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Berlin, 1978: Die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik liegt in Trümmern, die Kinder klauen Kohlen und in der Politik geben sich die Halunken die Klinke in die Hand. In dieser Welt entfaltet sich die faszinierende Lebensgeschichte von Josua Brenner - ein wagemutiger Tausendsassa, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Doch als ihn die Ereignisse überrollen, wird der Gedanke an eine Flucht ins reiche Afrika plötzlich real.
Josua Brenner kennt sich aus im Leben der kleinen Leute. Im zerbombten Berlin fährt er Suppe aus, schachert auf dem Schwarzmarkt und holt sich Ratschläge fürs
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Produktbeschreibung
Berlin, 1978: Die Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik liegt in Trümmern, die Kinder klauen Kohlen und in der Politik geben sich die Halunken die Klinke in die Hand. In dieser Welt entfaltet sich die faszinierende Lebensgeschichte von Josua Brenner - ein wagemutiger Tausendsassa, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Doch als ihn die Ereignisse überrollen, wird der Gedanke an eine Flucht ins reiche Afrika plötzlich real.

Josua Brenner kennt sich aus im Leben der kleinen Leute. Im zerbombten Berlin fährt er Suppe aus, schachert auf dem Schwarzmarkt und holt sich Ratschläge fürs Leben bei Opa Lampbrecht. Eine Zeitlang scheint er die Nase vorn zu haben. Die Umstände sind ihm gewogen, seiner kleinen Familie geht es prächtig und auch die Geschäfte laufen gut. Die Strippenzieher in der Neuen Preußischen Republik versuchen zwar, ihm das Leben schwerzumachen, doch so leicht gibt Josua Brenner nicht auf. Ihn treibt ein unbezwingbarer Wille zum Glück, egal wie oft ihm der Teufel ins Handwerk pfuscht. Erst als es für ihn so richtig knüppeldick kommt, bricht er auf in Richtung Süden. Wie all die anderen vor ihm hat er vor allem ein Ziel: ein besseres Leben in einer besseren Welt. Wunderbar leichtfüßig erzählt Christian Torkler von einem modernen Helden, der sein Schicksal herausfordert und sich niemals geschlagen gibt.

Autorenporträt
Christian Torkler, geboren 1971 in Greifswald, wuchs im Pfarrhaus auf. Das und die unerschöpflichen Erzählungen der ostpreußischen Verwandten haben ihn früh geprägt. Er hat in Berlin Theologie, Philosophie und Kulturwissenschaften studiert. Von 2002 bis 2009 hat er in Dar es Salaam, Tansania, gelebt und von dort aus den Kontinent bereist. Seit einigen Jahren lebt und schreibt er in Berlin und Phnom Penh, Kambodscha. Der Platz an der Sonne ist sein erster Roman.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.09.2018

Im Süden die Hoffnung
Christian Torklers Romandebüt kehrt die Vorzeichen der globalen
Migration um. Warum ergibt das nicht wirklich ein neues Weltbild?
VON INSA WILKE
Vor einem halben Jahrhundert lebte der größte Teil der Menschheit unter dem Joch des Kolonialismus – einer besonders primitiven Form rassistischer Herrschaft“, beginnt der Philosoph Achille Mbembe seinen Essay „Ausgang aus der langen Nacht. Versuch über ein entkolonisiertes Afrika“. Dann katapultiert er seine Leserinnen und Leser in ein anderes Weltdenken, indem er unter anderem den Anspruch des Westens auf die einzig wahre Idee der Zukunft als Fiktion enttarnt. Postkolonial Belesenen wird das nicht neu sein, aber auf neue Weise relevant sind solche Schriften dieser Tage doch.
Ob Christian Torkler Mbembe gelesen hat? Ob er sich mit Afrofuturismus und der Idee einer geo- und chronopolitischen Rekonfiguration der Welt beschäftigt hat? Es wäre nicht abwegig. „Der Platz an der Sonne“ heißt der Roman des nicht mehr ganz jungen Debütanten. Christian Torkler wurde 1971 in Greifswald, also in der DDR geboren und hat Philosophie, Theologie und Kulturwissenschaften studiert. Er stellt seinen Roman unter den Slogan, den man noch aus Schulbuch-Kapiteln über den Imperialismus kennt. Was da nie so deutlich erklärt wird: das deutsche Begehren, global mitspielen zu dürfen, bedeutet nichts anderes, als jene primitive Form rassistischer Herrschaft auszuüben, die Achille Mbembe unter anderem für die mangelnde Zukunftsfähigkeit Europas verantwortlich macht.
Auf den ersten Blick könnte man denken, Christian Torkler wolle Mbembes Thesen illustrieren und dazu beitragen, dass deutsche Kolonialgeschichte, diese eklatante und fatale Leerstelle im hiesigen kulturellen Gedächtnis, endlich ihren Platz im öffentlichen Bewusstsein findet. Dem ist aber nicht so. „Der Platz an der Sonne“ steht weniger in postkolonialer oder afrofuturistischer als eher in klassisch-barocker Tradition. Die Signale: verdrehte Welt und festgefügte Ordnung, Schelmen-Ton und derbe Sprache sowie moralischer Zeigestock, der uns Lesern auf die Finger tippt.
Erst einmal reizvoll, dieser Mix aus Geschichtsfantasie und rückwärtsgewandter Science-Fiction, denn was Torkler vorlegt, sind die Bekenntnisse Josua Brenners, 1978 von seinem „Muttchen“ hineingeboren in die „Neue Preußische Republik“ und ein nach dem Dritten Weltkrieg in die Kleinstaaterei zurückgebombtes Deutschland. Es herrschen Armut und Korruption, man kocht auf offenem Feuer und ist auf den Schwarzmarkt angewiesen, die Afrikanische Union ist am Drücker und die „Bongos“ machen ihre durch Carepakete getarnten Geschäfte mit der dritten deutschen Welt, die sie als hoffnungslosen Fall längst abgeschrieben haben.
Es liegen Leichen im Landwehrkanal, Kritiker verschwinden, Demonstrationen begegnet der Staat mit Panzern, es wird geputscht und gemordet, aber das Volk hofft trotzdem mit jedem Regimewechsel auf Liberalisierung und gründet schließlich ein „Bündnis für Freiheit und Demokratie“, das aber nur in die immer gleichen Desaster führt. Torklers Buch ist ein Schlüsselroman globaler Tyrannengeschichte, man entdeckt Splitter aus den deutschen Diktaturen, aber auch aus China, Argentinien und afrikanischen Kleptokratien.
Aber im Roman gibt es Hoffnung! Sie liegt im Süden, jenseits des Mittelmeeres, über das Josua Brenner im zweiten Teil des Romans flieht, um nach Tansania, ins gelobte Land, zu gelangen. Christian Torkler erzählt also die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts und stellt in ihr Zentrum die offenkundig rhetorisch wichtigste Figur der heutigen Politik: den Migranten. Er tut das, indem er uns einen alternativen Verlauf der Geschichte zu präsentieren vorgibt, tatsächlich aber die europäische Gegenwart so verfremdet, dass sie ihr Wesen preisgibt: die düstere Angstfantasie von Machtverlust und Elend.
Ein überaus interessanter Versuch, wenn man ihn in Korrespondenz sieht zum Anliegen von Ethnofuturisten, denen es nicht länger um die Kontrolle von historischen Archiven, vergangenen Narrativen und Gegenerinnerungen geht, sondern darum, „Gegenzukünfte“ zu entwickeln und dafür zunächst mal Vergangenheit und Gegenwart aus der Perspektive der möglichen Zukunft zu betrachten.
Armen Avanessian und Mahan Moalemi haben dazu den ebenso abgedrehten wie inspirierenden Band „Ethnofuturismen“ (Merve Verlag, 2018) herausgegeben, mit dem sie „in Zeiten von migrationshintergrundfreier Regierungsbesetzung und menstruationshintergrundfreiem Heimatministerium“ einen Anstoß geben wollen „xenophober Vergangenheitsgenossenschaft“ eine „xenofuturistische Zukunftsgenossenschaft“ entgegenzusetzen. Die Art und Weise, wie Torkler die Mittel der Science-Fiction als Wiedererkennungs- und Verfremdungseffekte einsetzt, lässt ahnen, dass der Roman in diese Richtung hätte abheben können. Aber er tut es nicht.
Der Süden ist bei Torkler einfach nur der Norden unter umgekehrten Vorzeichen. Torklers kosmopolitischer Lebenslauf – er hat laut Verlag in Tansania und Kambodscha gelebt – hat nicht dazu geführt, tatsächlich abweichende Bilder, Perspektiven und Vorstellungen zu entwickeln. Zwar werden Herrschaftsmechanismen wie die kafkaeske Repression durch Bürokratie sehr anschaulich erzählt durch Josua Brenners Versuche, eine Bar zu eröffnen, aber für das Verhältnis zwischen reichen und armen Staaten findet Torkler keine kritische Bildsprache jenseits etablierter und darum problematischer Vorstellungen.
Er gibt sich auch nicht die Mühe, für den Wohlstand der afrikanischen Länder plausible Erklärungen zu finden. Dadurch krankt sein Roman aber nicht nur an einer logischen Schwäche, sondern wirkt auch wie eine Bestätigung der aktuellen Weltordnung und ihrer Alternativlosigkeit. Auch verschenkt er die Möglichkeit, der Dystopie im ersten Teil einen utopischen Entwurf im zweiten Teil gegenüberzustellen. Das wirkt am Ende fast reaktionär.
Nun könnte man sagen, der Anspruch sei vielleicht auch etwas hoch gehängt: Immerhin wird uns das, was wir aus Nachrichten und Reportagen kennen, ganz easy-reading-mäßig als düster-heitere Geschichte serviert und auch, wenn der Erkenntnisgewinn gering ist, hat die Parodie der Verhältnisse doch einen gewissen Unterhaltungseffekt. Aber da wären ja noch die dramaturgischen und sprachlichen Klippen.
Torkler hastet durch seine fiktive Chronik und gerät in ein aufzählendes und auch noch vorhersehbares Erzählen. Josuas Liebesgeschichten illustrieren das, die wie der Clown aus der Kiste kommen. Seine erste große Liebe begegnet ihm im Prater in Berlin, am Rande einer politischen Versammlung und zwar so: „Ich wollte gerade hin, als ich sie gesehen hab. Sie lehnte an einem Baum und guckte mich an. (...) Sie hatte braune Augen und die schönste Stimme der Welt.“ Sie ist natürlich eine Bonzentochter und ihr Vater „war ein verlogener Sack und hatte ein Verhältnis mit seiner Sekretärin. Ihre Mutter hasste ihn dafür, doch hatte Angst, den Arsch zu verlassen, ihn und das gute Leben.“ Nur zehn Seiten braucht Christian Torkler, um diese Liebe entflammen und verpuffen zu lassen und nebenbei auch noch die ersten freien Wahlen zu erzählen. Der Roman als Raffung: „Richtig, wirklich und wunderbar.“
Ins unfreiwillig Komische kippt dieses Buch aber durch die Sprache, die, obwohl Torkler im Pfarrhaus aufgewachsen ist, aus der Säkularisation keine sprachbildende Kraft gewinnt: Selten war der Himmel in einem Roman so häufig blau, nirgends in der deutschsprachigen Literaturlandschaft zwitschern die Vögel so penetrant und selten wird man einen Helden finden, der offensichtlich nur denken kann, wenn er sich mit dem Ausruf „Meine Fresse!“ dazu ermannt. Soll das amüsieren? Soll es authentisch wirken? So oder so verweist es eher auf ein Missverständnis, das schon immer gnadenlos zutage gefördert hat, wie tief die Verachtung zwischen Milieus und sozialen Klassen im Unbewussten verankert ist. Denn was wird hier eigentlich parodiert: die Verhältnisse oder derjenige, der gegen sie aufbegehrt?
Schade, wieder ein Debüt mit sicherem Gefühl für einen großen Stoff, dem sein Autor am Ende dann aber sprachlich und gedanklich nicht gewachsen ist.
Hineingeboren in die „Neue
Preußische Republik“ flieht der
Held in die Afrikanische Union
Selten war der Himmel so
häufig blau, nirgends zwitschern
die Vögel so penetrant
Christian Torkler: Der Platz an der Sonne. Roman. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2018. 592 Seiten, 25 Euro.
Ort der Zukunft: Daressalam in Tansania, für Christian Torklers Hauptfigur das gelobte Land.
Foto: mauritius images
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»Torkler hat mit seinem Roman eine mahnende Parabel geschrieben, die aktuelle Ereignisse im Blick hat und diese in einer paradoxen, pointiert verzerrten Gegenwelt spiegelt. [...] Er erzählt die fiktive Lebensgeschichte mit ansteckender Fabulierlust, farbiger Fantasie und kritischem Hintersinn« Badische Neue Nachrichten, 11.12.2018 »Wunderbar leichtfüßig erzählt Christian Torkler von einem modernen Helden, der sein Schicksal herausfordert und sich niemals geschlagen gibt« Pforzheimer Zeitung, 23.11.2018 »Torkler spielt erstaunlich souverän mit literarischen Versatzstücken aus Schelmen-, Gangster-, Bürokratie-Roman, er beherrscht die satirische Spitze ebenso wie Sentiment und Pathos [...] eine berührende Geschichte voller Relevanz.« Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger, 21.11.2018 »Mit sicherem Gespür für Details malt er ein Milieu, das zwischen dem Schwarzmarkt-Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg und der nervösen Untergangs-Aufbruch-Hysterie der großen Bankenkrise vor zehn Jahren changiert. [...] Christian Torkler [...] erzählt auf leichtfüßige Weise vom unzerstörbaren Menschentraum eines besseren Lebens in einer besseren Welt. Er erzählt von einem Traum, der tödlich enden kann, wenn man ihn in die Tat umsetzt.« Bettina Ruczynski, Sächsische Zeitung, 08.11.2018 » [...] mitreißend, spannend, mit vielen schockierenden Details. [...] Christian Torkler hat mit "Der Platz an der Sonne" ein ganz besonderes Werk geschaffen, schlüssig durchdacht, glaubwürdig umgesetzt und außerordentlich detailreich ausgestaltet; ein Roman, der den eigenen Blick verändert und lange im Gedächtnis bleibt.« Uwe Kalkowski, Kaffeehaussitzer, 03.09.2018 »Dem Erstling von Torkler wünsche ich ganz viele Leser [...] Josua sollte in den Köpfen weiter existieren, denn er ist Symbolgestalt für all jene, die flüchten weil sie hoffen.« Constanze Matthes, Zeichen & Zeiten, 03.10.2018 »Torklers [...] Figuren haben Blut und Persönlichkeit, sie reißen mit. Dem Autor, der sieben Jahre lang in Tansania lebte, ist ein packender Roman gelungen« Klaus Buttinger, Oberösterreichische Nachrichten, 01.09.2018 »Söder oder Orbán werden diesen eben erschienenen, großartigen Roman ohnehin nicht lesen. Er könnte ihr Weltbild renovieren.« Klaus Buttinger, Oberösterreichische Nachrichten, 01.09.2018 »Christian Torkler [...] ist ein geniales Debüt gelungen, das unsere Welt glaubhaft auf den Kopf stellt.« Brigitte, 30.08.2018…mehr
Mitreißend, spannend, mit vielen schockierenden Details. (...) Christian Torkler hat mit "Der Platz an der Sonne" ein ganz besonderes Werk geschaffen, schlüssig durchdacht, glaubwürdig umgesetzt und außerordentlich detailreich ausgestaltet; ein Roman, der den eigenen Blick verändert und lange im Gedächtnis bleibt. (...) Jeder sollte dieses Buch lesen. Unbedingt. Uwe Kalkowski kaffeehaussitzer.de 20180903