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Es gibt nichts, was Giorgio Pellegrini fremd ist: Vergewaltigung, Erpressung, Flucht, Verrat, Knast, Mord. Je mehr Verbrechen er begeht, desto näher kommt er seinem Ziel, eine bürgerliche Existenz zu führen. Als er dieses Ziel erreicht hat, will er es nicht mehr aufgeben - koste es, was es wolle.
Giorgio Pellegrini ist Exterrorist und skrupelloser Verbrecher: Gute Eigenschaften, um sich im korrupten Nordosten Italiens an die Spitze der bürgerlichen Gesellschaft zu arbeiten. Dabei geht er über Leichen. Doch dann fällt ihm ausgerechnet der Mensch in den Rücken, der ihm geholfen hat, in die
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Produktbeschreibung
Es gibt nichts, was Giorgio Pellegrini fremd ist: Vergewaltigung, Erpressung, Flucht, Verrat, Knast, Mord. Je mehr Verbrechen er begeht, desto näher kommt er seinem Ziel, eine bürgerliche Existenz zu führen. Als er dieses Ziel erreicht hat, will er es nicht mehr aufgeben - koste es, was es wolle.

Giorgio Pellegrini ist Exterrorist und skrupelloser Verbrecher: Gute Eigenschaften, um sich im korrupten Nordosten Italiens an die Spitze der bürgerlichen Gesellschaft zu arbeiten. Dabei geht er über Leichen. Doch dann fällt ihm ausgerechnet der Mensch in den Rücken, der ihm geholfen hat, in die ehrbaren Kreise einer von mafiöser Korruption durchtränkten Gesellschaft aufzusteigen. Pellegrini muss ein weiteres Mal seine dunkle Seite bemühen, um nicht unterzugehen. Mit eiskaltem Pathos und elektrisierender Lakonie erzählt, bietet Carlottos Roman einen tiefen Einblick in die Abgründe einer dunklen Seele und das korrupte System Italiens.
Autorenporträt
Massimo Carlotto, geboren 1956 in Padua, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens. Als Sympathisant der extremen Linken wurde er in den 1970er Jahren zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Er lebt heute auf Sardinien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.2016

Verschenkt, vertuscht, verkommen
Krimis in Kürze: Morde im Berlin der zwanziger Jahre, in Marokko und im Veneto

Aus einer Idee wird ein Buch, dem Buch folgen weitere, und aus den Büchern wird eine Fernsehserie. Ein Autorentraum. Für Volker Kutscher ist er Wirklichkeit geworden. Seine Romane um den Kommissar Gereon Rath haben ihn zum Bestsellerautor gemacht; nach seinen Büchern, die mit viel Gespür für Spannung und politisches Klima vom Ende der Weimarer Republik im Medium des Krimis erzählen, entsteht jetzt auch eine der teuersten Serien, die sich das deutsche Fernsehen leisten will, wobei sich für "Babylon Berlin" sogar die ARD und der Bezahlsender Sky zusammengetan haben.

Kutscher war nicht der Erste auf dem historischen Terrain, Susanne Goga etwa hat ihren Kommissar Leo Wechsler schon früher durch die historische Berliner Unterwelt geschickt. Aber Kutscher mit seinen inzwischen fünf Büchern ist der Mann, der den Standard setzt - und leider wohl auch den einen oder anderen Nachahmer ermuntert hat. Allerdings würde man auch ohne Kutscher schnell sehen, dass die beiden Autoren aus dem Gmeiner Verlag vom historischen Stoff wie von der dazu passenden Form leicht überfordert sind. In Renegald Gruwes Roman "Spreeleichen. Ein Fall für Erich Malek" (Gmeiner, 281 S., br., 11,99 [Euro]) ist schon nach ein, zwei Kapiteln nicht mehr viel zu hoffen. Kriminalkommissaranwärter Malek, ein eher schlichtes Gemüt, wird 1928 in einen haarsträubenden Plot um einen Zuhältermörder und einen Filmstar auf Abwegen verwickelt, der auch smartere Ermittler ratlos gemacht hätte. Sprachlich ungelenk, mit wenig Sinn für Spannungsaufbau und Zeitkolorit, ist hier die Luft schnell raus.

Robert Baur, der in "Engelsflug" (Gmeiner, 407 S., br., 12,99 [Euro]) zum zweiten Mal seinen Exkommissar Grenfeld ins Rennen schickt, ist da schon versierter, was Komposition und historische Kulisse angeht. Der Roman spielt im Januar 1927, und er bemüht sich nach Kräften, das wilde, vergnügungssüchtige Berlin jener Zeit heraufzubeschwören. Die Geschichte führt in die Welt des Zirkus und des Kunsthandels, unter russische Exilanten und ins vornehme Grunewaldmilieu, weil Grenfeld reich geheiratet hat; Geheimdienste spielen eine Rolle und das trübe Treiben der Reichswehr, doch insgesamt hat Baur sich mehr aufgeladen, als sich sinnvoll mit Anlage und Aktionsradius seiner Hauptfigur vereinbaren lässt.

Aus der deutschen Vergangenheit führt einen Michael Lüders in die Gegenwart. Der Publizist ist als Iran-Versteher bekannt, er ist schon durch einige Talkshows getourt und hat nicht unumstrittene Bücher zur Nahost-Politik publiziert. Nun also ein Thriller, "Never say anything" (C. H. Beck, 367 S., br., 12,99 [Euro]). Die Ausgangsidee ist vielversprechend. Eine deutsche Journalistin erlebt auf Reportagereise tief in Marokko, wie ein Dorf von Drohnen und Hubschraubern ausgelöscht wird - ein amerikanischer Angriff auf vermeintliche Al-Qaida-Kämpfer. Daheim will niemand ihre Geschichte drucken, sie bekommt viele Probleme in Berlin, vertuschungswillige Geheimdienste interessieren sich für Sophie Schelling, aber auch eine linke Konfliktforscherin.

Es fällt rasch auf, auch wenn man keinerlei Illusionen über die schmutzigen Hände der amerikanischen Dienste in den letzten Jahrzehnten hat, dass "Never say anything" (was natürlich auf die NSA anspielt), seinen Antiamerikanismus reichlich penetrant zur Schau stellt. Dem Plot tut das gar nicht gut, man muss sich schon sehr verrenken, um den Windungen bis zum Finale zu folgen. Das hat weniger mit Zweifeln am Realismus als mit einem Mangel an Plausibilität zu tun. Abgesehen davon, ist Sophie Schelling nicht viel mehr als ein X, eher Multifunktionsinstanz als lebendige Romanfigur. Und Lüders' stilistische Möglichkeiten sind limitiert. Keine Floskel ist ihm fremd, da muss nicht erst der "angegraute Lebemann mit dem schmalen Oberlippenbart, dessen stahlblaue Augen beinahe übernatürlich wirkten", kommen. Schade um eine verschenkte Möglichkeit.

Zum Ende noch ein kleiner Ausflug ins Veneto mit Massimo Carlotto, dem Autor, der Mitglied von Lotta Continua war und sechs Jahre im Gefängnis saß, für einen Mord, den er nicht begangen hatte. Der Tropen Verlag hat in "Am Ende eines öden Tages" (381 S., br., 14,95 [Euro]) Carlottos bereits 2007 erschienenen Roman "Arrivederci Amore, Ciao" mit dessen Fortsetzung kombiniert, Carlotto hat nur für diese Ausgabe eine Art Brückentext zwischen beiden verfasst. Das liest sich gut in seiner umfassenden Amoralität, zu welcher der nüchterne Ton gut passt. Der Held Giorgio Pellegrini ist ein Muster-Arschloch, ein Mann ohne irgendeine positive Eigenschaft, und dass dieser großkalibrige Repräsentant des Bösen seinen unternehmerischen Weg in die besseren Kreise der Provinzstadt macht, darin steckt ja auch ein nie ganz unzutreffendes Italien-Porträt.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2016

Unentdeckte Sünden zählen nicht
Terrorismus, Guerillakrieg, Escort-Service – Massimo Carlotto erzählt die Geschichte seines Helden Giorgio Pellegrini weiter, der
auf die unbegrenzten Möglichkeiten des kreativen Verbrechens vertraut. Und womöglich der Mann der Stunde ist
VON BERND GRAFF
Kriminalromane leben davon, dass sie der Wirklichkeit absprechen, hinreichend evident zu sein. Die bösen Akteure verwenden hier ihre Kräfte darauf, ein wahres Geschehen zu vertuschen, und die guten, es zu ermitteln. Man kann dem Augenschein nicht trauen. Er erfasst nur die Fassade. Und die Cops sind die Fassadenkletterer. Der doppelte Boden also ist der feste Grund, auf dem alle Krimis gebaut sind.
  Das gilt auch für Massimo Carlottos „Am Ende eines öden Tages“. Und es gilt hier auch wieder nicht. Denn man gewinnt sehr schnell den unbehaglichen Eindruck, sein literarisch verfasstes Geschehen beschreibe eine bestimmte Sorte „echter“ Wirklichkeit, das Buch könne eine Dokumentation realer Verhältnisse sein.
  Dieser Band besteht in seiner aktuellen deutschen Fassung nicht aus einem, sondern aus zwei Büchern. Denn der erste Teil wurde in Deutschland bereits 2007 unter dem Titel „Arrivederci amore, ciao“ veröffentlicht. Der zweite Teil erschien 2011 in Italien unter dem Titel „Alla fine di un giorno noioso“, also unter dem, den nun das Gesamtkonvolut auf Deutsch trägt. Nur für die deutsche Fassung hat Carlotto auch noch ein Scharnierstück eingefügt, es heißt „Einige Monate später“ und bildet eine Überleitung zwischen den Teilen.
  Giorgio Pellegrini, der Negativheld hier, ist ein Verbrecher mit und aus Leidenschaft. Obwohl er seine Taten überlegt, hartnäckig und unbehelligt von Empathie durchzieht, erlebt er sich dabei als Ästhet, der exquisit tötet, nicht einfach nur umbringt: ein brillanter Spitzenkiller. „Ich vertraue auf die unbegrenzten Möglichkeiten des kreativen Verbrechens“, sagt er.
  Dieser Stolz ist die einzige positive Gefühlsregung, zu welcher der Ex-Terrorist fähig ist. Er hatte mal in Norditalien ein paar „belanglose Attentate“ begangen. Das sah die Staatsanwaltschaft anders und verfolgte ihn. Also ist Pellegrini mit einem Compañero in ein zentralamerikanisches Land geflohen. Gleich auf der ersten Seite liquidiert er den Kumpel, um sich beim Comandante eines Guerilla-Trupps einzuschmeicheln. Doch das Dschungelleben behagt ihm nicht, er flieht in ein benachbartes Land und kommt als Barkeeper unter. Hier vögelt er sich durch das touristische Angebot, bis er auffliegt, wieder flieht – und beschließt, sein Leben zu ändern. Er geht nach Italien zurück, wird Kronzeuge und verpfeift wirklich jeden seiner ehemaligen Freunde, bevor er eine stark verkürzte Haftstrafe antritt.
  Danach will er ein ehrbarer Bürger sein, der in Norditalien sein Geld nun im eigenen Restaurant verdient und es zusätzlich mit einem Escort-Service und Edelnutten mehrt. Einige seiner alten Kameraden haben indes auf ihn gewartet, glühend vor Rachegelüsten. Unser Mann bringt sie alle eiskalt um – auch die eigene Verlobte.
  Massimo Carlotto ist in Italien nicht nur wegen seiner Krimis ein bekannter Mann; er war wie sein fiktiver Giorgio selber einmal Mitglied in einer linken Vereinigung, der Lotta Continua. 1976 hatte er eine Tote gefunden, nicht er war der Mörder, aber in einem ersten Prozess konnte er seine Unschuld nicht belegen und wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt. Carlotto floh nach Mexiko, wo er Jahre lang untertauchte. Dann wurde er gestellt und nach Italien ausgeliefert. Hier ging er ins Gefängnis. Sechs Jahre lang. Sein Fall wurde wieder aufgerollt, es gab Urteile, Revisionen, Neuverurteilungen, ein spaghettihaftes Justizskandalon, das erst 1993 durch den Staatspräsidenten Scalfaro mit Begnadigung beendet wurde. Seitdem lebt Carlotto als Autor.
  Sein Roman ist mehr als nur das Porträt einer kriminellen Karriere, es ist das ätzende Sittengemälde einer völlig verkommenen, bigotten Gesellschaft. Pellegrini umgarnt etwa den in der Politik mit seiner Partei aufstrebenden Anwalt Brianese, den man nur deshalb nicht einen Verbrecher nennen möchte, weil er seine widerliche Gier und sein Handeln als demokratisch legitimierten Volkswillen verkaufen kann. Die Anklänge an Berlusconis Bunga-Bunga-Politik sind unverkennbar.
  Am Ende des „Scharnierstücks“ heißt es: „Korruption, Gewalt, Geld und Heuchelei hatten mir die Türen zur guten Gesellschaft geöffnet. Meine früheren Sünden waren vergeben worden, und die, die ich tagtäglich beging, zählten so lange nicht, solange sie nicht entdeckt wurden. Aber das würde nie geschehen. Denn ich war der Bessere. Und der Brutalere.“
  Der dritte Teil belegt das. Die Karriere des Politikers erhält eine Delle, die Mafia schaltet sich ins Restaurant-Geschäft ein. Gemordet wird immer weiter. Dann wieder gerächt. Es geht, von Pellegrini orchestriert, blutig drunter und besudelt drüber. Niederschmetternd. Oft beginnen Absätze mit der Floskel des Buchtitels: Am Ende eines öden Tages . . . Man müsste von Krise sprechen. Doch Krise? Welche Krise?   
  Diese gute Gesellschaft verlebt öde Tage der Gier und des Verbrechens. Und macht unbehelligt und ungebremst immer weiter. Doch fragt man sich: Ist dies eigentlich nur das Kennzeichen der offiziell als kriminell bezeichneten Nachtschattenseite von Gesellschaft? Gilt nicht generell als vorbildlich, wer planvoll, hartnäckig und unbehelligt von Skrupeln seine Ziele verfolgt? Und ist, spätestens nach den Panama Papers, nicht ersichtlich geworden, wie sich weltweit Mitglieder der sogenannten besseren Kreise mit ein paar Briefkasten-Tricks von der Last der Aufrichtigkeit und ihrer Steuerschuld befreien?
  Hat Massimo Carlotto also nur einen packenden Kriminalroman geschrieben, der das Spiel um Trug und Täuschung sehr forciert – oder hat er nicht vielmehr die pointierte Skizze einer realeren Wirklichkeit vorgelegt, also das Buch der Stunde?
                    
Massimo Carlotto: Am Ende eines öden Tages. Aus d. Italienischen von Hinrich Schmidt-Henkel, Katharina Schmidt, Barbara Neeb. Tropen Verlag, Stuttgart 2016. 381 S., 14,95 Euro. E-Book 11,99 Euro.
Massimo Carlotto, Jahrgang 1956, stand vor seiner Karriere als Autor im Zentrum eines kontroversen Terrorismus-Prozesses in Italien. Verurteilt wegen Mordes, wurde er nach juristischem Hickhack vom Staatspräsidenten begnadigt. Foto: Marijan Murat
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der erste Teil von Massimo Carlottos Krimiband um den Spitzenkiller Giorgio Pellegrini war bereits 2007 unter dem Titel "Arrivederci, amore, ciao" auf Deutsch erschienen, nun liegt endlich ein Doppelband vor, der auch die Fortsetzung enthält, freut sich Rezensent Bernd Graff. Er nennt gleich eine ganze Reihe von Gründen für die Lektüre: Zum einen weiß Carlotto wovon er schreibt, wurde er doch selbst einst des Mordes bezichtigt, floh nach Mexiko und saß später sechs Jahre bis zu seiner Begnadigung in Haft, informiert der Kritiker. Zum anderen gelingt dem Autor hier ein beeindruckend "ätzendes Sittengemälde" der italienischen Gesellschaft unter Berlusconis "Bunga-Bunga-Politik", schreibt Graff, der in diesem spannenden Roman kaum noch zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden kann.

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»Sein Roman ist mehr als nur das Porträt einer kriminellen Karriere, es ist das ätzende Sittengemälde einer völlig verkommenen, bigotten Gesellschaft.« Bernd Graff, Süddeutsche Zeitung, 12.4.2016 »Erzählt aus der Perspektive eines skrupellosen Verbrechers gibt der Roman tiefe Einblicke in die Abgründe einer dunklen Seele und eines korrupten Systems.« Augsburger Allgemeine, 11.6.2016 »Das Psychogramm dieses unkonventionellen Killers ist packend, psychologisch schlüssig - und von einer Intensität, die ihresgleichen sucht.« Hendrik Werner, Weser-Kurier, 1.5.2016 »Carlotto legt mit "Am Ende eines öden Tages" einen rasanten Kriminalroman vor, in dem er auf beeindruckende Weise der inneren Logik des Verbrechens nachspürt.« Florian Schmid, Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, 16.4.2016 »Das Buch ist packend, herausfordernd, sozialkritisch.« Arno Renggli, Neue Luzerner Zeitung, 30.5.2016 »Zu seinem Stil gehört Lakonie gepaart mit eiskaltem Pathos, mit dem er einen tiefen Einblick in die Abgründe einer dunklen Seele und das korrupte System Italiens liefert.« Jürgen Küssow, Radio Transglobal, 27.7.2016