckstück trägt einen Fingerabdruck oder ein anderes Segment einer Körperabformung irgendwo auf seiner sonst stereometrisch glatten Oberfläche. Es ist, als habe der Kunde das noch schmelzwarme Stück an dieser Stelle berührt, um es physisch zu signieren, um es sich ganz real auf den Leib zu schreiben, juristisch unanfechtbar anzueignen, unaustauschbar zur eigenen Sache zu machen,.
Wer einen solchen Ring oder eine solche Kette erwirbt, erwirbt also ein Stück von sich selbst, von seinem Partner, vom Künstler oder von einer Wunschperson – ein ästhetisches und gleichzeitig fast fleischlich lebendiges Beweisstück, das ganz auf eine Person bezogen ist und darum durchaus die emotionale Kraft eines Fetischs entwickeln kann, obwohl es den abwesenden Körper nicht positiv simuliert, sondern nur negativ als epidermalen Abdruck erahnen lässt. Welche subtilen Oberflächenreize die genetischen Signaturen auf den Schmuckgegenständen erzeugen, lässt sich mit Schwarz-Weiß-Fotos nur unvollkommen wiedergeben.
Rothmann hat sich mit seinen Körperabformungen bis weit in den Bereich des Skulpturalen vorgewagt. Es dürfte kaum einen Körperteil geben, den er nicht mit hauchdünnen Abgüssen aus Gold oder Silber geziert oder verdoppelt hat. Nur noch wenige dieser Nachformungen wollen wirklich als Schmuckstücke getragen werden, die meisten nehmen nur noch symbolisch den Kontakt zum illusionistisch abgeformten Körperteil auf, sie bewähren sich als anatomische Bildstücke, als Realfragmente, die in der Vitrine manchmal fast surreale Qualitäten entwickeln.
In der schönen Monographie, die anlässlich der großen Wanderausstellung von Werken Rothmanns (München, Frankfurt, Hamburg, Gent) erschienen ist, figurieren die Menschen, deren Körperformen abgegossen wurden, mit den Passformen oder den daraus geformten Schmuckstücken. Da gibt es goldene Achselstücke und umkleidete Achillesfersen, verblüffend schöne Abformungen von Nasenhöhlen, und immer wieder Schalen, Teller, Becher, denen die Fingerabdrücke der zugreifenden Hand eingeprägt sind. (Gerd Rothmann: Schmuck. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 2002. 191 Seiten, 39,80 Euro.)
G. K.
Ein Auftragswerk für einen Sammler: neun Silberscheiben und eine aus Gold, die die Namen berühmter Philosophen trägt.
Foto: Wilfried Petzi / Hatje Cantz
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der mit den Initialen "G. K." zeichnende Rezensent lässt in seiner Kurzkritik keinen Zweifel an seiner Faszination aufkommen, die der Schmuck des Goldschmieds Gerd Rothmann für ihn hat. Der Rezensent erklärt die Besonderheit der Stücke damit, dass jedes Objekt einen physischen Abdruck eines Menschen trägt, sei es einen Fingerabdruck oder die Abformung eines Körperteils, und damit die "emotionale Kraft eines Fetisch" ausstrahlt. G. K. preist die "subtilen Oberflächenreize", die durch diese individuellen Signaturen entstehen, und er stellt fest, dass viele Stücke des Künstlers das rein Schmückende verlassen und bis in den "Bereich des Skulpturalen" vorstoßen. Er ist begeistert von dieser "schönen Monografie", die zu einer Ausstellung entstanden ist und bemerkt erstaunt, dass es "verblüffend schöne" Darstellungen selbst von "Nasenhöhlen" gibt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Dieses Buch ist ein Kunstwerk, kurzweilig, inspirierend und animierend.« Vogue