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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2001

Auf zum zweiten Wirtschaftswunder
Nachdenkenswertes als Rückenstärkung gegen Sozialisten-Gesäusel

Randolf Rodenstock: Chancen für alle. Die Neue Soziale Marktwirtschaft. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 2001, 192 Seiten, 48 DM.

Das ist der Ausgangspunkt: Der Autor macht als junger Mann die persönliche Erfahrung, "wie sehr der Charakter des politisch-wirtschaftlichen Systems die Ausstrahlung eines Landes und dessen Bevölkerung prägt". Als Physiker gewohnt, sich bisher nur in naturwissenschaftlichen Denkkategorien zu bewegen, erlebt und erkennt er unversehens, "daß Freiheit, Wohlstand und Lebensfreude dort bestens gedeihen, wo das herrscht, was wir Soziale Marktwirtschaft nennen". Damals in Afrika, am Beispiel und im zufälligen Vergleich des sozialistischen Tansania und des marktwirtschaftlichen Kenia, sind ihm "die Augen dafür geöffnet worden, was wir unserer Sozialen Marktwirtschaft zu verdanken haben und welche Chancen sie für den einzelnen Menschen und uns alle bietet".

Heute ist der Autor Unternehmer und leitet das Familienunternehmen in der vierten Generation dieser Familie. In Diskussionen erfährt er, wie sehr es doch in weiten Kreisen der Bevölkerung daran mangele, Marktwirtschaft und "unternehmerische Grundpositionen" zu akzeptieren. Er registriert, daß die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft als eine branchen- und parteiübergreifende Aktion das Verständnis für die Soziale Marktwirtschaft fordern, deren Grundlagen und Funktionsweise erläutern und die Chancen aufzeigen soll, wenn man diese Marktwirtschaft erneuert. Doch was dazu bisher in der Vielfalt der Beiträge mit ihrer häufig zu akademischen Ausdrucksweise vorliegt, trägt für ihn eher dazu bei, die Bürger zu verwirren und zu desorientieren, statt bei ihnen Verständnis zu wecken und Klarheit zu schaffen. Daraus entstand die Idee zu diesem Buch.

Rodenstock nennt die Neue Soziale Marktwirtschaft richtigerweise "wiederbelebte" Soziale Marktwirtschaft, denn die "neue" ist die bekannte und bewährte alte; neu ist daran nichts. Noch zutreffender wäre von "wiederzubelebender" zu sprechen, denn noch ist nicht wiederbelebt, was sich seit den fünfziger, sechziger Jahren über die Zeit hin aus der gelebten Marktwirtschaft verflüchtigt hat, was in ihr verwässert oder marktwirtschaftlich noch nicht einmal ins Werk gesetzt worden ist. Zu vieles, zu Wichtiges ist von Anfang an (1948) marktwirtschaftlich entweder nur dürftig oder überhaupt nicht belebt gewesen, harrt der Belebung also noch immer, darunter der Arbeitsmarkt, das Gesundheitswesen, die Altersversorgung, das Staatswesen selbst, denn viel zuviel haben sich seine Politiker anmaßend angeeignet zu tun, was zu tun allein Sache der Bürger selbst sein muß.

Der Autor wirbt vorsorglich um Nachsicht bei jenen, die in diesem Buch neue akademische Wahrheiten vermissen. Er muß sich nicht sorgen; man ist doch schon dankbar, wenn wenigsten die alten immer wieder hochgehalten werden. Auch eine "Kampfschrift gegen andersdenkende Sozialisten" soll sein Buch nicht sein. Aber die lassen sich so oder so nicht überzeugen; es genügt, alle anderen in ruhiger überzeugender Diktion mit Tatsachenwissen und Argumentationshilfen zu versorgen und ihnen auf diese Weise gegen Sozialisten-Gesäusel den Rücken zu stärken.

Folglich erfährt der Leser anfangs in aller Kürze etwas von Ludwig Erhards Wirtschaftswunder, er liest im weiteren Verlauf vom Segen des Wettbewerbs, vom Abenteuer und Zauber der Freiheit, von der Notwendigkeit des frei verfügbaren privaten Eigentums und davon, worauf sich der Staat zu beschränken hat. Ihm wird auch klargemacht: "Schlecht entlohnte Arbeitsplätze sind besser als keine Arbeitsplätze." Und er lernt: Die staatlichen Schulden von heute sind nur Genuß auf Pump und die Steuern von morgen. Dies alles und noch mehr in nicht hochgestochener Sprache dargeboten, macht das Buch lesenswert, bringt zum Nachdenken darüber, was alles im argen liegt und zu ändern ist. Daraus ergibt sich gleichsam zwangsläufig: Es wird Zeit, aufzubrechen ins zweite Wirtschaftswunder. Nötig ist's, möglich wär's, gelingen wird's wohl kaum.

KLAUS PETER KRAUSE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Klaus Peter Krause erläutert zunächst, dass es dem Unternehmer Rodenstock vor allem darum geht, bei den Bürgern mehr Verständnis für die Soziale Marktwirtschaft zu wecken - was nach Ansicht des Autors sonst oft daran scheitert, dass die häufig recht akademisch verfassten Beiträge eher für Verwirrung als für Aufklärung sorgen. Dass Rodenstock sich hier einer verständlichen Sprache bedient, gehört für Krause zu den zahlreichen Pluspunkten dieser Publikation, ebenso wie die "ruhige überzeugende Diktion", mit der Rodenstock hier "Tatsachenwissen und Argumentationshilfen" gegen sozialistische Thesen bietet. Darüber hinaus erfahre der Leser viel über die Gefahren von Staatsschulden, über Ludwig Erhard, die Vorteile privaten Eigentums und Arbeitsmarktpolitik. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und den Blick schärft, so der Rezensent.

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