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Unter der scheinbar weißen Weste vieler Berater sieht es düster aus: Gefälschte Spesenabrechnungen, überhöhte Honorare, fiktive Arbeitsstunden, nichtexistente Mitarbeiter, doppelte und dreifache Berechnung von Leistungen - das sind nur einige der verbreiteten Praktiken der Branche. Wichtigstes Ziel ist oftmals, die Beratung so zu steuern, dass Folgeaufträge entstehen. Echte Problemlösung für den Kunden tritt dabei in den Hintergrund. Mit spannenden Insiderberichten gibt Unternehmensberater Neil Glass aufschlussreiche Einblicke in die tägliche Arbeit und die Strategien der…mehr

Produktbeschreibung
Unter der scheinbar weißen Weste vieler Berater sieht es düster aus: Gefälschte Spesenabrechnungen, überhöhte Honorare, fiktive Arbeitsstunden, nichtexistente Mitarbeiter, doppelte und dreifache Berechnung von Leistungen - das sind nur einige der verbreiteten Praktiken der Branche. Wichtigstes Ziel ist oftmals, die Beratung so zu steuern, dass Folgeaufträge entstehen. Echte Problemlösung für den Kunden tritt dabei in den Hintergrund. Mit spannenden Insiderberichten gibt Unternehmensberater Neil Glass aufschlussreiche Einblicke in die tägliche Arbeit und die Strategien der Branche.
Gefälschte Spesenabrechnungen, überhöhte Honorare, fiktive Arbeitsstunden - unter der scheinbar weißen Weste vieler Beratungen sieht es düster aus. Es wird gelogen und betrogen, ausgenutzt und abgezockt. Wo der eigene Profit das oberste Ziel ist, tritt das Problem des Kunden in den Hintergrund. Jährlich verschwenden Unternehmen Milliarden für nutzlose oder gar ruinöse Projekte - und die Berater kassieren ab. Erstmals deckt mit Neil Glass ein Insider die ungeheuerlichen Praktiken der notorisch verschwiegenen Branche.
Autorenporträt
Neil Glass ist Unternehmensberater und Management-Autor. Nach fast 20 Jahren im internationalen Management-Consulting-Geschäft arbeitet Neil Glass heute für eine kleine europäische Unternehmensberatung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2006

Profitgier und Schwachstellen
Neil Glass rechnet mit den Tricks der Unternehmensberater ab

Die Arbeit von Unternehmensberatungen ist durchaus umstritten. Einerseits gelten sie als attraktive Arbeitgeber, die abwechslungsreiche Projekte und hohe Gehälter bieten. Andererseits werden sie als überteuert kritisiert und sind als Arbeitsplatzvernichter gefürchtet. Rolf Hochhuth widmete diesem Spannungsverhältnis mit "McKinsey kommt" sogar ein Theaterstück, über das heftig diskutiert wurde. Bei aller Ambivalenz ist allerdings festzustellen, daß relativ wenig über die konkreten Tätigkeiten der Unternehmensberatungen bekannt ist. Von ihren Erfolgen und Mißerfolgen erfährt die Öffentlichkeit nur in Ausnahmefällen wie dem Projekt des "virtuellen Stellenmarkts" der Beratungsgesellschaft Accenture im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit, das wegen der Auftragsvergabe und der Kostenexplosion in die Schlagzeilen geriet.

Das vorliegende Buch verspricht nun die Enthüllung umfangreichen Insiderwissens über die Großen der Beratungsbranche. Der Brite Neil Glass beruft sich dabei auf eigene Erlebnisse aus mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit. In Großbritannien hatte er das Buch im vergangenen Jahr unter dem Pseudonym David Craig und im Selbstverlag publiziert. Die deutsche Ausgabe ist nun bei Campus und in Zusammenarbeit mit Rainer Steppan erschienen, der ebenfalls als Kritiker der Unternehmensberater bekannt ist. Bis auf wenige Anmerkungen bleibt das Buch aber auf die britischen Erfahrungen bezogen. Glass wechselt mehrmals die Perspektive zwischen persönlich gefärbten Beschreibungen der verschiedenen Stationen seiner Karriere und allgemein gehaltenen Passagen mit dem Versuch einer tiefergehenden Analyse. Die Identität seiner früheren Arbeitgeber versucht er mit Bezeichnungen wie "Holzfäller", "Familie" oder "Massive Systems" zu verschleiern, was angesichts der beschriebenen Gegebenheiten aber teilweise leicht zu durchschauen ist.

Insgesamt zeichnet Glass ein überaus negatives Bild der Unternehmensberater und spart nicht mit deutlicher Kritik an deren Führungspersonal. Ihr Verhalten sei (nahezu ausschließlich) getrieben von schier unersättlicher Profitgier. Im Grunde genommen gehe es nur darum, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kunden Aufträge zu akquirieren und dafür auch noch überhöhte Rechnungen zu stellen. Dazu werde eine ganze Palette von Tricks angewendet, um Widerstände gegen die Erteilung millionenschwerer Beratungsaufträge zu überwinden. Als besonders wirkungsvoll beschreibt Glass die Konfrontation mit "Killer Findings". Mit der Aufdeckung derart titulierter, gravierender Schwachstellen werde das Vertrauen der Manager zu ihren eigenen Mitarbeitern erschüttert, so daß sie in die Erteilung umfangreicher Beratungsaufträge einwilligten. Dazu bedürfe es nicht einmal besonders kompetenter Berater. Vielmehr würden, wenn man es nur geschickt anstelle, die Argumente oftmals von den Mitarbeitern der Kunden selbst geliefert - entweder durch eine Art teilnehmende Beobachtung oder durch schlichte Befragungen.

Angesichts dieser aggressiven Auftragsakquisition könne es kaum verwundern, daß sich der in Aussicht gestellte Nutzen für den Kunden als weitgehend leere Versprechung erweise. Nach der Einschätzung von Glass ist höchstens ein Drittel der Beratungsprojekte erfolgreich. Bis zu einem Viertel habe dagegen Nachteile für die Kunden zur Folge. Er kennt angeblich sogar einen Fall, in dem die (falsche) Beratung zum Zusammenbruch des Unternehmens geführt habe. Doch damit nicht genug. Nicht nur die großen Beratungsunternehmen kommen bei Glass schlecht weg, sondern auch deren Auftraggeber. So scheint es vor allem die Inkompetenz oder Ignoranz der Topmanager zu sein, die den Beratern reihenweise millionenschwere Aufträge beschert: Hätten diese ihre Unternehmen im Griff, so gäbe es nach Glass auch keinen Ansatzpunkt für die Verkaufstricks der Berater.

Das ist ziemlich starker Tobak, der zudem über weite Strecken in durchaus reißerischen Formulierungen präsentiert wird. Offensichtlich hatte Glass mit den großen Beratungsfirmen eine Rechnung zu begleichen. Insofern bietet das Buch keine objektive Analyse der Arbeitsweise von Unternehmensberatungen. Nur an wenigen Stellen gesteht Glass zu, daß es auch nutzbringende Beratungsleistungen gibt.

Trotzdem entwickelt er am Ende des Buchs auf sechs Seiten Kriterien für die Auswahl erfolgversprechender Beratungsprojekte. Dazu zählen die Überprüfung der Kompetenz der entsandten Berater, die Vereinbarung fester Zeit- und Budgetvorgaben sowie ein teilweise erfolgsabhängiges Honorar. Damit sei es recht einfach, wertsteigernde Beratung einzukaufen. Wenn das so stimmt, muß man sich erst recht wundern, warum viele Großunternehmen Millionen von Euro für Beratungsprojekte ausgeben, die offensichtlich nur der Bereicherung der Berater und deren Chefs dienen.

ARNDT CHRISTIANSEN.

Neil Glass: Die große Abzocke. Die skandalösen Praktiken der Unternehmensberater. Campus-Verlag, Frankfurt 2006, 260 Seiten, 19,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Neil Glass weiß, wovon er spricht." - Michael Prellberg, FTD

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eher zurückhaltend äußert sich Arndt Christiansen über Neil Glass? kritisches Buch über die Unternehmensberaterbranche. Das durchweg "negative Bild" von profitgeilen, mit allerlei miesen Tricks arbeitenden und den Firmen meistens nur schadenden Beratern, das dem Leser geboten wird, erweckt bei Christiansen den Eindruck, der Autor habe noch ein Hühnchen mit ehemaligen Arbeitgebern zu rupfen. Eine neutrale Inspektion der Arbeitsweise von Unternehmensberatungen darf man daher seines Erachtens hier nicht erwarten.

© Perlentaucher Medien GmbH