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Manchmal braucht es nicht viel, um das Leben vollkommen aus den Angeln zu heben
In diesen 13 Erzählungen schreibt der Ire Gerard Donovan zum ersten Mal über sein Heimatland, und er erweist sich als scharfer Beobachter der menschlichen Seele und des modernen Irlands. Wie in seinem Erfolgsroman »Winter in Maine« erzählt Donovan von Menschen, die mit einem Mal etwas Ungewöhnliches über sich selbst und ihr Leben begreifen und lernen müssen, mit dieser blitzartigen Erkenntnis zu leben. Und er schreibt von Menschen, die in ihrer Heimat heimatlos werden, die den Bezug zur Vergangenheit verlieren…mehr

Produktbeschreibung
Manchmal braucht es nicht viel, um das Leben vollkommen aus den Angeln zu heben

In diesen 13 Erzählungen schreibt der Ire Gerard Donovan zum ersten Mal über sein Heimatland, und er erweist sich als scharfer Beobachter der menschlichen Seele und des modernen Irlands. Wie in seinem Erfolgsroman »Winter in Maine« erzählt Donovan von Menschen, die mit einem Mal etwas Ungewöhnliches über sich selbst und ihr Leben begreifen und lernen müssen, mit dieser blitzartigen Erkenntnis zu leben. Und er schreibt von Menschen, die in ihrer Heimat heimatlos werden, die den Bezug zur Vergangenheit verlieren und unter dem Verlust der Menschlichkeit leiden.
Drei Freunde schwimmen jeden Morgen in der Bucht von Galway, aber eines Tages hört einer von ihnen in der Umkleidekabine zufällig mit, wie sich die beiden anderen fragen, ob er wohl weiß, dass ihn seine Frau betrügt. Ein Mann fährt mit seiner Frau von Dublin nach Galway zu den Schwiegereltern, und als er eine Werbetafel für eine Lebensversicherung sieht, fragt er seine Frau, wie lange sie mit einer neuen Beziehung warten würde, wenn er einmal stirbt - seine Frau sagt ihm mehr, als ihm lieb ist. Eine Frau entdeckt nach dem Tod ihres Mannes, dass er in einem anderen Ort ein komplettes zweites Leben mit Familie geführt hat; sie kann gar nicht verstehen, dass sie nie etwas gemerkt hat. Ein Archäologenpärchen findet in einer Ausgrabungsstätte, über die ein Parkplatz für ein Einkaufszentrum gebaut werden soll, das dreitausend Jahre alte Skelett eines Mädchens, und die Frau weiß plötzlich, was die Abtreibung, von der der Mann nichts mitbekommen hat, für sie bedeutet ...
Autorenporträt
Gerard Donovan wurde 1959 in Wexford, Irland, geboren und lebt heute im Staat New York. Er studierte Philosophie, Germanistik und klassische Gitarre, veröffentlichte drei Gedichtbände, Shortstorys und drei Romane. Sein erster Roman »Ein bitterkalter Nachmittag« wurde mit dem Kerry Group Irish Fiction Award ausgezeichnet und stand auf der Longlist des Man Booker Prize 2003. Sein Roman »Winter in Maine« war ein internationaler Bestseller.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2012

Variationen über Schmerz
Gerard Donovans Erzählungen über die Liebe

Wenn die Liebe blind macht, führt seelischer Schmerz oft dazu, dass wir wieder sehen. Schmerz kann ernüchtern, aufklären, befreien. Leid mag für Zukunft sorgen, indem es Vergangenheit und Gegenwart ins rechte Licht rückt. Wer an Betrug, gebrochener Beziehung oder jähem Verlust glaubt zugrunde zu gehen, kann ungeahnte Erkenntnisse gewinnen. Wer meint, nichts und niemand könne ihn mehr verletzen, verharrt in Resignation, hat einen weiten Weg vor sich, verdient Mitgefühl. Innere Qualen sind Symptome, die einhalten lassen und jene Distanz schaffen, die eine Konstanz der Lust erst ermöglicht.

Was genau mag in einem Menschen vorgehen, wenn die Not der Psyche einsetzt? Welche Wege, welche Stufen der Bewältigung gibt es? Und was geschieht mit jenem Rest an Schmerz, den die Erinnerung (un)regelmäßig wiederbringt? In seiner gelungenen Erzählsammlung "Morgenschwimmer" bietet Gerard Donovan diverse Antworten an. Der 1959 im irischen Wexford geborene Schriftsteller trat bislang durch Romane wie "Winter in Maine" (2009) und "Ein bitterkalter Nachmittag" (2010) hervor. Nach diesen fiktionalen Exkursionen in seine Wahlheimat Amerika und in ein nicht näher identifiziertes europäisches Land taucht Donovans "Morgenschwimmer" nun in Irland auf.

Die 13 Storys, die Rudolf Hermstein nuancenreich und umsichtig übersetzt hat, spielen meist in oder in der Nähe von Galway, wo Donovan aufwuchs und zur Schule ging. Wir begegnen einem Irland, das noch nicht von der heutigen "Austerity" geprägt ist: Die Entbehrung und die Strenge, die der Sparkurs der vergangenen Jahre mit sich gebracht hat, sind bloß zu erahnen. Während derzeit viele junge, gutausgebildete Iren die Insel verlassen, erleben wir einen Staat, der in sich ruht. Die Zerrissenheit und die Pein, die etliche Charaktere gleichwohl kennzeichnen, sind auch weniger Ausfluss einer Moderne, der nicht zu entfliehen ist, als vielmehr Ausdruck der Conditio humana.

Jim erfährt, dass seine Frau ihn offensichtlich betrügt ("Morgenschwimmer"); Peter fragt nach der Spanne, die seine Freundin warten würde, bis sie sich nach seinem Tod einem neuen Mann zuwendet ("Wie lange?"); Emma denkt zurück an eine Abtreibung, die sie ihrem Liebsten verschwiegen hat ("Archäologen"); Mary entdeckt, dass ihr Mann eine Langzeitbeziehung in der Nachbarschaft hatte ("Ein anderes Leben"); und ein Mädchen leidet an der Trennung der Eltern ("Der Vogelsommer"). Wenn der Autor den Schmerz in diesen und anderen Situationen als Er- oder Ich-Erzähler, aus weiblicher oder männlicher Warte, mit den Augen eines Erwachsenen oder eines Kindes schildert, überzeugt er, indem er gängige Erwartungen unterläuft.

Im Original von 2008 hieß der Erzählband "Country of the Grand". Vielleicht fehlt ihm der gallige Humor, den der Ire Roddy Doyle in seiner vergleichbaren Kollektion "Typisch irisch" (2011) über die Großen des kleinen Landes bewies. Und vielleicht hätte Donovan auch etwas von der beschwingten Leichtigkeit vertragen können, mit der die Irin Claire Keegan in ihren Geschichten "Durch die blauen Felder" (2008) umherwandelte. Klar ist jedenfalls: Mit seinen pointierten Variationen über das, was Menschen einander zufügen, hat Gerard Donovan das konstruiert Wirkende, Modellhafte, Abstrakte seiner früheren Werke hinter sich gelassen. Er ist dort angekommen, wo wir ihn gern wieder treffen - mitten im Leben.

THOMAS LEUCHTENMÜLLER

Gerard Donovan: "Morgenschwimmer". Irische Geschichten.

Aus dem Englischen von Rudolf Hermstein. Luchterhand Verlag, München 2011. 223 S., br., 16,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Recht pastoral hebt Rezensent Thomas Leuchtenmüller an, um uns auf diesen Erzählungsband einzustimmen, auf Schmerz und Verlust, Seelennot und Pein. Ob der Ire Gerard Donovan in seinen Geschichten ebenfalls einen solchen Ton anschlägt, ist schwer zu sagen, Leuchtenmüller lässt allenfalls durchblicken, dass sie sich nicht unbedingt durch Humor und Leichtigkeit auszeichnen. Es geht schließlich auch um Tod, Betrug und Abtreibung, informiert der Rezensent, der in seiner kurzen Kritik schließlich anerkennend vermerkt, dass Donovan seine "Erwartungen" ein ums andere Mal erfolgreich unterlaufen habe.

© Perlentaucher Medien GmbH