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Nach der plötzlichen Trennung von seiner Freundin Mel, die nun auch noch mit seinem Mäzen Thomas zusammen ist, verfällt Bastian in einer nächtlichen Diskussion mit seinem Freund Rob auf die aus dem Alkohol geborene Schnapsidee, seinen eigenen Tod als Kunst zu inszenieren. Als er dies tatsächlich im Internet postet, tritt die mysteriöse Mila auf den Plan, und eine rasante, humorvolle Geschichte beginnt, die sich in shakespearescher Manier immer weiter zuspitzt.

Produktbeschreibung
Nach der plötzlichen Trennung von seiner Freundin Mel, die nun auch noch mit seinem Mäzen Thomas zusammen ist, verfällt Bastian in einer nächtlichen Diskussion mit seinem Freund Rob auf die aus dem Alkohol geborene Schnapsidee, seinen eigenen Tod als Kunst zu inszenieren. Als er dies tatsächlich im Internet postet, tritt die mysteriöse Mila auf den Plan, und eine rasante, humorvolle Geschichte beginnt, die sich in shakespearescher Manier immer weiter zuspitzt.
Autorenporträt
Stephan Kaluza, 1964 geboren, ist Maler, Foto- und Performancekünstler, Theaterautor und Dozent für Regie am Mozarteum in Salzburg. Er lebt in Düsseldorf. In der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen seine Romane »Geh auf Magenta« (2013), »30 Keller« (2014) und »Ein möglicher Ort« (FVA 2015) für den er für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert wurde.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Offenbar hat es dem Autor wenigstens Spaß gemacht, tröstet sich Ernst Osterkamp über seinen Lektürefrust hinweg. Stephan Kaluza nämlich stellt nicht nur den Künstler recht repektlos als Otto Normalverbraucher dar, wie der Rezensent feststellt, sondern garniert seinen "turbulenten erotischen Reigen" aus dem Künstlermilieu der Berliner Auguststraße auch noch mit jeder Menge inkohärent konstruierten Personen und überflüssigen Lebensweisheiten. Immerhin reicht es zur Halbsatire, meint Osterkamp zerknirscht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2013

Komm, lass uns darüber reden, wir kriegen das schon hin

Auch wenn statt des Silberwalds der Jemen ein Schauplatz wird: Einen Lore-Roman bringt der beste Maler, und wenn er noch so fetzig erzählt, allenfalls auf Indiana-Jones-Niveau.

Eine Illusion zumindest nimmt dem Leser dieser Roman: diejenige, es komme, wenn in Künstlerkreisen Beziehungskisten geöffnet werden, dabei wesentlich Interessanteres zum Vorschein als bei gewöhnlichen Sterblichen. Ade, ihr guten alten Zeiten von "Maler Nolten", "La Bohème" und "Tosca", in denen Künstlerliebe sich noch zu tragisch-tödlicher Größe aufzuschwingen vermochte! Heute ist auch der Künstler/die Künstlerin nur ein erotischer Otto Normalverbraucher/erotisches Lieschen Müller und spricht, wenn es hart auf hart kommt, so: "Ich meine, wir beide wissen doch, dass wir uns irgendwie - so fremd geworden sind. Du machst dein Ding, ich meins, von den Kindern kriegst du nichts mit, wir leben einfach aneinander vorbei." Oder so: "Komm, lass uns noch mal darüber reden. Wir kriegen das schon hin." Die Auguststraße ist eben auch nur die Lindenstraße. Aber ist das ein Trost?

Der Berliner Maler Bastien hat mit der schönen Sonia Urlaub in Thailand gemacht, aber die Schöne hat ihn nicht an sich herangelassen, und so freut er sich denn auf das Wiedersehen mit seiner Lebensgefährtin Mel; die wiederum wirft den charmanten Schwätzer nach einem längeren Beziehungsgespräch (siehe oben) aus der gemeinsamen Wohnung.

Große Lebenskrise, gepaart mit einer großen Schaffenskrise! Zumal sich rasch herausstellt, dass Mel bereits einen anderen hat: ausgerechnet den netten, gutbetuchten und leider ein wenig pedantischen Thomas, der ein Freund von Bastien und überdies einer seiner wenigen Sammler ist. Damit beginnt ein turbulenter erotischer Reigen, bei dessen Herstellung der Zufall als besonderer Freund risikofreudiger Schriftsteller eine nachhaltige Rolle spielt.

Bastien gibt auf dem seelischen Tiefpunkt als Statusmeldung auf Facebook "Wer hat Bock auf Tod als Kunst?" ein und gerät hierauf in einen elektronischen Austausch mit einer Frau, der sich arg in psychischen Grenzbereichen bewegt. Diese Frau ist, was er nicht wissen kann, Mila, die jahrelang als Kind von ihrem Vater missbraucht worden ist und sich nun auf tödliche Weise an diesem rächen will; ihr Vater wiederum ist seit vielen Jahren Bastiens zweiter wichtiger Sammler. Derweil verbringt Thomas mit Mel die Weihnachtsferien im Jemen: keine gute Idee! Er hat sich "ein echtes Abenteuer" versprochen, und der Erzähler teilt dem Leser nun allen Ernstes mit: "Damit sollte er recht behalten. Denn schließlich brachte man sich nicht mit jeder Buchung in Lebensgefahr." Der Leser fragt sich nun zweierlei: Für wie dumm hält ihn eigentlich der Autor, wenn er glaubt, dass ihm solche Mitteilungen gemacht werden müssen? Und wie soll er sich für Personen interessieren, die derart unplausibel konstruiert sind (erfolgreicher Geschäftsmann aus der Werbebranche, der noch nie etwas von den Gefahren des Jemen gehört hat)?

Kurz und gut: Thomas wird entführt, Mel aber sehnt sich ohnehin schon längst wieder zu Bastien zurück und fliegt heim, bevor Thomas freigelassen wird. Zugleich hat Bastiens engster Freund Rob es geschafft, die herrliche Sonia in sein Bett zu bekommen (Rob, der - bitte nicht Bastien sagen! - früher auch schon mal eine Woche lang Mel vernascht hat). Zusammengehalten wird all dies durch Bastiens nächtliche Träume im Indiana-Jones-Stil, aus denen wieder einmal zu lernen ist, wie schwer es Männern fällt, erwachsen zu werden. Da inzwischen aber der Künstler Bastien seine Träume und Wünsche zu malen gelernt hat, werden sie am letzten Tag des Jahres auch Wirklichkeit: Milas böser Vater bestraft, Thomas bestraft, Mel abserviert, plötzlich viel Geld verdient, Mila endlich unter der Decke des Träumers. Hier die letzten Sätze: ",Bleibst du bei mir?' Sie legte sich zu ihm und zog die Decke zurecht. Sie war groß genug für sie beide." Was ist denn das? Ein Lore-Roman aus dem Berliner Künstler-Soziotop?

Vielleicht wollte Stephan Kaluza, der Vielbegabte, der erfolgreiche Fotokünstler, Maler und Dramatiker, sich und uns nur beweisen, dass er auch einen Roman schreiben kann. Das Resultat liest sich so, als hätte zumindest ihm selbst dieser Beweis Spaß gemacht, denn der Roman ist in weiten Passagen fetzig und skrupellos erzählt, mit langen Beziehungsgesprächen und ebenso langen halbsatirischen Kunstgesprächen, die eine genaue Vertrautheit mit dem Milieu zu erkennen geben. Auf den Leser überträgt sich der Spaß aber nur begrenzt, denn die Handlung ist überkonstruiert, und es fällt nun einmal schwer, sich für Figuren zu interessieren, nach deren psychologischer Kohärenz man nicht fragen darf. Selbst Mel ist doch aufgefallen, dass etwas mit den Figuren dieses Romans nicht stimmen kann: "Der Unsinn schien sich wie eine rasselnde Blechdosenschnur durch das Leben aller zu ziehen, es klapperte an allen Enden, immer lauter, ohne einen erkennbaren Sinn; der einzige Gehalt zeigte sich in der schleifenartigen Wiederholung dieses blinden, atemlosen Spiels, das sich Anfang und Ende zugleich war, das sich in der einfachen Anwesenheit einer gnadenlosen Oberflächlichkeit gänzlich genügte." Chapeau! Kein Kritiker könnte es besser sagen.

Und der Titel? Er erklärt sich aus Bastiens künstlerischer Absicht, "unsere Träume zu Bildern" zu machen: "Auf der Magie des Magenta gehen, genau, in der traumatischen Farbe erkennt sich alles wieder, die Grenze zur Realität hebt sich auf, alles mündet in grenzenlose Freiheit." Das künstlerische Resultat aber? "Es sah einfach scheiße aus." Das steht da so. Wenn selbst der Autor seinen Roman nicht ernst nimmt, warum sollte es dann der Leser tun?

ERNST OSTERKAMP

Stephan Kaluza: "Geh auf Magenta". Roman.

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2013. 347 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.11.2013

KURZKRITIK
Künstlersoap
Stephan Kaluzas
unentschlossenes Romandebüt
Die „Kanalisation der unfähigen Herzen“ ist ein Ort für jene, die es nicht schaffen, sich ordnungsgemäß zu liebenden Pärchen zu gruppieren. Dieses und ähnlich bierdunstig hellsichtige Bilder gehören zu den freudigen Sprachentdeckungen in „Geh auf Magenta“. Der erste Roman des Fotokünstlers, Malers und Dramatikers Stephan Kaluza ist ein multiperspektivischer Lagebericht aus der Berliner Kreativszene, die, das ist nicht ganz neu, in erster Linie um sich kreist. Es geht mal wieder um die grenzenlose Selbstinszenierung auf Vernissagen – ein Stahlhelm mit aufmontierter Taschenlampe ist das Mindeste –, um fatalistische Gespräche im Atelier und um die Abhängigkeit vom Geschmack geschmackloser Leute.
  Kaluza schildert all das ironisch, manchmal bissig, nie vernichtend, es bleibt Milieukritik light. In diese Szenerie setzt er als Hauptfigur den Maler Bastien. Gerade hat ihn seine Lebensgefährtin, die Fotografin Mel, an die Luft gesetzt. Mel hat einen Neuen, den Spießer und Mäzen Thomas. Ein hochkonstruierter Wer-mit-wem-Reigen quer durch die Szene setzt ein. Dessen pointenreiche Zuspitzung geht allerdings auf Kosten der Figuren. Die erhalten jeweils nur ein aufs Nötigste reduziertes Handgepäck an Eigenschaften, und irgendwie schwanken ohnehin alle zwischen dem Wunsch nach Verlässlichkeit und dem nach Abenteuer – das Erfolgsrezept so mancher TV-Soap.
  Zwei Erzählstränge heben sich ab: Der eine führt durch Bastiens Traumwelt, ein Urwald-Abenteuer zwischen „Lost“ und „Avatar“. Der andere besteht aus Online-Chats zwischen Bastien und einer Unbekannten, die geradezu manisch an schmerzvollen, harten Texten schreibt. Sie verfolgt einen präzisen Racheplan gegen ihren Vater, der sie jahrelang missbraucht hat – ein Thema, das Kaluza auch in seinem Drama „3 D“, uraufgeführt 2012 in Stuttgart, bearbeitet hat. Diese auch stilistisch starken Passagen werden allerdings oft übertönt vom gefälligen, durchaus gut lesbaren Beziehungsschmonzes. Zum „unfähigen Herzen“ bekennt sich am Ende keiner – die Paarkonstellationen mussten eben nur optimiert werden.
CORNELIA FIEDLER
Stephan Kaluza: Geh auf Magenta. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2013. 350 Seiten, 19,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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