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Ein Bergdorf an der schweizerischen Grenze zu Italien: Die Bewohner haben sich eingerichtet, mit ihren Erinnerungen und Sehnsüchten. Doch dann stören zwei Neuankömmlinge das gewohnte Leben: ein ausgebrannter junger Großstadt-Künstler und ein Adler ... Andreas ahnt bei seiner Ankunft in einem abgeschiedenen Bergdorf noch nicht, worauf er sich eingelassen hat. Den ganzen Winter soll er hier verbringen, um über seine Kunst nachzudenken. Doch die interessiert ihn zunächst gar nicht. Denn er ist nicht der einzige Gast in dem herrschaftlichen Palazzo: Ein kranker Adler wurde von der schönen…mehr

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Produktbeschreibung
Ein Bergdorf an der schweizerischen Grenze zu Italien: Die Bewohner haben sich eingerichtet, mit ihren Erinnerungen und Sehnsüchten. Doch dann stören zwei Neuankömmlinge das gewohnte Leben: ein ausgebrannter junger Großstadt-Künstler und ein Adler ...
Andreas ahnt bei seiner Ankunft in einem abgeschiedenen Bergdorf noch nicht, worauf er sich eingelassen hat. Den ganzen Winter soll er hier verbringen, um über seine Kunst nachzudenken. Doch die interessiert ihn zunächst gar nicht. Denn er ist nicht der einzige Gast in dem herrschaftlichen Palazzo: Ein kranker Adler wurde von der schönen Maddalena zur Pflege abgegeben. Der Raubvogel und die Frau ziehen ihn gleichermaßen in ihren Bann. Als an Weihnachten auch noch ein Kind verschwindet, wird Andreas unvermittelt Teil einer Gemeinschaft, die ihm zu Beginn völlig fremd erschien.
In Elisabeth Binders Roman bricht sich das Licht des Lebens wie in einem Schneekristall. Eine bewegende Meditation über das Schweigen der Natur und das Verlangen der Menschen nach einer Offenbarung.
Autorenporträt
Elisabeth Binder, geb. 1951 in Bürglen/Thurgau/Schweiz, Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich, vorübergehend Lehrerin, dann Literaturkritikerin beim Feuilleton der NZZ. Seit 1994 freie Schriftstellerin. Auszeichnung mit der Medaille der Schweizer Schiller-Stiftung sowie dem Förderpreis zum Mörikepreis, Fellbach.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.2010

Hoch hinaus, aber daneben
Elisabeth Binders Bergroman versteigt sich stilistisch

Die Erzählwelt in Elisabeth Binders viertem Roman "Der Wintergast" erreicht und verlässt man im gelben Postauto. Bei Ankunft und Abreise sitzt darin nur ein einziger Passagier, der junge Künstler Andreas. Er ist zu einem Stipendienaufenthalt in ein kleines Schweizer Bergdorf nahe der italienischen Grenze gekommen, um Abstand von seinem enttäuschenden Leben zu gewinnen. Seine Läuterung fordert indes keine sieben Jahre wie bei Hans Castorp, sondern nur wenige Wintermonate.

Innere Entwicklung dominiert in diesem Roman über Handlung. Äußerlich passiert nicht viel. Der Fremde gerät in eine Dorfgemeinschaft melancholischer Charaktere - vornehmlich verblühender, einsamer Frauen. Da ist die Pfarrerin Maddalena, die man wiederholt in der Haltung von Dürers "Melencolia" über ihren Glauben brüten sieht. Die Opernsängerin Susanna betreibt ein Sanatorium für Greifvögel und ist um Andreas besorgt.

Die Dorfschenke und den Laden betreiben zwei Frauen, ein Paar wie die biblischen Schwestern Maria und Martha. Zugleich offeriert dort eine Miralda ihre Liebesdienste. Und die Mesnerin, deren Tochter sich das Leben nahm, kümmert sich mit ihrem Schwiegersohn um ein ziemlich verschlossenes Mädchen namens Andrea. Als dieses sechsjährige Kind plötzlich davonläuft, erweist sich der verträumte Künstler endlich seines Namens als andreios würdig, als er "tapfer und tüchtig" die kleine Andrea aus Nacht und Schnee errettet.

Eine so bunte Gesellschaft wird man in einem einzigen Dorf kaum antreffen. Einmal ist zwar von noch weiteren Einwohnern die Rede, "die hier keine Erzählfiguren geworden sind". Doch dieser Fingerzeig über die fiktive Welt hinaus zerstreut nicht den Eindruck einer etwas bemühten Konstruktion. Die aus Versatzstücken erlebter Rede zusammengepuzzelten Figuren fügen sich zu einem Kaleidoskop, das am Reißbrett entstanden ist. Miteinander verbunden sind die einzelnen Lebenslinien durch ein symbolisches Erzählverfahren: Überall entwickelt sich das Allgemeine aus dem Besonderen, alles wird mit Bedeutung aufgeladen.

So wird ein kränklicher junger Adler, den Maddalena einfängt und den Susanna in der Vogelstation pflegt und schließlich "auswildert", zum Spiegelbild für den sich selbst befreienden Künstler. Als Andreas, der unerfahrene Flachländer, auf einer Bergwanderung einmal den markierten Weg verlässt und über einen Bach von der Schatten- auf die Lichtseite des Tales wechselt, erscheint ihm das wie eine abenteuerliche Grenzüberschreitung. Wohin? Vielleicht ins Reich jenes märchenhaften Berggeistes, der im Text gelegentlich auftaucht und der seine Existenz dem Kinderglauben oder Naturmythen verdankt.

An solchen Stellen verliert dieser eigentlich atmosphärisch eindringliche Roman an Souveränität. "In der Kunst", erinnert sich Andreas auf seiner "Grand Tour" an einen früheren Traum, "kam man ohne Kletterei, mit einer Glanzidee zum Gipfel." Doch jetzt muss er sich eingestehen, dass das nur selten leicht ist. Auch Elisabeth Binders Weg bergauf streift viel Schönes, verläuft aber nicht ohne Anstrengung.

ALEXANDER KOSENINA

Elisabeth Binder: "Der Wintergast". Roman.

Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2010. 190 S., geb., 18,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit großem Entzücken hat Beatrice Eichmann-Leutenegger den neuen Roman von Elisabeth Binder gelesen und verneigt sich tief vor der behutsamen Art ihrer Menschenbeschreibung. Hier geht es, wie man also liest, um einen Mann aus der Stadt, den eine Enttäuschung sich in ein Bergtal zurückziehen lässt. Unmerklich verwebe Binder die Geschichte des Mannes mit denen der Dorfbewohner, auf die er nun trifft. Ein wahrer Mikrokosmos entsteht bald vor den Augen der Kritikerin, Schicksale, die von "Schuld, Enttäuschung, Einsamkeit und zerstörerischer Verzweiflung" erzählen. Elisabeth Binder gelingen aus ihrer Sicht einprägsame Menschenbilder, die sie auch noch lange nach Lektüre-Ende vor sich zu sehen glaubt. Dabei sorge die "leichte und schlackelose" Sprache dieser Autorin dafür, dass dem Buch nichts Schweres anhaftet, und sogar das Schweigen der Berge auf unnachahmliche Weise von ihr in den Text geholt wird.

© Perlentaucher Medien GmbH