26,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Es ist die Zeit nach dem verheerenden Bürgerkrieg, mit Mangelwirtschaft, Korruption und Gemauschel. Die junge Generation hat genug von den alten Seilschaften. So auch der Protagonist, ein junger Schriftsteller, der soeben eine satirische Erzählung über die legendäre Königin Tamar aus dem 13. Jahrhundert veröffentlicht hat. Im Zentrum seines Textes steht Tamars unglückliche Heirat mit dem Russen Juri Bogoljubski. Nachdem dieser in der Hochzeitsnacht seine eheliche Pflicht nicht erfüllt, lässt sich Königin Tamar mit dem Segen der Kirche von ihm scheiden. Der "erste Russe" in Georgiens Geschichte…mehr

Produktbeschreibung
Es ist die Zeit nach dem verheerenden Bürgerkrieg, mit Mangelwirtschaft, Korruption und Gemauschel. Die junge Generation hat genug von den alten Seilschaften. So auch der Protagonist, ein junger Schriftsteller, der soeben eine satirische Erzählung über die legendäre Königin Tamar aus dem 13. Jahrhundert veröffentlicht hat. Im Zentrum seines Textes steht Tamars unglückliche Heirat mit dem Russen Juri Bogoljubski. Nachdem dieser in der Hochzeitsnacht seine eheliche Pflicht nicht erfüllt, lässt sich Königin Tamar mit dem Segen der Kirche von ihm scheiden. Der "erste Russe" in Georgiens Geschichte wird aus dem Land geworfen. Die Botschaft der Erzählung wird gründlich missverstanden. Der Patriarch, das Oberhaupt der georgisch-orthodoxen Kirche, verlangt einen öffentlichen Widerruf von ihm und als sogar seine Familie und Freunde bedroht werden, steht der Autor vor einer schwierigen Entscheidung.
Offenherzig und humorvoll verarbeitet Lasha Bugadze in "Der erste Russe" ein eigenes traumatisches Erlebnis als Schriftsteller und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Politik und deren tief greifende Verbandelung mit der Kirche. Die Zeitgeschichte, die er dabei präsentiert, reicht vom letzten Aufbäumen der Sowjetmacht über den Unabhängigkeitskampf, die Saakaschwili-Ära bis hin zum Augustkrieg 2008. "Der erste Russe" ist ein intelligentes und unterhaltsames Lehrstück zu religiösem Fundamentalismus, reaktionärem Nationalismus, Medienmacht und Meinungsfreiheit.
Autorenporträt
Bugadze, Lasha
Lasha Bugadze, geboren 1977, zählt zu den wichtigsten Autoren Georgiens. Seine Romane und Theaterstücke wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. Er lebt in Tbilissi und ist dort auch bekannt für seine Literatursendungen in Radio und Fernsehen. In der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen seine Romane »Der Literaturexpress« (2015) und »Lucrecia515« (2017), beide in der Übersetzung von Nino Haratischwili.

Gratzfeld, Rachel
Rachel Gratzfeld ist freie Lektorin und Übersetzerin in Tbilissi. Sie übersetzte u. a. Werke von Davit Gabunia, Tatia Nadareischwili und Dawit Kldiaschwili.

Heinze, Sybilla
Sybilla Heinze übersetzte u. a. Werke von Rati Amaglobeli, Beka Adamaschwili und Anna Kordsaia-Samadaschwili. 2017 wurde Sybilla Heinze mit dem SABA-Preis 2017 für die beste Übersetzung ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2018

Ein Skandal wird besichtigt
In eigener Sache: Lasha Bugadzes "Der erste Russe"

Ein junger georgischer Autor schreibt in ein paar schlaflosen Nächten eine Novelle. Dann trifft er auf seinen Freund Akako, der gerade eine neue Kulturzeitschrift in Tiflis lanciert und das vierzehnseitige Werk in die erste Ausgabe einrückt. Kein Mensch nimmt groß Notiz von dem ambitionierten Projekt, bis sich ein Leser über die Novelle erregt: Sie sei blasphemisch, denn sie spotte über den Körper der georgischen Königin Tamara, die das Land vor achthundert Jahren regierte und inzwischen heiliggesprochen ist.

Der Autor weiß nicht, wie ihm geschieht, aber der Zeitschriftenherausgeber sieht die Chance, sein Blatt bekannt zu machen und heizt die Kontroverse an, indem er den Text politisch deutet. Der Autor aber wird wüst beschimpft, besonders von Menschen, die seine Novelle offensichtlich nicht gelesen haben, er wird, wiederum von Nichtlesern, für Zeitungen und im Fernsehen interviewt, er erlebt nächtlichen Telefonterror bis hin zur Drohung, ihn zu entführen, und schließlich schaltet sich die orthodoxe Kirche ein: Ob er sich nicht öffentlich entschuldigen wolle? Man rate ihm gut, denn "heutzutage", so der Kirchenfunktionär, werden Menschen "doch so leicht umgebracht".

Lasha Bugadze, der in Georgien äußerst erfolgreiche Fernsehsendungen verantwortet und auch hierzulande als Romanautor bekannt geworden ist, schildert in "Der erste Russe" nicht nur die Geschichte des Skandals, in den er selbst im Januar 2002 geraten ist. Er schildert vor allem die Mechanismen, die dabei wirksam wurde und so nichts Geringeres als die Verfasstheit der georgischen Gesellschaft unter Eduard Schewardnadse, dem Bugadze eine spöttisch-liebevolle und hinreißend komische Nahaufnahme widmet.

Den Druck, den die Kirche und ihre Funktionäre auf den Autor ausüben, sich von seinem Werk zu distanzieren, schildert Bugadze auch. Und ebenfalls, wie er sich schließlich doch noch entschuldigt. Nicht bei der Kirche. Aber in einem Brief in die georgische Vergangenheit bei der Königin Tamara höchstpersönlich.

spre.

Lasha Bugadze: "Der erste Russe". Roman.

Aus dem Georgischen von Rachel Gratzfeld und Sybilla Heinze. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2018. 480 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Ein Skandal wird besichtigt
In eigener Sache: Lasha Bugadzes "Der erste Russe"

Ein junger georgischer Autor schreibt in ein paar schlaflosen Nächten eine Novelle. Dann trifft er auf seinen Freund Akako, der gerade eine neue Kulturzeitschrift in Tiflis lanciert und das vierzehnseitige Werk in die erste Ausgabe einrückt. Kein Mensch nimmt groß Notiz von dem ambitionierten Projekt, bis sich ein Leser über die Novelle erregt: Sie sei blasphemisch, denn sie spotte über den Körper der georgischen Königin Tamara, die das Land vor achthundert Jahren regierte und inzwischen heiliggesprochen ist.

Der Autor weiß nicht, wie ihm geschieht, aber der Zeitschriftenherausgeber sieht die Chance, sein Blatt bekannt zu machen und heizt die Kontroverse an, indem er den Text politisch deutet. Der Autor aber wird wüst beschimpft, besonders von Menschen, die seine Novelle offensichtlich nicht gelesen haben, er wird, wiederum von Nichtlesern, für Zeitungen und im Fernsehen interviewt, er erlebt nächtlichen Telefonterror bis hin zur Drohung, ihn zu entführen, und schließlich schaltet sich die orthodoxe Kirche ein: Ob er sich nicht öffentlich entschuldigen wolle? Man rate ihm gut, denn "heutzutage", so der Kirchenfunktionär, werden Menschen "doch so leicht umgebracht".

Lasha Bugadze, der in Georgien äußerst erfolgreiche Fernsehsendungen verantwortet und auch hierzulande als Romanautor bekannt geworden ist, schildert in "Der erste Russe" nicht nur die Geschichte des Skandals, in den er selbst im Januar 2002 geraten ist. Er schildert vor allem die Mechanismen, die dabei wirksam wurde und so nichts Geringeres als die Verfasstheit der georgischen Gesellschaft unter Eduard Schewardnadse, dem Bugadze eine spöttisch-liebevolle und hinreißend komische Nahaufnahme widmet.

Den Druck, den die Kirche und ihre Funktionäre auf den Autor ausüben, sich von seinem Werk zu distanzieren, schildert Bugadze auch. Und ebenfalls, wie er sich schließlich doch noch entschuldigt. Nicht bei der Kirche. Aber in einem Brief in die georgische Vergangenheit bei der Königin Tamara höchstpersönlich.

spre.

Lasha Bugadze: "Der erste Russe". Roman.

Aus dem Georgischen von Rachel Gratzfeld und Sybilla Heinze. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2018. 480 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr