Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 4,00 €
  • Broschiertes Buch

Nach seiner Deportation aus Frankreich nach Auschwitz wurde der Autor ab 1943 als Zwangsarbeiter in dem Rüstungsbetrieb "Oberschlesische Hydrierwerke" eingesetzt. Er berichtet realistisch und detailliert über die Schindereien von Menschen in den bis heute kaum berichteten KZ-Außenlagern "Laurahütte" und "Blechhammer" (bei Kattowitz).

Produktbeschreibung
Nach seiner Deportation aus Frankreich nach Auschwitz wurde der Autor ab 1943 als Zwangsarbeiter in dem Rüstungsbetrieb "Oberschlesische Hydrierwerke" eingesetzt. Er berichtet realistisch und detailliert über die Schindereien von Menschen in den bis heute kaum berichteten KZ-Außenlagern "Laurahütte" und "Blechhammer" (bei Kattowitz).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2001

Jüdische Identität

WIEDERGUTMACHUNG. In seiner deutschen Muttersprache schrieb der amerikanische Diplomat Ernest Koenig Anfang der neunziger Jahre eine Autobiographie. Nun liegt der erste Teil dieser Lebensgeschichte (1917 bis 1945) vor. Aufgewachsen im liberalen Bildungsbürgertum Mährens, besucht er ein humanistisches Elitegymnasium. Der Student an der Prager Karls-Universität, die er als "Bollwerk der Deutschen gegen die Tschechen" beschreibt, erlebt die Nazis in seiner Umgebung als politisch militant, aber nicht offen antisemitisch. Als seine Familie enteignet und vertrieben wird, weilt Koenig als Austauschstudent in Frankreich. Nach Ablauf seines Visums entzieht er sich der Verhaftung als illegaler Flüchtling durch Eintritt in die tschechoslowakische Exilarmee. Kurz vor Hitlers Einmarsch in Paris flieht er in den unbesetzten Süden. Dort wird er von der Vichy-Regierung 1940 im Lager Le Vernet als unerwünschter Deutscher interniert und 1942 als Jude nach Auschwitz deportiert. Die SS teilt Koenig zur Zwangsarbeit ein: Dadurch entgeht er der sofortigen Vernichtung und überlebt das "Dritte Reich" in den Außenlagern Laurahütte und Blechhammer. Leid, Terror und Ausbeutung in Auschwitz stehen nicht im Vordergrund der Erzählung. Der plakative Titel des Buches ist somit irreführend. Mit den Erinnerungen an seine Jugend macht Koenig vielmehr auf die Gefahren mangelnder gesellschaftlicher Integration von Minderheiten aufmerksam. Dieses Anliegen wird auch in einem kurzen Nachwort deutlich, das den zweiten Teil der Memoiren (1946 bis 1990) auf leider nur wenige Seiten zusammenfaßt: Nach Kriegsende wandert Koenig in die Vereinigten Staaten aus, studiert Volkswirtschaft und arbeitet ab 1951 für die Regierung, zunächst in Washington und dann in der amerikanischen Botschaft in Bonn. Mit Erschütterung beobachtet der Diplomat in der Bundesrepublik Deutschland, daß nur wenige Menschen die Vernichtung der deutschen Juden als einen Verlust ihrer eigenen Kultur empfunden haben. Nicht materielle Entschädigung, sondern die Anerkennung deutscher jüdischer Identität ist für Ernest Koenig das zentrale Element der Wiedergutmachung. (Ernest Koenig: Im Vorhof der Vernichtung. Als Zwangsarbeiter in den Außenlagern von Auschwitz. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gioia-Olivia Karnagel. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000. 181 Seiten, 19,90 Mark.)

MONIKA LÜTKE-ENTRUP

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Leid, Terror und Ausbeutung in Auschwitz, schreibt Monika Lütke-Entrup, stehen nicht im Vordergrund der Autobiografie des US-Diplomaten Ernest König. Der "plakative" Titel von deren jetzt vorliegendem ersten Teil führe mithin in die Irre. König erzählt, so referiert die Rezensentin, wie er im mährischen Bürgertum aufwächst, später Student in Prag und, nach dem Einmarsch der Deutschen, Soldat der tschechoslowakischen Exilarmee in Frankreich ist. Als unerwünschter Deutscher wird er von der Vichy-Regierung interniert, dann als Jude von den Deutschen nach Auschwitz deportiert, wo er zur Zwangsarbeit eingeteilt wird und deshalb überlebt. Mit den Erinnerungen an seine Jugend, so Lütke-Entrup, verfolgt König vor allem das Anliegen, auf die Gefahren mangelnder Integration gesellschaftlicher Minderheiten aufmerksam zu machen. Als Angehöriger der amerikanischen Botschaft in Bonn habe König beobachtet, dass nur wenige Menschen in Deutschland die Vernichtung der deutschen Juden als Verlust eigener Kultur empfunden hätten. Zentrales Element der Wiedergutmachung sei für ihn deshalb nicht materielle Entschädigung, sondern die Anerkennung deutscher jüdischer Identität.

© Perlentaucher Medien GmbH