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Vorbeijagende Erinnerungsfetzen, Kindheitsszenen klappen auf wie bunte Pop-up-Bücher - Marcel Maas lässt den Background schwingen. Seine Worte schweben einen Moment lang schillernd im Raum, bevor sie zueinander in Formation treten. »Prokrastiniert Euch« ist eine Reise durch all jene ungekämmten Tagen, die angefüllt waren mit hellblauen Badeanzügen, Tontaubenschießen und Schlafsandburgen. Und doch ist dort, inmitten von Hochglanzzigaretten und immer kälteren Cokes, ein hochfrequenter Störton, der sich nicht ignorieren lässt...Maas zeichnet das Bild einer neuen Vergänglichkeit, die seiner…mehr

Produktbeschreibung
Vorbeijagende Erinnerungsfetzen, Kindheitsszenen klappen auf wie bunte Pop-up-Bücher - Marcel Maas lässt den Background schwingen. Seine Worte schweben einen Moment lang schillernd im Raum, bevor sie zueinander in Formation treten. »Prokrastiniert Euch« ist eine Reise durch all jene ungekämmten Tagen, die angefüllt waren mit hellblauen Badeanzügen, Tontaubenschießen und Schlafsandburgen. Und doch ist dort, inmitten von Hochglanzzigaretten und immer kälteren Cokes, ein hochfrequenter Störton, der sich nicht ignorieren lässt...Maas zeichnet das Bild einer neuen Vergänglichkeit, die seiner Generation eine besondere Gravität verleiht. Was der tief empfundenen Fragilität entgegenwirkt, ist die zeitlose, rätselhafte Macht der Sprache und der unbedingte Wille, der Vergeblichkeit letzte Proteste entgegenzuschleudern.
Autorenporträt
Marcel Maas wurde 1987 in Oberhausen geboren. Nach zahlreichen Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften folgte mit »Play. Repeat.« (FVA 2010) sein Prosadebüt, für das er 2012 mit dem NRW-Förderpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. »Prokrastiniert Euch« (FVA 2013) ist sein erster Gedichtband.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine eigene Ästhetik wittert Christian Metz in der frei flottierenden Lyrik von Marcel Maas. Wenn der Autor auf Kommasetzung und Groß- und Kleinschreibung pfeift, um nicht die Dynamik seiner Verse zu brechen, ahnt Metz zwar mitunter die Unsicherheit dahinter. Schließlich aber überzeugen ihn die Verse "zwischen Hochglanz und Tiefgang" mit ihrem Anschluss an lyrische Traditionen (Celan, Brinkmann) durch hohen Ton und beschwörende Anrufung. Mit politischem Widerstand, wie der an Hessel anschließende Titel vermuten lassen könnte, hat das alles jedoch nichts zu tun, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2013

Bau die Scheune aus!
Was der Aufschub bringt: Gedichte von Marcel Maas

"Was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen." So lautet der Leitsatz des Aufschubs, der Prokrastination. Trotz oder wegen aller Effizienzsteigerung ist das Phänomen derzeit in aller Munde. Denn viele, die am Computer arbeiten, verführt das Internet dazu, die eigentliche Arbeit ruhenzulassen, um schnell noch einmal in den Untiefen des Netzes nach diesem oder jenem zu stöbern. Was dem Torwart der abgefälschte Ball, das ist dem Prokrastinator der Link zu jedweder anderen Homepage. Wie oft hat die Verlockung des Netzes wohl das Horazsche "Carpe diem" schon in sein Gegenteil verkehrt? Der Literatur hingegen bereiten solche Ablenkungsmanöver mitunter größtes Vergnügen.

"Prokrastinier dich, bau die Scheune aus", fordert der Lyriker Marcel Maas sein imaginäres Gegenüber in seinem jüngst bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienenem Debüt auf. Es führt allerdings auf die falsche Spur, wenn Maas' Buchtitel die Parole zu "Prokrastiniert Euch" verändert und sie so in den Rang von Stéphane Hessels Debattenbuch "Empört euch" erhebt. Mit politischem Widerstand hat dieser Lyrikband nichts am Hut. Marcel Maas richtet sein literarisches Talent, das mit seinem gelungenen Erzählexperiment "Play.Repeat" (2010) augenscheinlich wurde, in die Gegenrichtung aus. Seine Lyrik setzt auf den Flow, auf den Lektürerausch. Wer liest, soll von Vers zu Vers gleiten, wie auf einer Welle getragen vom Klang, vom Sprachrhythmus, vom Beat seiner Satzkaskaden. Was die Dynamik stören könnte, wird gnadenlos aus dem Weg geräumt. Auf Groß- und Kleinschreibung verzichtet Maas, mit der Zeichensetzung geht er sparsam um, harte Enjambements weichen das Versgefüge auf. Pausen setzen, den Textfluss in Sinneinheiten brechen sind Künste, die freimütig den Lesern überlassen werden. In der letzten Gedichtdekade allerdings steigert sich Maas in eine Eloge des Nehmens, deren drei dutzendfach eingehämmertes "Nimm dir", "Nimm die", "Nimm das" den Eindruck vermittelt, hier suche ein Autor in Fledermausschallortung nach seiner Sprache, anstatt souverän über sie zu verfügen. Wo verortet sich Maas im Resonanzraum lyrischer Tradition? Mit seinen Auf- und Anforderungen, mit seinem beschwörenden, mitunter sogar hohen Ton ein bisschen zu nahe bei Celan. Sonst eher bei Brinkmann, aber auf Coke statt auf Koks: "wir rauchen hochglanzzigaretten / und holen immer kältere cokes / aus der gefüllten blackbox / ein paper schwafelt memorial day / das ist die durchgedrückte zeit". Das hat einen eigenen Ton, das hat Atmosphäre. Verse wie diese visieren zwischen Hochglanz und Tiefgang, Erinnerung und Jetzt, Schall und Rauch eine eigene Ästhetik an.

CHRISTIAN METZ

Marcel Maas: "Prokrastiniert Euch". Gedichte.

Frankfurter Verlagsanstalt. Frankfurt am Main 2013. 96 S. geb., 17.90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Eine eigene Ästhetik wittert Christian Metz in der frei flottierenden Lyrik von Marcel Maas. Wenn der Autor auf Kommasetzung und Groß- und Kleinschreibung pfeift, um nicht die Dynamik seiner Verse zu brechen, ahnt Metz zwar mitunter die Unsicherheit dahinter. Schließlich aber überzeugen ihn die Verse "zwischen Hochglanz und Tiefgang" mit ihrem Anschluss an lyrische Traditionen (Celan, Brinkmann) durch hohen Ton und beschwörende Anrufung. Mit politischem Widerstand, wie der an Hessel anschließende Titel vermuten lassen könnte, hat das alles jedoch nichts zu tun, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH