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Die politisch-kulturelle Blüte des antiken Griechenlands ist eine der faszinierendsten Epochen der Menschheitsgeschichte. Unter Einbeziehung neuer politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektiven hat Josiah Ober eine aufsehenerregende, neue Gesamtdarstellung und Deutung des klassischen Griechenland verfasst.
Josiah Ober erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang des antiken Griechenland aufregend neu als »big history«. Er greift die höchst aktuelle Frage nach der Leistungs- und Erfolgsfähigkeit von Staaten im Sinne einer modernen Universalgeschichte für das 21. Jahrhundert
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Produktbeschreibung
Die politisch-kulturelle Blüte des antiken Griechenlands ist eine der faszinierendsten Epochen der Menschheitsgeschichte. Unter Einbeziehung neuer politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektiven hat Josiah Ober eine aufsehenerregende, neue Gesamtdarstellung und Deutung des klassischen Griechenland verfasst.

Josiah Ober erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang des antiken Griechenland aufregend neu als »big history«. Er greift die höchst aktuelle Frage nach der Leistungs- und Erfolgsfähigkeit von Staaten im Sinne einer modernen Universalgeschichte für das 21. Jahrhundert auf. Eindrucksvoll und mit aktuellen Bezügen zeigt er am klassischen Griechenland, wie erst wirtschaftliches Wachstum, ein hohes Maß an Gleichheit sowie bürgerstaatliche Teilhabe die einzigartige Kultur der Hellenen ermöglichten. Es entsteht ein völlig neues Bild des antiken Hellas: nicht mehr eine wirtschaftlich rückständig-gleichgültige Sklavenhaltergesellschaft, sondern ein Netzwerkvon Stadtstaaten, die ihr Wachstumspotential optimal ausnutzen. Schließlich gelingt es ihnen, die am Ende doch übermächtigen »Raubstaaten« Makedonien und Rom so zu prägen, dass das Erbe ihrer Kultur in einzigartiger Weise präsent blieb - bis heute!

Autorenporträt
Josiah Ober, geboren 1953, ist weltweit einer der renommiertesten Altertumswissenschaftler. Er lehrte und forschte u.a. an der Princeton University, seit 2006 ist er Professor für politische Wissenschaften und Alte Geschichte an der Stanford University. Seine Arbeits- und Publikationsschwerpunkte sind: die athenische Demokratie, das politische Denken der Griechen und seine Bedeutung für unsere Zeit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2016

Wettbewerb braucht Vertrauen

Was beherrschten die Alten, was die Jungen nicht können? Josiah Ober erklärt in seinem bedeutenden Buch das Erfolgsgeheimnis der antiken Griechen.

Von Uwe Walter

Die "Pleite-Griechen" unserer Tage können Wirtschaft nicht. Ihr seit der Einführung des Euro wachsender Wohlstand war geschenkt oder erschwindelt. Sie protestieren lautstark gegen Merkel und den IWF, ignorieren aber ihre eigene Schuld an der Misere. Die Regierung trickst und kürzt, anstatt grundlegend zu reformieren und den Anstrengungswilligen Luft zu unternehmerischer Initiative zu geben. Kein Ausweg ist in Sicht.

Dieses verbreitete Bild der fortdauernden ökonomischen, politischen und moralischen Krise berührt sich in historischer Perspektive mit einem den antiken Hellenen lange zugeschriebenen Merkmal: Die Blüte ihrer Kultur sei einer strukturellen Armut abgerungen worden. Schon Herodot wunderte sich, warum der Perserkönig dieses aller Reichtümer ermangelnde Land am Westrand seines Reiches erobern wollte. Eine gewisse Wachstums- und Innovationsdynamik schreiben Historiker der antiken Wirtschaft allenfalls den Römern zu, während - so scheint es - den Hellenen das Politische und das gute Leben wichtiger waren als das Erwerben.

Die zumal von Karl Polanyi wirkmächtig postulierte "Einbettung" wirtschaftlichen Handelns in ein Regelsystem häuslicher wie öffentlicher Moral erschien zeitweise sogar als eine erstrebenswerte Alternative zum profitorientierten Kapitalismus, in dem das Virus Ökonomie alle anderen Lebensbereiche infiziere, nach seinem Bauplan umgestalte und letztlich zerstöre. Gegen diese im Klassizismus wie in den Transformationskrisen der westlichen Welt wurzelnde Erzählung erhebt nun der Althistoriker und Politikwissenschaftler Josiah Ober energisch Einspruch, und das nicht bloß in Form einer steilen Gegenthese. Vielmehr legt er eine ebenso aufregende wie fundierte Geschichte des antiken Griechenland vor; sein Buch gehört zu den zwei, drei besten, die der Althistorie in den letzten Jahren zugewachsen sind.

Geschrieben wurde es im Zusammenhang eines Stanford-Projektes zur vergleichenden Analyse ökonomischen und politischen Erfolgs in der Geschichte. Doch anders als die von hoher Warte schauenden Entwürfe der "Big History" à la Ian Morris bewegt sich Ober auf einer mittleren Flughöhe. Was die Neue Institutionenökonomie oder Modellbildungen aus der Sozialanthropologie und der Informationstechnologie zur Erklärung des griechischen Weges zwischen Homer und dem frühen Hellenismus beitragen können, wird hier luzide auseinandergelegt.

Ober lässt den Leser teilhaben an der Freude über seine Entdeckungen in ganz anderen Disziplinen. So erklärt ihm eine Soziobiologin, dass Bienen- und Ameisenpopulationen eben nicht nach dem Prinzip der strikten Aufgabenteilung funktionieren, wie sie spätestens seit Platons "Politeia" zur Grundausstattung sozialtechnokratischer Idealstaatsentwürfe gehört. Viel näher an der Wirklichkeit und erklärungsstärker sind hier die Beobachtungen von Aristoteles, dessen Überlegungen zur dezentralisierten Zusammenarbeit Ober erhellend mit Thomas Hobbes kontrastiert.

Ungeachtet solcher Lektüren werden in dem Buch antike Quellen weniger als üblich zitiert oder ausgelegt. Gleichwohl ruht die Analyse auf einem soliden Fundament. Ober hat aus dem überreichen Material eines Repertoriums aller griechischen Stadtstaaten der archaischen und klassischen Zeit, welche das "Copenhagen Polis Centre" auf mehr als tausend Seiten vor gut zehn Jahren vorgelegt hat, statistisch verwertbare und für Klassifikationen taugliche Datensätze erarbeiten lassen; das Material ist auf einer Stanford-Website zugänglich und wird im Buch nach allen Regeln der Kunst ausgewertet. Dabei täuscht er nie über unsichere Grundlagen hinweg und gibt immer wieder Berechnungen mit einem Minimum-Maximum-Korridor an. Für exemplarische Tiefenbohrungen stehen wegen der Quellenlage Athen, Sparta und Syrakus im Vordergrund. Und endlich einmal nimmt das oft vernachlässigte vierte Jahrhundert mehr Raum ein als das Zeitalter von den Perserkriegen bis Perikles.

Das antike Hellas bildete ein dezentrales Netzwerk von Stadtstaaten, die nach einem langen Anlauf ihr Wachstumspotential optimal nutzten und denen es gelang, die am Ende doch übermächtigen "Raubstaaten" Makedonien und Rom so zu prägen, dass das Erbe ihrer Kultur in einzigartiger Weise präsent blieb. Das Wohlstandsniveau der prosperierenden Stadtstaatenökologie auf dem Boden des antiken Hellas wurde dort erst im zwanzigsten Jahrhundert wieder erreicht.

Das lag freilich nicht in erster Linie an der guten Anpassung an unterschiedliche naturräumliche Bedingungen. Als Voraussetzungen für eine langfristig bestehende wirtschaftliche, politische und kulturelle Blüte führt Ober vielmehr am antiken Fall eine breite Teilhabe an der Politik sowie Vertrauen in die Zukunft vor, ferner funktionierende öffentliche Institutionen, die beides sichern. Antike und Gegenwart werden dadurch auf analytischer Ebene wieder kommensurabel, fern der etablierten Obsession einer grundsätzlichen Verschiedenheit beider Epochen, aber auch ohne die längst schal gewordene humanistische Beschwörung der Alten als Vorbilder für eine orientierungslos gewordene Moderne.

Weil hier Investitionen in Wissen und Können, Spezialisierung und Austausch, Innovation und Mobilität, "rational choice" und Schumpeters "kreative Zerstörung" für die Schöpfung eines gemessen an vormodernen Verhältnissen bemerkenswert stetigen und sichtbaren Wachstums auf den Feldern Ökonomie, Politik und Kultur eine zentrale Rolle spielen, wurde das Buch hier und da als "neoliberal" gescholten. Ein törichter Vorwurf! Vielmehr wirbt die Rekonstruktion Obers, dem wir grundlegende Studien zur athenischen Demokratie verdanken, für eine Rückgewinnung des politischen Raumes, der - wie aktuell in mehreren Ländern zu besichtigen ist - gerade dann erodiert, wenn viele Bürger der Ansicht sind, nicht faire Regeln und eine Vertrauen schaffende öffentliche Ordnung bestimmten das Geschehen, sondern Elitenegoismus, Intransparenz und Korruption.

Die griechischen Stadtstaaten schufen mit ihren auf breite Teilhabe und geteilte Autorität ausgerichteten Regelwerken einen günstigen Handlungsrahmen. Das verminderte Informationsdefizite auf Märkten, ermöglichte Vertrauen, dass es halbwegs gerecht zugehe, senkte die Transaktionskosten für wirtschaftliche Aktivität und gab Anreize für Unternehmungen auf vielen Gebieten - auch die so ungemein produktiven Tragödienwettbewerbe in Athen kann man in diesem Sinn lesen. Der Wettbewerb in einem überwiegend verlässlichen Rahmen begünstigte auf allen Feldern des Handelns und Wissens Kooperation, Neuerungen und Ausdifferenzierung. Das "griechische Wunder" oder Christian Meiers "Könnensbewusstsein" - hier erfahren sie eine überzeugende Erklärung.

Am Ende erklärt Ober die militärisch-politische Niederlage der Poliswelt gerade mit deren Erfolg: Machthaber wie Philipp II. und Alexander erschlossen ihre eigenen überlegenen Ressourcen an der Peripherie mit Hilfe der Expertise der einst führenden Stadtstaaten und beendeten deren Dominanz. Damit ist die auch aktuell viel diskutierte Frage aufgeworfen, ob nur demokratische Institutionen mittel- und langfristig wirtschaftliches Wachstum in Gang setzen können.

Das ist nicht das einzige Beispiel einer fruchtbaren Irritation, die ein mitdenkender Leser in diesem Buch erfährt. Groß ist der Gewinn auch, wenn Ober historische Ereignisse neu beleuchtet und etwa zeigt, wie die Erwägungen sowohl der Regierung von Melos angesichts der athenischen Vernichtungsdrohung als auch der Athener bei der Debatte über die Sizilienexpedition spiel- und entscheidungstheoretisch eng beieinander lagen.

Intellektuelle Abenteuer dieses Kalibers sind in den Studien zu den alten Griechen und Römern selten geworden. Ob Hellas in Zukunft einmal wieder funktionieren wird, steht dahin. Aber dass es einst erstmals das heute so ersehnte "Paket aus Wohlstand und Demokratie" schnürte, kann nach diesem großartigen Buch nicht länger bezweifelt werden.

Josiah Ober: "Das antike Griechenland". Eine neue Geschichte.

Aus dem Amerikanischen von Martin Bayer und Karin Schuler. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2016. 552 S., geb., 34,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Intellektuelle Abenteuer dieses Kalibers sind in den Studien zu den alten Griechen und Römern selten geworden. Ob Hellas in Zukunft einmal wieder funktionieren wird, steht dahin. Aber dass es einst erstmals das heute so ersehnte "Paket aus Wohlstand und Demokratie" schnürte, kann nach diesem großartigen Buch nicht länger bezweifelt werden.« Uwe Walter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2016 »Weil der Autor neue Denkwege aufzeigt, eine alte Geschichte anders erzählt und dabei immer wieder Disziplingrenzen überwindet, ist ihm ein intellektuell mitreißendes Buch gelungen, das viele, viele Leser verdient.« Uwe Walter, Damals, Februar 2017 »Neueste Geschichtsbetrachtung, mit Gewinn lesenswert« Archäologie in Deutschland, Februar/März 2017 »Eine spannende neue Perspektive auf die griechische Geschichte mit Parallelen zu der heutigen Welt.« Swen Neumann, Lesart, Dezember 2016