Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 12,59 €
Produktdetails
  • Verlag: Müller (Otto), Salzburg
  • Seitenzahl: 180
  • Deutsch
  • Abmessung: 20mm x 139mm x 210mm
  • Gewicht: 370g
  • ISBN-13: 9783701310654
  • ISBN-10: 3701310653
  • Artikelnr.: 11366655
Autorenporträt
Milo Dor, 1923 in Budapest als Sohn eines serbischen Arztes geboren, wuchs im Banat und in Belgrad auf. 1942 als Widerstandskämpfer verhaftet, 1943 Zwangsarbeit in Wien. Lebt seit 1948 als freier Schriftsteller in Wien. Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2003

Der Pannonier
Hundertundeine Reverenz: Der „Roman über Milo”
Einen merkwürdigeren Roman als diesen wird man so leicht nicht finden. Als der achtzigste Geburtstag von Milo Dor nahte, taten sich ein paar serbische Autoren zusammen. Sie wollten, angeleitet von Dragi Bugarcic, einem Mann die Reverenz erweisen, der in Belgrad aufgewachsen und als Kommunist von den Nationalsozialisten schwer gefoltert und nach Wien deportiert worden war; einem Schriftsteller, der, nachdem die Kommunisten zu Hause gesiegt hatten, dort blieb, wohin er als Zwangsarbeiter gekommen war, und Romane zu schreiben begann, in denen er von der Welt seiner Kindheit, der verlorenen Heimat, dem Leben zwischen zwei Städten (Belgrad und Wien), Ländern (Jugoslawien und Österreich), Systemen (den real existierenden Formen von Kommunismus und Kapitalismus), Träumen (dem politischen: der Freiheit und dem persönlichen: dem Glück) erzählte.
Der „Roman über Milo” montiert geschickt 101 kurze Textblöcke, die entweder aus den Romanen und Essays von Milo Dor stammen oder von jenen Kollegen, Weggefährten, Freunden verfasst wurden, die Bugarcic zur Mitarbeit aufgerufen hatte. So finden sich biografisch aufschlussreiche Ausschnitte aus Dors Hauptwerk, der dreibändigen „Raikow-Saga”, neben Passagen gesetzt, in denen Gleichaltrige wie Aleksandar Tisma, Ivan Ivanji oder Bogadan Bogdanovic und Jüngere wie Dragan Velikic über ihre Verbindung zu dem Serben von Wien, dem in Budapest geborenen Europäer, dem österreichischen Erzähler Auskunft geben. Der jüngste Beiträger des Buches ist Andrej Ivanji, der aus Belgrad flüchtete, um nicht Soldat im jugoslawischen Zerfallskrieg werden zu müssen, und der heute als Journalist in Wien lebt. Er bezeichnet Dor als „die letzte jugoslawische Institution”, die noch funktioniert, und tatsächlich war Dor in den neunziger Jahren nicht nur für viele serbische, kroatische, bosnische Flüchtlinge die erste Anlaufstation, sondern auch zeitlebens so etwas wie der Repräsentant einer übernationalen Gesellschaft.
Das hat schon mit seiner Herkunft aus der Wojwodina zu tun, einer Region, deren Reichtum über die Jahrhunderte von vielen Völkern geschaffen wurde und der der Gedanke ethnischer Purifizierung völlig unangemessen war und ist. Dors Romane sind auch literarische Landvermessungen jener Region, in der sich über die ethnische Grenze hinaus so etwas wie eine gemeinsame Identität vieler Leute herausgebildet hat, für die häufig auch die Charakterisierung „pannonisch” verwendet wird. Dor ist, von Statur und Habitus, Lebensfreude und Skepsis, Geselligkeit und Melancholie, ein unverkennbarer „Pannonier”, „Banater”, ein Kind der Wojwodina eben, in der heute außer Serben auch Ungarn, Kroaten, Rumänen, Ruthenen, Roma leben, während die große jüdische Bevölkerungsgruppe durch den faschistischen Terror nahezu ausgelöscht wurde und 1945 die rund 800000 Donauschwaben fast vollzählig vertrieben wurden. Der Autor und Verleger Milorad Grujic beschreibt, wie ihm Milo Dor bei einer Lesung einmal als Inkarnation des übernationalen Pannoniers erschienen ist: „stabil und kräftig, breitschultrig, mit dichten Augenbrauen, durchdringenden, aber milden Augen und mit der Haltung: Wenn ihr wünscht, dass ich euch gefalle, werdet ihr gleich sehen, dass ich euch gefallen kann.”
Auch das merkwürdige Buch, auf Serbisch im letzten Jahr, auf Deutsch zum 80. Geburtstag des Autors im Frühjahr erschienen, ein Unikum an Roman, weiß zu gefallen.
KARL-MARKUS GAUSS
MILO DOR: Roman über Milo. Herausgegeben von Dragi Bugarcic. Otto Müller Verlag, Salzburg 2003. 180 S., 7,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Paul Jandl zeigt sich in seiner knappen Doppelrezension eines Essaybandes und eines Buches von und über Milo Dor sehr angetan von diesem "Roman über Milo Dor", der als liebevolle Hommage autobiografische Texte des serbisch-österreichischen Autors sowie Texte seiner Freunde über ihn vereint. Durch diese Kombination entstehe ein "Kaleidoskop", das zwar durchaus sich "überschneidende Erinnerungen" aufweise, aber dadurch keineswegs "redundant", sondern umso "authentischer" wirke, so der Rezensent begeistert.

© Perlentaucher Medien GmbH