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Die Ostküste der USA mit ihren Landzungen und Inseln wie Martha's Vineyard ist als Refugium für die Superstars und Megareichen berüchtigt. Aber mittendrin, wo Cape Cod ins Meer ragt, liegt ganz am Ende des Festlands Provincetown, 1720 gegründet und damit eine der ältesten Städte Amerikas. Seit jeher hat diese exzentrische, verwirrend schöne Stadt einen unwiderstehlichen Reiz auf Außenseiter aller Art ausgeübt.
Als er vor mehr als zwanzig Jahren zum erstenmal hierherkommt, verfällt Michael Cunningham dem besonderen Charakter der Landschaft mit ihren Dünen, Salzmarschen und Stränden und dem
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Produktbeschreibung
Die Ostküste der USA mit ihren Landzungen und Inseln wie Martha's Vineyard ist als Refugium für die Superstars und Megareichen berüchtigt. Aber mittendrin, wo Cape Cod ins Meer ragt, liegt ganz am Ende des Festlands Provincetown, 1720 gegründet und damit eine der ältesten Städte Amerikas. Seit jeher hat diese exzentrische, verwirrend schöne Stadt einen unwiderstehlichen Reiz auf Außenseiter aller Art ausgeübt.

Als er vor mehr als zwanzig Jahren zum erstenmal hierherkommt, verfällt Michael Cunningham dem besonderen Charakter der Landschaft mit ihren Dünen, Salzmarschen und Stränden und dem eigenwilligen Charme der Einwohner. Und er entdeckt, daß Provincetown mehr ist als ein Mekka für Sonnenanbeter und Müßiggänger, mehr bietet als die berühmten Strände für Schwule und Lesben, die witzigen Läden und das ausschweifende Nachtleben. In dieser Stadt, auf Sand gebaut und von nur zwei Straßen begrenzt, begann die Geschichte der USA. Hier finden sich noch Naturparadiese, Einsamkeit und Ruhe. Viele Schriftsteller und Künstler haben sich hierher zurückgezogen - Tennessee Williams und Eugene O'Neill, Norman Mailer, Mark Rothko und Robert Motherwell -, weil sie wie Cunningham hier einen Ort vorfanden, der ... anders war. Eine Zuflucht, deren Geschichte und Geheimnisse erfährt, wer den Erzähler auf seinen Spaziergängen begleitet.
Provincetown - eine Kleinstadt an der Spitze von Cape Cod - war die erste Station der Pilgerväter Amerikas und seitdem ein Anffangbecken für Außenseiter, Rebellen und Visionäre. Durch Zufall verschlug es Michael Cunningham vor gut 20 Jahren an diesen ungewöhnlichen Ort und er verfiel dem Zahl der Stadt inmitten von Sand und Meer...
Autorenporträt
Michael Cunningham wurde 1952 in Cincinnati, Ohio, geboren und wuchs in Pasadena, Kalifornien, auf. Er lebt in New York City. Für 'Die Stunden' erhielt Michael Cunningham u.a. den PEN/Faulkner Award und den Pulitzerpreis, der Roman wurde bisher in elf Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2005

Die Asche auf dem Sofa
Michael Cunninghams liebenswürdiges „Land’s End”
Als John Steinbeck alt, krank und fast schon Literaturnobelpreisträger war, fuhr er noch einmal quer durch die USA und bis nach Kalifornien - zum Schauplatz seiner Trilogie um die Straße der Ölsardinen. Wiedergefunden hat er ihn nicht, denn so geht es mit Reisen an die Schauplätze der Literatur. Man findet allenfalls Gedenktafeln. Wer aber im Sommer nach Provincetown reist, ganz ans hakenförmige Ende der Halbinsel Cape Cod, der hat gute Chancen, dort den Pulitzer-Preisträger Michael Cunningham zu sehen. Er sei, so der Autor, „bekannt dafür, dass ich an warmen Nächten rücklings auf einer Vordertreppe auf der Straßenseite gegenüber vom Spiritus fläze, mit unterschiedlichen Freunden rede und lache, manchmal bei jemandem den Kopf auf dem Schoß liegen habe, bis wir alle aufblicken und feststellen, dass es drei ist und die Straße praktisch menschenleer.”
Der Hinweis „Der Künstler ist anwesend” ist so dezent platziert wie der Sylt-Aufkleber am Heck eines Audis. Doch je näher der Künstler uns tritt, desto weiter entzieht sich ihm jene Stadt, die er festhalten möchte, denn Cunningham versucht zwei ganz unterschiedliche Dinge zu fassen: zum einen das Hafenstädtchen Provincetown, zum anderen jene Subkultur von Künstlern und Homosexuellen, die sich dort angesiedelt hat.
Provincetown hat eine lange Geschichte, schon die Pilgerväter haben in ihrem natürlichen Hafen Anker geworfen. Voller „krüppeliger Kiefern, Preiselbeeren und dergleichen Plunder” erschien ihnen der sandige Landstrich im Ozean aber als ungeeigneter Schauplatz für eine Gründungslegende. Sie fuhren weiter nach Plymouth, wo sie zunächst wenig für ihren Nachruhm taten. „Zügellosigkeit unter unverheirateten Personen”, selbst „Sodomie und Sudeleien (Dinge, die zu schrecklich sind, um sie beim Namen zu nennen)”, seien dort zu beklagen gewesen, zitiert Cunningham die „History of the Plymouth Plantation”.
Ob’s an der Seeluft liegt? Heute fallen Scharen von Touristen dort ein, um es noch bunter zu treiben als die Pilgerväter. Drag-Queens und schnauzbärtige Pärchen in Damenoberbekleidung mischen sich mit Normaltouristen, und vor dem Rathaus hat Cunningham einen betrunkenen Mann im Clownskostüm beobachtet, der Ballontiere für die Kinder herstellte und jeden lauthals beleidigte, den er für einen Schwulen hielt.
Diese Sommerpopulation zerfällt in vier Kategorien: Schwule, Lesben, Heteros und Portugiesen. Man unterscheidet sie an ihren Strandutensilien: „In Provincetown gilt es als Binsenweisheit, dass schwule Männer nur mit Speedos und einem Handtuch zum Strand gehen, während Lesben soviel mitnehmen, wie sie schleppen können.” Die Heteros brächten Familienangehörige mit, die sie in Campingmobilen herbeischafften.
Die Portugiesen erkennt man daran, dass sie kaum auffallen. Früher sollen sie als Fischer gearbeitet haben, und vielleicht sind sie ja auch eine Abart der Pilgerväter? Hätte Steinbecks Cannery Row in Provincetown gelegen, dann wären sie Hauptdarsteller gewesen. Bei Cunningham bleiben sie schemenhaft, und so erweist sich „Land’s End” als typische Zugereistenliteratur. Schmerzlich deutlich wird dies im Kapitel über den Bäcker Billy. Billy sei „ein gedrungener, dunkler Mann” gewesen, erinnert sich der Autor, und dessen häufig wechselnde Apartments hätten ihm jederzeit offen gestanden. Nachdem Billy an Aids gestorben war, verstreuten seine Freunde die Asche auf den Dünen, weil er seiner Schwester erzählt hatte, dass er dort eine Lieblingsstelle habe. Allein: „Soweit wir wussten, war Billy niemals zum Meditieren in die Dünen gegangen. Er mochte den Sand nicht. Angemessener wäre es gewesen, seine Asche auf dem alten, verschlissenen Sofa zu verstreuen und den Fernseher einzuschalten, aber das fanden wir dann auch nicht so gut.”
Cunningham entwickelt einen regelrechten Totenkult um Billy, baut ihm vergängliche Gedenkstätten im Sand, und es hat schon etwas Merkwürdiges und Trauriges, wie er postum eine Beziehung zwischen Billy und dessen Wahlheimat herzustellen versucht, die dieser zu Lebzeiten weder gesucht noch gefunden hat. Michael Cunningham hat eine solche Beziehung immerhin gesucht, aber sie ist oberflächlich geblieben. Das mag auch an der deutschen Ausgabe liegen, in der ein Ort „so verwünscht wie ein Schlachtfeld” genannt wird, weil die Übersetzung sich nicht zwischen „verwunschen” und „verflucht” entscheiden mochte. Und wo eine Kaianlage, die MacMillan Wharf, hartnäckig als „Werft” bezeichnet wird. Dabei sollte man doch gerade so kleine Bücher besonders fürsorglich behandeln.
ULRICH BARON
MICHAEL CUNNINGHAM: Land’s End. Ein Spaziergang in Provincetown. Aus dem Amerikanischen von Georg Schmidt. Luchterhand Verlag, München 2003. 191 Seiten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2003

Für die Tasche Die Neue Welt hat viele Verstecke, eines liegt an der Spitze von Cape Cod: Provincetown, Künstlerkolonie und Hochburg für Schwule und Lesben, zwei Stunden von Boston entfernt. Seiner kleinen Stadt hat der amerikanische Schriftsteller Michael Cunningham ("The Hours") eine Hommage gewidmet. Sie handelt vom Licht und den Dünen, von Ramschläden und den Stränden, an denen sich Männer und Frauen, Männer, Frauen und alle miteinander sonnen. Edward Hopper malte, Tennessee Williams und Eugene O'Neill dichteten hier - und Cunningham, der besonders das schwule "P-Town" beschwört: "Ich bin bekannt dafür, daß ich in warmen Nächten rücklings auf einer Vordertreppe auf der Straßenseite gegenüber vom Spiritus fläze, mit unterschiedlichsten Freunden rede und lache, manchmal bei jemandem den Kopf auf dem Schoß liegen habe, bis wir alle aufblicken und feststellen, daß es drei ist und die Straße praktisch menschenleer." Wie Cunningham seine "community" beschreibt, die sich unbefangen vor allem in solchen Schlupfwinkeln geben kann, macht den Band bemerkenswert. Was er sonst erzählt über den Fischerort und seine Originale, ist meist routiniert, wirkt wie dutzendfach gelesen. Cunningham spickt es zum Ausgleich mit Zitaten: "Der Sommer war vorbei", schreibt Norman Mailer, "und der lange Neuengland-Winter ließ jetzt schon seine schmuddlige Unterwäsche sehen - so trostlos grau wie mein Gemüt. Kein Wunder also, daß mir einfiel, wie blutjung dies Land noch war: bloß zehntausend Jahre alt und daher kein Boden, wo meine Gespenster Wurzeln schlugen."

tob

Michael Cunningham: Land's End. Ein Spaziergang in Provincetown. Luchterhand Literaturverlag, 189 Seiten, 18 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

1999 hat Michael Cunnigham für "The Hours" (Die Stunden) den Pulitzerpreis erhalten, der Roman, der mit Meryl Streep, Nicole Kidman und Juliane Moore vor kurzem verfilmt wurde. Wohl diesem Umstand ist es zu verdanken, nimmt Ulrich Sonnenschein an, dass dem eben erst bei uns bekannt gewordenen Autor eine zweite Veröffentlichung vergönnt ist. Ein Glücksfall auch für die Leser, freut sich der Rezensent. "Land's End" stellt eine Art Reiseführer für "Cape Cod" dar, die kleine Halbinsel zwischen zwei Meeren. Leider gebe es solche Reiseführer viel zu selten, bedauert Sonnenschein, die wie Cunnigham eine bezaubernde Liebeserklärung für einen Ort abgäben, dabei Fragen stellten, ohne die Antwort parat zu halten. In Provincetown landeten die Pilgerväter, bevor sie nach Plymouth weiterzogen, erzählt Sonnenschein von seiner Lektüre, im Sommer sei der Ort auch heute noch ein beliebtes Ausflugsziel, im Winter ein rauer einsamer Ort, der aufgrund seiner Abgeschiedenheit eine "Enklave des Individualismus" bleiben konnte. Viele Künstler haben sich dort angesiedelt, und auch Cunnigham, hat Sonnenschein in Erfahrung gebracht, gesellt sich Jahr für Jahr einige Wochen dazu.

© Perlentaucher Medien GmbH