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AUTHENTISCH, UNVERMITTELT UND HAUTNAHEin bestimmter Tag im Jahr, ein bestimmter Ort auf der Welt: Für sein einzigartiges "Logbuch der Gegenwart" geht Ales Steger dorthin, wo die Wunden unserer Zeit klaffen. Jeweils exakt zwölf Stunden nimmt er sich, um seine Eindrücke festzuhalten, die durch seine Augen und Hände direkt aufs Papier fließen. So entstehen seltene Momente der Wachheit, die den Leser/die Leserin direkt ins Herz unserer Gegenwart führen.EIN LOGBUCH UNSERER ZEIT, UNSERER WELTLjubljana, Platz der Republik, am Tag des prophezeiten Weltuntergangs; Minamis ma nahe dem Atomkraftwerk von…mehr

Produktbeschreibung
AUTHENTISCH, UNVERMITTELT UND HAUTNAHEin bestimmter Tag im Jahr, ein bestimmter Ort auf der Welt: Für sein einzigartiges "Logbuch der Gegenwart" geht Ales Steger dorthin, wo die Wunden unserer Zeit klaffen. Jeweils exakt zwölf Stunden nimmt er sich, um seine Eindrücke festzuhalten, die durch seine Augen und Hände direkt aufs Papier fließen. So entstehen seltene Momente der Wachheit, die den Leser/die Leserin direkt ins Herz unserer Gegenwart führen.EIN LOGBUCH UNSERER ZEIT, UNSERER WELTLjubljana, Platz der Republik, am Tag des prophezeiten Weltuntergangs; Minamis ma nahe dem Atomkraftwerk von Fukushima; Mexico City während einer Demonstration gegen den Umgang der Regierung mit dem Mord an 43 Studenten; Belgrad, Busstation, Zwischenstopp syrischer Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Ungarn - mit einem Blick durch seine Augen führt uns Steger direkt in das Herz des Phänomens. DER BLICK DES DICHTERS TRIFFT AUF NÜCHTERNE REALITÄTAls einer der bedeutendsten slowenischen Gegenwartsautoren macht sich Ales Steger seine Sprachbegabung zunutze, um hochbrisante Themen, Schauplätze und Schicksale unserer Zeit literarisch einzufangen: authentisch, unvermittelt und hautnah.Mit einem Vorwort von Péter Nádas und vielen Fotoaufnahmen des Autors an den Schauplätzen.
Autorenporträt
Ales Steger, geboren 1973 in Ptuj, ist ein slowenischer Dichter, Schriftsteller und Lektor. Er veröffentlichte bislang sechs Lyrik- sowie mehrere Prosabände, zuletzt seinen ersten Roman "Archiv der toten Seelen" (2016). Für seine Gedichte und Essays, die in viele Sprachen übersetzt und weltweit in über 200 Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden, erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1998 den Veronika-Preis, 2008 den Rozanc-Preis sowie 2011 den Best Translated Book Award für seinen Gedichtband "Buch der Dinge". Zudem übersetzt er aus dem Deutschen, Englischen und Spanischen, u. a. Werke von Gottfried Benn, Peter Huchel und Ingeborg Bachmann. Bei Haymon: "Logbuch der Gegenwart - Taumeln" (aus dem Slowenischen von Matthias Göritz, 2016).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.01.2017

Unmögliche
Situationen
Der slowenische Dichter
Aleš Šteger setzt sich der Welt aus
Beim Schreiben holt man die Dinge ins Denken. Vor allem aber holt man die Welt an den eigenen Schreibtisch, betrachtet sie von allen Seiten und reichert sie an. Der slowenische Dichter Aleš Šteger kehrt dieses Verhältnis in seinem neuen Buch einfach um. Er geht an die Orte, die ihn gepackt haben. Dort setzt er sich mitten zwischen die Menschen oder auch in ein Schaufenster – und wartet, was passiert.
Sich aussetzen, lautet das eine Stichwort. Und ausgesetzt sein das andere. Zwölf Stunden schauen und notieren, so die Regel, nicht länger, ohne Internet, ohne Bücher, ohne vorher gesammeltes Material, nur auf den Ort vertrauend und auf die Kraft des Zufalls. Auf dass man als Schreibender keine andere Möglichkeit habe, als auf die Umgebung zu reagieren, „instinktiv“, wie Šteger es nennt: „Der Zweck dieser Bemühungen ist es, die Sprache in eine derart unmögliche Situation zu bringen, dass sie anfängt, sich selber zu schreiben. Nicht wie das automatische Schreiben (das automatische Schreiben ist ein erstklassiger Streich von Breton), sondern als bedingter Reflex, übersetzt in Sprache.“
Was genau das heißen kann, zeigt Šteger in vier Anläufen. Wir sehen ihn etwa im Winter 2012 hinter den Scheiben eines Kaufhauses in Ljubljana sitzen. Dort denkt er über den Raum des Schreibens nach und beobachtet, wie sich draußen eine Massendemonstration entwickelt. Oder wir folgen ihm im Herbst 2014 auf die Straßen von Mexico-Stadt, wo er nahe dem berühmten Engel der Unabhängigkeit die Proteste gegen die vielen Ermordeten festhält. Gekonnt schneidet er seine Wahrnehmungen, selbst geknipste Fotos, O-Töne und eigene Gedanken ineinander, sodass tatsächlich etwas von der „Fackel im Ohr“ spürbar wird, die er mehrmals beschwört.
Das vielleicht schönste Stück des Bandes hat Šteger im Sommer 2013 in Fukushima angefertigt. Genauer: In der Bibliothek von Minamisoma, einer kleinen Küstenstadt, etwa 25 Kilometer vom Kernkraftwerk entfernt. Nach dem Erdbeben und der Reaktorkatastrophe von 2011 lag ein Teil von Minamisoma in der Evakuierungszone. Im Wechsel von Landschaftsbeschreibung und Reflexion findet Šteger Sätze, die den Bildern, die in den Medien verbreitet wurden, eine andere Sichtweise entgegenhalten. Er skizziert Hügel, Bagger und Gewächshäuser – und kontrastiert seine Beobachtungen mit den Werten des Geigerzählers. Vor allem aber zeigt er die Menschen mit ihren Ängsten und Hoffnungen, Menschen, die umgesiedelt wurden oder immer noch in Containerdörfern wohnen.
Leider vertraut Šteger nicht in allen Texten auf seinen genauen Blick. Immer wieder wechselt er in die Wir-Perspektive und versucht sich an einer umfassenden Deutung. Das führt zu zahllosen Sätzen über „unser“ falsches Handeln oder zu Tiraden über „das System“. Diese Passagen sind nicht nur schwere Kost, sie widerspre-chen auch einem von Štegers Grundsätzen: „Moralisieren ist nicht die Antwort.“
Hundertmal spannender und auch wirksamer als alle Selbstbezichtigungen sind die Details, die Šteger wahrnimmt. Oder die Geschichten von geflüchteten Menschen, die er in Belgrad in der Nähe eines Busbahnhofs notiert. Die vier Erkundungen sind nur ein Ausschnitt aus einem Projekt, das Aleš Šteger 2012 begonnen hat und das er einige Jahre weiterführen will. Man darf gespannt sein, welche Orte er mit seinem Gespür für Atmosphären noch entdecken wird.
NICO BLEUTGE
Aleš Šteger: Logbuch der Gegenwart. Taumeln. Aus dem Slowenischen von Matthias Göritz. Vorwort von Péter Nádas. Haymon Verlag, Wien 2016, 168 Seiten, 19,90 Euro.
Die Erkundungen führen nach
Ljubljana, Mexico-Stadt, Belgrad
und in die Nähe von Fukushima
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