12,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Otto Flakes Autobiographie erzählt die Geschichte eines unbequemen Autors, der seinen Platz in einer Zeit voller Widrigkeiten sucht. Mit der ihm eigenen Nüchternheit blickt Flake zurück. Was er über die Zeit des inneren Exils schreibt, wird zum bitteren Fazit seines Lebens: »Ich lag falsch im Rennen - ich lag falsch mein Leben lang, in diesem Land.« Der gefragte Autor und Grenzgänger zwischen Deutschland und Frankreich, der Mitarbeiter der 'Neuen Rundschau' gerät mit dem Beginn des inneren Exils als kritischer Intellektueller und überzeugter Einzelgänger zunehmend in Vergessenheit. Mit seiner…mehr

Produktbeschreibung
Otto Flakes Autobiographie erzählt die Geschichte eines unbequemen Autors, der seinen Platz in einer Zeit voller Widrigkeiten sucht. Mit der ihm eigenen Nüchternheit blickt Flake zurück. Was er über die Zeit des inneren Exils schreibt, wird zum bitteren Fazit seines Lebens: »Ich lag falsch im Rennen - ich lag falsch mein Leben lang, in diesem Land.«
Der gefragte Autor und Grenzgänger zwischen Deutschland und Frankreich, der Mitarbeiter der 'Neuen Rundschau' gerät mit dem Beginn des inneren Exils als kritischer Intellektueller und überzeugter Einzelgänger zunehmend in Vergessenheit. Mit seiner Autobiographie setzt sich dieser originelle Zeitgenosse und wilde Denker ein eigenes, höchst lebendiges Denkmal.
Autorenporträt
Am 29. Oktober 1880 in Metz als Sohn deutscher Eltern geboren, wuchs Otto Flake im Elsaß auf. In Colmar besuchte er das Gymnasium, in Straßburg studierte er Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Seit 1911 war er regelmäßiger Mitarbeiter der ¿Neuen Rundschaü. 1918 schloß er sich in Zürich kurzzeitig dem Dada-Kreis an. Nach reger Reisetätigkeit ließ sich Flake 1928 in Baden-Baden nieder, wo er am 10. November 1963 starb.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2005

Dichtung ohne Dämmerung
Stolz, Elan und Freisinn: In „Es wird Abend” erzählt Otto Flake aus einem langen Leben
Studienabbruch, Orientierungslosigkeit, Existenzsorgen freier Journalisten und Schriftsteller, Wirtschaftskrisen und höchst komplizierte Familienverhältnisse: Manchmal reibt man sich schon die Augen, wenn man Otto Flakes (1880-1963) autobiografisches Buch „Es wird Abend. Bericht aus einem langen Leben” liest. Gab es das vor hundert Jahren schon alles? Tatsächlich! Und vieles, wie die stets gefährdete Lage der ach so freien geistig Produzierenden, hat sich seit 1900 kaum geändert. Flakes sachliche Einwände gegen die bestehenden Macht- und Geldverhältnisse im Literaturbetrieb bleiben aktuell; ebenso die Einsichten, das Elend der Kritik betreffend.
Schon die sehr klare Beschreibung der seltsamen, von vielen Zu- und Glücksfällen geprägten „Laufbahn” eines der bekanntesten deutschen Schriftstellers der ersten Jahrhunderthälfte fasziniert. Sie hat so gar nichts Folgerichtiges, verläuft vielmehr bis fast 30 derart im Zickzack, dass man mit dem Erfolg schon gar nicht mehr rechnet. Den Leser belohnt die Darstellung dieses Wegs mit Erkenntnissen, die zeitlos bleiben: Mut und Mutwillen liegen dicht beieinander. Flucht ermöglicht unerwartete Ankunft. Geistige und körperliche Beweglichkeit schützen oft, aber nicht immer vor Hunger.
Solche Lebensthemen Flakes finden sich in seinen Büchern wieder: Hundert biografische Romane und romanhafte Biographien, Erzählungen und Essays publizierte er, die vor allem in der Weimarer Republik Furore machten, weil hier einer klar dachte, nicht schwafelte oder herummeinte. Kurt Tucholsky pries ihn deshalb als „unseren bedeutendsten Essayisten neben Heinrich Mann, einen deutschen Wegbereiter, eine geistige Wohltat”, und Stefan Zweig stellte fest: „Ganz fremd ist Flake, ich weiß es, ganz isoliert mit dieser seiner Art in unserer neueren Literatur, aber notwendig, sehr notwendig, denn er beweist den Deutschen, denen Dichtung fast immer eins ist mit Dämmerung, am besten, dass Kunst auch Klugheit sein kann und Klugheit mit Kraft.”
Das gilt auch für Flakes Autobiografie, deren Faktenfülle, deren sachlicher, ruhiger und klarer Stil, deren - meist - uneitle, aber immer sehr eigenwillige Darstellung in vergangene Zeiten entführen und gleichzeitig immer noch aktuelle Probleme behandeln. Nationalismus und Fanatismus kennt der Elsässer, der zeitlebens ein bedeutender Vermittler französischer Kultur war, sehr gut, ebenso die Chancen Europas, die gerade in solchen Überschneidungsgebieten wie dem Elsass leichtfertig verspielt wurden.
Hier beginnt der Reigen seiner berühmten Freunde und wichtigen Bekannten mit René Schickele, Ernst Robert Curtius und Ernst Stadler. Doch um Name-dropping geht es Flake in seinem Lebensbuch nicht. Spannend liest sich, wie er - als politischer und philosophischer Kopf - erst Publizist, dann Autor wird. Die Stationen bis dahin heißen Colmar, Straßburg, Bern, Berlin, St. Petersburg, Bologna, Rom, Paris, Frankfurt. Wahrlich trotz Geldmangels ein wanderlustiger Autor! Und einer, der die Frauen liebte. Beides wird sich erst im Alter legen.
Selten einmal stoßen altertümliche, seltsame Urteile auf über Frauen, Völker und Verdienst (interessant dagegen: jedes Jahr gibt er sein Einkommen an). Manchmal werden einem all die Personen und Einzelheiten zu viel, die kleinen Abschweifungen, aber dann bemerkt man immer wieder, wie angenehm es ist, sich einem wirklichen Strom von Gedanken und Ereignissen anzuvertrauen, der ruhig fließt, tändelnd dann und wann, aber nie träge. Wie kann Flake Landschaften beschwören, wie klar politische Tatsachen erläutern, wie ernst und ironisch seinen eigenwilligen Lebenswandel beschreiben. Dass dabei Werke entstehen, vergisst er nicht. Er nennt sie allerdings mehr, als dass er ausführlich würde. Warum sollte er seine dort deutlichen Gedanken hier unredlich verkürzt wiedergeben!
Stolz, Elan, Freisinn behält er in der Zeit nach 1933, in der er mit seinem Werk, obwohl er auf Bitten seines Verlegers Bermann Fischer das NS-Loyalitätsbekenntnis unterschreibt, zunehmend unterdrückt wird. Flake findet es seltsam und aufschlussreich, dass die verachteten Nazis seine liberale politische Essayistik offenbar nicht zur Kenntnis genommen haben und ihn persönlich in Ruhe lassen.
Nach 1945 beginnt für ihn eine schwerere Zeit, als fast niemand mehr in den Medien seine Mitarbeit wünscht und nur wenige Bücher, dazu unter recht chaotischen Bedingungen, erscheinen können. Seinen Stolz verliert er dabei nicht. So aufschlussreich noch seine detaillierte Beschreibung der Okkupation Baden-Badens durch die Franzosen und die plötzliche Umfärbung brauner Funktionäre ist, so sehr verwundert einen doch die Anspruchshaltung Flakes, der doch wissen konnte, dass es anderen Autoren weit schlechter ging.
Er erlebte 1958 doch noch ein Comeback. Sigbert Mohn nimmt ihn in Verlag, Rolf Hochhuth betreut ihn als begeisterter Lektor, eineinhalb Millionen seiner Bücher verkauft man allein bis 1963. Flake konstatiert es erfreut, führt selbstbewusst die verdienten Ehrungen auf, dazu solche, die er eigentlich verdient hätte. Wichtiger ist ihm bis kurz vor seinem Tod das Denken, das Schreiben. Und das endgültige Scheiden inszeniert er noch im Buch: unweinerlich natürlich, gottlos, bildungsgetröstet, allein.
ROLF-BERNHARD ESSIG
OTTO FLAKE: Es wird Abend. Bericht aus einem langen Leben. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005. 622 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr sei einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Weimarer Republik alles andere als auf Erfolgskurs gewesen, staunt Rezensent Rolf-Bernhard Essig. Derart im "Zickzack" sei Flakes Karriere nach einem Studienabbruch zunächst als Publizist verlaufen, dass man als Leser der Autobiografie schon gar nicht mehr mit so etwas rechne. Und doch, so der Rezensent, würden gerade die Schwierigkeiten, mit denen Flake um 1900 zu kämpfen hatte (beispielsweise die Existenzsorgen eines freien Autors), der Autobiografie gerade heute eine zeitlose Qualität verleihen. Flakes Werk mit rund hundert Romanen, Erzählungen und Essays hebt sich für den Rezensenten durch seine klare Denkweise von der Masse der damaligen Publizistik ab. Zu Recht habe es Tucholsky als "geistige Wohltat" bezeichnet, oder Stefan Zweig darauf hingewiesen, dass Flake den Deutschen zeige, dass Dichtung und Dämmerung nicht identisch seien, aber Kunst und Klugheit durchaus miteinander zu tun haben können. Entsprechend "sachlich, ruhig und klar", so der Rezensent, sei auch diese Autobiografie geschrieben, die einen Lebensweg quer durch Europa nachzeichne. Trotz Flakes gewissermaßen frankophoner Klarheit, als Elsässer sei er zeitlebens ein Vermittler französischer Kultur gewesen, trage seine Handschrift eine zugleich eigenwillige und interessante Note. Unter den Nationalsozialisten habe Flakes frühere liberale politische Essayistik keine Nachteile für ihn gehabt, berichtet der Rezensent, zu dessen eigener Verwunderung. Nach dem Krieg allerdings habe es bis 1958 gedauert, bis Flake als Autor ein Comeback erfuhr.

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr