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"Peter Singer ist einer der radikalsten Denker unserer Zeit." The New York Times
Täglich sterben 27000 Kinder unter fünf Jahren, weil sie in Armut leben. Dieses Buch zeigt auf, wie Sie mindestens einem dieser Kinder das Leben retten könnten - und es erklärt Ihnen, warum Sie es nicht tun. Peter Singer rechnet vor, wie wir die Armut abschaffen könnten, indem jeder Einzelne, der nicht in Armut lebt, einen kaum spürbaren Teil seines Besitzes abgibt. Und er geht nüchtern der Frage nach, warum es uns so unendlich schwerfällt, diesen kleinen, aber alles verändernden Schritt zu machen. Ein…mehr

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Produktbeschreibung
"Peter Singer ist einer der radikalsten Denker unserer Zeit." The New York Times

Täglich sterben 27000 Kinder unter fünf Jahren, weil sie in Armut leben. Dieses Buch zeigt auf, wie Sie mindestens einem dieser Kinder das Leben retten könnten - und es erklärt Ihnen, warum Sie es nicht tun.
Peter Singer rechnet vor, wie wir die Armut abschaffen könnten, indem jeder Einzelne, der nicht in Armut lebt, einen kaum spürbaren Teil seines Besitzes abgibt. Und er geht nüchtern der Frage nach, warum es uns so unendlich schwerfällt, diesen kleinen, aber alles verändernden Schritt zu machen.
Ein Experiment: Einer Gruppe (A) wird in Aussicht gestellt, dass sie mit einer Spende einem Kind das Leben könnte. Einer zweiten Gruppe (B) wird ebenfalls in Aussicht gestellt, mit einer Spende Leben retten zu können - und zwar nicht nur von einem, sondern von acht Kindern. Ergebnis: Gruppe B spendet deutlich weniger als Gruppe A.
Anhand dieses und vieler weiterer Experimente zeigt Peter Singer auf, welche psychologischen Faktoren uns davon abhalten, trotz rationaler Einsicht tatkräftig zur Lösung eines der größten Probleme der Menschheit beizutragen. Am Ende steht dabei weder eine Anklage noch eine moralische Entlastung - sondern ein konkreter Sieben-Punkte-Plan, mit dem die Armut auf der Welt abgeschafft werden kann.
Autorenporträt
Peter Singer, geb. 1946, war bis 1999 Professor für Philosophie und stellvertretender Direktor des Centre for Human Bioethics an der Monash University Melbourne/Australien. Er lehrt derzeit als De Camp Professor of Bioethics an der Princeton University, USA. International bekannt wurde Peter Singer vor allem durch sein Buch "Animal Liberation". U.a. sind bisher von ihm erschienen: "Muß dieses Kind am Leben bleiben? Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener" (mit Helga Kuhse, 1992) und "Wie sollen wir leben? Ethik in einer egoistischen Zeit" (1996).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2010

Zu glatt, um wahr zu sein

Peter Singer, der Provokateur unter den Moralphilosophen, erklärt in seinem neuen Buch, was es heißt, ein guter Mensch zu sein: von seinem Hab und Gut so viel den Armen geben, bis die Armut abgeschafft ist. Das geht ins Geld.

Obwohl der Anteil der Erdbevölkerung, der mit weniger als dem absoluten Existenzminimum auskommen muss, noch nie in der Geschichte der Menschheit so gering war wie heute, sterben 27 000 Kinder pro Tag an Erkrankungen wie Durchfall, die mit mäßigem finanziellem Aufwand zu heilen wären. Dass dies ein moralischer Skandal sei, ist leicht gesagt. Aber was folgt daraus für die persönliche Lebensführung? So hat der Rezensent keine Bedenken, hundert Euro für eine Konzertkarte zu bezahlen. Liegt darin, dass er sein Honorar statt für notleidende Kinder in Afrika für Christian Zimmermann ausgibt, eine moralische Verfehlung?

Der australische Moralphilosoph Peter Singer, seit seinem umstrittenen Buch "Praktische Ethik" auch in Deutschland bekannt, beantwortet diese Frage mit einem glatten Ja. Musikgenuss sei etwas Nettes, lebensnotwendig aber sei er nicht. "Wenn wir uns entscheiden, unser Geld für diese Dinge auszugeben, statt anderen Menschen das Leben zu retten, dann ist das moralisch falsch und beweist einen Mangel an Mitgefühl." Ein guter Mensch zu sein heiße, "mit anderen zu teilen, bis jede weitere Gabe ein Opfer wäre, das annähernd so schwer wiegt wie die Not, die unsere Hilfe lindern soll".

Singers Begründung für diese radikale Forderung ist denkbar schlicht. Wenn es in unserer Macht stehe, etwas Schlimmes zu verhindern, ohne ein annähernd so bedeutendes Opfer bringen zu müssen, dann sei es verwerflich, dies nicht zu tun. Andernfalls würden wir den Bedürfnissen anderer Menschen eine geringere Bedeutung beimessen als unseren eigenen. Dies aber sei unvereinbar mit dem Grundsatz, dass das eine Leben nicht mehr oder weniger wert sei als ein anderes. Jede Bevorzugung einer engeren Gruppe, sei es die eigene Familie oder das eigene Volk, erscheint in dieser Perspektive als Ausdruck eines ethischen Partikularismus, der zwar evolutionstheoretisch erklärbar sein mag, dem aber stets ein gewisser haut gout anhaftet.

Diese Argumentation ist buchstäblich zu glatt, um wahr zu sein. Der sie tragende Satz, jedes menschliche Leben sei gleich viel wert, entstammt eher der Sphäre politischer Rhetorik als derjenigen philosophischer Reflexion. Vollständig ausformuliert, lautet er: Jeder Mensch darf erwarten, dass zur Erhaltung seines Lebens in etwa so viel aufgewendet wird wie zur Bewahrung des Lebens eines beliebigen anderen Menschen. Diese Voraussetzung ist indessen nur schlüssig, wenn man entweder eine utilitaristische oder eine radikal-kommunitaristische Position zugrunde legt. Beiden Auffassungen, so unterschiedlich sie ansonsten sind, ist die Überzeugung gemeinsam, dass den in einer Gesellschaft verbundenen Menschen, wie es in der Apostelgeschichte heißt, "alles gemeinsam" ist. Jegliche Güterzuweisungen an einzelne Gruppenmitglieder sind deshalb nur vorläufig. Sie stehen durchweg unter dem Vorbehalt, dass nicht eine andere Verteilung dem Gruppeninteresse besser entspricht. Ist dies der Fall, so muss der Einzelne sich von den ihm zur Verwaltung anvertrauten Gütern trennen.

Freiheitliche Gesellschaften haben gute Gründe, subjektive Rechte nicht mit einem derart weitreichenden Gemeinwohlvorbehalt zu versehen, sondern ein System abgestufter Verantwortlichkeiten zu etablieren. Im Rahmen frei gewählter Solidargemeinschaften wie der Familie oder in besonders verdichteten Leistungs-Gegenleistungs-Beziehungen wie im Verhältnis des Bürgers zu seinem Staat bestehen demnach moralisch und rechtlich weitergehende Einstandspflichten als gegenüber Fremden. Das bedeutet freilich nicht, dass man diese ungerührt ihrem Schicksal überlassen dürfte. Es gibt einen Imperativ der existentiellen Not, gegründet auf die Evidenz des Leidens. Die daraus resultierenden Verpflichtungen liegen freilich weit unterhalb dessen, was man innerhalb von normativen Sonderbeziehungen schuldet. Auch Singer selbst will sich im praktischen Ergebnis mit einer Spendenhöhe von fünf Prozent des Einkommens begnügen. Bei ihm erscheint dies aber nur als Konzession an den beschränkten Altruismus der Menschen. Tatsächlich sprechen genuin normative Gründe dafür, es mit einer solchen halbwegs gemäßigten Forderung bewenden zu lassen.

Der Imperativ der existentiellen Not beruht auf der stillschweigenden Annahme einer allein auf die gemeinsame Gattungszugehörigkeit gestützten fundamentalen Verantwortlichkeit aller Menschen füreinander. Allerdings hat gerade Singer in seinen Beiträgen zur Lebensrecht- und zur Tierschutzdebatte eine solche Annahme als Ausdruck eines quasirassistischen "Speziesismus" gegeißelt. Den Preis dafür bezahlt er jetzt mit den latent freiheitsfeindlichen Implikationen seines Ansatzes. Singers Anliegen, die Angehörigen der reichen Nationen zu einer Ausweitung ihrer Hilfe für die Ärmsten aufzurufen, verdient allen Respekt. In begründungstheoretischer Hinsicht ähnelt seine Konzeption jedoch einem Argument ohne Unterleib.

MICHAEL PAWLIK

Peter Singer: "Leben retten". Wie sich Armut abschaffen lässt - und warum wir es nicht tun. Aus dem Englischen von Olaf Kanter. Arche Verlag, Zürich/Hamburg 2010. 272 S., br., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gute Idee, den Reichen zu nehmen, um den Armen zu geben, findet Michael Pawlik. Nur was die Begründung des australischen Moralphilosophen Peter Singer angeht, kann Pawlik nicht folgen. Die gemeinsame Gattungszugehörigkeit reicht dem Rezensenten als Grund offenbar nicht aus, um einen Imperativ der existenziellen Not zu etablieren. Zumal der Autor Derartiges an anderer Stelle selbst schon als "Speziesismus" kritisiert hat, wie Pawlik weiß. Latent freiheitsfeindlich nennt er Singers hier formulierten Ansatz und empfiehlt stattdessen ein "System abgestufter Verantwortlichkeiten". So kann er weiter bedenkenlos viel Geld fürs Konzert ausgeben, während anderswo Kinder an Hunger oder mangelnder ärztlicher Versorgung sterben.

© Perlentaucher Medien GmbH