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Der vorliegende Band vereinigt in leicht überarbeiteter Form drei Vorträge, die im Juni 2003 auf einer Tagung im brandenburgischen ehemaligen Zisterzienserkloster Lehnin zu Ehren des international renommierten Mittellateinischen Philologen Fritz Wagner anlässlich seiner Emeritierung gehalten wurden. Das Spektrum der Beitragsthemen, das von aktuellen Fragen und Problemen der mittelalterlichen Baugeschichte (G. Binding) über christliche Blutwunderberichte (W. Köhler) aus der Sicht der heutigen Naturwissenschaft bis zu "Gedanken zur Entstehung der italienischen Renaissance" (C. Zintzen) reicht,…mehr

Produktbeschreibung
Der vorliegende Band vereinigt in leicht überarbeiteter Form drei Vorträge, die im Juni 2003 auf einer Tagung im brandenburgischen ehemaligen Zisterzienserkloster Lehnin zu Ehren des international renommierten Mittellateinischen Philologen Fritz Wagner anlässlich seiner Emeritierung gehalten wurden. Das Spektrum der Beitragsthemen, das von aktuellen Fragen und Problemen der mittelalterlichen Baugeschichte (G. Binding) über christliche Blutwunderberichte (W. Köhler) aus der Sicht der heutigen Naturwissenschaft bis zu "Gedanken zur Entstehung der italienischen Renaissance" (C. Zintzen) reicht, spiegelt das breite Forschungsspektrum Fritz Wagners wider, das weit über die Grenzen einer im strengen Sinne betriebenen Mittellateinischen Philologie hinausgeht. Eingeleitet wird der Band durch "laudationes", die aus unterschiedlicher Perspektive seine Gelehrtenpersönlichkeit und seine wissenschaftliche Laufbahn würdigen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2004

Kein Zughund
Festschriften können übergreifend interessant sein: Ein Beispiel
Die akademische Festschrift ist so ehrwürdig und zugleich so deutsch wie die Humboldtsche Universität. Ursprünglich als Auszeichnung bedeutender Gelehrter gedacht, wurde sie diesen zu runden Geburtstagen oder zur Emeritierung von Schülern und Kollegen dargebracht. Die einzelnen Beiträge sollten auf das Werk des Jubilars Bezug nehmen und zu einer wissenschaftlichen Standortbestimmung der Schule oder Richtung beitragen. Inzwischen sind Festschriften im Zeichen der Massenuniversität jedoch zu Routinepublikationen verkommen. Ein namhafter Romanist, der sich eine Festschrift grundsätzlich verbeten hatte, bezeichnete diese Textsorte als Abladeplatz für sonst nicht zu platzierende Publikationen. Mehrere seiner Schüler haben einen Verein gegründet, dem nur die beitreten können, die sich eine Festschrift ausdrücklich verbitten.
Um so glücklicher ist der Rezensent, wenn er eine zwar kleine, aber feine Festschrift in die Hand bekommt wie die vorliegende, die an die ursprüngliche Bestimmung dieser Ehrung anknüpft. Sie wurde dem umtriebigen und vielfach ausgezeichneten Berliner Mittellateiner Fritz Wagner aus Anlass seiner Zurruhesetzung zugeeignet. Zwar kommt auch sie nicht ohne die Übertreibungstopik der Gattung aus, aber diese wird von dem Mainzer Akademiepräsidenten und Altphilologen Clemens Zintzen, der das Vorwort verfasst hat, mit einigem Witz vorgetragen.
Zintzen rühmt Wagner mit Recht dafür, dass es ihm gelungen ist, von seinem in der Fächersystematik der klassischen Universität eher randständigen Fach aus den Bogen zu zahlreichen anderen Disziplinen - Altphilologie, Germanistik, Theologie, Philosophie, Romanistik - zu schlagen und gleichzeitig die nationalen Grenzen zu überschreiten. Goethe zitierend, bezeichnet Zintzen den Jubilar als einen Professor, der nicht „stationär” sei und „nur fixe Ansichten” überliefere. Er gehöre mitnichten zu den Standesgenossen, die Goethe mit Zughunden vergleiche, „die, wenn sie kaum ein paarmal angezogen hätten, auch schon wieder ein Bein zu allerlei bedenklichen Verrichtungen aufhöben, so dass man mit den Bestien gar nicht vom Flecke komme”.
Arkaden und Blutwunder
Die Festschrift enthält neben Laudationen drei wissenschaftliche Beiträge, die im Sinne Wagners Brückenfunktion haben und für mehrere Disziplinen aufschlussreich sind. Alle drei Verfasser bewegen sich im Rahmen von Mittelalter und Renaissance. Der Kölner Kunst- und Architekturhistoriker Günther Binding nutzt frühmittelalterliches Quellenmaterial zur Baugeschichte und trägt die vorkommenden Belege für die runde Säule („columna”) und den rechteckigen Pfeiler („pilarius”) zusammen. Das gesichtete Material stellt nicht nur einen wichtigen Beitrag zur architektonischen Begriffsgeschichte dar, sondern kann auch belegen, dass die Arkaden des frühmittelalterlichen Klosters St. Gallen, einer der wichtigsten Klosteranlagen des Abendlandes, von rechteckigen Pfeilern getragen wurden. Erst die gotischen Gliederpfeiler werden Säule und Pfeiler kombinieren und zu einem einheitlichen Bauglied verschmelzen.
Der Jenenser Mediziner und Erfurter Akademiepräsident Werner Köhler sichtet ein umfassendes Korpus von Blutwundern, die im Mittelalter als sich verfärbende Gewässer oder blutende Hostien bezeugt sind. Während das erste Phänomen, wie man heute weiß, auf eine Alge zurückzuführen ist, ist für die Brotverfärbung ein Bakterium, Serratia marescens (Bacterium prodigiosum), verantwortlich. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts wurde das Bluten den Juden angelastet, die aus Hass auf die Christen die Hostien gekocht, geröstet oder angestochen hätten, so dass das Blut des Erlösers ausgetreten sei. Köhlers fesselnder Bericht hat noch eine Pointe: Aus dem an sich harmlosen, wegen seiner roten Farbstoffbildung im Mittelalter menschenmordenden Bakterium sei inzwischen ein meist weißwachsender, durch erworbene Pathogenität krankheitserregender Keim geworden.
Im letzten Beitrag untersucht Clemens Zintzen am Beispiel der Florentiner Renaissance im Vergleich mit dem augusteischen Rom, unter welchen Bedingungen neue Kulturen entstehen. Er benennt, bewusst sozio-ökonomische Faktoren ausblendend, eine Vorbildkultur, die man umwandeln und sich anverwandeln kann, einen kunstliebenden mäzenatischen Staat sowie eine genügend große Zahl genialischer Gebildeter, die neuartige Kunstwerke kreieren. Alle drei Beiträge zeigen exemplarisch, wie man solide Philologie für eine übergreifende Kulturgeschichte nutzbar machen kann.
FRANK-RUTGER HAUSMANN
ANGELIKA LOZAR, SYBILL DE VITO-EGERLAND (Hrsg.): Mittelalter und Renaissance. In honorem Fritz Wagner. K.G. Saur, München und Leipzig 2004. 120 Seiten, 48 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Frank-Rutger Hausmann zeigt sich hocherfreut, dass diese "kleine, aber feine" Festschrift zu Ehren des Emeritus Fritz Wagner sich nicht als Plattform für anderweitig nicht unterzubringende Aufsätze versteht, sondern mit seinen drei Aufsätzen veritable Beiträge zum Mittelalter und zur Renaissance zu bieten hat. Der erste der drei Aufsätze befasst sich mit der Baugeschichte des Klosters St. Gallen und liefert auf diesem Wege einen "wichtigen Beitrag zur architektonischen Begriffsgeschichte", wie der Rezensent lobt. Auch die Untersuchung der "Blutwunder" im Mittelalter von Werner Köhler und der letzte Beitrag von Clemens Zintzen, der sich anhand der Florentiner Renaissance mit den "Bedingungen" unter denen "neue Kulturen entstehen" beschäftigt, überzeugen Hausmann als "fesselnde" Darlegungen. Am meisten aber freut den Rezensenten, dass alle drei Aufsätze demonstrieren, "wie man solide Philologie für eine übergreifende Kulturgeschichte nutzbar machen kann".

© Perlentaucher Medien GmbH
"'Mittelalter und Renaissance' ist ein unbedingt lesenswertes Buch [...]."
Forum Classicum, Bamberg, Nr. 3, 2004

"Alle drei Beiträge zeigen exemplarisch, wie man solide Philologie für eine übergreifende Kulturgeschichte nutzbar machen kann."
Süddeutsche Zeitung, München, 6. Dezember 2004

"Verschiedenste Wissenschaften haben Fritz Wagner für seine stets so soliden wie innovativen Studien zu danken; sie verdanken der Persönlichkeit und dem Rang dieses Wissenschaftlers nun auch die weitgespannten Ergebnisse dieser in jeder Hinsicht originellen Festschrift, der man gründliche interdisziplinäre Rezeption wünscht."
Wirkendes Wort, Trier, Nr. 3, November 2004